Schluss mit sauer!

Der menschliche Organismus funktioniert am besten, wenn alle biochemischen Abläufe in einem optimalen Milieu durchgeführt werden. Eine chronische Übersäuerung (Azidose) behindert diese Abläufe und führt langfristig zu Störungen. Für das reibungslose Funktionieren von Stoffwechselprozessen ist es daher wichtig, auf einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt zu achten.
Text: Susanne Rosenberger
Fotos: Adobe Stock, Gräfe und Unzer Verlag GmbH

Im Frühling schlendern wir wieder gerne über den Grünmarkt oder die Schranne und füllen unsere Taschen und Körbe mit grünen Kraftpaketen: Wildkräuter, Sprossen, Blattsalate, junges Gemüse und saftige Beeren sind allesamt tolle Basenlieferanten, die im Körper einen willkommenen Frühjahrsputz verrichten. Denn gerade zur Faschings- und Weihnachtszeit wurde ordentlich gesündigt. Übermäßig Fleisch, Weißmehl und Zucker, außerdem Genussmittel wie Alkohol, Kaffee oder koffeinhaltige Limonaden haben unseren Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht gebracht. Dabei befinden wir uns in guter Gesellschaft: Der Großteil der westlichen Bevölkerung ist übersäuert, weil die moderne Lebensweise und das heutige Essverhalten eine Menge säuernder Elemente enthalten. Auch gesunde Menschen sollten sich um ihren Säure-Basen-Haushalt kümmern, damit Erkrankungen wie Rheuma, Gicht, Migräne, Osteoporose, anhaltende Entzündungen, chronische Hautleiden oder Erschöpfungszustände gar nicht erst auftreten.

Dr. Eva-Maria Kraske

Dr. Eva-Maria Kraske, Autorin des Bestsellers „Säure-Basen-Balance. Der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden“, der bislang mehr als 450.000 mal in unterschiedlichen Sprachen über den Ladentisch ging, vergleicht unseren Organismus mit anderen Milieus in der Natur, die auf einen festgelegten Säuregrad angewiesen sind, etwa dem Waldboden, dessen Übersäuerung für erhebliche Schäden an den Bäumen verantwortlich gemacht wird. „Unserem Organismus geht es nicht anders“, so Dr. Kraske, „nur bei einem immer gleichbleibenden Säuregrad im Blut sowie in den Flüssigkeiten in und zwischen den Körperzellen können alle Auf- und Abbauvorgänge sowie die Energiespeicherung und -gewinnung ungehindert ablaufen. Jede Abweichung von der sehr eng gesetzten Norm bedeutet bestenfalls eine Verzögerung der Prozesse, schlimmstenfalls eine Fehlregulation.“

Säure-Basen-Haushalt im Lot

Diese von Dr. Kraske angesprochene Norm liegt bei einem ausgeglichenen pH-Wert von etwa 7,4 im Blut, der dann gegeben ist, wenn im Körper genauso viele Basen vorhanden sind, wie er zur Neutralisierung der anfallenden Säuren benötigt. Vereinfacht erklärt sind Säuren Substanzen, die in Wasser gelöst positiv geladene Teilchen abgeben. Basen hingegen sind Stoffe, die negativ geladene Teilchen bilden. Dieser saure oder basische Charakter einer wässrigen Lösung wird mit dem pH-Wert angeführt.

Auch unsere Lebensmittel werden in Säure- und Basenbildner aufgeteilt, je nachdem, ob ein basisches oder ein saures Endprodukt nach der Verarbeitung im Körper anfällt. Das hat aber nichts damit zu tun, wie sauer das Lebensmittel beim Konsum schmeckt: Zitronen, Essig und Wein sind tatsächlich basenbildend, obwohl sie viel Säure enthalten.

Es gibt auf unserem Speiseplan auch Lebensmittel, die auf den Stoffwechsel eine neutrale Stellung einnehmen, dazu gehören etwa naturbelassene Fette und kalt gepresste Öle, frische Butter oder grüne Bohnen. Zur besseren Orientierung geben Tabellen Aufschluss darüber, ob es sich um basische, saure oder neutral wirkende Nahrungsmittel handelt.

Tipp aus dem Ayurveda – Warmes Zitronenwasser als belebende Morgenroutine:

Die Zitrone schmeckt zwar sauer, wird aber dennoch im Körper basisch verstoffwechselt. Das tägliche Trinken von warmem Zitronenwasser gleich morgens nach dem Aufstehen entschlackt und entgiftet, regt die Verdauung und Ausscheidung an und beugt zudem Infekten vor.

Zubereitung: Wasser auf bis zu 40 Grad erwärmen und pro Tasse Wasser den Saft einer halben Bio-Zitrone und 1 TL Honig hinzufügen.

Organe als Säurepuffer

Im Körper bestehen mehrere Puffersysteme, die Entgleisungen des pH-Werts in den basischen oder sauren Bereich ausgleichen. Einen ganz wesentlichen Beitrag zum Ausgleich von Säuren und Basen übernehmen dabei die Lunge durch das Abatmen von Kohlendioxid und die Nieren mit der Ausscheidung von Säure. Aber auch Leber, Darm und die Haut sind an der Pufferung des Säurewertes im Blut beteiligt. Dank dieser Pufferung bleibt der pH-Wert im Blut immer konstant. Im Speichel und im Urin allerdings finden sich im Tagesverlauf deutliche Schwankungen, weshalb es bei Beschwerden oder Erkrankungen, die mit einer Übersäuerung in Zusammenhang stehen, Sinn macht, ein Urin-pH-Tagesprofil zu erstellen, indem Sie mit einem Teststreifen siebenmal täglich (zu vorgegebenen Zeiten) Ihren Urin testen.

Fallen im Blut hingegen zu viele Säuren an, die nicht mehr über die Puffersysteme ausgeglichen werden können, wird das Depot an neutralisierendem basischem Phosphat in den Knochen angezapft – durch diese dauerhafte Entmineralisierung der Knochen bildet sich ein erhebliches Risiko, an Knochenschwund (Osteoporose) zu erkranken. Der Prozess des Knochenabbaus kann jedoch durch eine optimale Zufuhr an basischen Mineralien wie Magnesium, Kalium oder Kalzium, durch geeignete sportliche Aktivität und basische Ernährung verlangsamt werden.

Einstieg ins basische Leben

„Die Säure-Basen-Balance ist nicht – wie viele meinen – eine spezielle Diätform, sondern die wohlüberdachte Ernährungsform für ein gesundes, langes und zufriedenes Leben“, so die Allgemeinmedizinerin und Homöopathin Eva-Maria Kraske, die die Ausbalancierung von Säuren und Basen als Gesundheitsvorsorge zum Nulltarif und Anti-Aging-Faktor bezeichnet. Die Säure-Basen-Balance tritt nach der Ernährungsumstellung allerdings mit zeitlicher Verzögerung ein, also nicht bereits nach wenigen basisch ausgerichteten Mahlzeiten, denn die Säurezwischenlager in der Muskulatur müssen für den angestrebten Ausgleich erst abgebaut werden.

Wurde mithilfe eines aussagekräftigen Testverfahrens (pH-Tagesprofil) festgestellt, dass Ihr Säure-Basen-Haushalt nicht ausgeglichen ist, empfiehlt Dr. Kraske eine Ernährungsumstellung auf basische Kost mithilfe eines großen Nahrungsmittelplans, begleitet von einer Darmsanierung zur gründlichen Regeneration der Darmflora. Auf einen anfänglichen Entlastungstag mit ausschließlich gedünstetem Gemüse, Obst und Gemüsebrühe folgt eine 8-Tage-Kur, um den Körper an den Abtransport der Säuren zu gewöhnen. Leckere basische Rezepte für jeden dieser acht Kurtage gibt es im Buch „Säure-Basen-Balance. Der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden“. Nach diesen Tagen, in denen Sie kurweise rein basisch essen, ernähren Sie sich anschließend basenüberschüssig. Recht schnell wird sich so Ihr Allgemeinbefinden verbessern, Verdauungs- und Kreislaufstörungen werden abnehmen.

Verhältnis 80:20 als Richtschnur

Empfehlenswert ist ein ungefähres Verhältnis von 80 Prozent basischen zu 20 Prozent säuernden Lebensmitteln. Demzufolge sollten säuernde Lebensmittel wie beispielsweise Fleisch, Eier, Käse oder Getreideprodukte keineswegs mehr als 20 Prozent Ihrer Gesamtnahrung betragen.

Leider entspricht diese empfohlene Zusammensetzung keinesfalls der heute üblichen Ernährung mit Fast Food, zuckerhaltigen Snacks und Getränken. Als Kontrast dazu setzt sich die basenreiche Kostform hauptsächlich aus schonend zubereiteter pflanzlicher Frischkost zusammen. Kartoffeln eignen sich optimal für die Säure-Basen-Balance und sollten daher andere Beilagen wie Nudeln, polierten Reis oder Brot möglichst oft ersetzen. Auch Sprossen wie Kresse, Mungbohnen oder Alfalfa liefern wichtige Mikronährstoffe, die für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt wichtig sind.

Wie kann ich meinen Körper entsäuern:

  • Umstellung auf ballaststoffreiche Nahrung mit viel Obst und Gemüse sowie weiteren Basenbildnern (Kräuter, Pilze, Keimlinge, Samen, Mandeln und Nüsse)
  • Weitgehender Verzicht auf Säurebildner (Milchprodukte, Fleisch, Wurst, Käse, Eier, Weißmehl, Vollkornprodukte, Reis, Süßigkeiten, Kaffee, Alkohol)
  • Viel trinken, damit Säuren und Giftstoffe ausgeschwemmt werden
  • Säuren rausschwitzen (Sport, Sauna)
  • Basenbäder (Entgiftung über die Haut)
  • Basenpulver, Basentees, Mineralstoff-Präparate

Säure-Basen-Balance – was Sie damit erreichen können:

  • Leistungsfähigkeit und Vitalität steigern
  • Ÿeinen erhöhten Blutdruck normalisieren
  • die Killerzellenaktivität erhöhen und so das Krebsrisiko verringern
  • die Knochenstabilität und -dichte erhöhen
  • Haut- und Haarbildung anregen

Literaturempfehlung:

Säure-Basen-Balance. Der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden

Dr. med. Eva-Maria Kraske
Gräfe und Unzer Verlag GmbH
ISBN: 978-3-8338-6654-8

2024-03-20T14:50:26+01:00

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