Spiel mit dem Feuer
Heizen geht uns alle an. Vor allem in Zeiten steigender Energiekosten und fossiler Lieferengpässe ist die vorausschauende Auswahl eines zukunftsfähigen Heizungssystems im Eigenheim eine Investition, die sich auszahlt.
Sanierer haben die Wahl zwischen Feststoffkesseln und Wärmepumpen, die in Verbindung mit Sonnenenergie sogar bis zur Energieautarkie ausgebaut werden können. Aber auch andere Heizmethoden wie Infrarot-Elektrosysteme können eine überlegenswerte Alternative darstellen. Vor allem gilt es, die Vorteile in Sachen Platzbedarf, Autarkie, Anschaffungs- und laufende Kosten sowie Förderungen zu berücksichtigen.
Raus aus den Fossilen
Die letzten Monate haben uns unsere Abhängigkeit von ausländischem Öl und Gas vor Augen geführt. Der Weg in die erneuerbaren Energien beim Heizen ist unausweichlich, denn der Gesetzgeber macht es in Salzburg fast unmöglich, privat noch Ölheizungen zu verbauen und ab 2023 ist laut Bund auch mit der Gasheizung Schluss. Vorhandene junge Gas- oder Ölkessel können mittels Solar und Photovoltaik extrem sparsam betrieben werden, so ist eine Investition in Sonnenenergie inklusive ordentlicher Dämmung oft sinnvoller als ein Heizungstausch.
CO2-Abgabe macht fossile Energie teuer
Seit Oktober dieses Jahres wird in Österreich eine CO2-Abgabe in Höhe von 30 Euro pro Tonne CO2 eingehoben, diese steigt bis 2025 stufenweise auf 55 Euro. Das betrifft auch Heizungen mit fossilen Brennstoffen. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut steigt allein dadurch der Heizölpreis bis 2025 um 17,9 Prozent, Preissteigerungen nicht mitgerechnet. Auch auf Erdgas steigt die Steuerquote drastisch in den nächsten Jahren.
Nachwachsende Wärme
Seitdem der griechische Gott Prometheus das Feuer aus dem Olymp stahl, nutzen wir Holz, um daraus Wärme zu gewinnen. Pelletsheizungen sind die perfekte Wahl, um die alte Ölheizung zu ersetzen. Der umgebaute Öltank wird dabei zum Lager für die kleinen gepressten Stäbchen, die aus Holzabfällen hergestellt werden, welche bei der Holzverarbeitung anfallen. „Pelletkessel sind oft am günstigsten in der Anschaffung, sie heizen auch schlecht gedämmte Häuser und die klassischen Heizkörper müssen nicht auf Niedertemperatursysteme wie Fußbodenheizung umgestellt werden“, erklärt Energieberater Markus Hangler und fügt hinzu: „Pelletkessel können mit Stückgutheizungen kombiniert werden und verfügen über wenig fehleranfällige Elektronik, müssen aber aufgrund der Mechanik regelmäßig gewartet werden.“ Sogar in der Eigentumswohnung kann der Pellet-Kaminofen die Etagenheizung speisen, befüllen muss man aber von Hand. Mehrfamilienhäuser oder jene, die ihr eigenes Holz produzieren, sollten eine Hackschnitzelheizung ins Auge fassen, auch wenn die Anschaffung teurer ist.
„Während seines Wachstums nimmt der Wald CO2 aus der Luft auf, speichert im Holz den Kohlenstoff und gibt Sauerstoff an die Luft zurück. Beim Heizen wird der Kreislauf sinnvoll geschlossen. Lässt man Holz verrotten, entweicht die gleiche Menge CO2 ungenutzt. Bewirtschaftete Wälder sorgen so für nachhaltigen CO2-neutralen Brennstoff und sie schützen gleichzeitig vor Vermurungen und Lawinen.“
Forstdirektor Franz Lanschützer
Pump it up
Wärmepumpen sind die Allrounder unter den Heizformen. Sie funktionieren wie ein umgekehrter Kühlschrank, die Wärme wird draußen entzogen und heizt das Innere. Die günstigste Alternative ist die Luftwärmepumpe, sie nutzt die Umgebungsluft zur Wärmeerzeugung, doch Ingenieur Markus Hangler gibt zu bedenken: „Luftwärmepumpen kommen bei großer Kälte schnell an ihre Grenzen. Bei circa minus 7 Grad Außentemperatur muss die Heizpatrone dazuschalten, das verbraucht viel Strom. So ist das System gerade in Salzburgs Gebirgsregionen oft keine optimale Lösung.“ Teuer in der Anschaffung, aber absolut sparsam, zuverlässig und wartungsarm sind Sole-Wasser und Wasser-Wasser Wärmepumpen, die mit der natürlichen Wärme des Bodens bzw. des Grundwassers arbeiten.
Tipp vom Energieberater: Wer einen Brunnen zuhause hat, kann diesen für eine Grundwasserwärmepumpe nutzen, das spart teure Bohrkosten und ist die effizienteste Art, eine Wärmepumpe zu betreiben.
Heizen aus der Ferne
Fernwärme ist aufgrund kurzer, effizienter Rohrleitungsnetze und des einfachen Anschlusses optimal in Ballungsräumen. In ländlichen Regionen ist die Versorgungsdichte geringer und die Betriebskosten sind höher. Fernwärme ist durch vollautomatischen Betrieb einfach zu bedienen und braucht kaum Platz, hat aber den Nachteil, dass ein kurzfristiger Anbieterwechsel nicht möglich ist. Es gibt in Salzburg keine Förderung für andere Heizarten, wenn es eine wirtschaftlich zumutbare Fernwärmeanschlussmöglichkeit gibt.
Big is better
Warum nicht gemeinsam mit den Nachbarn ein Heizkraftwerk errichten? Wer sich diese Frage schon einmal gestellt hat, sollte sich Blockheizkraftwerke näher ansehen. Diese produzieren über eine sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung netzunabhängig Strom und Wärme. Sie können mit Pellets, Hackschnitzel, Bio-Heizöl oder sogar Wasserstoff betrieben werden. Die Anschaffungskosten sind relativ hoch, doch der produzierte Strom lässt sich ins Netz einspeisen oder selbst verbrauchen.
Zu Baubeginn
Soll die Heizung ersetzt werden, führt der erste Weg zur kostenlosen Energieberatung des Landes Salzburg. Der unabhängige Berater erstellt eine kostenlose Bedarfserhebung. Diese geht einem Sanierungskonzept, Planungsenergieausweis und einer Leistungsbeschreibung voraus, die Ziviltechniker, Bautechniker oder Energietechnikbüros erstellen. Man sollte hier auf einen objektiven Professionisten setzen, der die komplette Planung, Beratung und Fördermittelberechnung aus einer Hand durchführt und an der Seite des Bauherrn steht. Beim Bund bekommt man mindestens 7500 Euro beim Umstieg vom fossilen Kessel. Eine Landesförderung von 15 bis 50 Prozent der förderfähigen Kosten hängt von Nachhaltigkeit und Art des Projektes ab. „Beim Land gibt es Energie- und Sanierungsförderung. Die genaue Auswahl der Fördertöpfe ist gefragt“, weiß Markus Hangler.
Ebenso schießen Gemeinden Unterstützungen zu. Das Wichtigste ist jedoch nicht die Erneuerung der Heizung, sondern erst einmal eine adäquate Dämmung, denn jede Kilowattstunde Heizenergie, die man sparen kann, muss erst gar nicht erzeugt werden. Das wirkt sich ebenso auf die Fördersumme aus, wie eine Solaranlage auf dem Dach, weshalb es immer auf ein stimmiges Gesamtkonzept ankommt.
Heizsupport durch die Sonne
Solarthermie nutzt die Wärme der Sonne, um Boiler oder Pufferspeicher zu erhitzen. Photovoltaik hingegen erzeugt elektrischen Strom aus Sonnenlicht. Die Photovoltaikmodule bestehen u. a. aus zwei hauchdünnen, meist aus Silizium bestehenden Schichten, die bei Sonneneinstrahlung eine Spannung entwickeln und so Strom für die Eigennutzung produzieren. Die Entwicklung der Strompreise spricht stark für Photovoltaik, da man hier durch Einspeisung ins Stromnetz die Amortisationszeit deutlich verkürzen kann. Alternativ bietet die Salzburg AG ein Solardepot an, bei dem man 80 Prozent des eingespeisten Stroms jederzeit wieder kostenfrei entnehmen kann.
Beide Technologien eignen sich hervorragend, um die Zentralheizung zu unterstützen und können unter Umständen ein Passivhaus beinahe komplett beheizen. Bei der Kombination von Photovoltaik und moderner Infrarot Flächenheizung verschwinden lästige Heizkörper und man spart sich den wassergestützten Heizkreislauf.
Website der Salzburger Energieberatung: www.salzburg.gv.at/themen/energie/energieberatung
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Mooslechner Christine, SARA BUBNA photography, adobe.stock.com