Eine Lebensader der Stadt
Text: Doris Thallinger, Astrid Schraffl
Fotos: Salzburger Parkgaragengesellschaft Ges.m.b.H.
Seit vielen Jahren ist sie im Gespräch – nun scheint der Plan von der Erweiterung der Altstadtgarage Realität zu werden. Helmut Sattler, Geschäftsführer der Salzburger Parkgaragen, im Interview über den aktuellen Stand, die Vorteile von Tiefgaragen und die Auswirkungen auf Natur und Umwelt.
Das Ansinnen, die Altstadtgarage zu erweitern, gibt es seit bald einem Jahrzehnt. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge? Wann ist Baustart?
Das Projekt für die Erweiterung ist 8 Jahre alt. Die Highlights des letzten Jahres sind, dass wir alle Grundstückseigentümerverträge abschließen konnten und im Mai den Naturschutzbescheid bekommen haben. Ohne Einspruch könnte man kommendes Jahr mit dem Bau beginnen.
Warum wurde die Erweiterung notwendig?
Die Garage ist eine der größten, die so nah am Stadtzentrum liegt – sie ist für die Salzburger und mich die Lebensader für die Stadt, ob für Kultur, Gastronomie, Anrainer, Berufsverkehr oder für Leute, die etwas anliefern und transportieren. Man kann mitten im Geschehen parken – besser geht’s gar nicht. Vor vielen Jahren hat man – intelligenterweise – die Stellplätze vergrößert, aber dafür auf insgesamt 200 Stellplätze verzichtet. Das war notwendig, da die Baunorm veraltet und die kleinen Parkplätze für die immer größer werdenden Autos nicht mehr geeignet waren.
Darüber hinaus haben wir Spitzenzeiten während der gesamten Festspiele, wie auch zu Pfingsten oder im Dezember. Diese können wir heute schon nicht mehr abdecken. Manche Dauerparkverträge werden nur für zehn Monate im Jahr abgeschlossen, weil wir für die Festspiele einige hundert Parkplätze freihalten müssen. Der Bedarf ist aber im Juli/August genauso gegeben. Im Jänner/Februar 2020 – vor Corona – ist der Tourismus in Salzburg gestiegen und damit auch unsere Ein- und Ausfahrten – um 7 Prozent, d.h. der Trend, die Altstadtgaragen noch mehr zu nützen, ist vorhanden. Und je mehr Parkplätze in den Garagen zur Verfügung stehen, desto besser die Chance, derzeitige Stellplätze an der Oberfläche in die Garage zu lenken und damit besser zu nutzen. Aber das ist natürlich Verkehrspolitik und damit die Entscheidung der Stadt.
Was spricht darüber hinaus für die Erweiterung?
Etliche Studien, u.a. vom ÖAMTC, dem VCÖ und dem Fachverband belegen, dass Fahrzeuge im Schnitt 23 Stunden täglich abgestellt sind – zumeist auf öffentlichem Grund, der viel besser genutzt werden könnte: Moderne Tiefgaragen sind Teil der Lösung im Kampf gegen die steigende Zahl an Autos am Straßenrand! Das Institut für Verkehrsforschung B. Lenz in Deutschland zeigt auf, dass bis zu einem Drittel des innerstädtischen Verkehrs auf die Parkplatzsuche zurückzuführen ist, in Spitzenzeiten sogar bis zu 40 Prozent. Laut ÖAMTC werden in Wien – trotz U-Bahn-Netzes – täglich eine Million Kilometer auf der Suche nach Parkplätzen zurückgelegt!
Welche Attribute muss eine Parkgarage erfüllen, damit sie entsprechend genutzt wird?
Es gibt eine Studie, dass eine Parkgarage innerhalb von 250 Metern des Ziels sein muss, sonst wird sie nicht richtig angenommen. Es gibt genug Garagen auf der ganzen Welt, die nicht ausgelastet sind, weil der Standort nicht so gut ist. Angenommen wird sie darüber hinaus, wenn sie eine gute, übersichtliche Einfahrt hat und gut beleuchtet ist. Das gibt ein Sicherheitsgefühl und auch, dass unsere Garagen 24/7, 365 Tage im Jahr durch Mitarbeiter besetzt sind. Man kann das zusammenfassen in den drei S: Sicherheit, Sauberkeit und Service.
Was bedeutet die Erweiterung für die Natur und den Naturschutz?
Für die Baustelleneinrichtung sind wir teilweise am Krauthügel vor Ort. Dafür haben wir uns zu 58 Naturschutzauflagen verpflichtet. Wir werden den Krauthügel danach höherwertiger für Flora und Fauna gestalten, zum Beispiel wird es ein Laichgewässer für Kröten geben, es wird weniger gemäht werden, damit sich mehr Blumen, Tiere und Insekten ansiedeln können. So ist es von Seiten des Naturschutzes gewünscht und so wird es von uns umgesetzt und richtiggehend aufgewertet.
Wer profitiert also im Endeffekt von der Erweiterung der Altstadt-Garagen?
Die ganze Stadt, Gastronomie, Handel, Kultur, Anrainer, Arbeitnehmer. Die Altstadtgaragen machen Salzburg einfach lebendiger!
Was lange währt, …
… wurde am Ende zu einem geschichtsträchtigen Bauvorhaben, das sich heute mehr denn je bewährt. Die Rede ist von der Altstadtgarage.
Anfang der 70er-Jahre litt durch die zunehmende Verkehrsbelastung die charakteristische und einzigartige Atmosphäre des Erscheinungsbildes der Salzburger Altstadt immer stärker. Der Ruf nach einer weitgehenden Fußgängerzone wurde lauter und die Dringlichkeit der Parkfrage duldete keinen weiteren Aufschub. Nach 17 Jahren Diskussionen über 24 verschiedene Vorschläge und Entwürfe entschlossen sich Stadt und Land Salzburg 1972 zur Gründung der Planungsgesellschaft „Salzburger Parkgaragen-Planungs-Ges.m.b.H.“, die vor Baubeginn in eine Bauträger-Ges.m.b.H. umgewandelt wurde.
Zurück zur ursprünglichen Idee
Ein Expertenteam untersuchte sämtliche Parkmöglichkeiten im Gebiet zwischen Mönchsberg, Festungsberg und der Salzach sowie den angrenzenden Gebieten. Zahlreiche Aspekte wie der Denkmalschutz und die Bepflanzung der Altstadt ließen zentrale und ansonsten gut geeignete Plätze wie Residenzplatz und Kapitelplatz nicht in Frage kommen. Also verfiel man letztlich auf die bereits aus dem Jahr 1955 stammende Idee zurück, den Mönchsberg für die so dringend benötigten Parkgaragen heranzuziehen und Parkraum in geräumigen Kavernen zu schaffen. Auf Parkhäuser wurde trotz niedrigerer Kosten aus Rücksicht auf die Erhaltung des Stadtbildes und der damaligen Umweltbedingungen bewusst verzichtet.
Die Festspiele im Blick
Der Baustart erfolgte im Januar 1974. Bei der Vergabe des Bauauftrags spielte eine sehr bedeutende Rolle, dass die Gesamtbauzeit der Parkgaragen von 27 auf 18 Monate verkürzt sein sollte. Damit sollte die Vollendung des Bauvorhabens rechtzeitig vor den Festspielen 1975 sichergestellt werden. Dieses Ziel konnte trotz der denkbar kurzen Zeit tatsächlich erreicht und die Parkgaragen fristgerecht im Juli 1975 eröffnet werden.
Herkulesprojekt
Es stand nun eine Parkgarage im Mönchsberg mit 720 (Nord) und 780 (Mitte) Parkplätzen auf insgesamt 32.000 m² Parkdeckflächen zur Verfügung. Insgesamt waren für die Kavernen etwa 142.000 m³ auszubrechen, wobei der Abbau nur durch Reißen mit schweren Planierraupen und maschinellen Vortriebsarbeiten mittels Fräse bewerkstelligt werden durfte. Lediglich im Kernabbau waren gegebenenfalls schonende Lockerungssprengungen innerhalb der Kaverne zugelassen. Durch diese Vorgaben sollte eine mögliche Belästigung der Bevölkerung weitestgehend vermieden werden. Für die Parkdecks wurden hauptsächlich Stahlbetonfertigteile in Kassettenform verwendet. Als Grundlage für den Kavernenbau war eine Systemankerung vorgegeben, im Gewölbebereich zusätzlich verbunden mit einer Torkrethaut. Damit wurde ein flächenhafter Ausbauwiderstand gewährleistet.
Für die Außenarbeiten der Ein- und Ausfahrten am Hildmannplatz und der Reichenhaller Straße wurden drei Verkehrsumlegungen einschließlich Verlegung der Obusleitung erforderlich. Das Café Neutor und das Haus Reichenhaller Straße 6a mussten abgetragen werden, bei der Ausfahrt Nord war darüber hinaus der Almbach neu zu fassen und zu überbrücken.
Nach Fertigstellung des Baus bestand die Parkgarage im Wesentlichen aus zwei Kavernen, 15 m hoch, 16 m breit und je 136 m lang. Als Parkleit- und Parkabfertigungssystem wurde eine vollautomatische Abfertigungsanlage verwendet, die zur damaligen Zeit noch recht selten war. Die Gesamtbaukosten betrugen am Ende 332,2 Millionen Schilling.