Willkommen im Reich der Düfte

„Zeig mir, wie du riechst und ich sage dir, wer du bist!“ Die Frage nach dem richtigen Parfum ist hochindividuell und auch unser Verhalten wird durch Düfte beeinflusst. Heute sind es kleine, individuelle Parfümeure, die die Trends der Saison setzen und unendliche Vielfalt ins Duftportfolio bringen.
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Adobe Stock, Romy Karabacek/Nägele und Strubell

Unzählige kleine Duftmanufakturen säumen die Wände gehobener Parfümerien. Sich hier von Flakon zu Flakon zu hangeln, gleicht einem Ding der Unmöglichkeit, denn nach 5 bis 10 Geruchsproben ist die Nase ermüdet. Der Duftflaneur von heute muss wissen, was er will. Nicht allein die eigenen Duftvorlieben stehen im Vordergrund, sondern auch die Wirkung der Essenzen. Sei es, um aktiv zu entspannen, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen oder einfach Erinnerungen wach zu rütteln. All das können Düfte heute und noch viel mehr…

Acqua di Parma ist Italien, Dolce Vita und das blaue Meer.“

Tanja Schuster, Parfumexpertin bei Nägele & Strubell

In Erinnerungen schwelgen

Düfte wirken direkt auf unser Unterbewusstsein und bleiben dort mit unseren Erinnerungen verknüpft. Denn unser Gehirn speichert neben der Duftzusammensetzung auch Stimmung und Gefühle, die mit ihm in Verbindung stehen. Düfte besitzen die Magie, vergangene Zeiten aufleben zu lassen. So wird die Hochzeit mit einem einzigartigen, exklusiven Parfum noch unvergesslicher. „Wann immer man es aufträgt, es bringt einen immer wieder zu diesem großen Tag zurück. Petite Chérie von Goutal mit Birnenblüten ist ein zauberhafter Fragrance für den Neubeginn“, erklärt Tanja Schuster: „Später kommena all die großen Emotionen und Erinnerungen sofort zurück, mit nur einem Druck auf den Zerstäuber.“

Individualität verpflichtet

Es braucht Duftoffenheit, um sich an Nischenprodukte heranzuwagen. Für das Büro oder das Bewerbungsgespräch eignen sich am besten Zitrusnoten, wie die Neuauflage des Klassikers Gin Fizz, dem Lieblingsduft von Grace Kelly, etwas mutiger ist hier Gypsy Water, der mit Weihrauch, Sandelholz Kiefer und Ambra eine wilde Seite zeigt. Wer auf der Suche nach etwas gänzlich anderem ist, der greift mit Boho Boco zu Fragrances, die aus Lebensmitteln wie Pilzen oder Karotten hergestellt wurden. Am individuellsten sind aber synthetische Moleküldüfte wie NOT A PERFUME von Juliette Has a Gun, die erst in Verbindung mit der Haut ihr Aroma entwickeln, so duftet jeder Träger anders und sie halten wesentlich länger an als klassische Düfte. „Ein Parfum ist wie ein Seidenhemdchen“, erklärt Parfumexpertin Schuster: „In der Arbeit sollte man lieber dezent auftragen, aber wenn man ausgeht, darf es ruhig etwas mehr sein.“

Jugendlicher Leichtsinn

Die Jugend gibt wieder gerne Geld für gute Düfte aus und bevorzugt es intensiv und süß. Die Geschlechterrollen verschwimmen und so erscheinen heute die meisten Fragrances als Unisexprodukte. Wer es wild mag, dem empfiehlt Tanja Schuster das brandneue 724: „Dieser einmalige Duft von Kurkdjian ist eine Hommage an 7 Tage und 24 Stunden in New York, fordernd, intensiv und genau richtig für den Städtetrip deines Lebens oder eine durchtanzte Nacht.“ Diese erregenden Düfte enthalten oft Sandelholz, Moschus, Tonkabohne, Tuberose oder Kokos und vermitteln pure Lebenslust.

Die Amatrius Gründer GEZA SCHÖN, NORA NAISBITT und HANNS HATT

Düfte wandern zunächst über die Nase ins Gehirn und werden dort im Gedächtnis und im Informationsgedächtnis gespeichert. Dabei werden die Duftzusammensetzungen gemeinsam mit Stimmung und Gefühl abgespeichert. Kurz gesagt: Stimmt die Stimmung, wird der Duft positiv abgespeichert.

Basierend auf diesem Konzept habe ich zusammen mit Unternehmerin Nora Naisbitt und dem Parfumeur Geza Schön 4 Unisex-Wirkdüfte entwickelt. Das Ergebnis ist Amatrius: Enjoy me, Unplug me, Recharge me und Love me.

Hans Hatt, Geruchsforscher und Zellphysiologe von der Ruhr-Universität Bochum

Mit dem ganzen Körper riechen

Doch wir nehmen Düfte nicht nur über unsere Riechzellen in der Nase auf. „Wir haben Duftrezeptoren in allen Körperzellen, der Haut, dem Darm oder Gehirn und Lunge. Auch wenn wir unterschiedliche Vorlieben haben, beruhigen Rose oder Lavendel jeden Menschen und Zitronenaromen wirken anregend, das ist körperlich messbar“, erklärt Hans Hatt im Interview. Zusätzlich beeinflussen uns Pheromon Rezeptoren direkt, sind mit spezifischen Gehirnregionen verbunden und können sogar unser Verhalten steuern. „Hedion beispielsweise ist ein Vertrauens- und Nähe-Pheromon. Es dockt direkt in jenen Hirnregionen an, die für die Mutter-Kind Bindung verantwortlich sind und man wird dazu verleitet, mehr zu geben als zu nehmen“, so Geruchsforscher Hatt.

„Es gibt in der Nase 400 verschiedene Geruchsrezeptoren, aber erst von 20 Prozent weiß man, welche Gerüche sie tatsächlich aufnehmen“, weiß Hans Hatt und ergänzt: „Trotzdem ist riechen ein bewusster Lernprozess, wer sich mehr mit Düften beschäftigt, nimmt mehr davon wahr.“ Deswegen lohnt es sich, bei der Parfumauswahl auf professionelle und erfahrene Beratung zu vertrauen, damit die Reise durch das Reich der Düfte auch am richtigen Ziel endet und der perfekte Fragrance jeden Anlass auf seine Weise verzaubert.

2024-03-20T14:45:59+01:00

Teile diesen Beitrag

Nach oben