Die Küche im Garten

Mehr und mehr wird es zum Trend und Lebensgefühl, in den wärmeren Monaten den Wohnraum
nach draußen zu verlegen. Nach dem „Outdoor-Wohnzimmer“ auf der Terrasse wird nun auch die Küche mit allem Drum und Dran ins Freie befördert.
Text: Doris Thallinger
Fotos: Roberta de Min, Benedikt Ramp, Edwin Dullinger/Art74, Weber, ST Outdoormöbel OG

Der Trend kommt aus den USA – und macht vor allem für gesellige Frischluft-Fans echten Sinn: die Outdoor-Küche. Denn, einmal ehrlich: Wer hat schon Lust, die lauen Sommerabende in der hitzigen Küche zu verbringen, vielleicht sogar noch, während sich die Gäste bereits im lauschigen Garten amüsieren?! Ein weiterer Vorteil: Eine Outdoor-Küche ist stets gut ausgestattet, sodass der Koch oder Gastgeber nicht wegen jedem fehlenden Glas oder frischem Getränk den Weg nach drinnen zurücklegen muss. Das Wichtigste an der Outdoor-Küche ist aber wohl sicherlich das Erlebnis, unter freiem Himmel die unterschiedlichsten Gerichte zu zaubern – denn über „normales“ Grillen geht das Erlebnis Draußen-Küche weit hinaus!

Robert Erhart, Erhart & Menzel outdoor-living, Mondsee

Kein Wunder also, dass diese Bewegung in den vergangenen Jahren auch bei uns richtiggehend eingeschlagen hat: „Der wichtigste Trend im Bereich Outdoor Living ist sicherlich die Outdoor-Küche: Was vor einigen Jahren erst bei einer kleinen, eher elitären Klientel begonnen hat, begeistert mittlerweile eine sehr breite Kundenschicht“, bestätigt Robert Erhart, Inhaber von Erhart & Menzel outdoor-living.

Modular, mobil oder komplettes System?

Die Bandbreite ist groß – beginnt das Angebot an Outdoor-Küchen doch bereits bei kleinen Einheiten: „Ein Griller mit Arbeitsfläche und Stauraum ist sozusagen die Minimalanforderung an eine Outdoor-Küche“, erklärt Thomas Treml, der unter der Marke „Stilgrill“ zusammen mit Samuel Karl maßgefertigte, individuelle Outdoor-Küchen in Tischlerqualität herstellt: „Wichtig ist, dass alles griffbereit ist, was man zum Grillen braucht, wie Zubehör, Gewürze usw. Was gerade nicht benötigt wird, muss gut verstaut sein.“

Die kleinste Form der Outdoorküche ist die „mobile Küche“. Mit Rädern versehen verfügt sie zwar nur über begrenzte Komponenten und wenig Arbeitsfläche, ist dafür jedoch flexibel und an unterschiedlichen Standorten einsatzbereit, vollkommen ohne bauliche Maßnahmen.

Wer sich eine individuelle Außenküche leistet, kann diese gänzlich nach den eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen bauen lassen, genauestens angepasst an Ort und Gegebenheiten und den Stil des restlichen Gartens. Weniger Aufwand in Planen und Errichten erfordern fertige Küchenzeilen oder Kücheninseln, die – als schnelle Komplettlösung – sofort einsatzbereit sind, dafür aber weniger Raum für individuelles Design und Wünsche bieten.

Gut an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen sind modulare Küchensysteme, aus denen der Gartenkoch die für ihn wichtigen Module auswählt und zur Outdoor-Küche kombiniert. Die eigene Planungsarbeit hält sich in Grenzen – und auch, wenn oftmals Designs vorgegeben sind, sind diese Outdoorküchen individuell zugeschnitten und zudem im Laufe der Zeit erweiterbar.

Nach oben hin gibt es kaum ein Limit – möglich ist (fast) alles, je nach Platz bzw. Standort und Budget. Und natürlich abhängig davon, wie man seine Küche im Freien nutzen möchte. Soll es lediglich eine erweiterte Grillstation sein? Möchte man auch kochen und backen? Wie weit ist die Innenküche entfernt? „Schon vor der Planung sollte man sich gut überlegen, wie man das Kocherlebnis draußen gestalten möchte“, bekräftigt Samuel Karl von Stilgrill Outdoorküchen, „basierend darauf wird die Küche gebaut.“

Wie die Einbauküche besteht die Gartenversion nicht nur aus einer Koch- bzw. Grillstelle. Zusammen mit Kühlgelegenheit und Waschbecken/Spüle bildet sie das Dreieck, um das sich alles dreht. Zum Kühlen der Getränke und Lebensmittel bieten sich – je nach Küchenvariante – Einbausysteme, praktische Kühlschubladen oder freistehende Kühlschränke an. Robuste Arbeitsflächen, geräumige Schränke und Laden sowie allerlei individuelle Spielereien (bis hin zur Bierzapfanlage) machen die Küche komplett.

Wasser (Ab-)Marsch!

Natürlich spielt es auch eine Rolle, welche räumlichen Gegebenheiten zu beachten sind. Wird die Outdoorküche in eine bestehende Terrasse integriert oder bereits vorab geplant?

„Wenn eine Terrasse erst in Planung ist, ist es natürlich wesentlich einfacher, die Outdoor-Küche zu realisieren“, erklärt Robert Erhart, „Strom- und Wasseranschlüsse können genau nach Gegebenheiten und Bedarf geplant werden. Das Hauptkriterium ist dabei der Wasser-Abfluss: Wo schicke ich das Brauchwasser hin?“

Auf eine eigene Spüle würde Thomas Treml dennoch auf keinen Fall verzichten: „Für mich ist die Spüle ein wichtiges Element jeder Outdoor-Küche. Auch wenn die Indoor-Küche nicht weit entfernt ist: Wie oft muss man nur schnell Hände waschen, etwas abspülen, Fleisch waschen oder braucht einfach ein Glas Wasser! Da ist es schon sehr angenehm, auch draußen über eine Spüle zu verfügen.“

Hat man sich schließlich aus der Fülle an professionellen und durchdachten Lösungen für die ideale Outdoorküche entschieden, bleibt noch die Frage nach dem perfekten Standort dafür. Jedenfalls muss ausreichend Platz eingeplant werden. Je weiter sich der Standort vom Haus entfernt befindet, umso weiter müssen auch Versorgungsleitungen, sprich Strom und/oder Gas sowie Wasser und Abwasser verlegt werden.

Der Untergrund muss eben und fest sein, idealerweise betoniert oder gemauert. Beim Bodenbelag ist darauf zu achten, dass dieser auch rutschfest ist. Generell ist es wesentlich, auf hochwertige und wetterfeste Materialien zu setzen, die sich auf lange Dauer als robust gegen Umwelteinflüsse, Temperaturschwankungen und UV-Licht erweisen. Beim Einsatz mobiler Elemente ist auch darauf zu achten, den Bodenbelag möglichst glatt und eben zu halten, um das Rollen nicht unnötig zu erschweren.

Immerhin ist laut Robert Erhart ein Trend zu erkennen, fixe Küchenmodule mit einem mobilen, flexiblen Griller zu kombinieren: „So kann ich – je nach Rauch- oder Geruchsentwicklung immer den idealen Grill-Standort wählen.“

Geselligkeit im Fokus

Alexandra Schrems, Schrems – Die Garteneinrichter, Hallwang bei Salzburg

Lange vorbei sind die Zeiten, als der Grillmeister noch in eine Ecke des Gartens verbannt wurde, um die Gäste vor Rauch und Geruch zu schützen. Ganz im Gegenteil – Grillen und Kochen sind zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden. Umso mehr mit der Outdoor-Küche. Von Zubehör bis zu den gekühlten Getränken ist alles vor Ort, Küchenchef/in und Grillmeister/in finden sich umrundet von der fröhlichen Gästeschar.

„Die Outdoor-Küche ist der neue soziale Treffpunkt im Garten, der Ort für Partys und zum Feiern“, bestätigt auch Alexandra Schrems vom Hallwanger Outdoorspezialisten „Schrems – Die Garteneinrichter“, „die ideale Kombination zu Griller und Kochstelle ist daher eine Anrichte in Barhöhe, an der sich die Gäste tummeln können.“

Viel mehr als grillen

Wir Österreicher lieben das Grillen – so ist es auch logisch, dass ein ordentlicher Griller der Mittelpunkt der neu einzurichtenden Outdoor-Küche ist. Dass darauf aber nur Fleisch und Würstchen brutzeln, ist lang überholt. Mit den passenden Aufsätzen wird hier auch Gemüse gedünstet, Fisch gebraten, Pizza, Brot und sogar das eine oder andere Schokoküchlein gebacken. Mit Seitengrillern sowie dem passenden Zubehör vom Pizzastein über Wok mit Gareinsatz, Kochfeldern, mediterranen Plancha- oder asiatischen Teppanyaki-Platten bis hin zum Waffeleisen werden Grillgeräte zum Alleskönner.

Ob mit Holzkohle oder Gas betrieben, hängt ganz von den persönlichen Vorlieben ab. Hier gibt es wohl kein richtig oder falsch. „Zu 90 Prozent können Kohle- und Gasgrill dasselbe gleich gut“, erklärt Thomas Treml, „der Gasgriller ist super-komfortabel, auf Knopfdruck erreicht man in kurzer Zeit eine stabile Temperatur, die ich eine Spur genauer regeln kann als beim Holzkohlegrill. Der wiederum – speziell ein Keramikgrill – hat den großen Vorteil, dass sich im gesamten Garraum eine gleichmäßige Temperatur realisieren lässt. Insbesondere die Pizza gelingt in einem Keramikgrill besser – fast wie beim Italiener“, verrät er. „Das Besondere am Keramikgrill ist, dass er die Hitze speichert und lange abgibt. So kann man den ganzen Abend grillen, ohne nachlegen zu müssen.“

Den Trend und Kundenwunsch nach einer Outdoor-Küche hat übrigens auch Weber aufgegriffen und nimmt seit heuer Einzug in den Bereich der Outdoorküchen. Die „Weber BBQ Kitchen“ ist kompatibel mit den beliebtesten Weber-Grills und lässt sich durch das modulare Baukasten-System von Spülen bis hin zu Stauraum und Kühlschrank individuell zusammenstellen.

Sonne, Wind und Wetter

Der Outdoorküche macht es nichts aus, das ganze Jahr im Freien zu verbringen. Sie hält Regen, Schnee, Wind und Sonne ohne weiteres stand. „Wir empfehlen jedoch, die Küche über den Winter, wenn sie nicht in Gebrauch ist, abzudecken, weniger als Schutz vor Witterung als vor Verschmutzung“, rät Robert Erhart.

„Theoretisch kann man auch im Winter draußen kochen – der Küche macht es nichts aus“, bestätigt Samuel Karl: „Unsere Outdoor-Küchen sind für eine lange Lebensdauer gemacht. Der Korpus wird aus Edelstahl hergestellt, die Rückwände, Fronten und Platten fertigen wir aus High Pressure Laminaten, die ursprünglich im Fassadenbau eingesetzt werden. Allesamt Materialien, die ihre Witterungsbeständigkeit auf viele Jahre und Jahrzehnte bewiesen haben.“

Eine Überdachung macht dennoch Sinn: „So kann man die Küche auch nutzen, wenn das Wetter unbeständig ist“, so Thomas Treml. Robert Erhart empfiehlt im Idealfall die Überdachung in Form einer Lamellendach-Pergola: „Damit ist man sicher vor Regen und die Luft bzw. der Rauch vom Grill kann dennoch entweichen.“

Immer wichtiger wird auch der Sonnenschutz: „Es wäre schade, eine Outdoor-Küche an den schönsten Tagen nicht nutzen zu können, weil die Sonneneinstrahlung zu intensiv ist“, so Robert Erhart.

Wohnlichkeit im Garten

„Seit vielen Jahren liegt es im Trend, das Wohnzimmer nach draußen zu verlegen“, weiß Robert Erhart. Das Wohngefühl von drinnen verlagert sich in fließendem Übergang ins Freie. Stand früher der funktionelle, praktische Aspekt im Vordergrund, kommt heute auch der künstlerische Anspruch stark zur Geltung.

„Der Trend Wohnen im Freien wird mehr und mehr gelebt, Möbel, Materialien und Designs haben sich geändert. Heute herrscht eine enorme Auswahl – die Outdoor-Einrichtung ist absolut individualisiert und bietet unzählige Kombinationsmöglichkeiten“, beschreibt Alexandra Schrems die Vielfalt der Outdoor-Gestaltung. Mit Farben und Dekorationselementen werden Bereiche gestaltet, die ein harmonisches Gesamtbild und echte Wohnlichkeit schaffen.

„Die große Auswahl erlaubt es, Verbindungen zwischen den einzelnen Bereichen herzustellen, zum Beispiel mit Liege- und Sesselkissen oder Sonnenschirm in derselben Farbe und einem gekonnten Materialmix. Holz beispielsweise verleiht der Terrasse oder dem Garten echten Wohnzimmercharakter.“

Mit den passenden Outdoorteppichen, stimmungsvoller Beleuchtung und arrangierten Pflanzgefäßen wird die Terrasse bzw. der Garten endgültig zur Wohlfühl-Oase.

2024-03-20T13:40:19+01:00

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