„Ich bin durch und durch Optimistin“

Im ersten Lockdown 2020 entdeckt Paula Bründl ihre Liebe zum Kochen und tauscht das Psychologie-Studium gegen die Kochschürze. Heute ist die 25-jährige Pinzgauerin – nach ihrem Sieg bei der Sat.1-Kochshow „The Taste“ und einer Kochlehre – in den besten Häusern des Landes freischaffende Köchin aus Leidenschaft. Und regelmäßig mit ihrer eigenen Sendung „Paula kocht“ auf ServusTV und ServusTV On zu sehen.
Text: Doris Thallinger
Fotos: kaindl-hoenig.com, Servus TV/Mirco Taliercio, Neumayr/Christian Leopold, Martin Kreil
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Wenn du ein Ranking deines derzeitigen Lebens machen müsstest: Was steht bei dir an erster Stelle, was auf Platz zwei und drei?

Das ist eine gute Frage. An erster Stelle würde ich sagen, dass ich es schaffe, ein erfülltes Leben zu führen. Und da gibt es unterschiedliche Bereiche, die mir bei dieser Erfüllung helfen.

Was sind diese Bereiche?

Bewegung in der Natur ist für mich sehr wichtig. Dann natürlich die ganze Welt der Kulinarik. Und Familie und Freunde. Das sind die drei Bereiche, die am wichtigsten für mich sind.

Wie hast du die Liebe zum selber Kochen entdeckt?

Das war wirklich erst 2020 im allerersten Lockdown, als ich gezwungen war, zu Hause zu bleiben und zur Ruhe zu kommen. Was aber nicht zur Ruhe gekommen ist, das war mein Bedürfnis, wirklich gut zu essen und zu genießen. Da ist mir schnell klar geworden: Na gut, wenn ich genießen will, dann muss ich mir mein Essen jetzt einfach selbst zubereiten. So bin ich erst richtig ins Tun gekommen beim Kochen. Davor war das Interesse eher theoretisch, ein bisschen Kochshows schauen und so weiter. Aber wirklich zu kochen, habe ich erst im ersten Corona-Lockdown begonnen.

Wie bist du dann auf die Idee gekommen, dich bei einer Kochshow, sprich bei der ZDF Küchenschlacht, zu bewerben?

Das war eine ganz spontane Aktion. Ich habe die Küchenschlacht im ZDF immer schon gern angeschaut. Das ist ja eine Hobby-Kochsendung. In meinem „unterfordert Sein“ und meiner Langeweile des Lockdowns habe ich mir einfach gedacht, das wäre doch etwas Aufregendes und mich beworben. Ich hatte das schon wieder vergessen, als die mich plötzlich angerufen haben: Du bist dabei!

Ein paar Wochen später bin ich nach Hamburg geflogen – in der Vorbereitung auf die Küchenschlacht habe ich dann erst so richtig zu kochen angefangen, auch einmal Gerichte zubereitet, die schwieriger sind und anders als diejenigen, die ich normalerweise meistens koche und esse.

Und dann hast du gedacht, das war lustig, jetzt mache ich bei „The Taste“ (Sat.1) mit?

Stimmt, es war lustig und mein Essen ist auch gut angekommen. Zurück in Wien war für mich klar: Ich koche irrsinnig gerne und offensichtlich bin ich ganz gut darin. Dann habe ich relativ rasch und klar entschieden, dies auch beruflich zu machen und eine Kochlehre zu beginnen.

Erst nach diesem Entschluss ist ein Redakteur von „The Taste“ auf mich aufmerksam geworden und hat gefragt, ob ich mitmachen möchte. Ich glaube an Schicksal, daran, dass es keine Zufälle im Leben gibt. Wenn das Leben also sagt, ich sollte mitmachen, dann mache ich mit. Im Nachhinein war es eine sehr gute Entscheidung. Auch wenn ich nie damit gerechnet hätte, dass ich auch nur eine Chance habe, zu gewinnen. Das hat dann natürlich viel ins Rollen gebracht.

Mittlerweile bist du auf ServusTV zu sehen. Hat es dich immer schon ins Rampenlicht gezogen?

Schon als Kind habe ich eine Zeit gehabt, in der ich Schauspielerin werden wollte. Ich weiß nicht warum, aber das hat mich einfach begeistert. Bei „The Taste“ habe ich gemerkt, dass es mir überhaupt nichts ausmacht, vor der Kamera zu stehen. Ich glaube, es gelingt mir gut, weil ich einfach ich selbst bin. Deswegen macht es mir auch viel Spaß und ich kann es echt genießen.

Welche Personen in deinem bisherigen Leben haben dich besonders inspiriert?

Meine Eltern haben mich auf ganz unterschiedliche Weise inspiriert. Mein Papa mit seinem inspirierenden Unternehmergeist, seinem radikalen Zugang, einfach sein Ding zu machen. Wenn er von etwas überzeugt ist, dann macht er das einfach und zerbricht sich nicht den Kopf darüber, was andere davon halten. Das hat mich sehr inspiriert, meinen kulinarischen Weg zu gehen.

Meine Mama hat mich immer schon mit ihrer Verwurzelung – sie kommt von einem Bauernhof aus Südtirol – inspiriert. Ich habe eine tiefe Dankbarkeit für mein Zuhause. Kulinarisch gesehen hat mich Rudi Obauer sehr inspiriert, mein letzter Lehrherr. Seine Küchenphilosophie begeistert und inspiriert mich seit jeher, die Art, wie er die heimische Küche auf sehr feine Art zubereitet, die Gourmet-Küche mit heimischer Küche verbindet.

Gibt es irgendjemanden, dem du beim Kochen einmal über die Schulter schauen möchtest?

Ja, da gibt es die Familie Troisgros in Frankreich, die schon sehr lange drei Sterne hat. Sie ist für mich die kulinarische Benchmark. Ich war bis jetzt drei Mal dort und es ist für mich das Nonplusultra: die Qualität des Essens, die Inszenierung und generell, wie die ganze Familie agiert. Ich habe mich dort schon zigmal für ein Praktikum beworben, bin aber immer abgelehnt worden. Aber ich gebe nicht auf und werde irgendwann sicher wieder eine Bewerbung hinschicken.

Wie hat sich denn die Suche nach der geeigneten Lehrstelle gestaltet? War es für dich klar, dass du die Lehre in einer gehobenen Küche machen möchtest?

Den Lehrplatz habe ich tatsächlich schon vor „The Taste“ für mich gewählt. Dabei bin ich ganz im Sinne meines Vaters vorgegangen: Ich wollte gleich ganz oben anfangen, darum habe ich mich auch beim besten Restaurant in Österreich beworben, dem Steirereck. Die Philosophie, nur österreichische Produkte zu verwenden, hat mich angesprochen. Es war eine irrsinnig spannende Zeit, nur habe ich nach einem halben Jahr gemerkt, dass es für mich nicht der richtige Lehrbetrieb ist. Man lernt extrem viel, aber, wenn man, so wie ich, das Handwerk von Grund auf erlernt, sind oft kleinere, familiäre Betriebe sinnvoller. Deswegen bin ich in den Mühltalhof gewechselt und dort war es wirklich optimal, genau passend für meine Lehrzeit. Danach war ich im Restaurant Obauer, im Nachhinein gesehen ein echt guter Mix.

Mit deinem Sieg bei „The Taste“, deinem Erfolg – ist da auch teilweise Neid aufgekommen?

Eigentlich habe ich mir gedacht, dass Missgunst und Neid in Österreich schon ziemlich verbreitet sind. Aber, ich kann sagen, dass ich das bislang in meinem Kulinarik-Projekt überhaupt nicht erlebt habe.

Vielmehr freuen sich die Menschen mit mir und lassen sich eher von meiner Begeisterung anstecken. Ich bin begeistert davon, wie Kulinarik immer wieder verbindet. Da hat Ellenbogentechnik wenig Platz.

Dabei heißt es oft, dass gerade in der Küche ein eher rauer Wind herrscht…

Gut, ich muss schon sagen, als ich mit der Lehre angefangen habe, habe ich schon gemerkt, dass man sich als „The Taste“-Siegerin und studierte Psychologin nicht unbedingt einen Vorteil verschafft. Ich glaube, das aktiviert das innere Ego von so manchem. Dabei hat mir das Psychologiestudium zumindest geholfen, viele Reaktionen einzuordnen und nicht immer alles auf mich persönlich zu beziehen.

Hast du vor, in Zukunft auch die Psychologie weiter zu forcieren oder ist dieses Gebiet für dich abgeschlossen?

Ich versuche, die Inhalte des Psychologiestudiums in mein tägliches Leben und Arbeiten zu integrieren. Zum Beispiel versuche ich, wenn ich Kochkurse gebe, auch immer die Erfüllung durch das Kochen, das fast schon Therapeutische am Kochen miteinzubeziehen. Aber weiter forcieren möchte ich die Psychologie in Zukunft nicht.

Du hast schon einiges von der Welt gesehen – gibt es einen Ort, den du unbedingt noch bereisen möchtest?

Japan. Auch aufgrund der japanischen Kochkultur und der Kulinarik. Die Zugänge der Japaner zum Kochen begeistern mich. Zum Beispiel das Thema Saisonalität: In Japan gibt es einen Saisonkalender, der sich alle zwei Wochen verändert, je nachdem, was gerade geerntet wird, was zu dem Zeitpunkt am besten schmeckt.

Ich denke, die Japaner machen sehr viele Dinge wie wir, nur noch intensiver, auf noch höherem Niveau, noch entschiedener, sie haben oft sehr radikale Zugänge zu Qualität.

In welchem Land, abgesehen von Österreich, könntest du dir vorstellen zu leben?

Südtirol, bzw. Italien generell. Manchmal denke ich mir, ich wandere jetzt einfach nach Italien aus und betreibe da einen kleinen Bauernhof mit guter Küche. Das sind so meine Träume, meine Vision.

Du hast ja schon als Kind gesagt, du heiratest mal einen Bauern. Dein Freund ist nun aber kein Bauer, sondern ebenfalls Koch. Was ist dir grundsätzlich wichtig in einer Beziehung?

Genussfähigkeit! Mir ist wichtig, dass man das Leben gemeinsam zelebrieren kann. Außerdem eine gewisse Leichtigkeit. Und dass man sich gegenseitig unterstützt. Ich finde es außerdem sehr wichtig in einer Beziehung, dass man zwar ein gemeinsames Leben hat, aber trotzdem jeder auch für sich Ziele hat und seine Bedürfnisse erfüllen kann.

Was bedeutet für dich Luxus?

Luxus ist für mich die Möglichkeit, Produkte mit hoher Qualität zu konsumieren, ob es heimische Produkte von Bauern sind, oder ob es ganz einfach Wasser ist. Das sind Dinge, deren Wert einem erst bewusst wird, wenn man sie einmal nicht hat. Als ich in Kolumbien und Amerika war, ist mir richtig klar geworden, dass frisches Wasser oder reine Luft richtige Luxusgüter sind. Darum bin ich immer dankbar, wenn ich so lebendige, qualitativ hochwertige Produkte und Elemente zu mir nehmen kann. Das ist für mich Luxus pur.

Welche Rolle spielt für dich Partyleben, Ausgehen?

Gar keine. Das spielt echt gar keine Rolle in meinem Leben. Ich genieße gerne bei gutem Essen und da trinke ich auch gerne einmal ein gutes Glas Wein dazu. Aber dieses Exzessive, das ist nichts für mich. Ich komme in meiner Freizeit lieber zur Ruhe und hole mir den Adrenalinkick eher im Sport.
Woraus schöpfst du Kraft, Energie?

Aus der Natur, aus Ruhe, Stille, ich meditiere gerne, reflektiere viel und versuche einfach, ein bewusstes Leben zu führen.

Du wirkst immer so gut gelaunt. Gibt es auch etwas, das dich wütend und richtig sauer macht?

Ich bin tatsächlich durch und durch Optimistin und Positivdenkerin. Was mich oft ärgert, ist, wenn andere sehr negativ sind, sich viel zu viel ärgern und sich aufgrund von Banalitäten die Freude am Leben nehmen.

Oder wenn ich merke, dass Menschen, die so Großartiges leisten, ob es nun Bauern sind oder Produzenten, ihren eigenen Wert nicht sehen und sich klein machen und dabei gar nicht erkennen, welchen Schatz sie durch ihre Produkte bieten und wie wertvoll sie sind. Das ärgert mich!

An welchen (Zukunfts-)Projekten arbeitest du gerade? Was sind deine Ziele, Wünsche an die Zukunft?

Am zweiten Buch. (lacht) Das Schreiben, muss ich sagen, hat mich tatsächlich sehr begeistert, die Ideen dafür stecken aber noch in den Kinderschuhen. Darüber hinaus freue ich mich einfach, Projekte zu realisieren, bei denen ich Kulinarik in unterschiedlichen Medien umsetzen kann. Ich liebe das Bewegtbild, so wie meine Sendung bei ServusTV und ServusTV On. Ich liebe das Schreiben. An solchen Projekten arbeite ich einfach gerne.

„Paula kocht“ im Stream bei ServusTV On

Die nächste Folge von „Paula kocht“ wird im Juli bei ServusTV und ServusTV On ausgestrahlt!