Leben im Rhythmus der Organuhr

Text: Astrid Schraffl

Fotos: 2009 Helder Almeida, vladimirfloyd, Avanne Troar - stock.adobe.com, Bernd Gölling, privat

Nach den Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin zirkuliert unsere Lebenskraft, das Qi, in einem 24-Stunden-Rhythmus durch die Leitbahnen unserer Lebensenergie, die Meridiane. Als Darstellung dieser Zirkulation hat sich die Organuhr eingebürgert, in der jedes Feld für zwei Stunden des Tages steht und einem anderen Organ zugeordnet ist.

Mit der Lungenzeit von 3 bis 5 Uhr macht sich der gesamte Organismus für den neuen Tag bereit. Von 5 bis 7 Uhr ist Dickdarm-Zeit, in der der Verdauungstrakt am stärksten durchblutet wird. In der Zeit des Magens von 7 bis 9 Uhr beginnt eine Fülle an aktivierenden Hormonen, alles langsam in Schwung zu bringen. Von 9 bis 11 Uhr hat die Milz das Sagen und Stoffwechsel sowie geistige Leistungsfähigkeit haben ein Hoch. Zwischen 11 und 13 Uhr regiert das Herz, denn der Magen zieht nach dem Mittagessen Blut aus dem Gehirn und es gibt einen deutlichen Leistungsabfall. Von 13 bis 15 Uhr ist Dünndarm-Zeit und der Stoffwechsel ist mit Verdauen beschäftigt. Die Leistungsfähigkeit ist immer noch gering. Zwischen 15 und 17 Uhr sorgt die Blase dann wieder für volle Kraft, während Unbrauchbares aus dem Körper gespült wird. Die Niere veranlasst von 17 bis 19 Uhr, dass der Kreislauf seine Tätigkeit allmählich verlangsamt, während sie auf Hochtouren läuft, um Energie zu speichern. Das Perikard – an sich kein Organ – sorgt von 19 bis 21 Uhr dafür, dass der Organismus alle Aktivitäten zurückfährt und langsam in eine Art Ruhemodus schaltet. Von 21 bis 23 Uhr ist Sanjiao-Zeit (Dreifacherwärmer). Die Zirbeldrüse beginnt, das Schlafhormon Melatonin auszuschütten und die meisten Menschen gehen zu Bett. Von 23 bis 1 Uhr erreicht die geistige Leistungsfähigkeit unter der Gallenblase ihren absoluten Tiefpunkt. Zu guter Letzt ist unter der Leber zwischen 1 und 3 Uhr der Schlaf am tiefsten und Regenerationsprozesse sowie Immunsystem laufen auf Hochtouren.

Hektischer Alltag
Schichtarbeit, künstliche Beleuchtung, langes Fernsehen am Abend, regelmäßige Bar- oder Disconächte, Fernreisen und die ständige Erreichbarkeit durch Internet und Telefon machen unsere Nacht zum Tag und den Tag zur Nacht. Unsere Ruhe- und Wachzeiten entsprechen nicht mehr dem natürlichen Rhythmus von hell und dunkel. So kann es passieren, dass wir unsere innere Uhr verstellen. Die Folgen können Schlafstörungen, Verspannungen, Herz-Kreislauf-Probleme, Stoffwechselstörungen, Stimmungsschwankungen, Unkonzentriertheit und Müdigkeit sein.

Das Prinzip der Organuhr beruht auf der traditionellen chinesischen Medizin, welche die Energiegewinnung bestimmten Organen zuordnet. Solange unsere Lebensenergie, das Qi, ungehindert durch das Meridiansystem fließen kann, fühlen wir uns gesund und leistungsfähig. Wenn der Energiefluss dagegen durch etwas gehindert wird, spüren wir schmerzhafte Blockaden in Körper, Geist und Seele, aus denen in weiterer Folge Krankheiten entstehen können.

„Verstellte“ Organuhr – was tun?
Auf den zwölf Hauptleitbahnen, den Meridianen, liegen bestimmte Punkte, über die wir das Qi von außen lenken und wieder auf den richtigen Weg bringen können. Hier können Akupunktur oder Akupressur helfen, wobei die neurolym-
phatischen und neurovaskulären Punkte bearbeitet werden. Die energetische Heilwirkung von Edelsteinen kann ebenfalls unterstützen, genau wie Schüßler-Salze, Heilpflanzentees, Bachblüten und Homö-opathika. Außerdem gibt es andere hilfreiche Mittel wie spezielle Kochrezepte, Massagen, Fußbäder, Atemübungen u. v. m., mit denen man sich selbst Gutes tun und den Körper beim Heilen unterstützen kann.

Der Kinesiologe und Betreiber der Naturpraxis Ehrenreich in Oberalm, Peter Ehrenreich, nutzt in seiner Arbeit die Organuhr als eines von mehreren hilfreichen „Werkzeugen“, um in Erfahrung zu bringen, was im Körper eines Kunden aus dem Lot ist und wie er am besten helfen kann. Peter Ehrenreich erklärt: „Im Körper gibt es aufbauende und abbauende Meridiane. Man kann sie sich vorstellen wie Mitarbeiter in einem Betrieb und jedem ist ein anderes Organ, ein anderer Meridian und eine andere Emotion zugeordnet. Alle zwei Stunden hat ein anderer Mitarbeiter das Hauptsagen im Geschehen – natürlich in Zusammenarbeit mit den anderen. Über diese Meridiane kann man sehr leicht mit einem Muskelreaktionstest Unter- und Überenergien sowie vorhandenen Stress feststellen. Je nachdem, in welchem Bereich diese dann liegen, kann ich sie mit unterschiedlichen Techniken positiv beeinflussen. Vereinfacht gesagt gibt uns die Organuhr Hinweise darauf, wo im Körper wir am besten nach dem Problem suchen.“

Peter Ehrenreich

Einen guten Überblick zum Thema verleiht das Buch:

„Die Organuhr – Gesund im Einklang mit unseren natürlichen Rhythmen“
von Dagmar Hemm, Andreas Noll, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag