Komfortzone Küche

Die Küche ist heute weit mehr als nur eine einfache Kochstelle. Sie ist Treffpunkt für die ganze Familie und Ort intimer Gespräche. Manchmal Fastfoodbude, manchmal Haubenlokal, aber immer wird in ihr das eigene, bewegte Leben zelebriert. Je mehr Zeit wir in der Küche verbringen, desto wichtiger wird natürlich auch das Thema Komfort.
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: TEAM 7, NEFF 2023, Jan Kulke, Anton Brandl

„Kochen ist ein gemeinsames Hobby, bei dem man sich gemeinsam entspannt“, erklärt Franz Elsenwenger, Leiter des Team 7 Flagshipstores in Eugendorf. Für Popstahl-Gründer Ralf Weißheimer ist es ein ur-menschliches Bedürfnis, Geschmack, Geruch und Haptik zu erleben: „In einer digitalisierten Welt bleibt Essen immer ein intensives analoges Erlebnis.“ Oliver Christ, Inhaber des gleichnamigen Küchenstudios in der Hofhaymerallee, kommt gleich zum wichtigsten Punkt, um die Küche zum Zentrum der eigenen Wohnwelt zu machen: „Eine Küche muss so geplant sein, dass sie den Bedürfnissen ihrer Nutzer entspricht und gleichzeitig eine Wohlfühlatmosphäre schafft.“

Altes Handwerk oder Smart Kitchen?

Moderne Küchen bieten sowohl traditionelle als auch digitale Lösungen. Intelligente Öfen mit großen Displays zeigen Rezepte an, kochen automatisch perfekt auf den Punkt und filtern alle Gerüche. „Andererseits gibt es viele, die wieder zurück zum Gasofen tendieren, weil das Kocherlebnis ursprünglicher ist“, weiß Ralf Weißheimer. Ein weiterer Komfortgewinn sind Miele-Geschirrspüler mit Auto-Dos, die mit einer Powerdisk für 20 Spülgänge ausgestattet sind. Für große Familien ist es damit äußerst sinnvoll, den smarten Geschirrspüler so zu programmieren, dass er täglich um 22 Uhr spült, ohne jedes Mal ein Tab einwerfen zu müssen. Wer sich nicht zwischen digital und analog entscheiden kann, greift zu Hybridlösungen, wie sie beispielsweise Neff anbietet. „Öfen, die digital via Touchscreen alles können, aber auch einfach mit magnetischen Drehreglern wie analog betrieben werden können, bieten den höchsten Komfort“, empfiehlt Oliver Christ. Muldenlüfter, die sich automatisch einschalten und regulieren, wenn der Herd aktiviert wird, sind klassischen Dunstabzügen an Komfort überlegen.

Für diejenigen, die nie schmutziges Geschirr herumstehen lassen wollen, gibt es Doppel-Geschirrspüler von Fisher & Paykel. „Diese kommen aus dem Bootsbau und werden wie Schubladen von oben befüllt. Während eine wäscht, wird die andere schon wieder befüllt“, erklärt Weißheimer und zu den mannigfaltigen Apps, mit denen Küchengeräte vom Handy gesteuert werden, meint der Architekt nur: „Die meisten Apps entstammen einer Welt, die auf permanente Optimierung ausgerichtet ist. Zu viel Optimierung und zu wenig Leben treibt die Menschen dann zum Psychologen.“

Planung für maximalen Komfort

„Grundlegender Komfort bedeutet, alles schnell zur Hand zu haben“, betont Oliver Christ. Eine durchdachte Planung ist essenziell, bevor Wasser- und Stromanschlüsse festgelegt werden. „Für Rechtshänder sollte der Kühlschrank links stehen, damit man mit der linken Hand öffnet und mit der rechten hineingreifen kann“, so Franz Elsenwenger. Arbeitsbereiche, Spüle und Herd sollten immer im Dreieck angeordnet sein, unabhängig davon, ob es sich um eine L-Küche oder eine Kochinsel handelt – das spart wertvolle Meter beim Kochen.

Bei Team 7 setzt man gerne den Geschirrspüler höher: „Meist benötigt man den Geschirrspüler öfter als den Ofen oder Dampfgarer und muss sich so weniger bücken“, rät Elsenwenger. Die Arbeitsplatte sollte auf Ellenbogenhöhe minus 15 Zentimeter montiert werden. Für unterschiedlich große Paare bietet es sich an, die Kücheninsel elektrisch höhenverstellbar zu planen. Alternativ lassen sich hier auch einfach unterschiedliche Arbeitshöhen realisieren: Eine erhöhte Spüle, um besser in die Vertiefung greifen zu können, oder ein tieferes Kochfeld, um besser in hohe Töpfe hineinzuarbeiten, sind hier Möglichkeiten. „Für manche ist aber die Schönheit einer Granit-Kücheninsel wie aus einem Guss der größte Komfort“, gibt Oliver Christ zu bedenken.

Materialien und Details

„Wer auf Komfort bei der Reinigung Wert legt, wählt immer glatte Küchenfronten und arbeitet mit Griffleisten“, erklärt Christ, denn diese sind einfach zu reinigen. Wer trotzdem Griffe möchte, achtet auf die Aussparung fürs Geschirrtuch. Anti-Fingerprint- oder Struktur-Lack-Oberflächen sind ideal, aber am wichtigsten in einer Küche ist die Arbeitsplatte. „Da liegen meine Lebensmittel drauf und hier wird gearbeitet. Ich empfehle, lieber beim Korpus etwas weniger Geld auszugeben und dafür in eine hochwertige Arbeitsplatte zu investieren, die richtig Freude macht“, outet sich Christ als Arbeitsplattenfetischist. Naturstein muss regelmäßig gepflegt werden, um wasserabweisend zu bleiben, während Materialien wie Keramik oder Edelstahl leicht zu reinigen und langlebig sind. Hier können Spülbecken und Herd flächenbündig und fugenlos eingebaut werden. Wer allerdings auch beim Korpus das Besondere sucht, greift entweder zu Vollholz-Maßanfertigungen oder zu einer knallbunten Popstahlküche. „Für einen Drehbuchautor haben wir eine knallpinke Kücheninsel gemacht, weil er meinte, er braucht jeden Morgen diesen ‚Bang‘-Effekt, um richtig munter zu werden!“, erzählt der Popstahlgründer lächelnd.

Die besten Partys enden in der Küche

Küchenbars sind besonders bei Kindern beliebt und ideal für Familienmitglieder, die zu unterschiedlichen Zeiten das Haus verlassen. „Eine Küchenbar sollte groß genug sein, dass die aktuelle Salzburgerin noch neben dem Frühstücksteller Platz hat“, meint Elsenwenger schmunzelnd. „Früher ging man nach dem Essen mit den Gästen auf die Couch, heute bleibt man am Esstisch sitzen“, erklärt er weiter. Bequeme Sitzmöglichkeiten aus Naturmaterialien wie Schafwolle, Leder oder Filz bieten Sitzkomfort, während Kunstleder und Velours leicht zu reinigen sind. Als ehemaliger Wahlberliner weiß Ralf Weißheimer genau, dass die besten Partys in der Küche enden: „Wenn die Stimmung in der Küche besonders gemütlich ist, möchte man weder automatisch öffnende Schubladen, die den Gästen in die Hüften stoßen, noch einen leeren Weinkeller.“

Kleine Upgrades mit großem Effekt

Oft sind es kleine Details, die den Komfort in der Küche ausmachen. „Das, was mich am meisten stört, sollte ich konsequent ändern“, empfiehlt Elsenwenger: „Ein riesiger Komfortgewinn ist es, alle Töpfe und Tupperware so zu kaufen, dass sie platzsparend stapelbar sind. Auch kann man sich einfach mal beim Fachhändler zum Thema Küchenorganisation beraten lassen, gemeinsam findet man oft viele Verbesserungsmöglichkeiten.“ Eine neue Armatur mit Ausziehbrause oder gleich ein Quooker, mit dem man Wasserkocher und SodaStream einfach in den Wasserhahn verlegt, sind genauso Komfort-Booster wie ein Weinkühlschrank, der freien Platz im Kühlschrank schafft. „Da kann man übrigens auch hervorragend Bierflaschen kühlen“, verrät Oliver Christ. Smarte Helfer wie die Spülbeckenbügel, auf die man einfach mal das Sieb stellen kann, ein Aufsatzhandtuchhalter oder eine Spülenabdeckung, die auch als Abtropfwanne fungieren kann, machen das Leben ebenfalls leichter. Auch Beleuchtung spielt eine wichtige Rolle. „Arbeitsbereiche sollten hell ausgeleuchtet sein, während für entspannte Momente eine warme Beleuchtung mit etwa 3000 Kelvin ideal ist“, erklärt Weißheimer.

Egal, ob man eine neue Küche plant oder nur einige Änderungen vornehmen möchte, der Komfort entscheidet letztlich darüber, ob die Küche zum Lieblingsort der Familie wird.

Expertentipp Ralf Weißheimer,
Popstahl Berchtesgaden

Wer seine Küche wie wir als Werkstatt sieht, der achtet bei der Materialwahl auf Langlebigkeit und einfache Reinigung. Arbeitsplatten aus warmgewalztem Stahl sind unkaputtbar, das Spülbecken ist direkt eingeschweißt, ohne Silikonfuge, in einer Größe, die perfekt auf Dampfgar- und Backbleche abgestimmt ist. Komfortküchen verbinden Bequemlichkeit und Behaglichkeit, durch Materialauswahl, subtile Technik und das Licht, das den gesamten Küchenraum erstrahlen lässt.

Expertentipp Oliver Christ,
Küchenstudio Christ, Salzburg

Küche ist Vertrauenssache, denn eine Küche hat man 25-30 Jahre, das ist fast ein Bund fürs Leben. Lassen Sie sich rechtzeitig vor einem Um- oder Neubau beraten. So können alle Möglichkeiten evaluiert werden und die Gegebenheiten perfekt an Ihre ganz persönliche Komfortküche angepasst werden. Nur der Fachhandel nimmt sich Zeit für seine Kunden und nur so entsteht eine perfekte Küche.

Expertentipp Franz Elsenwenger,
Team 7 Eugendorf

Wer auf Vollholzmöbel setzt, schafft in der Küche seine ganz persönliche Komfortzone. Offenporiges Holz reguliert die Luftfeuchtigkeit, ist antistatisch sowie antibakteriell und absorbiert sogar unangenehme Gerüche durch die enthaltenen Naturharze. Naturholz ist purer Komfort!