Eine Bierreise mit F. X. Gruber

Text: Christian Heugl

Fotos: Stille Nacht Museum Hallein, Christian Heugl, serkat Photography - fotolia.com

Der Stille Nacht Komponist Franz Xaver Gruber lebte 28 Jahre in Hallein. Damals gab es in der Salinenstadt 11 Brauereien. In den Tagebucheinträgen berichtet Gruber von seinen Erfahrungen mit dem Halleiner Bier.

Am Pfingstsonntag 1863 zeichnete Franz Xaver Gruber noch für die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes in Hallein verantwortlich, zwei Wochen später, am 7. Juni, verstarb er im Kreise seiner Familie im Alter von 76 Jahren. In einem Brief berichtet sein jüngster Sohn Felix über die Begräbnisfeierlichkeiten in Hallein: „Ein schöner Leichenzug, 3 Priester, 12 Fahnen etc., die Bürgermusikkapelle, 20 Mann hoch, die Liedertafel mit Fahne sang ein wunderschönes Grablied, das alle zum Weinen brachte, mit Blechquartettbegleitung, der Gesellen­verein mit Fahne und Leute aus der Stadt in Maßen. Das hat uns sehr gefreut, es haben ihn aber alle liebhaben müssen, die ihn gekannt haben, den guten alten Papa.“

Der gesellige Chorregent und Organist Gruber war augenscheinlich eine angesehene, im Halleiner Kultur- und Gesellschaftsleben tief verwurzelte Persönlichkeit. In der Salinenstadt sind die meisten seiner Kompositionen entstanden, hier konnte er sich endlich musikalisch entfalten. Dabei war Hallein zur Zeit Grubers noch lange nicht das Schmuckkästchen von heute. Ganz im Gegenteil, durch die vielen Sudpfannen war die Stadt von Rauch und Ruß geprägt. Der durch Hallein ziehende Franz Schubert schreibt in einem Brief vom 1.September 1825 an seinen Bruder Ferdinand gar von einem „Ratzenstadel“.

Gruber und das Bier
Einen lebendigen Eindruck von den damaligen Lebensumständen erhalten wir aber auch aus den Tagebuchaufzeichnungen, die Franz Xaver Gruber verfasste. Diese wertvollen Zeitdokumente werden im Stille Nacht Archiv in Hallein verwahrt. Die Stadtarchivarin und Gruber-Expertin Dr. Anna Holzner vom Halleiner Keltenmuseum kennt nicht nur jede Zeile der Tagebücher, sie kann auch die nötigen Querverbindungen herstellen. Was bedeutet es denn, wenn da am 30. November 1859 zu lesen steht: „Casino Probe bei Kapeller, schlechtes Bier“?

Anna Holzner klärt auf. Franz Xaver Gruber war nicht nur ein begnadeter Kirchenmusiker, er war auch den irdischen Genüssen keineswegs abgeneigt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Hallein 11 Brauereien und noch viel mehr Gaststätten, die alle recht gut von ihren Einkünften leben konnten. Der Bierkonsum lag weit über dem landesweiten Durchschnitt, was sicherlich auch mit der anstrengenden Arbeit in der Saline zu tun hatte. Eine dieser Gaststätten war das Cafe Kapeller, in dem sich Gruber zu einem geselligen Herrenabend (= Casinoprobe) verabredet hatte. Der Ausschank existiert heute nicht mehr, aber der Standort in der Ruprechtgasse 2 in der Nähe des Kornsteinplatzes ist genau bekannt. Anna Holzner weiß auch, dass es sich hier überhaupt um das erste Kaffeehaus in Hallein handelte. Das Bier mundete Gruber jedenfalls nicht und Kaffee wurde anscheinend keiner getrunken.

Auch andere Bierlokale, von denen Gruber in seinen Tagebüchern berichtet, mussten längst zusperren: der Fischerwirt Werlberger in der Wiesengasse 4, der Itzlinger am Bürger­spitalsplatz 4, das Kugelbrauhaus in der Gollingertorgasse 4, das Stampflbräu in der Schiemergasse 2 gegenüber dem Keltenmuseum oder das Schwarzbräu am Kornsteinplatz 7, in dem heute das Modehaus Ganzer untergebracht ist. Der ebenfalls erwähnte Gasthof Stadtkrug am Bayrhamerplatz erfreut sich dafür nach wie vor großer Beliebtheit. Verändert hat sich allerdings das Ortsbild, denn anstelle des freien Platzes befand sich hier ursprünglich ein großes Sudhaus.

Gruber und die Wanderungen
Franz Xaver Gruber ging viel zu Fuß. Wenn der Musiker Richtung Kuchl wanderte, kehrte er gerne im Gasthaus Tauglmauth ein. So auch am 24. Oktober 1855, als er in der Gaststätte auf seine Töchter wartete, währenddessen zahlreiche Salutschüsse die baldige Ankunft des hochwürdigen Herrn Erzbischof Schwarzenberg verkündeten. Ausschank gibt es in der Taugl­mauth schon lange keinen mehr, aber der Radweg führt als Kuriosum mitten durch die einstige Gaststube.

Wenn Gruber in die Gegenrichtung nach Salzburg wanderte, lag die Brauerei Kaltenhausen auf seinem Weg. Das hier erzeugte Bier bekam von Gruber beste Noten, was den scheidenden Braumeister Günther Seeleitner zu einer Idee animierte. Er schuf eine Bierkreation, die sich in Farbe, Aroma und Geschmack an die Biere aus der Zeit des Franz Xaver Gruber anlehnt. Die Flaschen haben neben dem Inhalt einen zusätzlichen Mehrwert und könnten zu Sammlerobjekten werden, denn auf den verschiedenfärbigen Etiketten befindet sich jeweils eine der sechs Stille Nacht Lied-Strophen.

Gruber und die Landesausstellung
Im Rahmen der Landesausstellung „200 Jahre Stille Nacht! Heilige Nacht!“ gibt es eine bunte Palette an Veranstaltungen, wie etwa musikalische Wanderungen von Hallein nach Kaltenhausen, Casinoabende mit der Familie Gruber im Stadtkrug oder die Führung „Gruber und das Bier“, die von Anna Holzner geleitet wird. Garantiert keine trockene Angelegenheit!
Infos zu den Öffnungszeiten des Halleiner Stille Nacht Museums und zu den Veranstaltungen unter www.stillenachthallein.at