„Ich liebe diesen Sport!“

Speed Spezialistin Mirjam Puchner im Interview

Der Auftakt für den Alpinen Skiweltcup 2023/2024 steht vor der Tür.
Mitten in den Vorbereitungen verriet uns Mirjam Puchner ihre Ziele für die kommende Saison und darüber hinaus.

Du hast dieses Jahr dein 10-jähriges Weltcup Jubiläum, zehn Jahre ist es auch her, dass du deine ersten Weltcup-Punkte gesammelt hast. Was sind deine prägendsten Erinnerungen an dieses Jahrzehnt? Was war die schönste, wichtigste Erfahrung für dich?

Oh ja, die Zeit vergeht richtig schnell. Diese 10 Jahre waren geprägt von Erfolgen, aber auch von Rückschlägen. Zu den besonders schönen Seiten zählen sämtliche Erfolge im Weltcup, allem voran jedoch natürlich die Silbermedaille bei Olympia. Sehr prägend war auf der anderen Seite auch die Zeit nach meiner Verletzung. Fünf Operationen und jahrelange Plagerei „nur“ wegen eines Schien- und Wadenbeinbruchs. Heute denke ich, dass ich gerade in dieser Zeit die meisten Erfahrungen gemacht habe.

Wie hast du dich immer wieder motivieren können, weiterzumachen?

Ich habe einfach gespürt, dass die Zeit noch nicht reif war, um mit dem Skisport aufzuhören. Ich liebe diesen Sport, generell die Bewegung und die Natur. Durch die Verletzung habe ich gemerkt, dass nicht alles selbstverständlich ist und vieles wieder mehr wertzuschätzen gelernt.

Was ist dein persönliches Erfolgsrezept?

Ich denke, ich arbeite sehr konsequent – teilweise vielleicht auch zu hart – für das, was ich gerne tue. Wichtig ist aber, dass man nie den Spaß daran verliert.

Mirjam Puchner

Geboren am 18. Mai 1992 in Schwarzach im Pongau zeigt Mirjam Puchner schon früh ihr sportliches Talent. Im Alter von zweieinhalb Jahren steht sie zum ersten Mal auf den Skiern, ein Jahr später steht sie bereits mit einem 2. Platz am Podest. Im Jänner 2013 gibt sie ihr Debüt im Weltcup, ihren ersten Weltcup-Sieg feiert sie am 16. März 2016 in der Abfahrt im Weltcupfinale in St. Moritz. Ein Jahr später trägt sie im Abfahrtstraining eine schwere Verletzung davon: Ein Schien- und Wadenbeinbruch erfordert fünf Operationen. Dennoch kann sie im März 2019 bereits wieder einen Weltcupsieg in Soldeu erzielen. Bei den Olympischen Winterspielen 2022 gewinnt sie im Super-G die Silbermedaille.

Dein Beruf ist sowohl physisch als psychisch und mental ziemlich fordernd. Woraus schöpfst du Kraft, wie füllst du deine Akkus wieder auf?

Die Zeit zuhause ist mir sehr wichtig, damit ich mich wieder sammeln kann. Dann brauche ich auch die Ablenkung. Mir ist es sehr wichtig, daheim nicht nur über den Sport zu sprechen. Kraft schöpfe ich am besten aus der Zeit mit meinem Freund und meiner Familie.

Und was macht eine Mirjam Puchner am liebsten, wenn sie einmal ganz viel Freizeit hat?

Ich genieße viel Zeit mit meiner Familie, gehe gerne in die Stadt und backe sehr gerne. Als Ausgleich zum Sport absolviere ich auch ein Studium. Für viele mag das eher nach Stress klingen, für mich ist es aber auch eine gute Ablenkung und ein Gegenpol zum körperlichen Training.

Was studierst du?

Ich absolviere ein Masterstudium in Sportmanagement an der KMU Akademie & Management AG.

In der vergangenen Saison bist du einige Male als beste Österreicherin ins Ziel gekommen – allerdings hat es mit den Stockerlplätzen nicht so recht klappen wollen. Wie arbeitest du daran, wie trainierst du, um in der kommenden Saison wieder (öfter) aufs Podium zu kommen?

Zwei Drittel meiner Ergebnisse waren unter den Top 11, aber richtig – leider halt keine Podiumsplatzierungen. Sehr oft ging es mit dem 4. oder 5. Platz sehr knapp daran vorbei, was teilweise sehr geschmerzt hat, wie eben der 4. Platz bei der WM. Wichtig ist nun, dass ich meiner Linie treu bleibe, konsequent weiterarbeite und den nächsten Schritt setze.
Was ist dieser nächste Schritt?

Am Ende der vergangenen Saison habe ich gesehen, was einfach noch gefehlt hat. Und daran arbeite ich jetzt bereits in der Vorbereitung: Ich muss einfach noch konsequenter an mir arbeiten, jeden Tag und jede Fahrt ausnutzen, um das Maximum herauszuholen.

Welche Ziele hast du dir selbst für die kommende Saison gesetzt?

Letztes Jahr wollte ich konstante Ergebnisse erzielen, das will ich heuer auch, aber: konstante Ergebnisse weiter vorne (lacht). In den vergangenen zwei Jahren war ich jeweils Fünfte in der Abfahrtswertung. Das nächste Ziel ist ein Platz unter den Top 3.

Was möchtest du als Skirennläuferin unbedingt noch erreichen? Gibt es ein Ziel, einen Sieg, ein Ergebnis, von dem du immer schon geträumt hast?

Ja, zum einen eine Top 3 Platzierung in einer Disziplinenwertung und zum anderen steht die Heim-WM 2025 in Saalbach ganz, ganz oben!

Denkst du mit 31 Jahren auch schon an die Zeit nach dem aktiven Profisportleben, an eine Karriere nach der Karriere? In welche Richtung soll es einmal gehen?

Natürlich werde ich nicht mehr jahrelang aktiv den Profisport ausüben. Ich bin aber in der glücklichen Lage, die Ausbildung zur Polizistin letztes Jahr abgeschlossen zu haben. Des Weiteren ist mein Studium auch schon fast im Endspurt. Derzeit konzentriere ich mich aber noch voll und ganz auf den Skisport. Was dann genau danach folgt, werden wir sehen.

Du wirkst immer sehr heimatverbunden – kannst du dir vorstellen, an einem anderen Ort zu leben, wenn es sich so ergeben würde? Wo würde es dich am ehesten hinverschlagen?

Komplett richtig. Meine Heimat ist mir sehr wichtig und ich bin extrem gerne zuhause. Weiter weg zu leben ist aktuell für mich nicht vorstellbar, weil ich ja zurzeit ohnehin sehr viel unterwegs bin, darum schätze ich die Zeit zuhause umso mehr.

Text: Doris Thallinger
Fotos: Waterdrop/Manuel Kottersteger