Nicht nur zur Festspielzeit…
Die Salzburger Festspiele sind ein jährliches Kulturereignis, das wohl weltweit seinesgleichen sucht.
Genauso spannend und sehr facettenreich gestaltet sich jedoch das Kulturgeschehen, das das ganze Jahr die Stadt bereichert.
Ganz klar sind die Festspiele fixer Bestandteile und ein Highlight in Salzburgs Kulturangebot. Wer allerdings behauptet, Salzburgs Bühnen- und Kulturlandschaft bestünde lediglich aus diesen, irrt gewaltig: Ein überaus facettenreiches, vielfältiges, abwechslungsreiches und dabei sehr hochwertiges Kulturprogramm für jedes Alter und jeden Geschmack bereichert das Leben der Salzburger und Salzburgerinnen.
Gehen wir gedanklich ein paar Monate zurück: 13 Tage lang hat die Sommerszene im Juni Salzburg zum Place-to-be für internationale Künstler und das begeisterte Publikum gemacht. Dabei wurde nicht nur die Vielfalt der darstellenden Kunst mit internationalen Gastspielen wie auch Eigenproduktionen unter Beweis gestellt, vielmehr hat die Sommerszene 2023 eindrucksvoll ganz Salzburg zur großen (Welt-)Bühne gemacht. Der programmatische Schwerpunkt lag in diesem Jahr unverkennbar im Bereich des Tanzes, von der bejubelten Eröffnung durch Olivier Dubois‘ „Come out“, das der renommierte Franzose mit 21 Tänzern des Bodhi Project & Sead auf die Bühne brachte, bis hin zum fulminanten Festivalfinale: einer bunten Parade mit rund 200 Mitwirkenden und an die 5.000 Besuchern, die sich begeistert anschlossen.
Dazwischen reihte sich ein Highlight an das andere, und auch Angela Glechner, Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin der SZENE Salzburg, zeigt sich überaus zufrieden: „Wir haben auf die diesjährige Sommerszene sehr gutes Feedback bekommen. Das Publikum hat sich sehr aufgeschlossen und neugierig gezeigt, insbesondere, da viele neue Namen am Programm gestanden haben und wir dieses Jahr viele neue Orte bespielt haben, wie das Steintheater, das Domquartier oder Orte in der Salzburger Altstadt. Neue Orte zu entdecken ist ein Spezifikum der Sommerszene.“
Neue Orte und neue Künstler, neue Produktionen: „Ein Festival muss unterschiedliche Klänge bieten, verschiedene Klaviaturen bedienen, damit das Programm fürs Publikum mehrdimensional bleibt. Wir möchten jedes Jahr das große Spektrum aufzeigen, das Publikum auf die Reise mitnehmen, dabei sind die Schwingungen natürlich unterschiedlich und das sollen sie ja auch sein. Die Mischung ist entscheidend – wir können international aus dem Vollen schöpfen!“
Die Auswahl der Künstler erfolgt unter der Berücksichtigung vieler Faktoren: Einerseits sind es natürlich die internationalen Künstler und Produktionen, die das Festival beleben, andererseits ist es für Angela Glechner aber auch ein wichtiger Faktor, lokale und regionale Künstler miteinzubeziehen. Das Ergebnis – jedes Jahr wieder ein gelungener Mix für die unterschiedlichsten Ansprüche!
Die unterschiedlichsten Ansprüche bedient die SZENE Salzburg aber nicht nur zur Sommerzeit, sondern das ganze Jahr über: „Unsere Mission und unser Auftrag ist es, ein offenes Kulturhaus, dieses offene Veranstaltungshaus zu sein mit einem sehr breit aufgestellten Programm, von Kabarett und Comedy über Kinder- und Jugendtheater bis hin zu Konzerten aller Couleurs. Bei uns sind die Festspiele oder die Stiftung Mozarteum ebenso zu Gast wie das Rockhouse.“
Mit rund 120 Vorstellungen im Jahr erfüllt die SZENE Salzburg nicht nur den kulturpolitischen Auftrag, sondern auch die Wünsche der Salzburger und Salzburg-Besucher nach einem abwechslungsreichen Kulturprogramm.
Zentrales Zukunftsthema Jugend
Als eine der künftigen Hauptaufgaben sieht Angela Glechner es, junge Menschen auch in der Zukunft eines digitalen Zeitalters für das Analoge zu begeistern. Dafür setzt man in der Szene Salzburg insbesondere auf intensive Vermittlungsarbeit in Form von Vor- und Nachbesprechungen der Vorstellungen, abwechslungsreiche Workshops und intensive Betreuung der Jugendlichen. Ein Beispiel für die erfolgreiche Arbeit ist unter anderem die 2019 ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe Young Vibes, die Jugendlichen den niederschwelligen Zugang sowie die lustvolle und intelligente Auseinandersetzung mit Choreographie, Tanz und Performance bietet. Produziert und präsentiert werden Bühnenstücke, die das junge Publikum ansprechen und über das reine Zuschauen hinausgehen: Rund um die Produktionen werden die Jugendlichen in Workshops, bei Probenbesuchen, Künstlergesprächen animiert, ihre Kreativität einzubringen.
Lebendige (Tanz-)Szene
„Salzburg ist eine sehr lebendige Kulturstadt“, betont Angela Glechner, „darum ist es umso wichtiger, die Künstler, die in Salzburg produzieren und leben möchten, bestmöglich zu unterstützen, damit sie in Salzburg und von Salzburg aus auf der ganzen Welt wirken können. Wir brauchen die Bedingungen, unter denen Künstler sich entfalten können.“
Sehr vital ist in Salzburg unter anderem die Tanzszene, die – insbesondere für eine kleine Stadt wie Salzburg – international von Bedeutung ist, wie die Sommerszene, das alljährlich stattfindende Flavourama Battle und natürlich die SEAD Salzburg Experimental Academy of Dance eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Vor mittlerweile 30 Jahren gründete Susan Quinn das Ausbildungszentrum für Tanz und Choreografie SEAD. Die Teilnehmer an den Ausbildungsprogrammen und Kursen stammen aus der ganzen Welt. Darüber hinaus ist das SEAD ein bedeutender Produktions- und Veranstaltungsort für Tanz und Performance und mit zahlreichen Eigenproduktionen und Gastveranstaltungen eine spannende Ergänzung zu Salzburgs Kulturangebot für jährlich rund 4.000 Besucher. Internationale Reichweite erlangen die Künstler durch Gastspiele und Festivals weltweit im Rahmen der Tanzcompany Bodhi Project, die ihre Heimat ebenfalls im SEAD hat.
„Salzburg ist eine sehr lebendige Kulturstadt.“
Angela Glechner, Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin der SZENE Salzburg
Text: Doris Thallinger
Bilder: Olivier Dubois & Bodhi Project, Bernhard Müller