Lehre – Ausbildung mit Zukunft

Die Arbeitswelt durchläuft große Wandlungsprozesse, alte Strukturen verändern sich und der Fachkräftemangel wird immer spürbarer. In diesem Umfeld ist die klassische Lehre wieder zum Zukunftsmodell geworden, mit dem jungen Menschen alle Türen offenstehen. Wobei durch den Megatrend ‚New Work‘ vermehrt die Bedürfnisse des Nachwuchses im Mittelpunkt stehen.

Heutzutage gibt es gute Gründe, sich für eine Lehre zu entscheiden. Mit der Lehre mit Matura ist eine spätere akademische Laufbahn nicht ausgeschlossen und im Gegensatz zu weiterführenden Schulen verdient man ab der ersten Arbeitsstunde sein eigenes Geld. Wer eine Lehre abschließt, hat heute fast automatisch eine Jobgarantie. Die gefürchtete ‚Generation Praktikum‘ existiert für Lehrabsolventen nicht. Sie fühlen sich geschätzt und haben das Gefühl, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. 84 % der frischgebackenen Gesellen würden wieder eine Lehre machen, erhob das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft.

Sechs Lehrstellen pro Lehrling

Trotz dieser Vorteile können längst nicht alle Lehrstellen besetzt werden. Jeder, der in Salzburg eine Lehre sucht, kann statistisch zwischen sechs offenen Stellen wählen. Das hat mehrere Gründe, wie Norbert Hemetsberger, Leiter der WKS Lehrlingsstelle, erklärt: „Die Pandemie verhinderte viele Schnuppertage und die Berufswahl lebt von der persönlichen Begegnung. So entstand viel Unsicherheit und der Trend zur weiterführenden Schule verstärkte sich nochmals.“ Auch die Demografie spielt eine Rolle, die geburtenstarken Jahrgänge der Boomer-Generation beginnen sich aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen, so stehen einer wachsenden Wirtschaft immer weniger gelernte Fachkräfte gegenüber.

„Junge Menschen von heute suchen einen Purpose. Das was ich tue, tue ich nicht mehr vorrangig, um mir etwas leisten zu können – es muss vor allem Sinn ergeben und Wachstum ermöglichen.“

Martin Mader

„Die Lehre ist gerade heute ein Erfolgsmodell, weil die berufliche Ausbildung eine Jobgarantie sowie alle Chancen bietet, sich weiterzuentwickeln und zu entfalten.“

Norbert Hemetsberger

Gerade für Teenager ist es schwierig, sich beruflich festzulegen. Hier bieten Arbeiter- und Wirtschaftskammer aktive Beratungen an. Den meisten Lehrlingen gelingt die Berufswahl auch, denn 87 % aller Lehrabsolventen bleiben im erlernten Beruf oder in verwandten Berufen. Für die Wirtschaft ist es besonders wichtig, qualifizierte Mitarbeiter langfristig im Betrieb zu halten. Laut Martin Mader, der sich an der Uni Salzburg mit Wissens- und Informationstransfer beschäftigt, betragen die Fluktuationskosten im Schnitt 15.000 Euro pro Mitarbeiterwechsel. So beschäftigen sich erfolgreiche Unternehmen immer mehr mit den Anforderungen des ‚New Work‘, von dem nicht nur Lehrlinge und Fachkräfte profitieren. Betriebe werden durch diese Konzepte langfristig schlagkräftiger und anpassungsfähiger in einer Welt, die immer unvorhersehbarer wird.

Megatrend New Work

Bei ‚New Work‘ geht es in erster Linie nicht darum, wieviel Gehalt oder welche Benefits eine Firma ihren Mitarbeitern bietet. Nach dem Neurobiologen Gerald Hüther gilt es, zwei grundlegende Bedürfnisse zu erfüllen: persönliches Wachstum und Zugehörigkeitsgefühl. „Junge Menschen möchten im Betrieb willkommen sein und eigenständig Verantwortung übernehmen. Sie wollen sich mit dem Unternehmen identifizieren, offen und ohne Angst Kritik und Ideen äußern, aber auch Fehler eingestehen und spüren, dass sie zum Unternehmenserfolg beitragen“, bringt es der Salzburger Karrierecoach und Unternehmensberater Christian Holzer auf den Punkt. Nicht nur Arbeitnehmer profitieren von dieser Haltung. Unternehmen können viel gewinnen, wenn durch eine vertrauensvolle Atmosphäre ständig neue Ideen ins Unternehmen kommen und wenn Arbeitnehmer bereit sind, deutlich mehr an Einsatz zu bringen, weil sie sich persönlich an ihre Firma gebunden fühlen.

Persönlichkeit gewinnt

Trotzdem ist der aktuelle Lehrstellenmarkt keine ‚gmahde Wiesn‘. Gute Lehrbetriebe stellen lieber keinen Lehrling ein als einen unmotivierten. Viele Betriebe setzen hier auf eigene Aufnahmetests. Das wichtigste Kriterium hat sich aber nicht geändert: die Persönlichkeit. Bewerber, die wissen was sie wollen, die höflich und interessiert wirken und im Gespräch vermitteln können, warum gerade dieser Beruf und dieses Unternehmen das Richtige ist, haben am Ende meist die Nase vorn.

Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Techno-Z Konrad Fersterer, WKS Hechenberger, stock.adobe.com.com – Seventyfour