Kraftort Bad
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: design by torsten-mueller, Casabath srl, Kuhnle&Knoedler,
Lorenz Masser, Sabine Holzner Photographie, www.vogl-perspektive.at,
Fliesengalerie Buttenhauser
Das Bad wird immer mehr zum persönlichen Kraftort. Kraftplätze haben die Eigenschaft einzigartig zu sein, Emotionen auszulösen und geben einem das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. In modernen Bädern geht es um nicht weniger, als einen Raum zu schaffen, der eins mit seinen Bewohnern ist.
Die Umsetzung des Traumbades ist eine sehr persönliche Sache und eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Designentscheidungen trifft man hier für 15-20 Jahre und der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. „Neuartige Verarbeitungstechniken lassen exotisches Holz neben natürlich gemasertem Marmor aufleben. Eine Symbiose aus Farben, Mustern und intelligenter Beleuchtung eröffnet aufregende Möglichkeiten, die Bodenständigkeit und Klassik vereinen. Dadurch darf man diese Saison gespannt darauf sein, wie zuvor Unvereinbares im Bad vereinbart wird“, so der bekannte deutsche Stardesigner Torsten Müller. Für den Bauherren ist das Design nicht weniger als die Suche nach dem eigenen Selbst.
Schöpfen aus der Unendlichkeit
„Gerade 2022 rücken bunte florale Fliesen wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, auch wenn sie schon länger wieder erhältlich sind“, erzählt Karl Heinz Buttenhauser. Aber der Rundgang durch das Bäderstudio offenbart – da ist noch so viel mehr. „Den einen Badezimmertrend gibt es nicht, es geht vielmehr darum, aus einer Unendlichkeit von unterschiedlichen Designelementen den ganz persönlichen Bädertraum umzusetzen“, ergänzt der studierte Innenarchitekt. Einerseits sind feinste individuelle Mosaike beliebt, auf der anderen Seite großformatige Fliesen oder Steinplatten, für fugenlose Gesamtkunstwerke aus einem Guss. Terrakottafarben oder das dunkle Blau des Meeres erschaffen einzigartige Stimmungen, die an die Amalfitana erinnern. Aber auch urbaner Beton- oder Industrial-Look und reduzierter Japandi Style, bei dem minimalistisches, japanisches Design auf skandinavische Natürlichkeit trifft, ist mehr als in.
Der Spiegel der Seele
Bäder sind nicht mehr nur Orte, an denen man seine Reinigung und Hygiene verrichtet. Immer mehr wird das moderne Bad zum Lebensraum. Größe und Lage des Badezimmers definieren die Bedingungen, freistehende Badewannen machen nur Sinn, wenn sie wirklich Raum bekommen. Die Bedürfnisse, die in unserer Seele schlummern, wollen mit den baulichen Vorgaben verbunden werden. Findet sich der Wohlfühlbereich in reduzierter Kühle, in offener Weite oder in warmer Geborgenheit? Welche Farben und Themen definieren meinen Rückzugsort? Armaturen und Sanitäranlagen werden dann passend zum Gesamtdesign ausgewählt. Gebürstete Wasserhähne aus Messing oder in Goldton sowie Aufsatzwaschtische aus handgefertigter Keramik lassen das Bad wärmer wirken, schwarze Armaturen und kantige Sanitäranlagen-Designs spenden reduzierte Kühle.
Unauffällige Technik
Die Digitalisierung macht auch vor dem Badezimmer nicht halt, der Trend, überall erreichbar zu sein jedoch schon. Digital Detox erreicht man heute im Badezimmer aber nicht durch Verzicht, sondern durch intelligente Integration. „Exklusive Bäder sind mittels Bussystem in das Smart Home integriert. Als Stand-alone-Lösung können hochwertige Lautsprecher auch wunderbar mit Sprachsteuerungen wie Siri oder Alexa kombiniert werden“, kommentiert HiFi-Experte Paul Roider und ergänzt: „In Bezug auf smarte Technik ist immer wichtig, dass Sinnhaftigkeit und Bedienbarkeit im Mittelpunkt stehen. Wenn die Kunden es nutzen, dann muss ihnen ein Lächeln übers Gesicht huschen.“ Für Technikfreaks hat Hansgrohe mit der neuen RainTunes ein beeindruckendes audiovisuelles Duschkonzept entwickelt. Akustische Welten sind hier auf die jeweilige Wasserchoreografie abgestimmt, ein mannshoher, wasserdichter LCD-Bildschirm sorgt für die passenden Bildsequenzen und sogar Duftessenzen gibt es, um das Duschritual zu einem Erlebnis für alle Sinne zu machen.
Licht und Natur
Es sind auch die Lichtspiele, die ein Bad besonders machen, zum Beispiel Sonnenstrahlen, die schillernde Lichtreflexionen in das Badewasser werfen, am besten mit direkter Anbindung an Terrasse oder Garten. So verschmilzt das Badezimmer mit der Umwelt, wo dies nicht möglich ist, sorgt tageslichtartige Deckenausleuchtung für Natürlichkeit im Bad. Torsten Müller setzt heuer auf blickdichte, aber lichtdurchlässige Materialien: „Transluzenz beweist einmal wieder, dass manchmal gerade das Erahnen besonders sinnlich sein kann. In Verbindung mit tropischen oder mediterranen Pflanzen stillt das Badezimmer die Sehnsucht nach Urlaub direkt im eigenen Zuhause und macht es zum persönlichen Kraftort.“
Experten Tipp Michael Herzgsell
Herzgsell – Marmor, Stein & Form, Altenmarkt
Stein ist einzigartig
„Zeitlos und elegant fügt sich Naturstein in das Badezimmer. Neben Böden und Wänden, sind Waschbecken und Duschtasse absolute Highlights, die aus jedem Bad einen Ort mit Bedeutung schaffen. Bei der Auswahl des richtigen Steins vertraut man am besten auf die eigene Intuition. Wichtig ist dabei, dass man den Naturstein vorab ansehen und ihn fühlen kann. Denn jeder Stein ist einzigartig.“
Experten Tipp Gabriele Kloiber
Franz Kloiber Gmbh & Co KG, St. Gilgen
Farben kommen zurück ins Bad
„Fliesen mit Dekor und Muster sind unglaublich angesagt, egal ob Palmenwand, Vintage Dekor oder florale Muster. Das bringt Leben ins Bad und folgt dem Trend, aus der altbekannten Nasszelle wieder einen schicken Lebens- und Genussraum zu machen. Passend dazu hat sich auch das Armaturen-Design entwickelt, weg vom verchromten Standard, hin zu lebendigen Oberflächen. Im Premiumsegment sind hier echtes Platin und Gold in mattierter Ausführung gefragt.“
Interview mit Karl Heinz Buttenhauser
Ein Traumbad bedeutet Individualität
Herr Buttenhauser, was sind die wichtigsten Trends 2022?
Farbe, Farbe, Farbe. Egal ob Fliesen mit floralen Mustern, Natursteine oder Wandanstriche – die bringen mediterrane Lebensfreude ins Bad. Diese wird dann mit Aufsatzwaschtischen aus handgefertigter Keramik unterstrichen. Bei dem Trend zu Regenduschen mit Ambi-Light und Bad-Soundsystemen zählt höchste Qualität.
Was raten Sie Menschen, die sich zwar für ein farbenfrohes Bad begeistern, aber nicht wissen, ob ihnen das in 5 bis 10 Jahren noch gefällt?
Wer sich sein Traumbad verwirklichen möchte, sollte an heute denken und nicht an morgen. Wenn ich jetzt schon der Meinung bin, dass mir das Bad in geraumer Zeit vielleicht nicht mehr gefällt, dann bin ich auch jetzt noch nicht wirklich überzeugt.
Woran kann das liegen?
Inzwischen gibt es so viele unterschiedliche Designvarianten, dass es für den Kunden schwierig sein kann zu unterscheiden, ob er nur einem Trend folgen will, oder ob es ihm wirklich gefällt. Hier ist besonders wichtig, die Wünsche des Kunden zu erarbeiten und nicht nur meinen Stil als Innenarchitekt an den Mann zu bringen.
Einen letzten Tipp zur gelungenen Badrenovierung?
Abseits von tollem Design sollte ein gelungenes Badezimmer auf die Abläufe und Bedürfnisse der Benutzer abgestimmt sein. Jeder Mensch hat andere Routinen und Gewohnheiten. Das betrifft vor allem die Planung von genügend Stauraum, denn es sammelt sich meistens viel Kleinkram im Badezimmer an. Ablageflächen und Nischen werden im Bad oft vergessen, diese sind aber essenziell für den Wohlfühlfaktor.