Zusammenhalt?

Text: Doris Thallinger

Fotos: stock adobe/pict rider

Ein Kommentar.

Wie die Zeit vergeht. Kaum zu glauben, dass wir nun schon fast die vierte Woche der Ausgangsbeschränkungen, des Lockdowns hinter uns haben. Einiges wird gerade gelockert, anderes wird uns wohl noch lange
begleiten. Aber es ist auch der Zeitpunkt, zu dem mehr und mehr ihr wahres Gesicht zeigen. War ganz zu Beginn – wir alle haben uns kurz in einer Art Schockstarre befunden – die allgemeine Stimmung auf Solidarität und
Zusammenhalten gepolt, mehren sich jetzt die gegenseitigen Anfeindungen, der Ton wird rauher, die Solidarität rückt in den Hintergrund, andere zu kritisieren ist jetzt wieder angesagt. Ja, jetzt schauen alle wieder
darauf, wo sie selbst stehen. Und dass nun bloß kein anderer schneller wieder zur Normalität zurück kehren kann, schneller wieder Umsätze und Gewinne verzeichnen kann oder vielleicht sogar mit innovativen,
der Situation angepassten Aktionen und neuen Produkten profitieren und Wettbewerbsgewinne realisieren kann!

Da ist der eine, der sofort angezeigt wird, weil er einer der ersten Gastronomen ist, der Abholservices anbietet – und da ist andererseits der Wirt, der angefeindet wird, weil er eben – obwohl erlaubt – darauf
verzichtet. Wie faul kann man denn eigentlich sein? Diese und eine ganze Reihe anderer Anekdoten der vergangenen Tage zeigen, dass es im Moment ohnehin keiner richtig machen kann. Hauptsache, wir haben was zu kritisieren.
Die typische Neidgesellschaft erwacht nach einer sehr, sehr kurzen Pause schon wieder zum regen Leben. Vorbei der Gedanke des Zusammenhalts. Der gilt nämlich nur, solange ich mir sicher sein kann, dass es dem anderen
mindestens genauso schlecht geht wie mir.

Dabei trennt sich einfach nur die Spreu vom Weizen: Manche nutzen die viel zitierte Chance aus der Krise, Dinge zu verändern, sich an eine neue Normalität anzupassen und einfach das beste daraus zu machen. Das ärgert diejenigen, denen dies zu anstrengend ist, diejenigen, die nach dem Motto leben, „Was bislang funktioniert hat, muss auch bis in alle Ewigkeit funktionieren.“ Nun ja, eine Krise ist immer auch eine Form der Bereinigung. Dass (fast) alle in dieser Zeit zu kämpfen haben, sich in vielerlei einschränken und Verzicht üben müssen, sollte uns allen klar sein. Aber das Leben geht weiter und jeder von uns ist gefragt und hat das Recht, für sich das beste daraus zu machen. Und wer dazu bereit ist, hat Applaus verdient und keinen Shit-Storm! Vielleicht ist das einer der Aspekte, den wir aus dieser ganzen Situation lernen können – wenn wir endlich aufhören, uns mit anderen zu vergleichen und uns immer als Opfer zu sehen! Aber für dieses Umdenken einer so tief verankerten Einstellung dauert die Krise offensichtlich noch immer nicht lange genug. Ich war anfangs der fixen Meinung – bei allem Negativen – dass sich nach Corona Vieles nachhaltig verändern wird – zum Positiven. Da bin ich mir nun nicht mehr so sicher. Wie schnell werden wir alle wieder im selben Fahrwasser schwimmen, wenn alles überstanden ist?!? Aber, vielleicht dauert die Krise auch nur noch nicht lange genug an….

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