Von Cowboystiefeln und Latino-Rhythmen
Text: Natalie Zettl
Fotos: Tanzschule SalsaSpirit/Corina Tripold; Erwin Berghammer; Salt River Country Club
Tanzen ohne Partner – ein Trend, der einen entscheidenden Vorteil hat: Das Szenario „Frau möchte gerne tanzen lernen, Mann hat jedoch überhaupt keine Lust darauf“ (oder andersherum – okay, zugegeben eher selten) hat ausgedient.
Zum Rhythmus des Banjos schwingt die Gruppe das Tanzbein: Kick, Seitschritt, drehen. Ein beherztes Stampfen mit dem Absatz des Cowboystiefels. Alle synchron, alle perfekt im Takt. Die Begeisterung leuchtet den Tänzern aus den Augen und bringt die Zuschauer dazu, selbst mit dem Fuß mitzuwippen. Aber nicht nur für Country-Fans gibt es in und um Salzburg eine rege Solo-Tanz-Szene.
Rumba, Walzer und mehr
Wer in der Tanzschule Spaß hatte, wird ihn lieben: Solotanz im klassischen Latein- und Standard-Stil. In Salzburg entstand die Grundidee zu dieser Trainingsart vor rund fünf Jahren während einer Kooperation des Magistrats mit dem Danceteam Emotion von Florian Gschaider und Manuela Stöckl in der Tanzhalle des TSC Danceteam Salzburg in Maxglan. Inzwischen erfreut sich dieses Format großer Beliebtheit, wie Trainer Florian Gschaider berichtet: „Um die zwanzig Personen pro Gruppe machen regelmäßig mit.“ In der Tat ist Solo-Tanzen so beliebt, dass es in Zukunft ausgeweitet werden soll – auf die Räumlichkeiten des TC Stardance in Elixhausen und Hallein. Voraussichtlich ab 2020 soll in der warmen Jahreszeit auch draußen getanzt werden.
Die Teilnehmer des Solo-Tanzens sind buntgemischt: im Alter von dreißig bis siebzig – „und auch ein paar Männer sind dabei“. Der Aufbau der Unterrichtsstunden ist dabei immer ähnlich: Es werden zunächst die langsamen Tänze (beispielsweise Rumba und Langsamer Walzer) trainiert, dann steigert man schrittweise das Tempo, bis man bei den schnelleren Tänzen wie Jive oder Quickstep ankommt. So profitieren die Tänzer von einem guten Herz-Kreislauf-Workout. (Und übrigens, für alle, die es noch nicht wissen: Ja, Tanzen ist tatsächlich Sport!) Das große Plus beim Standard- und Latein-Solo-Tanzen: Es werden Schrittkombinationen erlernt, die dann auch im Paartanz angewandt werden können.
Wie im wilden Westen
Nicht ganz neu, bei Countryfans aber dafür umso beliebter ist Line Dance – ein in seiner Ursprungsform amerikanischer Tanzstil, der heute in den verschiedensten Variationen ausgeübt wird. Meister auf ihrem Gebiet sind die Tänzer des Salt River Country Clubs. „Wir sind in Salzburg Stadt die einzigen, die die traditionelle amerikanische Art des Line Dance ausüben“, erklärt Vereinspräsidentin Birgit Pertiller.
„Anfangs waren wir einfach zehn Freunde mit einer Idee – jetzt, sechzehn Jahre später, haben wir über 80 Mitglieder.“ Die Line Dancer stehen mit ihren verschiedenen Choreographien regelmäßig auf der Bühne. Im Training ist die Kleidung unauffällig – beim Auftritt hingegen dürfen Westernstiefel, Jeans und ein Cowboyhut nicht fehlen. Trainiert werden verschiedene Tänze, die Choreografien sind auf den jeweiligen Song abgestimmt. „Unsere Tänzer beherrschen im Schnitt geschätzt 150 bis 200 Tänze“, erklärt Hans Berger, und Trainerin Andrea Wembacher ergänzt: „Line Dance ist eine gute Kombination – man tut durch die Bewegung etwas für den Körper und durch die verschiedenen Choreographien auch viel für das ,Hirnkastl‘.“
Die Gruppe des Salt River Country Clubs ist bunt gemischt – mehrere Anfänger, aber auch viele Fortgeschrittene tummeln sich auf der Tanzfläche. An drei bis vier Abenden pro Woche gibt es die Möglichkeit zum Training. Einzige Voraussetzung: Man sollte Country Music lieben.
Im Trend: Latino
Besonders beliebt sind derzeit Latino-Tanzrichtungen wie zum Beispiel Salsa und Bachata – und das auch in der Solo-Variante. Runde, fließende Bewegungen und heiße südamerikanische Rhythmen lassen die Herzen höherschlagen und machen diese Tänze seit Jahren so populär. Es gibt verschiedene „Lady Style“ Angebote, bei denen die Damen den typischen Hüftschwung erlernen, ihre Arme elegant und effektvoll einsetzen und fast ganz nebenbei ihr Körper- und Taktgefühl verfeinern. Eine reine Bachata-Damengruppe trainiert derzeit in Freilassing, in der Tanzschule Salsa Spirit. „Nicht nur im Salsa kommt die Solo Tanzvariante gut an“, verrät Tanzlehrerin Corina Tripold. „Auch Bachata Lady Styling hat einiges zu bieten.“ Im Gegensatz zum Salsa werden im Bachata eher sinnliche Bewegungen getanzt. Die Damen genießen dabei zunächst, unter Freundinnen zu sein und sich in entspannter Atmosphäre tänzerisch neu zu entdecken. „Ist das Gefühl erst einmal verinnerlicht, wagt auch die eine oder andere den Schritt nach außen“, weiß Corina Tripold. Inzwischen existiert eine kleine, aber feine Showgruppe, die aus fünf Tänzerinnen besteht und sich gerade auf ihre erste gemeinsame Performance vorbereitet. „Wir tanzen einen Mix aus klassischem Bachata und Bachata Sensual“, so die Tanzlehrerin. „Es fehlt nur noch der Feinschliff und wir werden ab dem Frühherbst auftrittsbereit sein.“
Gut für Körper und Geist
Tanzen ist gesund – das ist kein halbwahrer Spruch motivierter Trainer, sondern wird von mehreren Studien belegt. So erforscht beispielsweise der Musikkognitionsforscher Gunter Kreutz an der Universität Oldenburg die Verbindung von Tanz und Gesundheit. Demnach vermindert Tanz das Demenzrisiko um ganze 76 Prozent und wirkt sich sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen positiv auf die Denkleistung aus. Zudem werden beim Tanzen Endorphine, also Glückshormone, freigesetzt. Vergleichbar ist dieses Gefühl mit einem leichten Drogenrausch – allerdings in einer gesunden Variante! Ein zusätzliches überzeugendes Argument für Personen, die in ihren Jobs geistig sehr gefordert sind: Tanzen macht schlau. Laut einer aktuellen Studie regt das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Muskelgruppen das Gehirn dazu an, neue Synapsen zu bilden. Es kann sich also gleich auf mehreren Ebenen lohnen, die Flip Flops gegen Tanzschuhe zu tauschen!
Aktuelle Trainingszeiten und mehr Infos bieten die jeweiligen Websites:
www.danceteam-salzburg.at
www.saltriver.cc
www.salsaspirit.at