
Frostig schön
Eisbaden ist in aller Munde, die positive Wirkung der Kälte auf Körper und Gesundheit schon lange kein Geheimnis mehr. Und auch unser Aussehen profitiert von extremen Minusgraden!
Drei Minuten bei minus 110 Grad Celsius! Klingt unvorstellbar, wird in der Eisbox jedoch Realität. Die Tür geht auf, im ersten Moment fühlt sich die Kälte schon einmal gar nicht so schlimm an, eher erfrischend – und irgendwie seidenweich. Langsam streicht die auf weniger als minus 110 Grad gekühlte Luft um den Körper. Aus den Lautsprechern motiviert der zuvor gewählte Lieblingssong, sich ein wenig zu bewegen. Das ist wichtig, damit sich um den Körper kein Wärmefeld bildet und die Kälte an jeden Zentimeter Haut herankommt, hat Tugba Demir vorab erklärt, die mit ihrem Mann den Cryopoint Salzburg führt.
Wie versprochen, ist die Kälte sehr trocken und fühlt sich tatsächlich nicht unangenehm an, die Zeit vergeht anfangs wie im Flug, schon ertönt eine Stimme aus dem Lautsprecher, die das Ende der ersten Minute verkündet. Langsam breitet sich dann doch eine Gänsehaut am ganzen Körper aus, man spürt förmlich, wie die Haut sich zusammenzieht. Nicht unangenehm – aber deutlich kalt! Andererseits hat wohl jeder am Weihnachtsmarkt schon schlimmer gefroren.
Denn im Handumdrehen kündigt sich das Ende der eisigen drei Minuten an: Für zehn Sekunden wirbelt der Booster die kalte Luft durch die Box und irgendwie ist man dann doch froh, wenn sich die Tür öffnet und man zurückkehrt zur Raumtemperatur. Und dann überwiegt die Euphorie!

Tugba Demir, Cryopoint Salzburg
Hellwach
Was ist nun in diesen drei Minuten passiert? Bei extremen Temperaturen wie minus 110 Grad Celsius gibt das Gehirn das Signal: Runterfahren! Durchblutung und Stoffwechsel verlangsamen sich, der Körper fährt auf Sparmodus. Nach drei Minuten Kälte, wieder in angenehmer Raumtemperatur, legt er schließlich einen kompletten Neustart hin: Der Stoffwechsel wird angekurbelt, ebenso wie die Durchblutung, um den Körper wieder auf Betriebstemperatur zu bringen.
Die Wirkung ist vielfältig: Haut und Gefäße werden elastischer, Falten, Hautbild, Cellulite und sogar kleine Fettpölsterchen werden reduziert und der Kalorienverbrauch wird angeregt. „In den Stunden nach dem Besuch in der Eisbox können noch bis zu 700 Kilokalorien zusätzlich nachverbrannt werden – ohne etwas zu tun“, so Tugba Demir.
Neustart für Körper, Geist und Seele
Die positive Wirkung von Kälte ist heute durch zahlreiche Studien erwiesen: Kälte stärkt das Immunsystem sowie die Leistungsfähigkeit und Regeneration nach dem Sport, wirkt sich positiv auf Entzündungen und Hautprobleme aus, fördert die Ausschüttung von Glückshormonen und wirkt dabei stressabbauend. Vorteile, die all die Mutigen, die sich auch im Winter nicht vom Eisbaden und eiskalter Dusche abhalten lassen, längst kennen. Der Vorteil der Eiskammer: Die Überwindung einzutreten, ist vergleichsweise gering – und nach drei Minuten ist der Spuk vorbei! Zusatznutzen für alle Frostbeulen: Man härtet ab, auch im Winter lassen sich kalte Temperaturen besser aushalten!
Zarte Haut
Auch die Gesichtshaut freut sich über den Kälte-Kick. Kryobehandlungen für Gesicht, Hals und Dekolleté erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Durch flüssigen Stickstoff gekühlte Luft wird dabei mit einem Steamer auf die Haut gestrahlt. Temperaturen von bis zu minus 180 Grad Celsius kurbeln die Durchblutung an und regen den Transport von Nährstoffen, Sauerstoff und Kollagen an, für ein ebenmäßiges und verjüngtes Hautbild. „Die Behandlung mit dem Cryo Facial ist ein richtiger Frische-Kick, nach der sechsminütigen Anwendung ist der Glow-Effekt sichtbar! Bei regelmäßiger Anwendung können Falten, Augenringe und Hautunreinheiten deutlich reduziert werden“, so Tugba Demir.
Kälte als Fettkiller
Wahrscheinlich gibt es keinen einfacheren Weg, Fett zu verlieren als durch Kälte. Kryolipolyse ist das Zauberwort – eine medizinische Behandlung, die die Fettzellen erfrieren lässt. Ohne chirurgischen Eingriff ist es so möglich, Fettdepots zu reduzieren. Die Haut der Fettzellen ist nämlich besonders kälteempfindlich und zerplatzt durch die Kälteanwendung. Das Fett wird daraufhin über die Leber abgebaut und über die Lymphe und den Darm abtransportiert. Das vollständige Ausscheiden dieser Fettzellen dauert in etwa drei Monate – dann zeigen sich auch die Ergebnisse.
„Pro Behandlung und Areal können im Durchschnitt 25 Prozent der vorhandenen Fettzellen durch Kälte zerstört werden“, erklärt Dr. Birgit Pössl, Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive & Ästhetische Chirurgie in Salzburg, „diese regenerieren sich auch nicht. Aber natürlich können sich die verbleibenden Fettzellen wieder füllen, sobald man an Gewicht zunimmt.“
Gegenüber der Fettabsaugung (der einzigen anderen Möglichkeit, Fettzellen loszuwerden), bietet die Kryolipolyse etliche Vorteile: Die Behandlung erfolgt ambulant und nicht invasiv, ohne Narkose, Spritzen oder Narben – direkt im Anschluss kann der Behandelte wieder seinem Alltag nachgehen. „Die Kryolipolyse ist sozusagen eine Behandlung to go“, so Pössl, „zudem sehr sicher und effizient, wenn es um die Behandlung von hartnäckigen Fettpölsterchen geht. Für Menschen, die generell übergewichtig sind, ist sie jedoch der falsche Ansatz.“


Birgit Pössl, Ordination zeitlosschön
Cool durch den Alltag
Auch in der täglichen Pflegeroutine ist Kälte ein gutes Mittel, um der Haut (und sich selbst) den Frische-Kick zu verleihen. Wer sich beim besten Willen nicht zur kalten Dusche oder Wechseldusche überwinden kann, sollte klein anfangen: zum Beispiel mit einem eisigen Gesichtsbad. Gegen Augenschatten und geschwollene Lider helfen der Jadestein-Roller direkt aus dem Kühlschrank oder eine kühlende Augenmaske. Tipp: Gelmasken für Gesicht und insbesondere für die Augenpartie wie beispielsweise von Garnier haben einen Kühleffekt auf die Haut von minus 7 Grad Celsius, erfrischen und straffen die Haut. Wer seine gewohnten Kosmetika nicht missen will, kann Cremes und Seren beispielsweise in kleinen Mengen einfrieren und diese bei Bedarf als „Beauty-Eiswürfel“ über Gesicht, Hals und Dekolleté gleiten lassen. Auch das bringt den belebenden Frische-Kick!
Text: Doris Thallinger Fotos: Cryopoint Salzburg, Jan Frankl, adobe.stock.com