„Menschen sind für mich das Wichtigste“

Im April stand die Singer-Songwriterin Clara Louise auf der Bühne des Rockhouse Salzburg und verzauberte einmal mehr das Publikum mit ihrer Musik und Poesie.
Text: Doris Thallinger
Fotos: Anna Theresa Lohninger, www.kaindl-hoenig.com, Christian Schartner
Zum Video

Du stehst heute wieder einmal in Salzburg auf der Bühne – sozusagen ein Heimspiel für dich?

Es fühlt sich auf jeden Fall so an, weil natürlich auch Leute im Publikum sind, die ich persönlich kenne und das ist immer sehr besonders. Es fühlt sich wie zuhause an. Ich bin auf dieser Tour zum ersten Mal auch in meiner alten Heimatstadt, in der ich aufgewachsen bin, zumindest in der nächstgrößeren Stadt. Darum habe ich das Gefühl, ich spiele dieses Mal gleich zweimal zuhause, in Salzburg und Koblenz.

Was bedeutet Heimat für dich?

Mir ist neulich aufgefallen, dass ich ganz, ganz oft die Wörter „Zuhause“ und „Heimat“ in meinen Texten verwende und hab daraufhin wirklich überlegt, was bedeutet das überhaupt für mich? Ich glaube, es ist vielmehr ein Gefühl von innerer Sicherheit, Sicherheit darüber, wer man ist und was einem wichtig ist und natürlich die Menschen um einen herum. Wenn ich an einen Ort denke, ist es derzeit definitiv Fuschl am See, wo ich lebe. Das ist für mich ein wunderschöner Heimatort, ein wunderschönes Zuhause.

Du hast damals im zarten Alter von erst 16 Jahren den mutigen Schritt gewagt, deine „alte“ Heimat zu verlassen. Wegen der Musik und der Liebe. Was aus der Musik wurde, wissen wir. Was ist von der Liebe noch übrig?

Tatsächlich sehr viel! Es hält nach wie vor und wir sind sehr glücklich. Es hat sich alles gut gefügt. Es hat sich für mich damals auch gar nicht nach einem so großen Schritt angefühlt. Erst zurückblickend realisiere ich, ich war wirklich sehr jung und ja, es war auch ein großer Schritt, aber damals hat es sich sehr einfach angefühlt.

Was liebst du an Salzburg?

Ich habe sehr lange, bis vor zwei Jahren, in der Stadt gelebt und bin immer gerne an die Seen gefahren. Die Seen im Salzburger Land gefallen mir besonders gut, aber auch die Nähe zur Natur, die Wälder, die Berge. Es ist schön, sobald man die Augen aufmacht: Fast überall, wo man hinschaut, ist es einfach wunderschön. Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Man fühlt sich so idyllisch eingemantelt in einer schönen Welt.

Was vermisst du hier?

Spontan fallen mir da vielleicht Gerichte ein, die meine Mutter früher gekocht hat, die ich vielleicht nicht so gut nachkochen kann. Aber von der Umgebung her vermisse ich hier nichts.

Wo läuft man dir in Salzburg am ehesten über den Weg?

Ich trinke sehr gerne Kaffee und ich bin daher gerne im Kaffee Alchemie in der Stadt oder im 220GRAD. Und ich esse gerne im Paradoxon oder im Gustav – das sind so meine Hotspots in der Stadt.

Kommen wir zu deiner Musik: Hast du ein Ritual oder gibt es etwas, das dich beim Prozess des Songwriting inspiriert?

Ganz selten – und das ist dann immer besonders schön – kommt wirklich eine Inspiration von außen, sodass ich das Gefühl habe, mir fliegt eine Idee, eine Melodie oder eine Textzeile geradewegs zu. Das versuche ich festzuhalten, damit es nicht weiterfliegt. Aber wenn ich mich bewusst hinsetze, um zu schreiben, brauche ich einfach Ruhe. Am liebsten bin ich dabei zuhause in meinem gewohnten Umfeld, in meinem Zimmer, mache die Tür zu, vielleicht schließe ich sogar die Vorhänge und bin einfach isoliert von der Außenwelt.

Wie entstehen deine Songs? Ist da zuerst das Wort oder die Musik?

Meistens entsteht ein Song zuerst mit der Musik, an der Gitarre. Manchmal fällt mir aber auch eine Gesangsmelodie zuerst ein. Das sind so die beiden Optionen. Der Text kommt immer zuletzt. Manchmal fallen mir vielleicht Textzeilen ein, von denen ich denke, sie könnten gut in einen Song passen, dann schreib ich mir die auf. Oft vergesse ich sie aber dann auch wieder. Meistens kommt über die Melodie, über die Musik ein Thema, das dazu passt und dann auch der passende Text.

Welche Themen oder Erfahrungen beeinflussen dich künstlerisch/deine Songtexte am meisten?

Ich schreibe ganz, ganz viel über das, was mich persönlich in dem Moment beschäftigt. Das sind verschiedene Dinge, je nachdem, in welcher Lebensphase ich gerade bin. Da ich zur Melancholie neige, versuche ich immer wieder, auch Hoffnung in meine Texte einzubauen. Das ist das Einzige, was ich wirklich bewusst mache und worüber ich beim Schreiben viel nachdenke, weil mir bewusst ist, dass das eventuell auch Einfluss hat bei der Person, die es hört oder liest. Deswegen ist es mir wichtig, Hoffnung zu transportieren. Generell drehen sich die Themen viel um einen selbst, darum, was man möchte, um Beziehungen, um das Miteinander.

Es steckt also wirklich sehr viel von deinem echten Leben in den Liedern…

Ja, absolut. Ich habe mit 13 Jahren begonnen, Gedichte zu schreiben, aber nie darüber nachgedacht, sie zu veröffentlichen. Ich bin immer bei dieser Art zu schreiben geblieben, deswegen ist es nach wie vor sehr autobiografisch.

Man hat oft das Gefühl, sich darin wiederzufinden…

Das ist schön, aber eigentlich gar nicht beabsichtigt. Aber es zeigt, dass wir als Menschen, zumindest viele von uns, ähnliche Gedanken haben oder Dinge, um die wir uns sorgen oder die wir uns wünschen. Auch wenn wir glauben, dass sie nur uns betreffen.

Welches deiner Lieder bedeutet dir persönlich am meisten?

Das ist situationsabhängig. Bedeutend sind wahrscheinlich die Songs, mit denen ich wichtige Erlebnisse oder Geschichten verbinde. Es gibt auf meinem letzten Album einen Song, der heißt „Gestohlen“, diesen hab ich aus dem Blickpunkt einer anderen, mir sehr nahestehenden Person geschrieben, die diese Erfahrung gemacht hat. Das Lied bedeutet mir persönlich sehr viel, weil ich es nicht nur für mich geschrieben habe. Generell habe ich eigentlich immer an den Songs die meiste Freude, die gerade neu sind.

Wie geht es dir, wenn du dir Songs aus deinen Anfangszeiten anhörst?

Besser. Vor ein paar Jahren war es noch schwierig für mich, mir diese ganz, ganz alten Sachen anzuschauen und anzuhören. Ich mache das schon wirklich lange, hab ja schon mit 16 Jahren angefangen. Natürlich habe ich damals vieles ganz anders gemacht als ich es heutzutage machen würde. Man kennt das ja, wenn man alte Fotos von sich anschaut und denkt: Was hab ich mir denn damals nur dabei gedacht? Aber mittlerweile finde ich es schön, dass es diese Erinnerungen gibt und mir den Weg anzuschauen, den ich gegangen bin.

Was empfindest du selbst als deinen Durchbruch?

Ein entscheidender Wendepunkt für mich in meiner beruflichen Karriere war definitiv, als ich meinen ersten Gedichtband veröffentlicht habe, das war 2018. Die Gedichte oder Ausschnitte daraus haben sich sehr schnell über Social Media verbreitet und dadurch ein größeres Publikum erreicht. Generell versuche ich aber, nicht zu sehr auf solche Dinge zu schauen, sondern generell auf meinen persönlichen Entwicklungsprozess, sowohl künstlerisch als auch privat, um nicht überhand nehmen zu lassen, wie etwas von außen bewertet ist. Das ist so unberechenbar.

Im vergangenen Herbst hast du dein schon 6. Album herausgebracht, in den letzten Jahren durften sich die Fans fast jedes Jahr über ein neues Album freuen. Ist bereits wieder eines in Arbeit?

Tatsächlich nein und das ganz bewusst. Ich habe die letzten Jahre so viel veröffentlicht und es hat super funktioniert und für mich gepasst. Es war das, was ich machen wollte. Aber jetzt habe ich gerade das Bedürfnis, wieder ein bisschen Luft zu holen und ein wenig Zeit verstreichen zu lassen. Es kommt sicher wieder etwas, aber ich möchte mich jetzt erst einmal ein bisschen vom Leben berieseln lassen.

Welche Zukunftsprojekte oder musikalischen Ziele möchtest du gerne erreichen oder verwirklichen?

Nichts Spezifisches, eigentlich möchte ich mir viel mehr die Freiheit nehmen zu schauen, worauf ich Lust habe und das, wenn möglich umzusetzen. Verschiedenes auszuprobieren und offen zu bleiben für kreative Optionen. Aber es gibt jetzt nicht EINEN Meilenstein… Ich hatte solche Ziele in der Vergangenheit, aber ich habe festgestellt, dass das gar nicht meine Ziele waren. Vielmehr dachte ich, ich MUSS irgendwelche Ziele definieren, aber das war nichts, was mir selbst Freude bereitet hat, wenn ich daran gedacht habe.

Du hast vorhin schon kurz deine Melancholie angeschnitten. Du gehst ja sehr offen damit um, dass du auch Erfahrung mit Depressionen hast. Was machst du, damit es dir besser geht?

Ich hatte das Glück, dass, als ich im Jugendalter meine erste depressive Episode hatte, mir meine Eltern sehr schnell geholfen haben, professionelle Hilfe zu bekommen. Dadurch habe ich sehr früh gelernt, dass, wenn man wirklich erkrankt, das Gefühl hat, nicht weiterzukommen, es der beste Weg ist, zu einer Fachperson zu gehen, mit der man alles besprechen kann. Danach muss man schauen, was die besten Wege für einen persönlich sind und auch einiges ausprobieren. Ich habe jahrelang Psychotherapie gemacht und bin immer noch dabei. Ich nehme das ernst und versuche, offen darüber zu sprechen, weil ich weiß, dass andere nicht diesen einfachen Zugang haben, den ich damals hatte, direkt Hilfe zu bekommen.

Wie tankst du Kraft und Energie? Wie verbringst du deine Freizeit, schaffst den nötigen Ausgleich?

Ich gehe gerne in die Natur, bevorzugt in den Wald. Ich spaziere viel, wahrscheinlich auch, weil ich einen Hund habe und das dadurch antrainiert habe. Ich fahre gerne SUP-Board am See – das heißt, Fahren kann man es eigentlich kaum nennen, ich lass mich eher treiben. Man muss nur irgendwann einmal zurückpaddeln. Das ist das Sportlichste daran. Und ich lese gerne. Also eigentlich recht langweilige Dinge, nichts Ausgefallenes.

Was ist deine Idee, deine Vision vom guten Leben?

Darüber denke ich sehr oft nach. Natürlich ist das total individuell. Es ist großartig, wenn man es schafft, für sich selbst zu erkennen, was man persönlich vom Leben möchte und was nicht, und das dann individuell umsetzen kann.

Was ist es, was du persönlich vom Leben möchtest?

Das ist eine gute Frage. Ich möchte Zeit haben! Die Zeit, mich den Dingen zu widmen, die mir wichtig sind im Leben. Ich möchte schöne Beziehungen führen zu Menschen: Freundschaften, Bekanntschaften, Liebesbeziehungen, Familie. Ich möchte beobachten, die Natur beobachten. Und ich möchte mich gerne kreativ ausleben. Wahrscheinlich tatsächlich in dieser Reihenfolge. Ich habe einfach festgestellt, dass vor allem die Beziehungen zu anderen Menschen für mich das Wichtigste sind.

Welche Zukunftsprojekte oder musikalischen Ziele möchtest du gerne erreichen oder verwirklichen?

Nichts Spezifisches, eigentlich möchte ich mir viel mehr die Freiheit nehmen zu schauen, worauf ich Lust habe und das, wenn möglich umzusetzen. Verschiedenes auszuprobieren und offen zu bleiben für kreative Optionen. Aber es gibt jetzt nicht EINEN Meilenstein… Ich hatte solche Ziele in der Vergangenheit, aber ich habe festgestellt, dass das gar nicht meine Ziele waren. Vielmehr dachte ich, ich MUSS irgendwelche Ziele definieren, aber das war nichts, was mir selbst Freude bereitet hat, wenn ich daran gedacht habe.

Du hast vorhin schon kurz deine Melancholie angeschnitten. Du gehst ja sehr offen damit um, dass du auch Erfahrung mit Depressionen hast. Was machst du, damit es dir besser geht?

Ich hatte das Glück, dass, als ich im Jugendalter meine erste depressive Episode hatte, mir meine Eltern sehr schnell geholfen haben, professionelle Hilfe zu bekommen. Dadurch habe ich sehr früh gelernt, dass, wenn man wirklich erkrankt, das Gefühl hat, nicht weiterzukommen, es der beste Weg ist, zu einer Fachperson zu gehen, mit der man alles besprechen kann. Danach muss man schauen, was die besten Wege für einen persönlich sind und auch einiges ausprobieren. Ich habe jahrelang Psychotherapie gemacht und bin immer noch dabei. Ich nehme das ernst und versuche, offen darüber zu sprechen, weil ich weiß, dass andere nicht diesen einfachen Zugang haben, den ich damals hatte, direkt Hilfe zu bekommen.

Wie tankst du Kraft und Energie? Wie verbringst du deine Freizeit, schaffst den nötigen Ausgleich?

Ich gehe gerne in die Natur, bevorzugt in den Wald. Ich spaziere viel, wahrscheinlich auch, weil ich einen Hund habe und das dadurch antrainiert habe. Ich fahre gerne SUP-Board am See – das heißt, Fahren kann man es eigentlich kaum nennen, ich lass mich eher treiben. Man muss nur irgendwann einmal zurückpaddeln. Das ist das Sportlichste daran. Und ich lese gerne. Also eigentlich recht langweilige Dinge, nichts Ausgefallenes.

Was ist deine Idee, deine Vision vom guten Leben?

Darüber denke ich sehr oft nach. Natürlich ist das total individuell. Es ist großartig, wenn man es schafft, für sich selbst zu erkennen, was man persönlich vom Leben möchte und was nicht, und das dann individuell umsetzen kann.

Was ist es, was du persönlich vom Leben möchtest?

Das ist eine gute Frage. Ich möchte Zeit haben! Die Zeit, mich den Dingen zu widmen, die mir wichtig sind im Leben. Ich möchte schöne Beziehungen führen zu Menschen: Freundschaften, Bekanntschaften, Liebesbeziehungen, Familie. Ich möchte beobachten, die Natur beobachten. Und ich möchte mich gerne kreativ ausleben. Wahrscheinlich tatsächlich in dieser Reihenfolge. Ich habe einfach festgestellt, dass vor allem die Beziehungen zu anderen Menschen für mich das Wichtigste sind.

Zur Person:

Clara Louise wird am 25. September 1992 in Lahnstein (Nähe Koblenz) geboren.

Schon mit 13 Jahren bringt sie ihre Gedanken in Form von Gedichten zu Papier. Im Alter von 16 Jahren verlässt sie ihre Heimat und zieht nach Salzburg – der Musik und der Liebe wegen.

2010 erscheint das erste Studioalbum der Singer-Songwriterin und Lyrikerin, bis 2023 folgen fünf weitere.

Im Herbst 2023 nimmt Clara Louise mit den Söhnen Mannheims den Song „Hauptgewinn“ auf – das Video dazu entsteht am Hausberg der Salzburger, dem Gaisberg.