Editorial
„Denn dein Lächeln…
… verdreht Köpfe“, singt Fiva. Und manchmal verdreht ein Lächeln auch die Welt um einen.
Seit vergangenem November bin ich stolze Besitzerin eines Klimatickets. Meinem ersten. Und nur für das Bundesland Salzburg. Auch wenn ich nicht so darin versiert bin, mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen (meine Kollegen lachen immer noch, weil ich es bereits zwei Mal geschafft habe, in den falschen Bus zu steigen – wer achtet denn auch schon auf die Busnummer?), so ist für mich schon der Kauf dieses Klimatickets Motivation, das Auto öfter zuhause zu lassen. Immerhin will man die vorab bezahlten 365 Euro ordentlich ausnutzen.
Dazu ist anzumerken, dass das Öffi-Fahren ohne Klimaticket gar nicht so günstig ist. Sind die Tarife innerhalb der Stadt ja noch angemessen, rentiert es sich in Wahrheit nicht, sobald man die Stadtgrenze überschreitet. Regionalbus- oder gar Bahnreisen gehen ordentlich ins Geld. (Ich habe im Herbst mehr für eine Zugfahrt von Salzburg nach Vorarlberg bezahlt als für den Flug von Salzburg nach Ibiza!)
Gut, also günstig ist das Benutzen der Öffis nicht gerade. Praktisch ist es des Öfteren. Wenn man zum Beispiel vorhat, ein, zwei Gläser Wein (oder mehr) zu trinken, kann man sich getrost darauf verlassen, sicher mit dem Bus nach Hause zu gondeln. Auch das ewige Parkplatzsuchen geht mir so gar nicht ab. (Und das Parken ist ja oftmals auch gar nicht billig!)
Aber auch lästig kann es sein, das Öffi-Fahren. Zu bestimmten Uhrzeiten. (Steigen Sie nie um halb 8 in einen Bus, wenn die nächste Haltestelle vor einer Schule liegt!) Lästig ist auch, wenn es regnet, wenn man am Weg zur Bushaltestelle schon patschnass wird und irgendwie auch IM Bus ein jeder tropft und dampft. Lästig ist es auch, wenn das Leben sich nicht immer auf die Minute planen lässt. Gut, eine Buslinie mit 10-Minuten-Taktung stellt vielleicht nicht die große Herausforderung dar, aber ganz ehrlich, 20 oder gar 30 Minuten sind für mich in der Früh, wenn ohnehin jede Sekunde zählt, eine Ewigkeit, die ich nicht bereit bin zu warten.
Und dann sind da noch die Menschen. An manchen Tagen mag ich sie einfach nicht. Da möchte ich einfach jeden anfauchen. (Mache ich aber nur bei ausgewählten Personen, von denen ich weiß, dass sie es aushalten.) An solchen Tagen möchte ich wahrscheinlich mein Spiegelbild selbst nicht sehen. Und dann ist es wie das Amen im Gebet: Der Bus hat Verspätung, drinnen sowieso viel zu viele Menschen. Menschen, die sich dann beim Ein- und Aussteigen auch noch ganz besonders viel Zeit lassen – vielleicht brechen wir den aktuellen Verspätungsrekord! Ganze Schulklassen, die in voller Lautstärke kommunizieren. Jugendliche, die vor lauter Coolness besonders unhöflich sein müssen. Grantige Erwachsene (also ich), die mit bösen Blicken alle Umstehenden zu töten versuchen: Jeder einzelne von ihnen steigert den Alltagsgrant ins Unermessliche.
Und dann passiert das Unglaubliche: Ein Lächeln, ein Strahlen, ein freundlicher Blick – und man kann nicht anders und muss zurücklächeln. Der ganze Frust, den man mühsam aufgebaut, die miese Laune, die man so beschwerlich genährt hat, alles bricht zusammen. Auf einmal sind die Kinder gar nicht mehr sooo laut, die Teenies gar nicht mehr sooo frech, die Erwachsenen gar nicht mehr sooo unsympathisch. Und allesamt gar nicht hier, alleine um mir auf die Nerven zu gehen. So ein Gedanken- und vor allem Gefühlswandel – und das nur wegen eines Lächelns. Darum: Begegnen wir doch gerade den grantigsten, genervtesten Zeitgenossen mit einem Lächeln, wer weiß, was passiert…
Ihre Doris Thallinger
Chefredakteurin