Salzburg lebt Vielfalt
Eine Woche lang zeigte Salzburg, wie bunt es ist. Im Rahmen des Pride Festivals wurde unsere Stadt bunt und queer. Ein guter Grund, das Leben queerer Menschen, ihre Situation, ihre Bedürfnisse und die Vision eines toleranten, vielfältigen Salzburgs genauer zu betrachten.
Text: Doris Thallinger
Fotos: Bernie Rothauer, Georg Kritsch, gaysalzburg.at / Carina Karolus, Adobe Stock
Dass in Salzburg die Vielfalt auflebt, bewies das Pride Festival, das von 30. August bis 8. September über die Bühne ging. Zum Höhepunkt am Samstag, der Pride Parade, zogen tausende Menschen, von jung bis alt, queer oder nicht, durch die Stadt, feierten das Zusammenleben, priesen die Vielfalt und plädierten für mehr Toleranz. Eine Toleranz, die im Jahr 2024 selbstverständlich sein sollte. Haben viele (nicht nur ältere Semester) doch auch heute noch Berührungsängste, teils Unverständnis und zeigen sich verunsichert, was hinter dem „Buchstabensalat“ LGBTQIA+ überhaupt genau steckt.
Fest steht, queere Personen sind Menschen wie alle anderen auch, Menschen wie du und ich. Viele von ihnen müssen allerdings einige Herausforderungen überwinden, um an ihr Ziel, ein zufriedenes Leben, zu kommen und tragen einen Rucksack an Erfahrungsschätzen, die sie – oftmals auf Umwegen des Lebens – gesammelt haben, mit sich.
Homosexuell, bisexuell, asexuell, pansexuell, Trans-Personen, deren Geschlechtsidentität vom körperlichen Geschlecht abweicht, Inter*Menschen, deren körperliche Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig in die medizinischen Normen von weiblich oder männlich einzuordnen sind, non-binäre Menschen und vieles mehr – das Leben wie auch die Menschheit ist eben nicht nur schwarz oder weiß, sondern tatsächlich bunt wie der Regenbogen. Dass dies in keinster Weise eine Bedrohung darstellt, kommt zum Glück mehr und mehr in den Köpfen der Menschen an – und in der Realität des Lebens. Das queere Leben findet längst nicht mehr im Verborgenen statt. Sichtbarkeit lautet die Devise, Sichtbarkeit in unserem alltäglichen Leben.
„Genau darum wollen wir uns dort positionieren, wo die Community tatsächlich ist: in der Mitte der Gesellschaft. Wir wollen ein wenig abrücken von den Klischeebildern, die oft nur Fetisch, Dragqueens, große Paraden, schrille Partys zeigen. Diese Bilder stimmen zwar alle auch, zeigen aber nur den kleinen Teil einer breiten Community“, erklärt Conny Felice, die seit drei Jahren als Geschäftsführerin den Verein Hosi (Homosexuelle Initiative) Salzburg leitet. Vor 10 oder 20 Jahren seien diese Bilder noch notwendig gewesen, um Aufmerksamkeit zu erregen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Eine Aufmerksamkeit, die damals notwendig war, um die rechtliche Gleichstellung zu erreichen. „Diese rechtliche Gleichstellung gibt es heute zu sehr weiten Teilen, es sind noch ein paar Prozent, ein paar Schrauben, an denen noch gedreht werden muss.“
Diese Schrauben betreffen insbesondere das Operationsverbot intergeschlechtlicher Kinder, einige Themen, die Trans-Personen betreffen, sowie das Konversionsverbot, also das Verbot, Menschen von ihrer sexuellen Ausrichtung „heilen“ zu wollen. „Themen, die für die Gesellschaft klein sind, aber für die Betroffenen bedeuten sie Leben oder eben Nicht-Leben“, so Conny Felice.
Die HOSI Salzburg (Homosexuelle Initiative Salzburg) ist die Menschenrechtsorganisation und das Kompetenzzentrum für sexuelle, geschlechtliche und romantische Vielfalt.
Sie wurde 1980 gegründet und setzt sich seither für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und queeren Menschen ein. Ihr Ziel ist es, Diskriminierung zu bekämpfen, Gleichberechtigung zu fördern und eine offene, vielfältige Gesellschaft zu schaffen.
Darüber hinaus spielt die HOSI Salzburg eine zentrale Rolle im sozialen Leben der queeren Community in Salzburg. Sie bietet Räume, in denen Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität willkommen sind und einen Safer Space vorfinden. „Bei uns hat die ganze Bandbreite Platz, von Jugendlichen in der Jungen-HOSI bis zu den älteren Herren im Gentlemans Club, die Trans*Selbsthilfegruppe oder die Ladies-Night, die Kunst- oder Kinogruppe oder das Frauenfußballteam“, so Geschäftsführerin Conny Felice.
Die HOSI Salzburg bietet vielfältige Angebote, darunter Beratung, soziale Treffpunkte, gemeinsame Aktivitäten, Workshops und Veranstaltungen wie das jährliche Pride Festival. Unter dem Motto „Be visible, Schatzi“ haben auch dieses Jahr wieder 40 Veranstaltungen, von der Party bis zur queeren Oper, die in der Kollegienkirche ihre Österreich-Premiere feierte, vom Filmabend und dem ökumenischen Gottesdienst bis zum gesellschaftlichen Koch-Event, von der Stadtführung bis zum Poetry Slam, von der Drag-Show bis zu diversen Workshops stattgefunden. „Das Pride Festival soll den Bogen spannen von Unterhaltung bis Information und regem Austausch. Die Partys sollen bestehen bleiben, zusätzlich möchten wir Dialogmöglichkeiten schaffen, Workshops abhalten, in denen die Leute miteinander kommunizieren und sich mit den unterschiedlichen Themen eingehend auseinandersetzen können.“
Queeres Miteinander
Laut Conny Felice sind es in etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung, die sich als queer definieren. „Das bedeutet, dass im Bundesland Salzburg, bei 560.000 Einwohnern, 28.000 queere Menschen leben, in jeder Schulklasse, in jeder größeren Familie durchschnittlich ein bis zwei Personen queer sind.“ Es ist der Bub, der in der Schule neben einem sitzt, die Ärztin, die einen gerade untersucht hat, der Bankangestellte, der einen berät, die Bäuerin von nebenan oder der freundliche Mitarbeiter im Supermarkt. „Die meisten queeren Menschen möchten ihr Leben ganz entspannt und ohne großes Trara leben, im Alltag ankommen“, so Conny Felice, „natürlich haben schrille Partys, Drag-Shows, Fetisch usw. ihren Platz als Teil der Community und sind Zeichen einer queeren Subkultur, aber sie dürfen nicht verwechselt werden mit den Alltagserfahrungen und Ansprüchen der meisten queeren Menschen, denen es um die gesellschaftliche Anerkennung geht.“
Lebensrealitäten
Einer dieser Menschen ist Michael, 40 Jahre alt und seit vergangenem September mit seinem Mann verheiratet. Bereits während der Schulzeit merkt er, dass er irgendwie anders ist, kann es aber noch nicht einordnen bzw. benennen. „Mein Coming-out hatte ich mit 18 Jahren.“ Die Reaktionen des Umfelds fallen durchwegs positiv aus und bis heute lebt er seine Homosexualität offen aus, ohne mit Diskriminierung im Alltag konfrontiert zu sein. „Mein Arbeitgeber ist sehr offen und in unserem Konzern wurde viel für Diversität und Inklusion getan. Auch unsere Hochzeit verlief wie jede andere auch – ich konnte keinen Unterschied erkennen.“ Allerdings: „Das Recht zur Eheschließung ist in Österreich sehr spät gekommen, dies war ein großer Meilenstein, vor allem, was die rechtliche Komponente betrifft, wie Erbrecht, Sorgerecht, Besuchsrechte im Krankenhaus u.v.m.“
Nicht immer läuft es so glatt, wie uns das Schicksal eines jungen Familienvaters zeigt. Knapp 40 Jahre alt, drei Kinder – und fühlt sich zu Männern hingezogen. Schon als Jugendlicher merkt er, dass er Frauen, aber auch Männer attraktiv finden kann, doch als er sich in eine Frau verliebt, stellt das Leben seine Weichen, es folgen Hochzeit und Kinder. Ein harmonisches Familienleben, doch das wirkliche Glück, die Zufriedenheit will sich nicht einstellen, depressive Episoden häufen sich. „Ich habe über lange Zeit einen Teil von mir einfach ausgeblendet, tief im Innersten versteckt.“ Aber: Das Interesse an Männern ist eindeutig vorhanden, zaghaft nimmt er Kontakt mit anderen Männern über Online-Portale auf, heimlich und ohne jemals konkret zu werden. Als die Situation langsam untragbar wird, sucht er nach Rat und Hilfe im Internet – und erfährt: Er ist nicht der einzige, auch andere waren bereits in seiner Situation – und sind auf unterschiedlichste Art und Weise damit umgegangen. „Ich habe gesehen, von offener Beziehung über heimliche Affäre bis hin zur Trennung ist alles möglich.“ Er selbst entscheidet sich für Offenheit: „Ich hatte unglaubliche Ängste, alles zu verlieren, meine Familie, mein gesamtes Umfeld, aber meiner Frau nicht zu sagen, wie es mir geht, wie ich fühle, wäre aus meiner Sicht einem Betrug gleichgekommen.“ So siegt die Ehrlichkeit und naturgemäß ist der Schock groß, aber die Ehefrau weiß diesen Vertrauensbeweis, das Geheimnis endlich zu teilen, zu schätzen. Der Versuch, eine Lösung zu finden, führt zu einer polyamoren Beziehung, das Coming-out bei Familie und Freunden folgt rasch. „Ich war lange genug zwiegespalten – ich wollte von da an mein wahres Ich nicht mehr von meinem öffentlichen Ich trennen müssen.“
Dass es schließlich doch zur Trennung von seiner Frau kommt, ist mehreren Ursachen geschuldet: „Ich habe mich selbst gefragt: Willst du weiter kämpfen um etwas, das du im Grunde deines Herzens gar nicht willst? Nur damit alles so weiter geht wie bisher? Der wichtigste Punkt ist: Du musst eine Entscheidung nicht nur für dich fällen, sondern auch für dein Umfeld, denn deprimiert kannst du auch für dein Umfeld, deine Familie nicht da sein. Selbstfürsorge ist kein Egoismus. Und dafür muss man wissen, wer man ist.“
Für seine drei Kinder ist es heute normal, dass ein Mann an Papas Seite ist, sie spüren, dass es ihm nach langer Zeit besser geht, er seine ständige Anspannung abgelegt hat. Natürlich stellt er sich oft die Frage, was er anders hätte machen können, aber: „Es bringt nichts zu bereuen, meine Ehe war keine Lüge, ich habe meine Frau sehr geliebt. Aber auch wenn ich mich damals als bisexuell definiert habe, hatte ich seither nie das Gefühl, dass ich mich zu einer Frau hingezogen fühle. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Ich bin schwul. Wir haben das große Glück, in einer Zeit zu leben, in der man sich ausprobieren darf.“
Lisa ist erst relativ spät im Leben bewusst geworden, dass sie zur queeren Community gehört. Lange Zeit ausschließlich in heterosexuellen Beziehungen, bemerkt sie vor nunmehr zwei Jahren, dass sie sich auch zu Frauen hingezogen fühlt. Und nicht nur zu Frauen, rückblickend wird ihr klar, dass es sogar eine intergeschlechtliche Person in ihrem Leben gab, also eine Person, die biologische Merkmale beider Geschlechte aufwies, die eine große Anziehung auf sie ausübte. Pansexuell nennt sich diese Ausrichtung, bei der man sich in einen Menschen verliebt, ungeachtet des biologischen Geschlechts oder des Geschlechts, das dieser Mensch in der Öffentlichkeit präsentiert. Ihr Coming-out hat Lisas Leben nicht großartig verändert: „Interessanterweise war es für die Menschen in meinem Leben keine allzu große Überraschung, da ich mich ohnehin seit langem in einem queeren Umfeld bewegt habe. Nur ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen, dass Queerness auch mich betrifft. Dieses Bewusstsein ist lebensverändernd.“
Familiärer Rückhalt
„Die Arbeit der HOSI geht verstärkt auch in Richtung Angehörigeninformation und Beratung, um positive Beispiele queerer Menschen zu zeigen. Wenn die Oma im Lungau beispielsweise nur Klischeebilder kennt, wird sie sich Sorgen machen, dass ihr homosexueller Enkel nun in Strumpfhosen und High Heels daherkommt. Und natürlich sind wir Anlaufstelle für alle Fragen, die sich den Angehörigen stellen.“
Neben dem Eltern-Info-Abend, wie er auch im Rahmen des Pride Festivals stattgefunden hat, wurde ein regelmäßiger Eltern-Treff ins Leben gerufen, bei dem Eltern und Familien queerer Kinder sich mit anderen Familien austauschen, sich informieren und Rat holen können. „Der Austausch mit anderen Eltern ist ein besonders wichtiger Punkt, denn auch, wenn man voll und ganz hinter seinem Kind steht, kommen ganz neue Situationen und Herausforderungen auf einen zu“, erklärt Regina, die die Eltern-Treffs leitet. Sie weiß, wovon sie spricht, ist sie doch seit zwei Jahren Mutter zweier Söhne – von denen einer als Mädchen geboren wurde.
„Ab dem Alter von 16, 17 Jahren haben wir gemerkt, dass irgendetwas nicht ganz stimmt. Unser Kind hat sich mehr und mehr zurückgezogen, wollte nicht mehr zur Schule gehen, war offensichtlich nicht glücklich“, berichtet sie. Zwei Jahre sollte es dauern, bis die Eltern erfahren, warum. „Ich möchte meinen Namen ändern“, offenbart ihnen die Tochter. Während der Vater noch überlegt, was am gemeinsamen Nachnamen nicht passen könnte, geht der Mutter ein Licht auf: „Und es soll kein weiblicher Vorname mehr sein, richtig?“ Und trifft damit ins Schwarze.
„Natürlich war es im ersten Moment ein Schock“, erinnert sich Regina, „aber für meinen Mann und mich war schnell klar: Jetzt haben wir halt zwei Söhne.“ Das Wichtigste für die Eltern war, Bescheid zu wissen: „Es war eine Erleichterung, endlich zu wissen, was mit meinem Kind los war, was es all die Jahre so sehr beschäftigt hat.“ Und wie die Familie mit der neuen Situation umgehen würde, stand sofort fest: 100%ige Unterstützung ohne Wenn und Aber. 100%ige Akzeptanz verlangt Regina ab sofort auch vom Umfeld der Familie, von den Großeltern bis hin zum Bekanntenkreis: Menschen, die sich offen queerfeindlich äußern, werden von der Freundesliste gestrichen.
Auch Länder, die für eine homophobe, anti-queere Attitüde bekannt sind, werden fortan nicht mehr bereist. „Es bleiben genügend Länder übrig, in denen man Urlaub machen kann,“ ist Regina sicher. Eine der bevorzugten Destinationen ist Schweden. „Schweden ist für uns auch die Exit-Strategie, wenn die Situation in Österreich untragbar wird. Die Stimmung wandelt sich auch hierzulande in eine bedenkliche Richtung. Rechtsradikale Parteien erhalten zunehmend mehr Zuspruch und ultra-konservative Strömungen werden immer stärker“, befürchtet sie und bringt ein Beispiel aus Ostdeutschland, wo rechtsradikale Demonstranten gegen eine Pride Parade von der Polizei stillschweigend geduldet wurden, „sobald es bei uns so weit ist, wandern wir aus.“ Allein der Gedanke, dass es in Österreich so weit kommen könnte, macht Gänsehaut.
Gegenüber wem auch immer, in welchem Land auch immer, zu 100 % hinter seinem Kind zu stehen, egal welcher romantischen, geschlechtlichen oder sexuellen Ausrichtung es sich zuwendet, ist für Regina oberste Prämisse. „Mein Rat an andere Eltern ist, nie zu versuchen, sein Kind umzustimmen, seine Entscheidung zu hinterfragen oder als Phase abzutun. Meist hat das Kind zum Zeitpunkt seines Coming-outs lange genug mit sich gerungen.“
Der Weg von diesem Zeitpunkt an bis zur Eintragung des richtigen Geschlechts und in Folge zu einer eventuellen Hormontherapie und anderer medizinischer Eingriffe ist ohnedies noch ein weiter: „Bevor das Geschlecht standesamtlich geändert wird, sind drei Stellungnahmen von unabhängigen Fachkräften notwendig, um sicherzustellen, dass es sich wirklich um eine Trans-Person handelt.“
Eindrücke vom Pride Festival in Salzburg
Mann oder Frau?
Anton Cornelia Wittmann ist seit zehn Jahren auf das Thema der geschlechtlichen Vielfalt spezifiziert und in der Trans-Beratung tätig. Wittmann ist selbst als Mädchen zur Welt gekommen und sozialisiert worden. „Ich habe bis zu meinem 30. Lebensjahr gebraucht, um herauszufinden, was mit mir los ist. Nicht-binäre Lebensweisen waren damals noch weit weg – also dachte ich, ich bin keine Frau, dann kann ich wohl nur ein Mann sein.“ Seit mittlerweile fünf Jahren lebt en als nicht-binäre Person. („En“ ist das Pronomen nicht-binärer Personen).
„Trans-Personen rücken zunehmend in die Sichtbarkeit“, stellt en fest, „egal, wie alt sie sind.“ Eltern kommen unter anderem mit ihren Kindern in die Beratungsstunden. „Die Geschlechtsidentität entwickelt sich im 2. bis 3. Lebensjahr – in dem Alter gibt es durchaus Kinder, die schon sehr klar sagen, sie sind ein Bub, auch wenn alle anderen behaupten, sie seien ein Mädchen. Die Schwierigkeit ist, dass es keine Sprache dafür gibt, keine Vorbilder, Beispiele und Informationen, die für Eltern und Kinder verständlich sind.“
Umso wichtiger sei es, den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich auszuprobieren, ihnen Erfahrungsräume zu öffnen und sie in ihren Stärken und Interessen zu fördern. „Wenn ein Kind sich nicht geschlechtskonform entwickelt, ein Bub zum Beispiel lieber Balletttanzen will als Fußball spielen, sollte das ermöglicht werden und das Kind vor Mobbing geschützt werden. Wenn die Eltern hinter ihrem Kind stehen und ihm zu spüren geben, dass sie es lieben, wie es ist, fördert das das Selbstvertrauen und wirkt stabilisierend auf die Kinder.“
Rückhalt zu haben und möglichst fest im Leben zu stehen, ist gerade für Trans-Personen immens wichtig. Sie sind die Gruppe mit dem höchsten Selbstmordrisiko, jede dritte Trans-Person hat zumindest einen Suizidversuch hinter sich, rund 80 % sind suizidgefährdet.
Binäres Bildungswesen
Gerade Trans-Jugendliche stehen oft vor dem für sie schier unlösbaren Problem, dass das Schulwesen binär aufgebaut ist: im Sportunterricht, Toiletten und Umkleidebereich, Mädchen- und Burschenzimmer bei Schulausflügen und viele weitere Beispiele. „Es ist mein großer Wunsch, dass im Bildungsbereich ein Umbruch passiert, der Trans-, nicht-binäre sowie intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche unterstützt“, sagt Anton Cornelia Wittmann. „Seit 2018 gibt es die Möglichkeit, bei Kindern die intergeschlechtlich zur Welt kommen, den Geschlechtseintrag offen zu lassen. Diese Kinder kommen demnächst ins schulpflichtige Alter, aber bislang reagieren die Institutionen nicht. Auch Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen stellen Trans-, Inter- und nicht-binäre Personen vor große Herausforderungen.“