
Instagram & Co. – alles Glamour?
Text: Natalie Zettl
Fotos: Martha Gattringer, Tweedheart Fashion Sarah Katharina, Diachenko Photo, Guess Paul Marciano, Vicoolya & Saida, Bernie Brunmayr; stock.adobe.com: Rawpixel Ltd., golubovy, Daxiao Productions
Sie werden für Übernachtungen in schicken Hotels bezahlt, haben tausende Fans und verdienen (teilweise) jede Menge Geld: Influencer sind die neuen Sterne am Online-Himmel. Doch die Instagram-Welt dreht sich nicht nur um den Glamour, den man von außen sieht.
Viele Teenager wollen sein wie sie: ihre Lieblingspersonen auf den Social-Media-Plattformen Instagram oder TikTok. Influencer sind die neuen Stars – und werden immer mehr zu Vorbildern. Wir machen den Realitäts-Check in einer Online-Welt, die allzu perfekt erscheint.
Entwicklung eines Trends
Das Wort „Influencer“ kommt vom englischen Verb „to influence“, was so viel wie „beeinflussen“ bedeutet. Demnach handelt es sich bei einem Influencer um eine Person, die Menschen in ihrem Denken und Handeln beeinflusst und auch eine gewisse Vorbildfunktion ausübt – meist über soziale Medien wie Instagram oder TikTok, oft in Kombination mit der Videoplattform YouTube. In den letzten Jahren hat diese Beschäftigung immer mehr an Bedeutung gewonnen – unter Jugendlichen, die sich als Follower betätigen, aber auch unter zahlreichen Firmen, die das sogenannte Influencer-Marketing für sich nützen möchten.
Jemand wie du und ich
Eine Vorstufe der heutigen Influencer waren – vor allem in der Anfangszeit der sozialen Medien – Prominente mit ihren Fan-Seiten. Einige davon sind auch als Influencer im heutigen Sinne zu sehen, jedoch fehlt ihnen oft eine wichtige Komponente: die Greifbarkeit. Die meisten Influencer sind tatsächlich keine Promis, sondern Personen wie du und ich. Sie haben keine spezielle Ausbildung und üben in vielen Fällen keinen besonderen Beruf aus – dadurch wirken sie mehr oder weniger authentisch und geben ihren Fans (genannt „Follower“) das Gefühl, ein guter Freund zu sein. Was viele, vor allem Jugendliche, nicht bedenken: Der Influencer verdient sein Geld damit, sein Privatleben auf sozialen Medien zu teilen. Häufig sogar sehr viel Geld. Und das lässt sich nun einmal nur erreichen, wenn man positive und „schöne“ Dinge postet. Daran ist auch nichts Verwerfliches zu erkennen, meint Michel Clement, Professor für Marketing und Medien an der Universität Hamburg, und stellt einen Anspruch an den Follower: „Ich sehe es als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, kritisches Denken zu lernen und leben. Alles, was die Social Media Stars vorleben, ist also erst einmal in Ordnung, solange es mit kritischer Distanz betrachtet wird.“
Geld für Influencer?
Wie läuft das nun mit dem „Gehalt“ eines Influencers? Im Grunde ist es ganz einfach: Hat jemand beispielsweise auf Instagram eine gewisse Anzahl an Followern, kann er mit Labels aus der Mode-, Tourismus- oder Kosmetikbranche zusammenarbeiten. Er benutzt deren Produkte und postet Bilder damit, dafür erhält er ein Honorar. Wieviel ein Influencer verdient, ist je nach Größe seiner Community verschieden. Kann man davon leben? Instagram-Star Melissa Alessia (@melissa_alessia) dazu: „Ich kann nicht davon leben, beziehungsweise: Ich würde mich ungern darauf verlassen, da es doch sehr unsicher ist, was man genau verdient. Mir ist es wichtig, ein festes Einkommen zu haben.“ Nicht jeder arbeitet auf eigene Faust: Ilja Jay Lawal (@iljajay), selbst ehemaliger Influencer und Blogger des Jahres 2017, ist Inhaber der Agentur Follow Austria. Seine Agentur versteht sich als Schnittstelle zwischen Influencer und Unternehmen, die die beiden zusammenbringt und auch deren Zusammenarbeit im Alltagsgeschäft managt. Wie entscheidet er, wen er unter Vertrag nimmt und wen nicht? „Tatsächlich hängt da sehr viel an der gegenseitigen Sympathie“, gibt Ilja Jay Lawal zu. „Natürlich spielen Hard Facts wie die Reichweite eine große Rolle, aber letztendlich muss man einfach bereit sein, tagtäglich miteinander umzugehen.“

Alles für ein Herzchen?
Klar: Außergewöhnliche Fotos erhalten die meisten Likes beziehungsweise Herzchen auf Instagram. Problematisch wird es, wenn dadurch ein Schaden an Natur und Menschen entsteht, wie beispielsweise beim Posting einer deutschen Influencerin im „Naturpool“ des Berchtesgadener Nationalparks im Juni 2020: Das Steinbecken liegt über einem Wasserfall und ist grundsätzlich nicht zum Baden gedacht. In den letzten Jahren waren dort aufgrund der Strömung immer wieder Touristen tödlich verunglückt. Der Nationalpark fürchtete aufgrund des Postings Nachahmer, die wenig später prompt in Scharen anrückten, um ebenfalls ein ähnliches Foto zu schießen. Auch das Drohnen-Verbot im Nationalpark wurde mehrfach missachtet. Inzwischen arbeitet die Nationalpark-Verwaltung (nach einer hitzigen Debatte mit der Instagrammerin) an einer Sperre des betroffenen Areals. Auch aus den eigenen Reihen kommt Kritik: „So ein Verhalten geht gar nicht“, so Melissa Alessia. „Man muss da wirklich aufpassen, denn durch große Reichweite hat man einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Ich finde, man kann auch genügend schöne Bilder schießen, ohne dafür die Natur zu beschädigen oder andere in Gefahr zu bringen!“

Trendy: Normale Körper im Fokus
Während viele Influencer Fotos massiv retuschieren und beispielsweise die Taille schmaler, die Beine länger und die Lippen voller machen, haben es sich andere zur Aufgabe gemacht, den „normalen“ menschlichen Körper ins Rampenlicht zu stellen. Das Stichwort dazu lautet „Body Positivity“ – es geht also darum, die eigenen körperlichen „Mängel“ als normal und vielleicht sogar einzigartig anzusehen. Gerade in einer Welt, in der jungen Menschen jeden Tag scheinbare Perfektion vor Augen geführt wird, ist das immens wichtig. Instagrammerin Danae Mercer (@danaemercer) zeigt beispielsweise, dass sich an ihrem (an sich sehr schlanken) Körper durchaus auch schwabbelige Haut, ein paar Fältchen und ein leicht gewölbter Bauch befinden. Ferner gibt die in Dubai lebende US-Amerikanerin Tipps für erfolgreiche Fotoshootings, enttarnt damit aber auch die Methoden ihrer Kollegen. Insgesamt geht es darum, dass man sich selbst lieben sollte – egal, ob man nun ein Speckröllchen mehr oder weniger hat. Eine Nutzerin stellt beispielsweise die Frage: „Was hilft bei Cellulite?“ Die lapidare Antwort: „Selbstbewusstsein!“
„Traumberuf“ Influencer
Viele Jugendliche träumen von einer steilen Karriere auf Instagram, TikTok oder YouTube. Doch was braucht man, um erfolgreich zu sein?
Prinzipiell kann jeder Influencer werden, der sich dazu berufen fühlt und über einen Instagram- beziehungsweise TikTok- oder YouTube-Account verfügt. Ilja Jay Lawal verrät: „Man sollte als Influencer eine Mission haben, irgendeine Art Botschaft, die man gerne an den Mann bringen möchte, und sich im Klaren sein, dass man Menschen damit beeinflusst. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Job, sehr frei, sehr kreativ, aber man sollte eine Message haben an sein Publikum.“ Zudem macht es Sinn, das nötige Handwerkszeug zu lernen, beispielsweise in einem Studium der Kommunikationswissenschaft. Außerdem sollte sich der Influencer in spe bewusst sein, dass soziale Medien keine Einbahnstraße sind. Heißt: Nicht nur Influencer beeinflussen ihre Follower, auch andersherum passiert es ganz unweigerlich. Möchte jemand Influencer werden, sollte er sich bewusst sein, dass eine Trennung von Berufs- und Privatleben nicht so einfach möglich sein wird, wie es bei klassischen Berufen der Fall ist. Zudem sollte er emotional sehr stabil sein und mit Kritik umgehen können – tatsächlich reagieren manche Follower nämlich sehr empfindlich, wenn ein Posting nicht mit ihrer Meinung übereinstimmt. Und – einfach ausgedrückt – man muss den Zeitgeist treffen, um anzukommen, seinen Stil finden und damit Begeisterung bei einer hohen Zahl an Personen auslösen. Ob das gelingt oder nicht, kann man kaum vorhersagen: Wie viel Aufmerksamkeit in Form von Followern ein neuer Influencer bekommt, bleibt also abzuwarten und ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, die man nicht unbedingt selbst beeinflussen kann.
Interview mit Melissa Alessia
„Das Vertrauen der Follower ist mir wichtig!“
Instagram-Star Melissa Alessia legt Wert auf Authentizität. Im Gespräch mit Redakteurin Natalie Zettl spricht sie über ihre Arbeit, die Anfänge ihrer Karriere und den schönen Schein der Online-Welt.
Wie darf man sich die Arbeit als Influencerin vorstellen?
Also zunächst mal finde ich den Begriff „Influencer” etwas negativ konnotiert, beziehungsweise sehe ich mich nicht als typische Influencerin. Solche Menschen zeigen auf Instagram ihren ganzen Tagesablauf, das tue ich nicht – das wäre mir auch zu anstrengend. Ich mache hauptberuflich noch etwas anderes, für mich ist es also eher ein Hobby – wenn auch ein zeitaufwändiges. Ich sehe Instagrammer als die Stars von morgen; man merkt das daran, wie viele Jugendliche Inhalte liken.
Wie lange bist du denn schon auf Instagram aktiv?
Die allerersten Fotos habe ich 2014 gepostet – das waren ganz klassische Selfies. Erst mit der Zeit habe ich dann angefangen, mit einem Fotografen zu arbeiten und meine typischen „Street Style Fotos“ zu machen.
Du kooperierst ja auch mit Unternehmen. In welchen Branchen bist du da tätig?
Ich mache viel mit Kleidung, Beauty, Lifestyle-Produkten… Manchmal sind auch Hotels dabei.
Hast du schon einmal eine Kooperation abgelehnt?
(lacht) Mehr als einmal, das kommt sogar recht häufig vor. Ich muss hinter dem Produkt stehen können, das ich vermarkte – ansonsten mache ich das nicht. Beispielsweise werde ich nie für Abnehm-Tees werben, bei denen ich eh schon weiß, dass sie nicht funktionieren… Da ist mir das Vertrauen meiner Follower wichtiger!
Apropos Vertrauen: Manche Jugendliche vertrauen ihren Instagram-Stars so sehr, dass sie empfohlene Produkte einfach nachkaufen, ohne selbst zu hinterfragen. Bekommst du davon etwas mit?
Ja, natürlich. Dadurch, dass man als Instagrammer so viele persönliche Dinge teilt, sehen einen gerade junge Follower oft als Freund an. Da wird dann gerne mal etwas einfach übernommen – aber das war ja bei der älteren Generation nicht viel anders: Wenn der Lieblingsschauspieler oder -sänger für Cola Werbung gemacht hat, hat man die auch selbst trinken wollen.
Ihr Instagram-Konto hat über 287.000 Abonnenten.
Einige Jugendliche sind sogar selbst so begeistert von dem Plan, Influencer zu werden, dass sie eine fundierte Ausbildung in den Hintergrund stellen. Was würdest du solchen jungen Leuten mit auf den Weg geben?
Dass es auf jeden Fall wichtig ist, einen Beruf zu erlernen! Natürlich ist die Instagram- und YouTube-Welt verlockend, weil man da von außen nur den Glamour sieht – kaum jemand postet, dass es ihm gerade schlecht geht, er zugenommen hat oder Ähnliches. Aber es ist gewissermaßen eine Scheinwelt. Wenn man gerne Influencer werden möchte, kann man sich das nebenbei aufbauen! Es dauert auch seine Zeit, tausende Follower bekommt man nicht über Nacht. Und wer weiß, ob man damit immer Geld verdienen kann oder ob es irgendwann „out“ ist!
Macht diese Scheinwelt etwas mit dem Selbstbewusstsein von Jugendlichen?
Ganz sicher sogar. Auf Instagram ist immer alles schön, jeder ist durchtrainiert, wahnsinnig reich und führt die perfekte Beziehung. Wenn man selbst einen dieser Faktoren nicht erfüllt, neigt man als junger Mensch vielleicht dazu, sich minderwertig zu fühlen.
Dabei ist es ganz normal, dass man nicht perfekt ist.
Der Trend geht ja auch auf Instagram hin zu Meinungsmachern, die Body Positivity in den Vordergrund stellen und mehr Realität abbilden…
Ja, und das ist auch sehr wichtig! Es ist super, dass gerade junge Leute auch einmal sehen, wie ein „normaler“ Körper aussieht –
und wie eben nicht.
Trotzdem hast du selbst ausschließlich sehr gestylte Fotos auf deinem Account…
(lacht) Ja, stimmt. Das mag ich einfach. Aber ich hätte zum Beispiel auch kein Problem damit, einmal ein unretuschiertes Foto zu veröffentlichen!
Wie geht es jetzt für dich weiter, was sind deine nächsten Meilensteine?
Ich habe zwei neue Kooperationen in Aussicht, aber da möchte ich noch nicht allzu viel verraten, da bin ich abergläubisch…
Und natürlich freue ich mich besonders auf die Zusammenarbeit mit der SALZBURGERIN!
Neue Influencerin für Die Salzburgerin
Nutzen Sie die neue Salzburgerin-Influencerin
mit über 287.000 Followern
Pssst… Es gibt Neuigkeiten: Melissa Alessia ist ab sofort als Salzburgerin-Influencerin mit verschiedensten Packages buchbar – crossmedial von digital und Web bis Print und Video: Melissa Alessia testet Ihr Produkt, Ihr Hotel, Ihr Fahrzeug, Ihre Mode,… und postet auf ihrem eigenen, aber auch auf unserem Instagram-Kanal sowie unseren Websites und sozialen Kanälen ihre Meinung. Zusätzlich machen wir coole Videos und Fotos und verknüpfen Print und digital!
Sie möchten mehr wissen? Schreiben Sie uns auf info@diesalzburgerin.at – wir rufen Sie zurück.
Schon gewusst …
Auch Ex-Bürgermeister Heinz Schaden hat seine Berufung als Influencer entdeckt: Auf YouTube präsentiert der 66-Jährige mit seinem Kanal „FPK Academy – Dr. H. Schaden’s Kitchen Wonder“ Rezepte zum Nachkochen – vom Kaiserschmarrn bis hin zu gebratenen Nudeln! Die Videos werden in englischer Sprache mit chinesischen Untertiteln gezeigt.