So schön sozial
Text: Astrid Schraffl
Fotos: PG und ART-ORG St. Ursula Salzburgf, ÖJAB; Foto Gudrun: privat
Das Projekt Generationenaustausch zwischen dem Gymnasium St. Ursula Salzburg und der ÖJAB-SeniorInnenwohnanlage Aigen begeistert quer durch alle Altersgruppen.
Ursprünglich entstand das Projekt Generationenaustausch im Rahmen eines fünftägigen Young Leadership Trainings des Österreichischen Jugendrotkreuzes für interessierte und motivierte Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 25 Jahren. An einem solchen nahmen die damaligen Schülerinnen des Gymnasiums St. Ursula Salzburg, Lara Pirchner und Gudrun Huber, während ihres Maturajahrs 2019 teil und planten im Zuge dessen ein selbstgewähltes, soziales Projekt.
Darin ging es um das Zusammenbringen von Jung und Alt, bei dem Jugendliche und SeniorInnen durch regelmäßigen Austausch ihren Horizont erweitern und Erlebnisse miteinander teilen können. Der Gedanke dahinter: Zahlreiche Senioren haben keine Angehörigen und bekommen nie Besuch – Vereinsamung ist eine sehr reale Gefahr. Auch viele Jugendliche haben keine Großeltern mehr und keinerlei Bezug zur älteren Generation. Dieses soziale Defizit auf beiden Seiten auszugleichen, ist das Ziel von Projekt Generationenaustausch! Nach der intensiven Arbeit an der Planung, wollten Lara und Gudrun nach Abschluss des Trainings die Idee nicht im Sand verlaufen lassen. Deshalb wandten sie sich damit an Patrick Ebeling, den Leiter der ÖJAB-SeniorInnenwohnanlage Aigen, und an ihre damaligen Lehrer und Ingrid Seiringer, Direktorin des Gymnasiums St. Ursula Salzburg. Das Vorhaben stieß umgehend bei allen Beteiligten auf große Begeisterung.
Es beginnt
Ingrid Seiringer: „Alle fanden die Idee von Anfang an toll. Allerdings öffnete ein gemeinsames Gespräch mit Patrick Ebeling zu Beginn gleich etwas die Augen der Schülerinnen und auch von mir. Denn so manche Idee, was man mit den SeniorInnen unternehmen könnte, war so wie geplant einfach nicht umzusetzen – z.B. Spaziergänge, da viele der älteren Leute dazu nicht mehr in der Lage sind.“ Zusammen wurde die praktische Umsetzung gebrainstormt und im Sommer 2019 kam das Projekt ins Rollen. Lara und Gudrun fingen zunächst zu zweit mit Besuchen in der SeniorInnenwohnanlage an. Dann zogen sie in weiterer Folge durch die Klassen, um den „Generationenaustausch“ zu kommunizieren und weitere Mitwirkende zu finden. Innerhalb kürzester Zeit gab es zahlreiche Freiwillige, die gerne bereit waren, sich zu beteiligen.
Zur ersten Kontaktaufnahme schrieben die Jugendlichen persönliche Briefe an die einzelnen Bewohner der Senior-Innenwohnanlage, stellten sich vor und berichteten aus ihrem Leben. Gemeinschaftliche Spielenachmittage und diverse Unternehmungen wie Keksebacken sollten folgen. Leider kam Corona dazwischen und machte durch die strengen Besucherregeln im Seniorenheim einen Strich durch die Rechnung. Doch Not macht erfinderisch und so wurde auf digital umgestiegen. Zumindest für die coronaerprobte Jugend nichts Neues. Das Personal der ÖJAB organisierte kurzerhand Beamer und Leinwand und so konnte zumindest ein Teil der geplanten Treffen in abgewandelter Form via Zoom stattfinden.
Weihnachtliches Miteinander
Vor allem in der Adventzeit erfolgten wöchentliche Zoom-Meetings, bei denen zusammen gesungen, Geschichten erzählt und von den Jugendlichen selbst geschriebene Gedichte vorgetragen wurden. Das hinterließ auf beiden Seiten tiefe Eindrücke. Die Senioren freuten sich ungemein über die von den Schülern im Werkunterricht gebastelten Nikolaussackerl und deren musikalische und künstlerische Bemühungen. Umgekehrt waren die SchülerInnen sehr bewegt von den Erzählungen der Älteren aus der Weihnachtszeit in ihrer eigenen Kindheit.
Lara Pirchner: „Eine Seniorin berichtete von ihrem liebsten Weihnachtsgeschenk aus der Kriegszeit, einer beschädigten Puppe mit nur einem Auge, die sie innig liebte und die sie nur für eine Stunde am Tag bekam, um zu vermeiden, dass sie sich daran satt spielt. Den Rest der Zeit durfte sie nur am Kasten betrachtet werden. Das hat alle ziemlich berührt.“ Schwer nachvollziehbar, aber auch sehr eindrucksvoll für viele der Jugendlichen von heute, die häufig an einen Überfluss gewohnt sind und denen nicht selten die Wertschätzung für das fehlt, was sie alles besitzen. Auch zu Ostern wurden Osternester gebastelt und befüllt, unterstützt von Familienbetrieben der SchülerInnen, die sich spendabel zeigten. Patrick Ebeling berichtet: „Die Freude der SeniorInnen war riesig und alle waren sehr motiviert, sich an der Erstellung eines riesigen Plakats mit Handabdrücken zu beteiligen, um ihre Dankbarkeit auszudrücken.“
Vollgas im Herbst
Das Projekt Generationenaustausch trotzte der Corona-Pandemie und soll auf allgemeinen Wunsch ab kommendem Herbst wieder mehr Fahrt aufnehmen. Alle Beteiligten hoffen, als gutes Vorbild für andere zu wirken und viele weitere Institutionen zu ähnlichen Initiativen inspirieren zu können. Die ÖJAB, kurz für Österreichische JungArbeiterBewegung, ist in diesem Bereich schon seit vielen Jahren aktiv. Als gemeinnützige, unabhängige NGO vereint sie Wohnheime und Einrichtungen für junge und alte Menschen unter ihrem Organisationsdach. Das Ziel der ÖJAB ist es, jungen und alten Menschen ein Zuhause und die Zugehörigkeit zu bieten, welche Wachsen, Lernen und Reifen ermöglichen und dazu beitragen, das Leben unabhängig von der Lebenssituation und vom Alter selbstständig zu meistern.