Liebe ich ihn noch?

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Eine Kolumne von Psychotherapeutin & Coach Andrea Hammerer

Ich stelle meinen Paaren irgendwann diese Frage, wenn beide mit der Liste an gegenseitigen Vorwürfen fertig sind: Lieben Sie ihn noch? Lieben Sie sie noch? Ich sehe dann immer in überraschte, ratlose Gesichter und meist antworten Männer schneller und überzeugter mit „Ja sicher, sonst wär ich nicht hier“. Spüren Männer den Liebesverlust nicht oder sind sie motivierter, ihn zu bekämpfen? Meiner Erfahrung nach ist die Liebe ein Geschenk, an dem man nicht arbeiten kann. Man kann an der Kommunikation arbeiten, am Alltag, am Respekt, an der Streitkultur, an Missverständnissen oder an der Kindererziehung. Aber wenn die Liebe verschwunden ist, wie ein ausgegangenes Feuer, das man nicht bewacht hat, dann kann sie einem der beste Therapeut nicht zurückgeben. Frauen beschreiben den Verlust genau gleich: Ich konnte ihn nicht mehr essen sehen, ich konnte ihn nicht mehr riechen, ich konnte nicht mehr mit ihm schlafen, ja sogar wenn er atmete, krampfte sich alles bei mir zusammen. Wir Frauen müssen uns eingestehen, dass wir nicht die „besseren“ Liebenden sind oder gar MEHR lieben als Männer. Wir sind fordernder, strenger und haben sehr große, oft unerfüllbare Erwartungen an die Herren der Schöpfung, wie sie zu sein hätten, damit sie unseren Ansprüchen genügen! Daran scheitern viele Beziehungen letztlich. Wartet nicht so lange, bis das Feuer kalt ist. Arbeitet an der Glut, dann könnte sich wieder was bewegen – man kann sie beatmen, neu entfachen, auch wenn es anfangs nur Streit ist: besser lebendig als tot!

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