Herausforderung Pflege

Wenn ein Familienmitglied zum Pflegefall wird und fortan Unterstützung im Alltag braucht, ist dies ein einschneidender Wendepunkt für die ganze Familie. Von der passenden Unterstützung in der Pflege über die richtige Einstufung des Pflegegelds bis hin zur Möglichkeit einer Pflegekarenz und einer kostenlosen Kranken- und Pensionsversicherung für pflegende Angehörige tun sich zahlreiche Fragen und Unsicherheiten auf. In dieser schwierigen Situation steht die Arbeiterkammer Salzburg den Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigt auf, dass österreichweit zumindest rund 800.000 Personen Angehörige zuhause pflegen. Eine Zahl, die in der Realität vermutlich noch viel höher sein dürfte. Sicher ist, dass mehr als 70 Prozent dieser familiären „Pflegekräfte“ weiblich sind.

„Pflegende Angehörige sind der wichtigste Pflegedienst unserer Gesellschaft“, weiß Ingrid van Tijn, Expertin der Arbeiterkammer Salzburg, „aufgrund des derzeit herrschenden Pflegepersonalmangels und der daraus resultierenden langen Wartezeiten auf mobile Betreuung oder stationäre Pflegeplätze würde unser System ohne sie gar nicht mehr funktionieren. Nicht nur deshalb sollten diese Menschen die größtmögliche Unterstützung erhalten!“

Erste Schritte

Bei Fragen zur passenden Pflege und Betreuung berät die Salzburger Pflegeberatung umfassend. Geht es um die richtige Pflegegeldeinstufung, die Voraussetzungen für eine Pflegekarenz oder die kostenlose Kranken- und Pensionsversicherung für pflegende Angehörige, ist die Arbeiterkammer Salzburg die richtige Anlaufstelle.

Ingrid van Tijn, Expertin der Arbeiterkammer Salzburg

In einem ersten Schritt sollte auch umgehend das sogenannte Pflegegeld bei der zuständigen Pensionsversicherungsanstalt beantragt werden. Dieses kann zwar niemals alle Aufwände ersetzen, sollte jedoch zumindest einen Teil der Mehrkosten decken, die durch die Pflege und Betreuung anfallen. Die Höhe hängt ab vom jeweiligen Pflegeaufwand. Neben medizinischen Unterlagen und Befunden ist daher auch die laufende Dokumentation aller Pflegetätigkeiten eine wesentliche Grundlage für einen positiv beschiedenen Antrag auf Pflegegeld (oder Pflegegelderhöhung). Die Einstufung erfolgt nach dem Besuch eines Arztes oder einer diplomierten Pflegekraft. Diesem Termin als Angehöriger beizuwohnen, ist auf jeden Fall ratsam.

Die richtige Pflegegeldeinstufung

Leider zeigt die Praxis, dass die Einstufung oftmals zu niedrig ausfällt. Zum einen liegt dies daran, dass die Antragssteller nicht wissen, welche Faktoren Pflegegeld-relevant sind. „Die Betroffenen kennen meist den rechtlichen Hintergrund nicht. Wir fragen in der Beratung daher gezielt alle Punkte ab, die sich auf die Pflegegeldstufe auswirken können, wie erschwerende Bedingungen, zusätzliche Diagnosen u.v.m.“, erklärt Ingrid van Tijn. Oft ergibt sich eine zu niedrige Einstufung auch dadurch, dass sich die Betroffenen einfach schämen, zuzugeben, auf Hilfe angewiesen zu sein, selbst dem Arzt gegenüber, der ihre Pflegebedürftigkeit einstufen soll. In solchen Fällen ist eine durchgängige Dokumentation des Pflegeaufwands durch die Angehörigen besonders hilfreich.

„Die richtige Einstufung ist immens wichtig“, betont Ingrid van Tijn, „da diese als Maßstab für viele weitere mögliche Unterstützungen herangezogen wird, wie beispielsweise die kostenlose Pensionsversicherung für pflegende Angehörige, der Anspruch auf Pflegekarenz und Pflegekarenzgeld, oder ein Platz in einem Seniorenheim. Leider wissen die meisten Angehörigen gar nicht, welche Unterstützung ihnen zusteht!“

Die „Mein Pflegegeld“-App

Als Service für pflegende Angehörige hat die Arbeiterkammer Salzburg im Frühjahr 2021 die „Mein Pflegegeld“-App entwickelt und damit das Pflegetagebuch in eine digitale Form gebracht: einfach und rasch auszufüllen. Das Ergebnis in Form eines PDF-Dokuments kann abgespeichert, ausgedruckt oder verschickt werden. Darüber hinaus werden mittels Fragebogen alle Pflegegeld-relevanten Punkte und erschwerenden Faktoren abgefragt und eine erste Einschätzung der Pflegestufe ermittelt.

Ein weiterer Pluspunkt der „Mein Pflegegeld“-App ist die rasche Informationsabfrage aller pflegerelevanten Themen, kompakt und auf einen Klick abrufbar.

Fotos: AK Salzburg/Studio C, adobe.stock.com

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