Plastik adé

Text: Natalie Zettl

Fotos: Nastco - istockphoto.com; Pia Sophie Minixhofer/Privat; Thomas Söllner - stock.adobe.com; OksanaKiian - istockphoto.com; heigri, nadisja, Petra Steinkuehler, Nitschke, New Africa - stock.adobe.com

Plastik: leicht, billig und langlebig. Und ein Problem für unsere Umwelt, das seinesgleichen sucht. Dass Plastik langfristig aus dem Alltag verbannt werden sollte, ist daher klar. Die Frage, die sich viele stellen, ist nur – wie?

Kann man als „Otto-Normal-Einkäufer“ überhaupt plastikfrei leben? Die Antwort lautet: unter Umständen. Denn bis „Zero Waste“ für uns Alltag wird, ist es noch ein langer Weg, den auch die Politik mitgehen muss. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Jeder kann sein Bewusstsein dahingehend schärfen, so wenig Plastik wie möglich zu verbrauchen und mit dem Rest konsequent Mülltrennung zu betreiben.

Recycling vs. Upcycling
Wichtige Voraussetzung für eine saubere Umwelt: Recycling und Upcycling. Recycling beschreibt, wie der Name schon sagt, die Wiederverwertung von Abfallstoffen, die durch unterschiedliche Verfahren in neue Rohstoffe verwandelt werden. Was jeder von uns dazutun kann, ist ebenso einfach wie vielfach ignoriert: Müll trennen. In der Stadt Salzburg werden PET-Flaschen sowie Plastikverpackungen im Gelben Sack bzw. in der Gelben Tonne gesammelt und einmal pro Monat abgeholt. Übrigens: Getränkedosen und Joghurtbecher können in Salzburg in den Restmüll geworfen werden – sie werden automatisch aussortiert und dem Recycling-Kreislauf zugeführt. Im Gegensatz zu Recycling beschreibt Upcycling die Wiederverwertung eines Produktes mit Wertsteigerung. Ein Beispiel für erfolgreiches Upcycling ist die Initiative ReOil der OMV. Hier werden Kunststoffprodukte (wieder) zu Öl, indem sie erhitzt, dadurch geschmolzen und mit einem speziellen Lösungsmittel versetzt werden. Die Mischung wird zu Gas verdampft, die langen Molekülketten des Kunststoffs aufgebrochen und gezielt zu kleineren Ketten wieder zusammengeführt. Somit hat man Rohöl zurückgewonnen. Die neueste ReOil-Anlage kann pro Stunde bis zu 100 Kilogramm Kunststoff verarbeiten. Das bedeutet: Aus 100 Kilogramm Abfall werden am Ende rund 100 Liter wertvolles Rohöl.

Alternative Bioplastik
Um die Umwelt zu entlasten, kann Plastik inzwischen aus anderen Materialien als Öl fabriziert werden. Mehrere Firmen haben sich auf die Herstellung von sogenanntem Bioplastik spezialisiert und verwenden nachwachsende Ressourcen wie zum Beispiel Maisstärke als Grundlage für ihre Plastikprodukte. Das macht den natürlichen Kunststoff im Idealfall kompostierbar und weichmacherfrei. Diese Art von Bio-Kunststoff ist sicherlich eine wichtige Ressource für die Zukunft: Gerade in der Industrie kann möglicherweise nicht in allen Bereichen ganz auf Plastik verzichtet werden. Experten sehen Bioplastik allerdings oft kritisch. So hat beispielsweise Forscherin Neus Escobar (Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn) ihre Zweifel, was die Quelle für Bioplastik betrifft: Global gesehen müssten für die Herstellung von Bioplastik im großen Stil Wälder gerodet werden, um Platz für Ackerflächen zu schaffen, auf denen dann das Grundmaterial angebaut werden könnte. „Wälder binden aber erheblich mehr Kohlendioxid als etwa Mais oder Zuckerrohr, schon allein aufgrund ihrer größeren Biomasse“, so Neus Escobar.

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Zero Waste online
Plastikfreiheit fängt im Kleinen an. Jeder von uns kann seinen Beitrag leisten – indem er weniger Plastikmüll produziert: „Nude Shopping“ (also Einkaufen ohne Verpackungen) heißt das Stichwort. Online berichten mehrere „Zero-Waste-Blogger“ von ihren Erfahrungen, ein plastikfreies – oder zumindest plastikarmes – Leben zu führen. „Ich glaube, dass es in unserem jetzigen Wirtschaftssystem nicht möglich ist, wirklich gar keinen Müll zu produzieren. Solange der Kreislaufwirtschaftsgedanke nicht breit umgesetzt ist, orientiert sich ,Zero Waste‘ für mich an dem Versuch, immer weniger Müll zu produzieren“, so Pia Sophie Minixhofer, die den Blog „The Green Walnuts“ (www.thegreenwalnuts.com) betreibt.„

,Low waste‘ oder ,Less waste‘ wären wohl bessere Begriffe.“ Beeindruckend liest sich auch „Ein Jahr im Glas“ (www.einjahrimglas.at), in dem Bloggerin Annemarie Miesbauer berichtet, pro Jahr nur so viel Müll zu produzieren, wie in ein haushaltsübliches Einmachglas passt. Ein kleiner Eindruck: Statt Papiertaschentüchern wird die Stoffvariante verwendet, Gemüse und Obst wird beim Händler um die Ecke eingekauft, Kosmetik in einer Drogerie, die selbst auf Plastikfreiheit setzt. „Gerade bei Kosmetikprodukten gibt es schon viele Hersteller, die auf nachhaltigere Verpackungen umsteigen, zum Beispiel Glas“, berichtet auch Pia Sophie Minixhofer. „Allerdings sollte immer beachtet werden: Einweg-Glasverpackungen sind nicht unbedingt umweltfreundlicher. Erst die Wiederverwendung schafft einen ökologischen Mehrwert.“ Wie auch Annemarie Miesbauer lebt Pia Sophie Minixhofer in Wien – eine Sache, die den meisten Zero-Waste-Bloggern gemeinsam zu sein scheint: Sie leben in Großstädten.

Plastikfrei einkaufen in Salzburg
Und in kleineren Städten wie Salzburg? Nicht ganz so einfach, wie sich herausstellt: In vielen (Groß-)Städten gibt es bereits große plastikfreie Supermärkte, die – ganz im Sinn des sogenannten „Nude Shoppings“ – alle Produkte ohne Ver-packung anbieten und stattdessen auf mitgebrachte Gefäße der Kunden setzen. In Salzburg sucht man danach bis dato vergebens. Dennoch gibt es mehrere kleinere Alternativen, in denen man ganz ohne (oder zumindest mit wenig) Plastik einkaufen kann. „Es gibt eigentlich kaum Nachteile eines plastikfreien Geschäftes“, erklärt Michaela Auernigg, die den verpackungsfreien Laden „Frau von Grün“ im Andräviertel betreibt. „Man muss sich nur etwas mehr Zeit nehmen – sowohl als Verkäufer als auch als Kunde.“ Dennoch sei es ihr derzeit noch nicht möglich, zu hundert Prozent auf Plastik zu verzichten. „Gerade Waren wie zum Beispiel Nudeln brauchen eine luftdichte Verpackung, um beim Transport vom Händler zu mir nicht zu verderben. Durch große Gebinde spare ich im Vergleich zum Supermarkt aber trotzdem Plastik ein.“ Zudem geht es laut Michaela Auernigg nicht darum, von einem Tag auf den anderen gar kein Plastik mehr zu verwenden: Das Wichtigste sei das Bewusstsein und die schrittweise Reduktion des belastenden Materials. Und wie sieht es preislich aus? „Natürlich ist es etwas teurer, bei mir Obst und Gemüse einzukaufen als beim Discounter“, gibt Michaela Auernigg zu. „Aber ich finde, man kann das gut ausgleichen: Bei mir kauft man keine riesigen Packungen, von denen man eh nur die Hälfte verbraucht – man kauft gezielt.“
Zahlreiche Märkte, wie zum Beispiel die Schranne in Salzburg und verschiedene Grünmärkte in den Gemeinden am Land, bieten einmal die Woche ebenfalls größtenteils unverpackte Produkte an. Das Plus dabei: Obst und
Gemüse stammen hier von regionalen Herstellern, so-dass sich Kunden zu 100 Prozent sicher sein können, dass sie Bio-Qualität verspeisen. Gut zu wissen: Die Preise können von Stand zu Stand stark variieren – ein Vergleich lohnt sich also.

Wünsche an die Politik
Um tatsächlich auch im großen Stil auf Plastik zu verzichten, ist nicht nur der Privatmensch, sondern auch die (Welt-)Politik in der Pflicht – denn ohne politische Initiativen wird es für den Einzelnen schwierig. Ein Anstoß wäre es zum Beispiel, herkömmliches Plastik in der Industrie höher zu besteuern. So könnte zum Beispiel erreicht werden, dass Supermärkte zunehmend auf weniger Verpackungen bzw. alternative Materialien setzen.
Zu bedenken ist auch, dass verpackungsfrei nicht (viel) teurer heißen darf – sonst wird „Zero Waste“ zu einem Luxus, den sich nicht jeder leisten kann.

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Zehn Fakten über Plastik

  1. Eine Tube Zahnpasta kann bis zu 10 Prozent Mikroplastik enthalten.
  2. Mehr als 5 Billionen (ausgeschrieben 5.000.000.000.000!) Plastikteile schwimmen bereits in unseren Meeren.*
  3. Seit den 1950er Jahren ist die Plastikproduktion um mehr als das 220-fache angestiegen.*
  4. Pro Minute wird weltweit fast eine Million Getränkeflaschen aus Kunststoff verkauft.*
  5. Mehr als 40 Prozent aller Kunststoffprodukte wird nur einmal verwendet und dann weggeworfen.*
  6. Unter anderem wurde Mikroplastik bereits in Honig, Bier, Zucker, Trinkwasser, Meeresfrüchten und Fischen gefunden.
  7. Die Recyclingraten sind niedrig: Europa (30 %), China (25 %) und USA (9 %).**
  8. Die Mehrheit des Plastiks wird aus Rohöl hergestellt.
  9. Weltweit gibt es fünf große Müllstrudel im Meer – den größten davon im Pazifik.
  10. Pro Tag verbraucht jede Privatperson durchschnittlich 70 Gramm Kunststoff – das sind
    25 Kilo pro Jahr.

*(Quelle: National Geographic)
**(Quelle: Plastikmüll Statistik 2017)

Avocado-Kokos-Haarkur
Zutaten: 1/2 Avocado, 1 TL Kokosöl, 1 TL Honig, 1 TL Olivenöl, 50 ml Wasser
Zubereitung: Die halbe Avocado in einer Schüssel mit einer Gabel zerdrücken. Kokosöl, Honig, Olivenöl und Wasser hinzugeben. Alles gut vermengen und in das Haar einmassieren. Circa 10-15 Minuten einwirken lassen, dann gründlich ausspülen.


Deodorant
Zutaten: Destilliertes (oder abgekochtes) Wasser, 15 ml hochprozentiger Alkohol, 1-2 TL feinkörniges Natron, Ätherisches Öl, zum Beispiel Muskatellersalbei-Öl oder Vanille-Öl
Zubereitung: Alkohol mit 75 ml warmem Wasser mischen. Natron darin auflösen, ätherisches Öl zugeben. Gut verrühren und in eine Sprühflasche geben. Vor dem Verwenden schütteln!
Übrigens: Für ein noch pflegenderes Deo kann die Hälfte des Wassers durch Aloe Vera Gel ersetzt werden.


Bio-Shampoo
Zutaten: 15 g Naturseife am Stück, Ätherisches Öl, zum Beispiel Lavendel-Öl oder Vanille-Öl, Wasser
Zubereitung: Seife mit einem Küchenhobel in feine Stückchen zerkleinern, dann mit 250 ml warmem Wasser vermischen. Für den Extra-Pflegeeffekt mit 5-10 Tropfen Öl versetzen. Am besten in einer verschließbaren Glasflasche aufbewahren!


Duschgel
Zutaten: 30–40 g Naturseife, 400 ml Wasser, 1 TL Olivenöl, Speisestärke, ätherisches Öl, zum Beispiel Pfefferminzöl oder Vanilleöl
Zubereitung: Mit einer Küchenraspel oder einem scharfen Messer Seifenstück möglichst klein reiben, dann Seifenraspel in einem Topf mit dem Wasser verrühren. Bei mittlerer Stufe auf dem Herd erhitzen und gut verrühren. Sobald keine Seifenstücke mehr erkennbar sind, Kokosöl hinzugeben. Speisestärke nach Bedarf einrühren, bis das Duschgel die richtige Konsistenz erreicht. Zum Schluss einige Tropfen des ätherischen Öls hinzufügen und wiederum verrühren. In Glasflaschen oder alte Duschgel-Packungen füllen.


Lippenbalsam
Zutaten: 10 g Kokosöl, 10 g Bienenwachs, 20 ml ätherisches Öl, zum Beispiel Vanilleöl, Kleine Döschen oder Lippenstifthülsen
Zubereitung: Kokosöl, Vanilleöl und Bienenwachs in eine Schüssel geben und im Wasserbad erwärmen, bis das Bienenwachs vollständig geschmolzen ist. Glas aus dem Wasserbad nehmen, Vanilleöl dazugeben und verrühren. Je nach Wunsch in Döschen oder in Lippenstifthüllen abfüllen.