Viele kreative Wege führen zu Zufriedenheit & Entspannung

Text: Andrea Kocher

Fotos: Miriam Dörr, Natalia Pyzhova - fotolia.com; Experten: Wollzimmer, Bastlerecke, Wollamt Antering

Beim Handarbeiten mal auf die Pausetaste drücken, vom Alltag Abstand nehmen und hinein tauchen in die kreative, selbstbestimmte Welt. Kaum eine andere Freizeitbeschäftigung verheißt so viel Produktivität bei gleichzeitiger totaler Entspannung. Der klare Trend im Reigen der vielen Möglichkeiten kreativen Tuns bleibt das Stricken.

Mit klappernden Stricknadeln sitzt Oma vor dem Kachelofen. In ihren gefilzten Patschen, dem genähten Küchenkittel, die weißen Haare zum Knödel gesteckt. Ihr Strickwerk nimmt schnell Form zu dicken warmen Socken an… Das klassische Bild, wenn es ums Stricken geht? Ein Bild, das sich entscheidend wandelte. Denn gerade in den letzten Jahren hat auch die jüngere Generation wieder das Interesse am Stricken entdeckt. Es ist eine Entwicklung, wie sie mit diesen „kleineren“ Strickprojekten aufgekommen ist. Mützen, Schals, Taschen,… den Trend vorgegeben hat insbesonders das Must-Have von grobmaschig gestrickten Hauben. Je handgemachter, umso besser! Es stricken Jugendliche wie Erwachsene, und längst stricken auch Männer eifrig mit.
„Stricken ist kein verstaubtes Hobby der älteren Generation mehr“, weiß Brigitte Brandstätter, die seit 29 Jahren in der Branche tätig ist, aus Erfahrung. Attraktiv vor allem wohl deshalb, da diese Handarbeit alle Schwierigkeitsgrade offen lässt. Somit ist auch bereits der Einsteiger befähigt, einfache Werkstücke zu zaubern. Die Anleitung zur Herstellung der grobmaschig, relativ unkompliziert gestrickten Winterhaube ist soweit noch jedermanns Sache. Größere Strickprojekte, dies zielt dann in Richtung mehrfärbigen Wollpullover mit Muster, setzen gewisses Können voraus. Übung macht eben den Meister – und so ist es doch bei all diesen kreativen Tätigkeiten.

Profis geben Anleitung
Mit Freude an die Sache herangehen! Am Beginn des Vorhabens empfiehlt sich der Weg ins Handarbeits-Fachgeschäft. Dort findet man die entsprechende Beratung bei der Materialauswahl – Stricknadeln sind heute vorwiegend aus Bambus, weniger häufig aus Metall, die Auswahl an Naturwolle ist groß, im Vergleich zu früher ist sie noch anschmiegsamer, qualitativ hochwertiger und pflegeleichter geworden, es gibt sie in allen Fadenstärken und Farben. Die bunte Vielfalt der Wolle ebenso ein Grund, weshalb das Stricken wieder vermehrt ein junger Trend geworden ist. Über die Herangehensweise ans Strickprojekt geben die Experten in den Handarbeitsstuben auch gerne fachkundige Anleitung. Immer beliebter in dieser Hinsicht werden gemeinsame Handarbeitsabende und „Strickcafe’s“. Es sind regelmäßige Treffen, bei denen im Kreis von Gleichgesinnten gewerkelt wird und man sich gegenseitig mit Tipps und Tricks weiterhilft.

Es sind also nicht allein die Schistars, die mit ihren Mützendesigns den Toptrend für den nächsten Winter vorgeben. Auch alle Arten von Schals, vor allem Loopschals, Arm- und Beinstulpen werden eifrig gestrickt. Ein Klassiker bleiben zudem Socken, die in allen möglichen Größen, Ausführungen und Farben gefertigt, in der Kommodenlade gesammelt landen – und nicht nur dort im Wäschekasten gehortet, sondern täglich getragen werden.

Mit strammen Wad’ln auf’s Oktoberfest
Im Fach des Strickens derzeit klar tonangebend der Einfluss der Tracht. Wer seine Wadl’n beim Herbst- und Oktoberfest in selbstgemachte Trachtenstutzen hüllt, der zieht garantiert manch’ neidische Blicke auf sich. Voraussetzung für den makellosen Auftritt ist jedoch das Können: Trachtenstutzen zu stricken, das ist die Königsdisziplin. „Deshalb, da mehrere verschiedene Muster eingearbeitet sind. Ich muss mich in jedes einzelne Muster hineinkonzentrieren. Das ist anstrengend, was nicht heißt, dass es deshalb weniger entspannend ist“, erklärt Brigitte Brandstätter und verweist an dieses „sich fallen lassen“ bei der Handarbeit. Seit längerem wieder sehr beliebt ist auch der Stoffdruck. Die Dirndlgwand-Schürze bekommt wieder den selbst ausgesuchten Aufdruck. Blumenmotive, Bordüren und Ranken sind es meist. Besonders macht es der, der für den Stoffdruck alte, am besten handgeschnitzte Model verwendet. Verzieren und Verschönern nach überlieferter Methode: Eine alte Handarbeitskunst wird wieder salonfähig.
Bedruckt werden überdies Wohnaccessoires aller Art, von Kissen über Tischwäsche bis Vorhänge etwa. Und auch Taschen, wobei das allseits begehrte „Hirsch“-Motiv umgehend den rustikal-alpinen Stil in die Optik bringt.
Beim Handarbeiten soll es also um die Freude an der Fertigung gehen, es dreht sich alles „um’s Machen“. Es ist der Gestaltungsprozess, der trotz aufwändiger „Arbeit von Hand“ pure Entspannung verspricht. Das Ergebnis ist nicht unbedingt vordergründig, gerade der Hobbykreative stellt kaum große Ansprüche an Perfektion.

Weil Frau nie eine Tasche zuviel haben kann…
So kommt auch der zum schönsten Resultat, der sich dem wieder aufkommenden Trend des Patchwork-Nähens annimmt. „Viele greifen wieder zur Nähmaschine, obwohl sie bereits darüber sagten, es ist nur noch ein Gerät zum Entrümpeln“, so Brigitte Brandstätter. Den Reiz des Patchwork-Nähens macht diese nie endgültige Gestaltungsfreiheit aus: Was zusammengenäht wird, kann im Grunde jederzeit wieder auseinandergenommen, und neu zusammengesetzt werden. Bei (Wieder)-Einsteigerinnen des Hobby-Nähens sind Schals und Kissen sehr beliebt. Geübtere kombinieren verschiedene Stoffe und Farben spielerisch mittels einer geraden Naht zu Tages- bis Babydecken.
Handgemachte Taschen werden übrigens genäht und bedruckt, gestrickt und gefilzt. Ein anhaltender Trend, sind und bleiben sie die Begleiter in allen Alltagssituationen unweigerlich die heimliche Leidenschaft der Damenwelt. In allen Variationen und Größen werden die Taschen gestaltet, vom Necessaire bis zum Shopper, die Wahl der Materialien solo oder in Kombination. Der Kreativität ist auch hier freier Lauf gelassen.

Blickfang aus Ton
Wer weniger mit Nadeln und Faden hantiert, der schließt sich dem Töpfern als Möglichkeit des produktiven Hobbys an. Es sind Gebrauchs- und Ziergegenstände aller Art, die aus Ton gefertigt werden. Vom Eierbecher bis zum Übertopf in Übergröße ist hier alles dabei. Auch beim Töpfern gilt: Ausschlaggebend ist der Reiz, etwas Eigenes herzustellen. Ein Dekostück zu fertigen, das nicht im Massenangebot in vollen Regalen zu Billigstpreisen erhältlich ist, und dessen Vorhandensein in jedem Haushalt an Einzigartigkeit völlig untergeht. „Töpfern kann jeder, sofern es einen freut. Ist ein gewisser Reiz da, dann vielleicht auch noch die Gelegenheit, einen Kurs zu besuchen, dann ist das Vorhaben ‚Töpfern’ schon umsetzbar“, weiß Brigitte Brandstätter.
Bleibt zu guter Letzt noch das Basteln, dem man sich mit kürzer werden der Tage im Herbst und auch schon im Hinblick auf die Adventzeit wieder eher widmet. Der Handel bietet hier das nötige Rüstzeug für alle „Leistungsklassen“. Je nachdem, wie viel Kreativität, Fingerspitzengefühl und Geschick zum gemütlichen Wohndeko- bis Kerzen-Basteln man einbringen will, so die Vorbereitung: Bastelzubehör reicht vom einfachen Steinchen und Sternchen bis hin zum Fertigteil, die nach vorgegebenem Schema nur noch zusammengefügt werden müssen. Nach wie vor angesagt im Wohnbereich der Shabby-Chic-Style – das Basteln mit „Recyclingmaterialien“, was meist schon eher ins Handwerk führt, zum Gestalten von Kleinmöbeln.

Jahreszeitenunabhängig ist der, der sich bei Schmuck für Do-it-yourself entscheidet. Auch in dieser Kategorie gibt es einfache bis schwierige Vorgehensweisen – an sich sollte sich das Schmuckbasteln als Nonplusultra verstehen. Wer etwa die Teile einer Kette samt Anhänger mit den dazu passenden Ohrringen von der Pieke auf selbst erzeugt, aus Ton etwa, oder mit Mosaiksteinen besetzt, für den ist ein stunden- und tagelanges Abtauchen ins Hobbyatelier ganz normal. Schmuck der Marke Eigenbau begeistert schlichtweg, da von der Idee bis zum Ergebnis Herz und Seele darin steckt, und jedes Stück bewusst anders gestaltet ist. Eine nachhaltig produktive Freizeitbeschäftigung, denn jeder Bastler wird es bestätigen: Die Freude am Schmuckstück bleibt und sobald sein stolzer Besitzer es anlegt, kommt die Erinnerung an erfolgreiche, befriedigende Momente während der Herstellung zurück.

Handarbeiten ist und bleibt im Trend. Welchem kreativen Hobby man sich gerade widmet, sollten Lust und Laune, ebenso wie der Anlass entscheiden. So ist es nicht ungewöhnlich, dass manche über einen Zeitraum pausenlos stricken und den gesamten Freundeskreis mit warmen Socken, Schals und Mützen für den Winter rüsten, plötzlich dann wieder die Nähmaschine entstauben, weil man das Patenkind mit einer Patchwork-Tasche beschenken möchte. Selbstgemachtes und damit Freude schenken, auch das ist natürlich ein Aspekt, der Handarbeiten als Hobby so befriedigend macht. Und nicht zuletzt ist jedes kreative Projekt das wertvollste Geschenk an sich selbst: Weil man sich selbst die Zeit schenkt, während man Kreatives tut.


Unbedingt auf die Maschenprobe schauen, denn diese liefert einen genaueren Vergleich als die Nadelstärke. Vor dem Stricken eine eigene Maschenprobe (Strickstück im Muster auf 10 x 10 cm) machen. Diese Zeit sollten Sie investieren, denn davon hängt jede weitere Überlegung ab und im Endeffekt dann auch der Erfolg.
Claudia Zelinsky, Wollzimmer


In der Bastlerecke in der Kaiser-Karl-Straße bieten wir neben standardmäßigem Bastelmaterial auch Decopage-Papier zum Überziehen, Holzmodeln für Stoffdruck, Wolle zum Filzen und eine große Auswahl an Perlen zur Schmuckerzeugung an.
Uschi Selner, Bastlerecke, Salzburg


Stricken hat sich in den letzten Jahren nicht nur zum Trend entwickelt, sondern sorgt auch für Entspannung. Wissenschaftlich nachgewiesen… ein wirksames Mittel gegen Alltagsstress, Muskelverspannungen werden gelöst und Blutdruck und Pulsrate sinken.
Selbst unkomplizierte Strickmuster folgen einer gewissen Regelmäßigkeit und bestehen aus Variationen aus linken und rechten Maschen. Laut Dr. Herbert Benson, Präsident des Mind Body Medical Institutes in Harvard, führt die ständige Wiederholung des gleichen Bewegungsablaufs zu einem vollkommenen Entspannungszustand, ähnlich wie bei Meditation oder Yoga.
Lisa und Elfriede Lebesmühlbacher, ehemals Wollamt Antering