Sport mal anders!

Text: Christine Gnahn

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Wild, akrobatisch, extravagant: Wer die Nase voll vom Joggen und Lust auf eine völlig neue Erfahrung hat, findet in diesen Trendsportarten frischen Nervenkitzel.

Das erste Mal war es ja noch extrem ungewohnt, seine Beine plötzlich in einer einzigen Flosse wiederzufinden, die bis zu den Hüften reicht. Nach anfänglicher Hilflosigkeit ist die Freude einige Trainingsstunden später jedoch groß: Elegant bewegt man sich mit seiner Flosse durch das Wasser und fühlt sich wie ein mystischer Bewohner des Meeres. Eine intensive Freude macht sich breit: Nicht nur darüber, den eigenen Körper zu spüren, sondern auch darüber, etwas völlig Neues gelernt zu haben. Das Schwimmen wie eine Meerjungfrau, auch Mermaid-Swimming genannt, ist nur ein Beispiel für moderne Trendsportarten, die in ihrer Extravaganz immer ausgeflippter zu werden scheinen. Von Aerial Yoga, also Yoga in der Luft, über Pole-Dancing bis hin zur Zirkusakrobatik – die Palette für Probierfreudige und Neugierige reicht weit. Auch in Salzburg gibt es bereits zahlreiche Veranstalter, die auf extravaganteres Programm als Schwimm- oder Zirkeltraining setzen. Doch woher kommt diese Faszination an ausgefallenen Sportarten eigentlich? „In der heutigen Zeit spielt Individualität für die meisten eine große Rolle“, erklärt die Sportwissenschaftlerin Sonja Jungreitmayr, die sowohl das USI Fitnesszentrum als auch die Personal Fitness Academy und das Projekt „My Body Coach“ in Salzburg leitet, „man möchte sich abheben von der Masse.“ Dabei seien eben nicht nur Faktoren wie ein eigener Kleidungsstil, sondern auch Freizeitbeschäftigungen von großer Bedeutung. „In der heutigen Zeit hat man die große Möglichkeit, seine individuellen Bedürfnisse und auch Talente zu erkunden – wir sind nicht alle gleich, wieso sollte dann für uns alle diese eine Sportart gut passen?“ Joggen oder Schwimmen, das sei nun einmal für viele nicht die erfüllende Freizeitbeschäftigung. Doch auch der Erlebnischarakter vieler der Trendsportarten spiele eine entscheidende Rolle, „man will etwas Besonderes erleben, weil sich viele über ihre Erlebnisse ein Stück weit selbst definieren. Und dann ist da ja noch dieses ganz eigene Lebensgefühl, der ‚Lifestyle’, der bei außergewöhnlichen Sportarten mitschwingt.“

Neue Welten erobern
So beispielsweise auch beim Pole-Dancing, das man bei den „Sporty Dancers“ in Salzburg trainieren kann. Noch habe es ein verruchtes Image, das Tanzen an der Stange, doch tatsächlich handle es sich um einen intensiven Sport, berichtet die Studioleiterin Stefanie Bosch: „Pole-Dancing ist eine ganz eigene Form der Akrobatik, die großen Spaß macht und bei der man gleichzeitig ein tolles Ganzkörpertraining ausübt.“ Wer die Figuren in den Höhen der Stange zum ersten Mal sehe, verspüre zwar meist automatisch die Sorge, „das schaffe ich nie“ – und doch sei vieles auch in kurzer Zeit erlernbar. „Ich liebe besonders dieses Gefühl, als ob man die Schwerkraft hinter sich lässt. Es fühlt sich an wie fliegen und ist sowohl anstrengend als auch ein Gefühl von Seele-baumeln-lassen zugleich.“

Schwebe-Momente erleben Sportler auch im CircusTrainingsCentrum, das erst vor kurzem seine Pforten in Salzburg eröffnete. Der Name ist Programm: Von Partnerakrobatik über das Vertikaltuch bis zum Artistiktreff lässt das Zentrum Zirkusluft schnuppern und abenteuerlich Akrobatisches ausprobieren. „Zu entdecken, was der Körper alles leisten kann, ist für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene eine tolle Erfahrung“, so Wolfgang Neumayer vom CircusTrainingsCentrum.
„Gerade Sachen, die sich in der Luft abspielen, mit einem Tuch oder Trapez, sind für viele Neuland und lassen schon bald tolle Erfolgserlebnisse zu – Bewegung bekommt so eine ganz eigene Dimension und bereitet große Freude!“ Doch auch der Artistiktreff, bei dem sich jeden Dienstag um die 40 Erwachsene versammeln, erfreue sich bereits großer Beliebtheit, „da kann man frei trainieren nach Lust und Laune, sich mit anderen Artisten austauschen und Tipps vom professionellen Trainer bekommen.“ In den vielfachen Möglichkeiten sieht Neumayer auch den Grund für das große Interesse an außergewöhnlichen Sportarten wie der Zirkusartistik, „man kann alles Mögliche ausprobieren, vom Jonglieren über das Balancieren. Dabei findet man auch dann Erfolgserlebnisse, wenn man über keinen hundertprozentig durchtrainierten Körper verfügt.“

Eigene Hürden überwinden
Eine besondere Leidenschaft dafür, außergewöhnliche Sportarten für sich zu entdecken, hegt die Fotografin Doris Wild. In einem eigenen Blog (probetraining-salzburg.at) widmet sich die Salzburgerin mit jedem Post einer neuen Sportart – und lernt dabei so manches kennen. „Am Anfang steht immer das Zaudern: Kann ich das überhaupt, sind die anderen fitter als ich, werde ich mich blamieren?“, so die Sportbegeisterte, „doch man sammelt tolle Erfahrungen dabei, Neues auszuprobieren. Klar kann man etwas gleich am Anfang noch nicht, doch die Menschen begegnen einem freundlich. Und dann ist es ein geniales Gefühl, eigene Hürden zu überwinden – körperlich und auch im Kopf.“

Bereits genanntes Mermaid-Swimming lässt sich übrigens auch in Salzburg erproben – derzeit allerdings nur von Kindern. Das Sporthotel Alpina Alpendorf in St. Johann bietet, auch für Externe, entsprechende Kurse für kleine Nixen an. Wer jedoch anderswo einen Kurs bucht – beispielsweise bei den Austrian Mermaids – und den Kniff schließlich raushat, ist mit einer eigenen Monoflosse schnell eigenständig und kann im Lieblingssee dahingleiten. Denn im Idealfall findet man in einer frisch entdeckten außergewöhnlichen Sportart nicht nur ein Abenteuer – sondern auch ein Hobby, das ein Leben lang begleitet.