Die Vergewaltigung der Sprache
Text: Stephan Kaindl-Hönig
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Das gesprochene Wort in Kombination mit Gestik, Mimik und den feinen Facetten und Nuancen in der Tonlage bietet uns ein geballtes Spielfeld, um uns auszudrücken und dem Gegenüber zu vermitteln und zu unterstreichen, was man denkt, wie man fühlt und was man transportieren will. Dieses Füllhorn an Ausdrucksformen in verbaler und nonverbaler Art ist ein mächtiges, vielleicht das mächtigste Instrument – außer der direkten physischen Auseinandersetzung und Gewalt, denn psychisch vermag es meist viel mehr Kraft zu besitzen. Es unterscheidet jene Menschen, die die Fähigkeit, dieses Instrument zu nutzen mehr oder weniger in die Wiege gelegt bekommen haben. „Die Anderen“ haben dafür Dinge geschenkt bekommen, die sie wiederum einzigartig machen. Dazu später mehr. Es erschüttert mich zutiefst, dass diese Fähigkeiten und die Macht der Kommunikation seit Jahren immer mehr missbraucht werden, um andere zu manipulieren. Dies nämlich oftmals völlig rücksichtslos, nur um sich Vorteile zu schaffen, auch wenn die Überzeugung und Logik woanders zu liegen vermag, rein aus Macht, Eigennutz, Gehorsam oder des Geldes wegen. Gerade sehe ich es deshalb als Pflicht der Medien an, nicht zu spalten, sondern zu vermitteln und zu verbinden, neutral aufzuklären und unaufhörlich aufmerksam zu machen, wenn dieser Missbrauch stattfindet. Dieser fußt nämlich oftmals nicht nur alleinig auf der Ebene eines Journalisten, der vielleicht seine engstirnige Sicht verbreiten will bzw. dies muss, sondern es werden mittlerweile sogar strategisch Diskutanten und Personen zu Experten und Meinungsbildnern ernannt, die an dieser Stelle nichts verloren haben und Scharlatane sind, ohne Skrupel.
Ich frage mich, wie soll hier wieder Frieden einkehren, wenn selbst innerhalb der Familien das gesprochene Wort nicht gehört wird, nicht vertraut wird, es nicht im kleinsten Kreis möglich ist eine Basis zu finden, ohne Emotion Dinge zu klären, zu reflektieren und miteinander immer das „Wir“ und eine moralisch ehrenwerte Haltung als oberstes Ziel zu halten. Weit haben wir es gebracht!
Man mag teils fast den Mut verlieren und dennoch kommt es immer wieder zu Lichtblicken, gemeinsam mit Personen, die wieder die „gleiche Sprache“ sprechen und einem Energie schenken. Ich glaube, genau hier liegt der wichtige Ansatz, denn diese Menschen müssen lernen und es zumindest unaufhörlich versuchen, „die Anderen“ mit in diesen Kreis grenzen – aus Hochmut oder welchem Grund auch immer. Wir alle sprechen grundsätzlich die gleiche Sprache, jeder auf seine Art und ein jeder ist einen Versuch wert, es miteinander zu probieren, mit Geduld und Nächstenliebe.
Herzliche Grüße und eine gute Weihnachts- und Winterzeit!
Ihr Stephan Kaindl-Hönig
(geimpft)