„Wir sind das Herzstück des Welterbes“

Seit mittlerweile anderthalb Jahren führt Andrea Stockhammer das DomQuartier Salzburg,
das dieses Jahr seinen 10. Geburtstag feiert. Im Interview gibt sie Einblicke in das facettenreiche Programm sowie ihre Visionen, Pläne und Ziele.
Text: Doris Thallinger
Fotos: Neumayr – Franz Neumayr & Christian Leopold, Domquartier, Florian Stuerzenbaum

Am 22. Oktober 2022 haben Sie Ihre Position als neue Direktorin des DomQuartiers angetreten. Mit welcher Vision?

Als neue Direktorin im DomQuartier Salzburg habe ich die Vision, dieses einzigartige Ensemble als Ort der Begegnung zu festigen und neben Besucherinnen und Besuchern aus der Ferne auch den Salzburgerinnen und Salzburgern immer wieder einen Grund zu geben, das Haus zu besuchen. Unser Ziel ist es auch, die jüngeren Generationen stärker anzusprechen und die Digitalisierung voranzutreiben.

Können Sie bereits ein erstes Fazit aus dieser sicherlich sehr bewegten Zeit ziehen?

Die vergangenen Monate waren eine intensive und inspirierende Zeit. Ein erstes Fazit zeigt, dass die Resonanz auf unsere Veranstaltungen und Ausstellungen sehr positiv ist, was bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Prunkvoll: Die Schöne Galerie in der Residenz Salzburg.

Für Sie persönlich: Was macht die Faszination, das Besondere am DomQuartier aus?

Mit der Gründung des DomQuartiers vor 10 Jahren wurde ein Museumsrundgang der ganz besonderen Art geschaffen. Das historische Zentrum politischer und kirchlicher Macht in Salzburg wurde auf eine Weise wieder erlebbar, die den Gast durch die Brille der Fürsterzbischöfe blicken lässt. So können die Besucherinnen und Besucher heute – wie damals nur der Fürsterzbischof und wenige Auserwählte – von der weltlichen in die geistliche Sphäre wandeln. Dieses einzigartige Erlebnis macht für mich das DomQuartier so besonders.

Ein großes Thema war und ist das 10-jährige Jubiläum des DomQuartiers in diesem Jahr. Wie hat sich die Vorbereitung auf dieses besondere Jahr gestaltet?

Die Vorbereitung auf das 10-jährige Jubiläum des DomQuartiers war intensiv und umfangreich. Wir wollen den 10. Geburtstag in vielerlei Form begehen; dazu gehören eine Reihe von Sonderausstellungen, besondere Feste, monatliche Sonderführungen und Musik-Highlights. Wir betrachten Salzburg als Knotenpunkt eines Netzwerks internationaler Beziehungen der Fürsterzbischöfe und erzählen im Jubiläumsjahr die Geschichten von Erfolg, Scheitern und Abenteuer, die sich dahinter verbergen.

2024 ist ein Jahr der Jubiläen: 10 Jahre DomQuartier, 50 Jahre Dommuseum, 1250 Jahre Dom Salzburg und dazu noch der 450. Geburtstag des Fürsterzbischofs Markus Sittikus. Das Jahr ist gespickt von Veranstaltungen – welche sind die nächsten Highlights?

Eine herausragende Veranstaltung ist zweifellos die Sonderausstellung „Die Farben der Serenissima“, die ab dem 21. Juni venezianische Meisterwerke von Tizian bis Canaletto zeigt. Ein weiteres Highlight ist das venezianische Fest am 31. August, das auch in der Stadt sichtbar werden wird. Weiters läuft im DomQuartier im Rahmen der Ausstellungsreihe „Salzburg Museum – Gastspiel“ die Sonderausstellung „Heilige Orte – Ansichten von Hubert Sattler (1817–1904)“ noch bis 6. Jänner 2025. Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen werden wir das ganze Jahr über eine Reihe von Konzerten, Vorträgen und anderen Highlights anbieten, die die Vielfalt unseres Hauses nach außen tragen.

Sie haben von Beginn an die digitale Entwicklung in den Fokus gestellt. Am 18. April wurde eine interaktive 3D-Visualisierung präsentiert. Was genau erleben die Besucher?

Kunstvermittlung für die Jüngsten.

Am Welterbetag, dem 18. April, hat das DomQuartier Salzburg eine technisch aufwändige 3D-Animation vorgestellt, die die bauhistorische Entwicklung des Zentrums von Salzburg über 200 Jahre hinweg darstellt. Besucherinnen und Besucher erleben eine detailreiche, dynamische Reise, die ausgehend vom Mittelalter das Werden der barocken Pracht zeigt. Diese Visualisierung ermöglicht es den Gästen, mittels Touchscreen in einzelne Epochen einzutauchen, spezifische Bauphasen genauer zu betrachten und Informationen zu bedeutenden Baumerkmalen und historischen Ereignissen abzurufen. Die digitale Darstellung entführt die Besucherinnen und Besucher durch interaktive Elemente direkt in die Vergangenheit Salzburgs.

Sie haben bereits eine ganz besondere Sonderausstellung erwähnt: „Die Farben der Serenissima“. Können Sie uns schon vorab Einblick gewähren, was gezeigt wird?

Die Sonderausstellung „Die Farben der Serenissima“, die am 21. Juni im DomQuartier Salzburg eröffnet wird, präsentiert eine exquisite Auswahl venezianischer Kunst, darunter Werke von Meistern wie Tizian, Tintoretto, Veronese und Canaletto, erstmals ausgestellt in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum Wien. Es geht um die Verwendung kostbarer Farben und um eine neuartige, lockere Malweise, mit der Tizian und seine Zeitgenossen so sensationell erfolgreich waren. Dazu zeigen wir elegante bronzene Figuren, einen Prunkharnisch, kostbares Glas, eine fein bemalte Kassette und vieles mehr. Mit digitalen Elementen laden wir unser Publikum ein, selbst kreativ zu werden oder beispielsweise seine visuellen Fähigkeiten zu testen.

Das DomQuartier soll natürlich die Salzburg-Besucher in die Welt der Fürsterzbischöfe entführen – ebenso aber die Salzburger selbst. Wie gelingt der Schritt, das DomQuartier für sozusagen jedermann attraktiv zu gestalten?

Um das DomQuartier sowohl für Touristen als auch für die Salzburger Bevölkerung attraktiv zu gestalten, setzen wir auf Angebote mit einer Kombination aus lokaler Geschichte und internationalen Einflüssen, um sie für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Das entspricht auch der Bedeutung des Ortes. Wir legen zudem großen Wert darauf, dass unser Vermittlungsangebot zu unseren Ausstellungen und Veranstaltungen inklusiv ist und alle Altersgruppen anspricht. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Familienfreundlichkeit und dem Erlebnischarakter von regelmäßigen Veranstaltungen, Konzerten, Familienführungen und Workshops, die speziell darauf ausgerichtet sind, das Interesse von Einheimischen zu wecken. Hier kann man auch kreativ sein und selbst aktiv werden.
Welche Akzente setzen Sie im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung, insbesondere auch für das junge Publikum?

Tag der offenen Tür im DomQuartier: Landesrätin Daniela Gutschi (Mitte) zu Besuch im DomQuartier im Bild mit Dr. Andrea Stockhammer (links) und Angelika Widerin von der Kunstvermittlung.

Im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung legen wir großen Wert darauf, Programme für verschiedene Altersgruppen anzubieten, insbesondere auch für junge Menschen.

Wir entwickeln interaktive Führungen und Workshops, die speziell darauf abzielen, Kinder und Jugendliche aktiv in die Welt der Kunst und Geschichte eintauchen zu lassen. Dazu gehören auch digitale Schnitzeljagden und multimediale Erlebnisstationen, die die Geschichte lebendig machen und die Neugier der jungen Besucher wecken. Zudem fördern wir die Teilnahme an Kunstprojekten, bei denen junge Menschen selbst kreativ werden können, um einen direkten Bezug zu den kulturellen Inhalten zu schaffen. Unsere Initiativen in der Kunst- und Kulturvermittlung sind darauf ausgerichtet, das kulturelle Erbe für die nächste Generation lebendig zu halten.

Wagen wir noch einen Blick in die Zukunft: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt, die Sie mit Ihrer Arbeit für das DomQuartier erreichen möchten?

Wir sind das Herzstück des Welterbes und wollen der Erlebnisort dazu sein. Mein Ziel ist es, dass alle Salzburgerinnen und Salzburger das DomQuartier kennen – und als ihr kulturelles Erbe lieben lernen. Denn wenn man verstehen will, was Salzburg über die Jahrhunderte geprägt hat, dann kommt man zu uns. Und ich will die Fackel der Begeisterung an die junge Generation weitergeben. Digitalisierung kann die Interaktion mit unserem Publikum in vielerlei Hinsicht spannender machen. Da haben wir noch einiges vor.