„Ob Klassiker oder Komödie – du gehst im Schicksal der Figur auf“
Bereits 30 Jahre zählt Britta Bayer zum festen Ensemble des Salzburger Landestheaters. 30 Jahre, in denen sie in den unterschiedlichsten Rollen brillierte und das Publikum begeisterte. Dieses Jahr wurde die gebürtige Münchnerin mit dem Berufstitel Kammerschauspielerin ausgezeichnet.
Text: Doris Thallinger
Fotos: SLT/Christian Krautzberger, Land Salzburg/Franz Neumayr
Seit 30 Jahren stehst du nun auf der Bühne des Salzburger Landestheaters. Wie bist du in Salzburg gelandet?
Nach der Ausbildung in München war ich für einige Jahre im Festengagement am Tiroler Landestheater in Innsbruck und danach fünf Jahre als freie Schauspielerin an Bühnen in ganz Deutschland.
Am Innsbrucker Kellertheater habe ich mit Regisseur Michael Worsch gearbeitet, zusammen mit Georg Clementi, der ja inzwischen auch in Salzburg ist, mit Martin Leutgeb und Alexandra Krismer, die heute in Wien an der Josefstadt arbeitet. Zu dieser Zeit hat Lutz Hochstraate, der damalige Intendant des Salzburger Landestheaters, ein Team für das Jugendtheater gesucht – und uns alle zusammen engagiert.
Hier ist meine Tochter auf die Welt gekommen und mit ihr bin ich gern in Salzburg geblieben. Seitdem bin ich mit dem Salzburger Landestheater verbunden. Philipp von Maldeghem ist mein dritter Intendant hier.
Ich habe hier immer gut und viel gespielt, ob im Klassiker, im modernen Stück, für Kinder, ernst oder komödiantisch. Übrigens auch gerne bei den Salzburger Festspielen im „Jedermann“.
Du hast auch immer ein sehr breites Repertoire gezeigt. Gibt es so etwas wie eine Paraderolle? Eine Lieblingsrolle?
Ich habe letztes Jahr „Die Wand“ gespielt von Marlen Haushofer. Diesen Monolog habe ich wahnsinnig gerne gespielt. Aber auch der Boandlkramer im „Brandner Kaspar“ war eine schöne Erfahrung. Die Martha in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, diese Liz-Taylor Rolle – war extrem intensiv und ganz toll.
Was ist – was die Zukunft anbelangt – noch eine Traumrolle? Als welche Figur möchtest du auf der Bühne stehen?
Ich wollte immer so gerne Medea spielen, die große Griechin. Medea oder die Penthesilea, eine dieser ganz großen, starken Frauenfiguren. Heute denke ich eher an die sprachlich so starken Texte, von Thomas Bernhard etwa oder von Elfriede Jelinek. Auch „Meisterklasse“, der Monolog über Maria Callas, steht noch auf meiner Wunschliste.
Was ist für dich persönlich das Schöne, das Faszinierende, das Tolle am Beruf der Schauspielerin?
Du gehst wirklich im Schicksal deiner Figur auf, du kannst dich hineinversetzen. Du schlüpfst völlig in die Figur und das ist immer ein Erlebnis.
Der Beruf ist so weit gefächert wie die Literatur. Ich entdecke mich immer wieder neu – und liebe die Geborgenheit in der Ensemblearbeit und die Abwechslung durch verschiedene Regieteams.
Was würdest du heute jungen Menschen raten, die diesen Beruf ergreifen möchten?
Es auf alle Fälle zu versuchen! Am besten an einer der großen staatlichen Schulen, denn dort ist die Ausbildung intensiv und dort gibt es große Abschlussvorsprechen und die Wahrscheinlichkeit, ein Engagement zu bekommen, ist vermutlich höher.
Mit welchen Rollen, in welchen Stücken stehst du derzeit, bzw. in der nächsten Zeit auf der Bühne?
Derzeit spiele ich die Taube im Kinderstück „An der Ache um acht“, was mir total Spaß macht. Das nächste ist die Titelrolle in „Der Besuch der alten Dame“, die Figur der Claire Zachanassian: ein Racheengel auf der Suche nach Gerechtigkeit. Ab Februar 2024 bin ich in „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, ob ich da als Frau einen Mann spiele oder eine Frauenrolle übernehme, weiß ich noch gar nicht. Und ich freue mich auf „Und alle so still“, nach dem grandiosen Roman von Mareike Fallwickl.
2024 war ein ereignisreiches Jahr: Rundes Bühnenjubiläum, du hast die Berufsauszeichnung Kammerschauspielerin erhalten. Hast du damit gerechnet? Was bedeutet dieser Titel für dich?
Ich war sehr überrascht, ich dachte immer, diesen Titel bekommen eh nur die Wiener Kolleginnen und Kollegen von der Burg oder der Josefstadt – was überhaupt nicht stimmt. In Salzburg bin ich die Einzige – und ich habe mich unglaublich darüber gefreut! Die Feier in der Residenz mit der Theaterleitung, der Familie und den Kolleginnen und Kollegen war sehr bewegend.
Wirkt sich dieser Titel auf deine weitere Karriere aus?
Nein, ich glaube nicht. Beziehungsweise doch, eigentlich hat er das schon. Ich durfte mein Leben lang gut und vielfältig spielen – und genau das belohnt der Titel jetzt.