Geheimtipp in der Toskana 

Eine Reise nach Arezzo ist eine Reise ins Herz Italiens, nicht nur geografisch, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist die unverfälschte Ursprünglichkeit dieser Kulturlandschaft, die die Seele des Reisenden berührt. In der Provinzhauptstadt selbst oder in den umliegenden Hügeln und Dörfern findet der Flaneur noch ‚Dolce Vita‘ abseits ausgetretener Touristenpfade.

Die Provinz Arezzo liegt im östlichen Teil der Toskana, weit abseits des Meeres, zirka 80 km südlich von Florenz. Die typischen toskanischen Hügel und Weinberge werden durch die ausgedehnten Bergwälder des Apennins kontrastiert, darin eingebettet wie ein Edelstein liegt die Provinzhauptstadt Arezzo. Bewog die geschützte Lage schon vor 3000 Jahren etruskische Siedler dazu, die Stadt zu gründen, bildet sie heute den idealen Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen im Umland und scheint gleichzeitig ein natürlicher Schutz vor allzu vielen Touristen zu sein. 

La Vita e Bella in Arezzos Altstadt

Die Stadt Arezzo mit ihren 100.000 Einwohnern ist die Geburtsstätte des Dichters Francesco Petrarca, der als einer der Begründer der italienischen Renaissance angesehen wird. In der historischen Altstadt, dem Centro Storico, fühlt man sich noch immer in diese Zeit hineinversetzt. Sie ist ein Juwel, das ausgehend von der Piazza Grande im Zentrum immer wieder neue Überraschungen für den Flaneur bereithält. Hier eine umwerfend charmante Trattoria, dort ein liebevoll geführtes Antiquitätengeschäft, dazwischen zahlreiche Kulturdenkmäler. Auf der ‚Must-See‘ Liste steht der pittoreske Palazzo delle Logge del Vasari, der Duomo dei Santi Pietro e Donato und die Festung der Medici aus dem 16. Jahrhundert. Cineasten begeben sich auf die Suche nach den zahlreichen Drehorten von Roberto Benignis „La Vita e Bella“. 

Den Musen gefällt der Wald,
verhasst sind dem Dichter die Städte.

 Francesco Petrarca 

 Grandiose Aussicht im mittelalterlichen Dörfchen Cennina 

Schöne Aussichten
im Val d‘Ambra

Packt einen die Sehnsucht nach Weitblick, lohnt sich die Reise ins 35 Kilometer entfernte Val d‘Ambra. Ausgehend von der rustikalen Ortschaft Duddova, führt der aussichtsreiche Weg über Berge und Hügel durch kleine Wälder und Olivenhaine bis zum Örtchen Cennina und seiner Festung aus dem 12. Jahrhundert. Zwischen den Steinmauern und Gassen herrscht meist tiefe Stille, ideal um die majestätische Aussicht auf die Täler des Arno und Ambra bis zum Monte Verna zu genießen. Vollendet man den Rundweg zurück nach Duddova, hat man sich eine Stärkung verdient. Die Spaghetti al finocchietto selvatico in der Bottega dei Duddova, die vom Ehepaar Leonardo und Valeria geführt wird, sind ein Hochgenuss.

Durch die Balze

Die einzigartigen Hügel der Balze, nördlich von Arezzo, eignen sich hervorragend für spektakuläre Wanderungen. Die grauen bis ockerfarbenen Felsformationen entstanden über Jahrtausende durch Erosion und vermischen sich mit dem Grün der Eichenwälder und Felder. Es ist jene Landschaft, die Leonardo da Vinci als Hintergrund für seine Mona Lisa wählte. Auf dem Rückweg nach Arezzo bietet sich ein Abstecher zur „Merenda“, der italienischen Brotzeit in der Fattoria La Vialla in Castiglion Fibocchi an. Auf dem 1600 Hektar großen Demeter-Hof werden Wein, Olivenöl, Antipasti und noch einiges mehr rein biodynamisch produziert. Die liebevoll restaurierten Bauernhöfe der Fattoria sind die beste Adresse, um einen authentisch-toskanischen Urlaub zu verbringen. 

 Der intensive und frische Geschmack der Spaghetti al finocchietto selvatico (Wildfenchelspaghetti) gibt neue Energie nach einer langer Wanderung. 

Typisch toskanische Momente: rustikale Brotzeit in der Fattoria La Vialla.  www.lavialla.com 

Majestätisch fügt sich Franz von Assisis Kloster La Verna in die umliegende Natur ein.

Auf den Spuren des
Franz von Assisi

Majestätisch, inmitten des toskanischen Apennins, thront das Kloster La Verna auf einem Felsen in 1128 Metern Höhe. Franz von Assisi gründete das Kloster im 13. Jahrhundert und empfing hier seine Wundmale. Umgeben von Bergwäldern ist es eines der schönsten Klöster Italiens und lädt zum stillen Staunen über die Großartigkeit der Natur ein, die Assisi so verehrte. Auch auf Dante Alighieri wirkte die wilde Schönheit so beeindruckend, dass er den unterhalb der Kapelle der heiligen Maria Magdalena gelegenen Sasso Spicco in seiner Göttlichen Komödie erwähnt. Sehenswert ist die tägliche Prozession der Franziskanermönche zum Gebet.

Für Entdecker, Flaneure
und Geniesser

Die Täler, Hügel und Berge der Provinz Arezzo behüten einzigartige Ortschaften, magische Plätze und Ausblicke. Leidenschaftliche Genießer und „Slow-Foodies“ sind hier ebenso gut aufgehoben, wie Kulturhungrige und Naturbegeisterte. Fühlt man sich von der einzigartigen Schönheit des Landstriches überwältigt, befindet man sich in bester Gesellschaft. Für Francesco Petrarca war sie Quell der Inspiration, Dante Alighieri bewunderte sie und bei Michelangelo und Da Vinci bildet sie den Hintergrund ihrer größten Werke. Schmerzen dann die Füße von all den großartigen Entdeckungsreisen, bleibt dem Besucher noch immer die italienischste aller Tätigkeiten: ‚Dolce far niente‘ – das süße Nichtstun.

 Arezzo ist auch für seine Antiquitätenhändler berühmt 

Text: Dominic Schafflinger  Fotos: Marcello Comanducci, ICASTICA, Hetty van Oijen, La Vialla, Alessandro Falsetti, Atlantide ADV

2023-03-22T11:45:19+01:00

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