„Kunst kann die Welt verändern“

Text: Doris Thallinger
Fotos: Christian Maislinger, 5020 Festival, Adrian Bedoy

Er gilt als Shootingstar der Kunstszene. Mit erst 24 Jahren mischt der deutsche Künstler Leon Löwentraut die Kunstszene gewaltig auf. Seine Gemälde und Skulpturen sind weltweit gefragt, erzielen Erlöse im sechsstelligen Bereich. Zur Eröffnung seiner Ausstellung VOLAR im Rahmen des 5020 Festivals stattete Leon Löwentraut Salzburg einen Besuch ab.

Wie würdest du dich selbst beschreiben? Und deine Kunst?
Meine Kunst und ich selbst liegen gar nicht so weit voneinander entfernt, denn ich bringe in meine Gemälde immer meine Persönlichkeit und meine Erfahrungen mit ein. Gerade stehen wir hier vor den „Landscapes“, das ist eine Weiterentwicklung meines Stils. Der Strich eines Künstlers ist unfälschbar, das ist wie der Fingerabdruck eines Menschen. Für mich war es wichtig, dass ich all die Inspirationen, die ich hatte, von Menschen, von Kulturen, weiterentwickle. Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass es nicht nur die Menschen sind, sondern oftmals auch die Umgebung, die Atmosphäre, die – wie der Name schon sagt – Landschaften. Das hat mich sehr gereizt, auf die Leinwand zu bringen, ohne meinen Stil zu verändern. Die Thematik ist eine andere, ich bringe etwas anderes zum Ausdruck, aber der Stil bleibt der gleiche.

Hier waren es die Landschaften, die die Inspiration geliefert haben. Wer oder was inspiriert dich sonst? Wo greifst du die Ideen auf?
Ich nehme meine Ideen von Kulturen, von Menschen, von Landschaften, aber ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich das oftmals gar nicht selbst bestimmen oder lenken kann. Das kommt einfach. Ich mache ja keinen klassischen Bürojob, von 8 Uhr morgens und bis 16 Uhr. Ich bin am Reisen, ich bin unterwegs, ich mache Bekanntschaften mit Menschen und dann kommen einfach die Ideen. Oder ich träume etwas und wache mitten in der Nacht auf. Ich wohne auf einem alten Vierkanthof, dort habe ich auf der einen Seite ein Atelier eingerichtet. Somit habe ich die Möglichkeit, wenn die Ideen kommen – das war ja auch der Hintergedanke, das Konzept dieses Hofs – dass ich dann vom Bett aus innerhalb von einer Minute im Atelier bin und sofort anfangen kann.

Wie entsteht ein Bild?
Ich habe mehrere Herangehensweisen. Manchmal zeichne ich die Bilder vor, um mir eine gewisse Orientierung zu schaffen, weil ich das Bild schon im Kopf habe; auch wenn es am Ende sowieso wieder anders wird, als ich es mir vorgestellt habe. Dann gibt es den Fall, dass ich sofort aus dem Moment heraus total inspiriert bin und voller Energie stecke. Dann muss ich diese Energie auch sofort auf die Leinwand bringen, da habe ich keine Zeit für Vorzeichnungen. Das werden meist auch die exklusivsten Bilder.

Ich habe zwei Werke von mir selbst hängen – sonst nur andere Künstler, weil ich auch Kunst sammle. Ein paar Werke gibt es, die ich niemals verkaufen würde, wie „Der Nachtwanderer“ und „Bohemian“. Das sind zwei meiner bekanntesten Bilder, die würde ich nicht abgeben. Sonst – der Bezug zu meinen Bildern, das kann ich einfach so sagen, wie es ist: Sie sind meine Babys!

Wie teuer war dein bislang teuerstes Kunstwerk?
Das Teuerste bislang wurde für 140.000 Euro verkauft.

Du hast in deiner Eröffnungsrede gesagt, du warst schon öfter in Salzburg. Wie gut kennst du Salzburg?
Ich war schon öfter privat hier, in Salzburg und im Umkreis von Salzburg. Ich muss sagen, dass ich mich hier unfassbar wohl fühle, das ist wirklich Lebensqualität. Ich habe schon viele Orte gesehen, an die ich kein zweites Mal gereist bin. Nach Salzburg würde ich immer wieder kommen, die Menschen sind superherzlich und ich habe hier nur gute Erfahrungen gemacht. Es geht nichts über österreichisches Essen, besser geht es nicht! Ich mag die alten Schlösser und Burgen. So eine Stadt, die natürlich eine Weltmetropole ist, aber gleichzeitig doch so heimelig mit den Bergen im Hintergrund, so was gibt’s nicht oft. Ich freu mich immer sehr, hier zu sein.

Hast du nun ein bisschen Zeit, die du in Salzburg verbringen kannst?
Ich muss morgen schon wieder direkt zurück und dann nach Portugal. Die nächsten Ausstellungen stehen an: im September in Madrid und auch wieder in Wien.

Auch gestern Abend warst du in Wien – als Speaker am 4GameChangers Festival. Inwieweit kann Kunst eine treibende Kraft sein, um Dinge zu ändern?
Definitiv kann Kunst die Welt verändern, indem sie in der Lage ist und die Kraft hat, neue Perspektiven zu schaffen, das Leben aus anderen Blickwinkeln zu sehen und über die Grenzen hinaus zu denken.

Du bist auch bekannt für dein soziales Engagement – woher rührt der Wunsch, andere zu unterstützen?
Ich finde, wir leben in einer Zeit, in der nicht alles selbstverständlich ist. Für mich ist es einfach wichtig, dadurch, dass ich dieses große Glück gehabt habe im Leben, auch etwas zu geben. Natürlich – das Glück gehört den Tüchtigen und natürlich habe ich verdammt hart dafür gearbeitet. Aber man darf trotzdem niemals vergessen, dass das nicht selbstverständlich ist und ein bisschen Glück im Leben gehört auch dazu. Wenn man seine Chancen im Leben nutzen darf, diese Möglichkeit durch das Schicksal bekommt und mit Disziplin und harter Arbeit sogar davon leben kann, finde ich, ist das ein riesengroßes Privileg, von dem man auch was zurückgeben kann.

Glaubst du an Schicksal? Woran glaubst du?
Ja! Ich glaube an Schicksal, aber jeder Mensch bestimmt sein Schicksal auch selbst, wie er sich verhält, wie er zu anderen Menschen ist und wie er zum Leben steht. Denn alles, was wir sind, sind Energien, positive Energien ziehen sich an und negative Energien ziehen sich an. Ich bin von Natur aus ein sehr positiver Mensch und versuche dadurch auch, nichts Negatives an mich heranzulassen. Ich höre immer auch auf mein Bauchgefühl. Das hat mich bislang selten enttäuscht, sodass sich sehr schnell herauskristallisiert, was mir guttut und was nicht.

Trotz großer Erfolge bist du am Boden geblieben. Wie erklärst du deine Erdung?
Ich kenne halt auch andere Zeiten im Leben und wie es ist, gar nichts zu haben und nicht zu wissen, ob etwas im Kühlschrank ist oder nicht, wenn man von der Schule nach Hause kommt. Ich möchte diese Zeiten nicht noch einmal erleben und deswegen nehme ich dies alles nicht für selbstverständlich, würde mich niemals darauf ausruhen und niemals andere Menschen in irgendeiner Weise als minderwertig behandeln. Wir sind alle Menschen, der eine hat mehr Privilegien, der andere weniger. Das ist oftmals dem geschuldet, wo man auf diesem Planeten geboren wird. Deswegen ist für mich die Menschlichkeit ein wichtiger Faktor. Ich verstelle mich ja nicht und bin hier Showmaker. Ich bin ich selbst. Ich denke, dass ich sehr offen und herzlich auf die Menschen zugehe und das ist es, was ich zurückbekomme. Mir geht’s gut und ich möchte, dass es allen Menschen rund um mich auch gut geht.

Was macht ein Leon Löwentraut, wenn er gerade nicht malt?
Ein ganz normaler Junge sein mit ganz normalen Interessen wie alle anderen in dem Alter auch. Mit Freunden um die Häuser ziehen, sich in einem Café oder einer Bar treffen. Ich hab wieder mit Tennisspielen angefangen, mache wieder viel mehr Sport, das ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen und da suche ich jetzt den Ausgleich. Ansonsten werde ich mich nicht dagegen sträuben können, dass mein Unterbewusstsein sowieso alles permanent aufsaugt und kreativ verarbeitet.

Was ist dein persönlicher Wunsch für die Zukunft? Deine Vision?
Dass wir auf der Welt noch mehr Toleranz haben, gerade was neue Wege und neue Visionen angeht, und noch mehr junge Menschen unterstützen, die unsere Zukunft prägen und unsere Welt gestalten werden.