Female Voices and Me
Die international bekannte Künstlerin Martina Stock ist mit ihrer aktuellen Ausstellung im Schloss Arenberg ein weiteres Mal auch künstlerisch in ihre Heimat Salzburg zurückgekehrt und spricht im Interview über ihre innige Verbindung zu den Festspielen, Feminismus und darüber, was sie in der Kunst antreibt.
Künstlerin Martina Stock ist im Pongau geboren und aufgewachsen und lebt inzwischen in Berlin, direkt am Puls der internationalen Künstlerszene. Mit ihrer aktuellen Ausstellung OPUS 20 im Schloss Arenberg setzt sie nun den Grandes Dames der Salzburger Festspiele zum zweiten Mal ein unvergessliches Denkmal. Die Künstlerin kombiniert ihre Malerei mit berührenden Musikperformances an der Harfe zu sinnlichen Klangportraits.
Welche Highlights erwarten den Betrachter bei Ihrer diesjährigen Ausstellung im Schloss Arenberg?
Es ist eine Zusammenstellung von 20 herausragenden Frauen, die mit ihrem künstlerischen Beitrag die Salzburger Festspiele nachhaltig geprägt haben und denen ich meine Komposition OPUS 20 widme. Ein Fest für die Sinne, sicherlich auch zu unserem Ostertermin mit Live-Performance.
Etwas ganz Besonderes war für mich der Kontakt zu den Künstlerinnen. Es gab viele Gespräche, die die Abbilder der Künstlerinnen für mich zum Leben erweckt haben und mich für die künstlerische Umsetzung inspirierten. Es war mir wichtig, ein Spektrum von bereits verstorbenen, bedeutenden Künstlerinnen bis hin zu neuen Talenten zu zeigen, denen heute die Zukunft gehört.
Die aktuell gezeigten Bilder entstanden im Zuge Ihres letztjährigen Projektes 100 FEMALE VOICES. Wie entstand die Idee zu dieser Ausstellung und der audiovisuellen Performance im Speziellen?
In meiner Kunst verfolge ich den transmedialen Ansatz, der Sound und Bild auf innovative Weise miteinander verbindet. So führe ich mit der Harfe Regie über meine Bildwelten. Ich navigiere quasi meine Kunst als musikalische Geschichtenerzählerin. In der Wechselwirkung zwischen Musik und Malerei bedeutet dies, in die Symbiose eines Gesamtkunstwerks einzutauchen. Diese Möglichkeit wurde mir in Salzburg gegeben und so konnte ich mich den starken Frauen in Salzburg widmen.
Das Projekt ist eine Eigenproduktion. Danach ging es in die Ideenfindungsphase, ich arbeitete in den Archiven unzählige Bilder durch, wählte aus, trat mit den Künstlern oder Nachlassverwaltern in Kontakt und beteiligte alle am künstlerischen Schaffensprozess. So entstanden auch Freundschaften, wie zum Beispiel mit Gertraud Jesserer. Eine großartige Künstlerin, die viele Geschichten zu erzählen wusste und in einer unglaublich faszinierenden Künstler-Altbau-Wohnung lebte, die ebenso viele Geschichten in sich trägt. Eine Inspiration! Leider gab es kurz vor Ihrem Geburtstag und drei Tage nach unserem Kennenlernen einen tragischen Wohnungsbrand, wobei Gertraut Jesserer ums Leben kam und zahlreiche Kunstwerke für immer vernichtet wurden. Es war eine große Ehre für mich, für ihre Beisetzung ein Kunstwerk anfertigen zu dürfen, welches zum Gedenken an diese großartige Persönlichkeit gezeigt wurde.
Sie sind Pongauerin, haben in Salzburg studiert und leben in Berlin. Was zog Sie hinaus in die Großstadt und was lässt Sie immer wieder zurückkehren?
Ich bin in Salzburg sehr verwurzelt und komme deshalb immer wieder gerne zurück. Der Naturraum und die Kulturlandschaft hier haben meine Identität geprägt. Den Pongau mit seinen 25 Gemeinden habe ich dann eingetauscht gegen annähernd so viele Bezirke in Berlin, um mich mehr im internationalen Kunstbetrieb einzubringen.
Ich denke, dass ich den Kontrast zwischen Großstadt und ländlicher Umgebung brauche. Wenn man zwischen Millionenstadt und ländlich-alpinem Raum hin und her wechselt, schärft das den Blick für die jeweiligen Besonderheiten und befördert die Kreativität. Da und dort sind es intensive Eindrücke einer völlig anderen Kategorie. Hier die intensiven, aber beruhigenden Farben der Natur und der Rhythmus der Jahreszeiten, dort der schnelle Puls der Metropole. Die Lebendigkeit des Abwechslungsreichtums spendet Schaffenskraft.
Was war Ihr größter künstlerischer Erfolg bisher?
Da gibt es einige. Weltweite Ausstellungen und Veranstaltungen, wie für das Österreichische Kulturforum in den USA und Japan. Oder meine Konzerte in China. Mein Großprojekt 100 FEMALE VOICES 2021 mit meiner begehbaren Soundinstallation und Malerei in der Kollegienkirche mit der jetzigen Fortsetzung von OPUS 20 im Schloss Arenberg. Meine zuletzt erschienene CD oder Publikation über mein Werk und vieles mehr.
Was treibt Sie immer wieder an die Leinwand und an die Harfe?
Beides verbindet sich bereits seit frühester Kindheit. Malerei und Musik begann ich im Alter von sieben Jahren zu erlernen. Es war immer meine Passion, die ich mit meinem Studium am Mozarteum vertiefen konnte und die in meine DNA überging.
Was verbindet Sie mit den Festspielen?
Hier spiegelte sich immer schon die Internationalität der Künste wider. Dass Frauen auch an dieser Entwicklung mitgewirkt und gearbeitet haben, war in der Geschichte der Salzburger Festspiele ein oft übersehener Umstand, an dem ich etwas ändern wollte. Deshalb habe ich an der Idee festgehalten und diese umgesetzt, um diese Künstlerinnen ins Licht unserer Wahrnehmung zu führen. Es freut mich auch besonders, dass die Führungsspitze der Festspiele in den vergangenen Jahrzehnten eine weibliche war. Für mich waren die Begegnungen mit der Festspielleitung immer sehr inspirierend.
Aporops Weiblich, 100 FEMALE VOICES ist ja in gewissem Sinne ein feministisches Projekt?
Ich finde es wichtig, dass Leistungen von Frauen wahrgenommen werden und verkrustete Strukturen aufgebrochen werden. Das ist nur zeitgemäß und sollte immer so sein.
Wer ist Martina Stock privat?
Weltoffen, humorvoll und gerne mit Menschen zusammen. Sport und Besuche von Ausstellungen und Konzerte gehören dazu. Die Kunst begleitet mein gesamtes Wesen, sie trägt mich, gibt mir Halt und Sinn. Deshalb bin ich privat auch ganz viel von dem, was ich auch beruflich bin und umgekehrt.
Wie geht es weiter, können Sie uns einen Ausblick auf Ihre nächsten Projekte geben?
Gut möglich, dass ich in absehbarer Zei einmal das Genre Film in mein Gesamtkunstwerk integrieren werde. Überlegungen in die Richtung gibt es. Konkret denke ich an ein Soundsculpture-Projekt. Zudem bin ich für ein Projekt im Raum und Kunst am Bau Projekt in Berlin angefragt. Hier bin ich gerade in der Ideenentwicklung und freue mich auf eine Umsetzung. Weitere Performances sind das gesamte Jahr über geplant. Es wird ein ereignisreiches Jahr.
Die nächste Gelegenheit, meine Liveperformance zu erleben, wird während der Osterfestspiele am Samstag, 8. April um 11 Uhr sein und ein Konzert findet am Donnerstag, 11. Mai um 20:45 Uhr statt. Hier freue ich mich über die Auftritte in einem sehr persönlichen Rahmen. Ich lade die Leser aber nicht nur zur Performance ein, sondern im Speziellen zu anregenden Gesprächen und intensivem Austausch über die Faszination der Kunst.
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Atelier Stock, Markus Huber; Bernhard Müller
OPUS 20 im Schloss Arenberg
Nächste Termine
OSTERFESTSPIELE
Samstag, 8. April 2023 | Beginn 11 Uhr mit Performance | Schloss Arenberg
KONZERT
Donnerstag, 11. Mai | Beginn 20:30 – 21:15 mit Umtrunk | Schloss Arenberg
FINISSAGE
Samstag, 1. Juli 2023 | Beginn 11 Uhr | mit Performance | Schloss Arenberg
Die Ausstellung OPUS20 im Schloss Arenberg
ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag: 18:00 – 20:00 Uhr
Samstag und Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr