BMW i7 – Die Zukunft der Luxuslimousine?

„Nobel geht die Welt zugrunde“, sagt das Sprichwort – nicht so mit dem Edel-BMW i7. Ganz ohne CO2 Ausstoß verweist er Bentley und Royce Rolls in Bezug auf Fahrspaß und Technologie auf die hinteren Plätze. Bei modernstem Luxus im Fond und endloser E-Power unter der Haube stellt sich die Frage, ob man lieber stilbewusst hinten Platz nimmt, oder gleich selbst das Steuer übernimmt.

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Als ich bei Auto Frey in der Alpenstraße das erste Mal in den i7 xDrive60 steige, lässt sich ein ehrfürchtiges Raunen nicht unterdrücken: Eine unglaublich edle und bullige Silhouette, auf Knopfdruck öffnende und schließende Türen und Swarovski Kristall-Scheinwerfer, im Innenraum Captains Chair, innovative Touchscreen-Steuerung und Kinofeeling im Fond.

Entspannung auf höchstem Niveau

Erstmal geht es in die zweite Reihe, denn die hinteren Sitze bieten unzählige innovative Features. Wer den Luxusliner besteigt, muss sich zuallererst im (optional erhältlichen) Captains Chair niederlassen. Der Vordersitz klappt nach vorne, die Beinauflage fährt aus und der Sitz geht in eine entspannte Liegeposition. Das muss man erlebt haben. Der Komfort erinnert an eine First Class Flugzeug-Kabine. Dass überhaupt so viel Platz vorhanden ist, um die Beine gemütlich auszustrecken, liegt an der Länge des i7, der stolze 5,40 Meter misst. Der Blick wandert nach oben und ich blicke durch das riesige Panorama Glasdach, das nachts dynamische Lichteffekte erzeugen kann. Doch ich bin mit dem Rückbankerlebnis noch nicht am Ende, ein 80 Zentimeter großer Bildschirm mit 8K-Auflösung faltet sich aus dem Dachhimmel herunter, die Sonnenrollos an den Fenstern schließen sich, das Ambientlight wird gedimmt, und eine von Oscarpreisträger Hans Zimmer exklusiv für BMW komponierte Melodie erklingt, um das kommende Filmerlebnis anzukündigen.

Entertainment und Antrieb

Das Entertainment im i7 wird über einen zwar nicht intuitiven, aber schnell beherrschbaren 5,5 Zoll Touchscreen gesteuert, der in den Türen der zweiten Reihe verbaut ist. Ich kann aus verschiedenen Streaming-Diensten wählen, darunter Amazon Prime, Netflix und Spotify. Das Bowers & Wilkins-Soundsystem mit bis zu 35 Lautsprechern und 1965 Watt sorgt für ein beeindruckendes Klangerlebnis. Für noch mehr Entspannung gibt’s eine Massagefunktion auf allen vier Sitzen. Diese wird mir allerdings regelmäßig nach 10 Minuten zu anstrengend und ist mehr zur kurzen Lockerung verspannter Muskeln auf Langstreckenfahrten gedacht und keinesfalls für den Dauerbetrieb. Was bei einem Auto dieser Liga definitiv fehlt, ist ein Kühlschrank für den Champagner. Dafür kann in der in Kürze lieferbaren M70 Version die Rückbank dann gekühlt werden, immerhin.

Doch der BMW i7 überzeugt nicht nur mit Luxus und Entertainment, sondern auch mit beeindruckender Leistung. Ich nehme am Fahrersitz Platz und chauffiere das 2,7 Tonnen schwere Gefährt gemütlich durch den Salzburger Feierabendverkehr. Die Fahrassistenten arbeiten so zuverlässig, wie von BMW gewohnt. Automatisiert bremsen, anfahren und Spur wechseln funktioniert hervorragend. Bei BMW betont man stets, dass man eigentlich auf der Autobahn komplett autonom fahren könnte, aber halt aus gesetzlichen Gründen nicht darf, und das ist auch durchaus glaubhaft. Auf der Landstraße Richtung Mattsee angekommen, übernehme ich selbst volle Kontrolle über die zur Verfügung stehenden 544 PS, die an beiden Achsen auf die Straße übertragen werden, und trete das Gaspedal durch. Ich fühle mich wie Tom Cruise in seiner Top Gun F14, als mich die Elektromotoren in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 katapultieren. Da dieser Vorgang ohne Schalten und Ruckeln vor sich geht, hat man das Gefühl, noch schneller zu beschleunigen und durch die Größe und das Gewicht des Gefährts fühlt man sich absolut sicher und trotzdem leidet man unter leichtem Kontrollverlust.

Auch in den Kurven spürt man Größe und Gewicht. Obwohl oder gerade weil die Assistenten so zuverlässig arbeiten und man unglaublich schnell um die Kurven kommt, fühlt sich das alles etwas synthetisch an. Wer den Fahrspaß eines Sportwagens sucht, wird hier nicht fündig, aber das will der i7 auch gar nicht. Die Motorisierung ist ein Statement, das mit seinen maximalen 745 Newtonmetern darauf ausgelegt ist, den Fahrgast möglichst schnell, sicher und entspannt von A nach B zu bringen. Schluss ist bei 240 km/h elektronisch abgeriegelt, wie auch der Rolls Royce Phantom, seinem direkten Konkurrenten. Der Bentley Flying Spur mit 12 Zylindern kommt auf über 318 km/h. Aber wer elektrisch unterwegs ist, muss halt auch auf die Reichweite achten, da machen allzu hohe Geschwindigkeiten ohnehin keinen Sinn.

Licht und Schatten beim Akku

Der Akku des i7 verfügt über eine beeindruckende Kapazität von 101,7 kWh, die braucht er aber auch, um die 2,7 Tonnen so machtvoll zu bewegen. BMW gibt die Reichweite mit 591–625 Kilometern an. Das mag vielleicht sogar stimmen, aber nur, wenn man den i7 im Sommer, ausschließlich im Eco Modus und nicht schneller als 100 km/h bewegt. Alle drei „Wenn“ sind aber allzu unrealistisch. So komme ich im Test auf ca. 300 km, allerdings bei absolut nicht batterieschonender Fahrt. Falls es an der Ladestation mal schnell gehen muss, kann der Luxus-BMW in nur 6 Minuten bis zu 100 km Reichweite laden und verbraucht auch keine 15 Liter wie die Konkurrenz von Bentley.

Hinten oder vorne

Die schwierigste Frage beim i7 ist wohl die, wo man Platz nimmt. Das Fahrverhalten ist zu sportlich, um nur auf der Rückbank zu sitzen, allerdings ist der Luxus dort so verlockend, dass man chauffiert werden möchte. Die Käuferschicht des Bentley Jägers kann sich aber auch einen Chauffeur für die Fahrt ins Büro leisten, am Wochenende kann man sich ja immer noch selbst ans Lenkrad setzen. Wer jetzt aufjammert, ob all der schon fast dekadenten Luxuriösität, dem sei gesagt, dass der BMW, weil Massenproduktion, mit einem Einstiegspreis von 115.700 € noch immer ein Schnäppchen gegenüber Bentley, Rolls Royce und Co ist. Der Luxus im Inneren ist zwar nicht gleichwertig, aber nahe dran und der Captains Chair ist schwer zu toppen. Beim Motor ist der i7 allerdings der Sprung in die Zukunft, dem die traditionellen Luxuslimousinen Hersteller im Moment nur hinterherschauen können. Denke ich an die Käuferschicht des i7, taucht sofort Bruce Wayne (natürlich gespielt von Christian Bale) vor meinen Augen auf. Buttler Alfred chauffiert den reichsten Mann Gotham Citys zu einer Party, bis Bruce selbst ans Steuer des i7 springt, um die Schergen des Jokers (natürlich Heath Ledger) zu verjagen. Der BMW i7 ist ein Auto wie gemacht für Batmans Alter Ego!

Text: Dominic Schafflinger

Bilder: BMW AG

Auto zur Verfügung gestellt von:

Topmodell BMW i7 M70

Motor: 659 PS Allrad-Elektromotor mit 1.015 Nm Drehmoment
Batterie: Lithium-Ionen mit 101,7 kWh
Reichweite: bis zu 559 km lt WLTP
0-100: 3,7 Sekunden

2023-09-28T12:51:29+02:00

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