Finanzerziehung – Wissen fürs Leben

In einer Welt, die von Konsum, Kreditkarten und Online-Shopping geprägt ist, wird der bewusste Umgang mit Geld immer bedeutender. Trotzdem bleibt Finanzerziehung in vielen Familien und Schulen ein vernachlässigtes Thema. Dabei ist gerade sie entscheidend, um Kinder auf ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Leben vorzubereiten.
Text: Doris Thallinger
Fotos: Adobe Stock, Raiffeisenverband Salzburg

Finanzerziehung ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wer Kindern früh den bewussten Umgang mit Geld beibringt, legt den Grundstein für ein unabhängiges und verantwortungsvolles Leben. Angesichts immer komplexerer finanzieller Angebote und Herausforderungen wird Finanzbildung zu einer wichtigen Kompetenz der Zukunft.

Michael Porenta, Leiter der Raiffeisen Finanz Akademie

„Im Zuge unserer Arbeit an Schulen erkennen wir ein großes Interesse der jungen Menschen an finanziellen Themen, dennoch herrscht im Bereich der Finanzbildung noch durchaus Luft nach oben“, spricht Michael Porenta, der die Raiffeisen Finanz Akademie leitet, aus Erfahrung, „Finanzerziehung bzw. Finanzbildung sollte idealerweise auf drei Säulen beruhen: den Eltern, der Schule und der Bank des Vertrauens.“

Zur grundlegenden Basis über den Umgang mit Geld zählt neben dem Verständnis für Einnahmen und Ausgaben, für Sparen und Investieren, auch der verantwortungsvolle Konsum und das Bewusstsein für langfristige finanzielle Planung. Es geht nicht darum, Kinder zu kleinen Finanzexperten zu machen, sondern ihnen die Werkzeuge zu geben, kluge Entscheidungen zu treffen.

Gesundes, realistisches Finanzverhalten

Je früher Kinder lernen, mit Geld umzugehen, desto eher entwickeln sie gesunde finanzielle Gewohnheiten. Wer als Kind versteht, dass Sparen sinnvoll ist und Konsum überlegt sein sollte, wird als Erwachsener weniger Gefahr laufen, Schulden zu machen. Mit zunehmendem Alter müssen auch Kinder und Jugendliche eigenständige finanzielle Entscheidungen treffen, ob es um das erste eigene Konto, einen Handyvertrag oder später einen Kredit für das Studium geht. Wer dann bereits grundlegendes Wissen hat, fühlt sich sicherer und trifft fundiertere Entscheidungen.

Verlockungen wie Ratenkäufe, Kredite und Abonnements lauern überall. Ohne solides Finanzwissen erkennen junge Menschen oft nicht die langfristigen Folgen scheinbar kleiner Entscheidungen. Finanzerziehung wirkt hier vorbeugend und schützt vor Überschuldung.

Früh übt sich: Taschengeld als Lerninstrument

Taschengeld ist ein wichtiges Mittel, um Kindern frühzeitig den Umgang mit Geld beizubringen. Bereits im Vorschulalter können kleine Beträge (z. B. 50 Cent bis 1 Euro pro Woche) helfen, erste Erfahrungen zu sammeln. Entscheidend sind dabei drei Prinzipien:

• Eigenverantwortung: Kinder sollen frei über ihr Geld verfügen und eigene Entscheidungen treffen – auch wenn dabei Fehler passieren.
• Konsequenz: Ist das Taschengeld aufgebraucht, gibt es keinen Vor- oder Zuschuss.
• Regelmäßigkeit: Ein fester Betrag in festen Abständen unterstützt das Planen und Budgetieren.

Idealerweise startet man bereits im Kindergartenalter mit kleinen Beträgen und steigert das regelmäßige Taschengeld dem Alter entsprechend.

Ab 10 Jahren macht es Sinn, das regelmäßige Taschengeld auf ein Jugend-Giro-Konto zu überweisen. So lernen die Kinder mit der Debitkarte auch den Umgang mit bargeldlosem Zahlungsverkehr, ohne Überziehungsrahmen und Risiko.

Sparen macht stolz: Ziele setzen

Ein neues Spielzeug, das Fahrrad oder ein Konzertbesuch – konkrete Sparziele motivieren Kinder, ihr Geld nicht sofort auszugeben und auf größere Wünsche hinzuarbeiten. Eltern können dabei helfen, indem sie gemeinsam mit ihrem Kind überlegen: Wofür lohnt es sich zu sparen? Eine hübsche Spardose oder sogar ein eigenes Kinderkonto machen das Sparen sichtbar und greifbar.

Wichtige Motivation:
• Konkrete Sparziele: Etwa ein neues Spielzeug oder ein Ausflug.
• Visualisierung: Eine Spardose, ein Sparbuch oder ein Chart zum Fortschritt.
• Teilziele: Kleine Belohnungen auf dem Weg halten die Motivation hoch.

Indem das Kind seinen Sparfortschritt regelmäßig – auch selbst – überprüft, steigt der Ansporn, durchzuhalten.

Vorbilder prägen: Bewusstes Konsumverhalten vorleben

Kinder lernen den Umgang mit Geld vor allem durch Beobachtung. Eltern setzen wichtige Signale, wenn sie bewusst wirtschaften, Budgets planen und über Geldthemen offen sprechen. Dazu gehört, Ausgaben zu erklären, den Sinn von Preisvergleichen und Sparen aufzuzeigen und zu vermitteln, warum nicht jeder Wunsch sofort erfüllt wird.

„Fakt ist, dass zuhause nach wie vor zu wenig über Geldangelegenheiten gesprochen wird. Der offene Umgang mit Geldthemen, auch mit Finanzierung und Investitionen, sollte auch mit jüngeren Kindern ehrlich und auf Augenhöhe erfolgen“, so Michael Porenta.

Als wichtigste Vorbilder prägen Eltern durch ihr eigenes Verhalten maßgeblich die finanzielle Einstellung ihrer Kinder. Offenheit über Preise, Budgets und Prioritäten sowie das bewusste Treffen und Erklären von Kaufentscheidungen helfen Kindern, ein gesundes Verhältnis zu Geld zu entwickeln. Je authentischer Eltern mit dem Thema Finanzen umgehen, desto besser lernen Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit Geld.

Kleine Jobs, große Wirkung

Je älter Kinder werden, desto sinnvoller ist es, ihnen Gelegenheiten zu geben, selbst Geld zu verdienen – etwa durch kleine Aufgaben im Haushalt, Babysitten oder Nachhilfe geben. Selbst verdientes Geld hat für Kinder einen besonderen Wert und fördert ein bewussteres Ausgabeverhalten. Gleichzeitig lernen sie, dass Geld mit Leistung verbunden ist, was ihr Arbeitsbewusstsein und Selbstwertgefühl stärkt. Der Stolz auf das erste „eigene“ Einkommen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt.

Eltern sollten ihren Kindern ermöglichen, frei über das eigene Einkommen zu verfügen, um eigenständige Erfahrungen im Umgang mit Geld zu sammeln – inklusive kleiner Fehler, die zum Lernprozess gehören.

Umgang mit Konsumdruck

Kinder und Jugendliche sind täglich vielfältigen Werbebotschaften ausgesetzt, besonders in sozialen Medien. Eltern sollten ihre Kinder frühzeitig sensibilisieren, Werbung kritisch zu hinterfragen: durch gemeinsames Analysieren von Werbeinhalten, Gespräche über Konsumzwang und das Bewusstsein, dass nicht jeder Trend mitgemacht werden muss. Medienkompetenz hilft Kindern, echte Bedürfnisse von künstlich erzeugten Wünschen zu unterscheiden und schützt vor unüberlegten Kaufentscheidungen.

Spielerisch lernen

Finanzbildung kann spielerisch und ohne Druck erfolgen – etwa durch Brettspiele wie „Monopoly“, Apps oder Rollenspiele im Alltag (z. B. „Einkaufen spielen“). Solche Methoden helfen, wirtschaftliche Zusammenhänge kindgerecht zu erklären und wichtige Grundlagen wie Budgetplanung und Sparen frühzeitig zu verankern. So bleibt das Thema Geld positiv besetzt und wird auf natürliche Weise Teil der kindlichen Entwicklung.

Frühe Vorsorge für ein solides Startkapital

Ein selbstbestimmter Start ins Erwachsenenleben kostet Geld – ob Führerschein, Studium, erste Wohnung oder eine Reise ins Ausland. Eltern, die früh mit der finanziellen Vorsorge beginnen, verschaffen ihren Kindern später wertvolle Freiräume und Chancen. Entscheidend dabei: rechtzeitig starten und klug anlegen.

Alexander Thaler, Leiter der Abteilung Privat- und Geschäftskunden des Raiffeisenverbandes Salzburg

Zeit ist beim Sparen der größte Verbündete. Schon kleine Beträge, die Monat für Monat zurückgelegt werden, wachsen über Jahre zu einem beachtlichen Vermögen an. Ein Kinder-Sparkonto oder Sparbuch ist ein einfacher Einstieg, besonders für Geldgeschenke aus der Familie. Durch die niedrigere Verzinsung im Vergleich zu länger gebundenen Anlageprodukten sollte ein Sparbuch als wichtige Basisveranlagung dienen.

„Ein bewährter Klassiker ist nach wie vor der Bausparvertrag, den Eltern oder Verwandte gerne zur Geburt des Kindes abschließen. Wird dieser dreimal verlängert, erhält das Kind mit 18 Jahren einen erfreulichen Auszahlungsbetrag. Bausparverträge sind aufgrund der Sicherheit und Planbarkeit eine probate Vorsorgemöglichkeit“, erklärt Alexander Thaler, Leiter der Abteilung Privat- & Geschäftskunden des Raiffeisenverbandes Salzburg.

Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich außerdem Wertpapierveranlagungen: „Monatliches Ansparen hat sich in diesem Bereich als durchaus sinnvoll herausgestellt. Die Flexibilität erlaubt den Eltern jederzeit, die monatlichen Zahlungen an die jeweilige Situation anzupassen, wenn notwendig. Wichtig ist dabei, rechtzeitig zu entscheiden, wann das Geld für das Kind zur Verfügung stehen soll, um die Veranlagung an den geplanten Auszahlungszeitpunkt anzupassen.“

Mit geringen Kosten, breiter Streuung und besseren Renditechancen im Vergleich zu einem Sparbuch bieten Wertpapierveranlagungen eine gute Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen. Da Wertpapierkurse schwanken, ist es wichtig, ausreichend Zeit für die Wertpapierveranlagung zu haben. Hier wird zumindest ein Zeitraum von 10 Jahren empfohlen.

Wichtig ist, rechtzeitig auch den rechtlichen Rahmen im Blick zu haben. Eltern verwalten das Vermögen nur bis zur Volljährigkeit und sollten Kinder spätestens ab dem 16. Lebensjahr in Entscheidungen einbinden bzw. auch zum nächsten Besuch in die Bank mitnehmen.

Wer Finanzvorsorge als Familienprojekt versteht, schafft mehr als nur ein Startkapital: Er legt die Basis für verantwortungsvollen Umgang mit Geld und echte Unabhängigkeit. Transparente Gespräche, gemeinsames Planen und frühzeitiges Einbeziehen der Kinder machen den Unterschied – für eine möglichst sichere Zukunft.