Wenn‘s stürmt und schneit

Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Volkswagen AG, BMW AG, Oeamtc, Automobile Swoboda, adobe.stock.com – scharfsinn86

Wenn die Blätter sich langsam bunt färben und die Tage kürzer werden, wird es Zeit, den fahrbaren Untersatz und sich selbst winterfit zu machen. Wir haben mit Experten gesprochen, um herauszufinden, worauf es zu achten gilt und ob unterschiedliche Antriebsarten auch unterschiedliche Handlings verlangen.

Klar ist: Fahrsicherheit sollte vor allem in der kalten Jahreszeit an erster Stelle stehen. Grundlage dafür ist es, sein Fahrzeug und die Technik dahinter wirklich zu kennen. Unterschiedliche Antriebsarten und aktuelle Technologien wirken sich beträchtlich auf die Fahrer-Maschinen-Interaktion aus. Ob Elektroantrieb oder Verbrenner spielt bei der Fahrsicherheit eine untergeordnete Rolle, es kommt auf die Anordnung der Technologie und die Intelligenz der Assistenzsysteme an. Aber der größte Faktor ist noch immer der Mensch.

Antriebsarten ABC
Durch Hybrid und Reinelektroantrieb haben sich auch die Möglichkeiten, Energie auf die Straße zu bringen, ausgeweitet. Christian Santner, Mobilitätsexperte und Verkaufsberater bei Automobile Swoboda erklärt, was es neben klassischem Front-, Heck- und Allradantrieb zu berücksichtigen gilt. „Der rein elektrische Antrieb unterscheidet sich dadurch, dass der Schwerpunkt des Autos durch die Batterien tief und genau in der Mitte des Autos liegt, so macht hier ein Heckmotor viel Sinn, da beim Beschleunigen Druck auf den hinteren Antriebsreifen aufgebaut werden kann. Der rein elektrische Frontantrieb ist hingegen im Winter nicht so sicher.“ Oft wird bei Plug-In Hybriden der Elektromotor auf der Hinterachse verbaut und bietet manuelle oder automatische Zuschaltung, um optimale Fahrsicherheit zu gewährleisten. Durch Rekuperation kann ein Elektromotor ein wesentlich kontrollierteres Bergabfahren ermöglichen. Bei Schneefahrbahn ist bei Elektro sowie Verbrenner immer der Allrad klar im Vorteil. Aber Achtung, der Bremsweg bleibt immer der gleiche.

Fazit: „Durch die große Bandbreite an unterschiedlichen Antriebsarten empfiehlt es sich, beim Fahrzeugkauf sowie beim herbstlichen Wintercheck genaue Informationen über die Antriebsart des Fahrzeuges einzuholen, so lässt sich dieses im Winter bestmöglich einsetzen.“ Christian Santner, Automobile Swoboda

Elektronische Assistenten
ABS, Antriebsschlupfregelung und Notbremsassistent machen Fahrten auf Schnee und Eis um einiges sicherer und sind inzwischen Standard. Gerade im Winter ist es wichtig, diese auch zu aktivieren. Entgegen manchem Vorurteil ist es besser, das ESP bei Schneebelag eingeschaltet zu lassen, nur beim Anfahren am Berg kann es sinnvoll sein, darauf zu verzichten. Das Wichtigste vor Beginn jeder winterlichen Ausfahrt ist, das Auto komplett von Schnee und Eis zu befreien, damit die Sensoren bestmöglich arbeiten können. Im Winter sind gerade kamera- und radargestützte Systeme vermehrt fehleranfällig. So können bei Starkregen, dichtem Schneefall und Schneefahrbahn elektronische Assistenten wie Abstandskontrolle oder Spurhalteassistent nicht mehr optimal funktionieren und vorübergehend abgeschaltet werden. Auf teilautonomes Fahren sollte bei schlechten Bedingungen unbedingt verzichtet werden und die Kontrolle über das Fahrzeug direkt beim Fahrer liegen.

Fazit: „Autos mit modernsten Assistenzsystemen unterstützen den Fahrer zunehmend sicherer, aber eine Unfallfrei-Garantie gibt es nicht. Wichtig ist und bleibt das vorrausschauende Fahren.“ Eduard Malle, Porsche Salzburg – Volkswagen Vertrieb

Kontrolliertes, vorrausschauendes Fahren ist im Winter der wichtigste Sicherheitsaspekt.

Fokus auf den Fahrer
Gerade bei winterlichen Fahrverhältnissen ist die perfekte Beherrschung des Fahrzeuges der entscheidende Faktor, um sicher unterwegs zu sein. „Übung macht den Meister“, gibt Manfred Pfeiffenberger, der das ÖAMTC Fahrtechnikzentrum in Saalfelden leitet, zu bedenken: „Schnee ist nicht gleich Schnee, kalter fester Schneebelag ist beispielsweise wesentlich griffiger als Schneematsch.“ Angepasste Geschwindigkeit und das korrekte Einschätzen des Bremsweges sei essenziell. In speziellen Winterfahrtechniktrainings können Anfänger wie Fortgeschrittene immer etwas dazulernen. „Jedes noch so moderne Fahrzeug kann auf Schneefahrbahn ins Schleudern geraten, wenn ich das schon einmal erlebt habe, bleibe ich im Ernstfall handlungsfähiger,“ ist sich Pfeiffenberger sicher. Im Fahrsicherheitstraining stehen Übungen wie Slalomfahrten, Zielbremsungen und Kurvendynamikübungen auf unterschiedlichen Schneevarianten am Programm. So ist man bereit, im Winter volle Kontrolle über seine eigene Sicherheit und jene der Beifahrer zu übernehmen.

Fazit: „Winterfahrsicherheitstrainings sind nicht nur etwas für Fahranfänger, auch Berufsfahrer können hier etwas für die eigene Sicherheit dazulernen. Die Salzburger Winterfahrtrainings garantieren Sicherheit und so manches ‚Aha Erlebnis‘!“ Manfred Pfeiffenberger, ÖAMTC Fahrtechnikzentrum, Saalfelden

Dank professioneller Anweisung der Fahrsicherheitstrainer behält man auch in Extremsituationen die Kontrolle.

Gute Reifen sind ein Muss
Unsere Experten sind sich einig, dass die wichtigste Hardware im Winter der Reifen ist. Dieser ist die Verbindung zwischen Auto und Untergrund. Vor allem im Winter ist hier höchste Qualität angesagt. Die Mindestprofiltiefe von 4 Millimeter sollte gegeben sein, sonst steigt bei kausaler Unfallschuld auch die Versicherung aus und es droht ein Bußgeld. Ketten braucht es nur auf tiefverschneiten Bergstraßen, aber die Montage will geübt sein. Wer sein Fahrzeug und sich selbst kennt, Respekt vor der winterlichen Straße hat und auch mal die Geschwindigkeit drosselt, der kommt ziemlich sicher gut durch den Winter.

„Durch die große Bandbreite an unterschiedlichen
Antriebsarten empfiehlt es sich, beim Fahrzeugkauf
sowie beim herbstlichen Wintercheck genaue
Informationen über die Antriebsart des Fahrzeuges
einzuholen, so lässt sich dieses im Winter
bestmöglich einsetzen.“

Christian Santner