Angriff auf europäische Bastionen
Text: René Herndl
Fotos: René Herndl
Mit dem neuen Tucson stellt Hyundai ein vollkommen neues SUV vor, das sich zuerst einmal schon durch seinen Auftritt eindeutig von der optischen Langeweile etlicher europäischer Konkurrenten abhebt. Die mutigen Linien und der auffallend dominante Kühlergrill geben ihm eine sichtbare Präsenz, die selbstbewusst alle Vorgänger vergessen macht. Markant könnte man auch sagen. Bestechend passt auch, und das nicht nur als Gesamtbild, sondern auch in vielen Details.
Der Name ist gleich geblieben, aber das Auto ist komplett neu und ganz anders. Die Wandlung des Tucson zum Lifestyle-Vehikel, von der Beliebigkeit zur Mobil-Lounge ist so augenscheinlich und auffallend, dass eigentlich nichts mehr an den Vorgänger erinnert.
Schon der erste Blick auf das mittelgroße SUV zeigt, dass Hyundai mit diesem Auto nicht nur Geschmack beweist, sondern es auch verstanden hat, eine bestechend elegante Design-Sprache in diesem Segment zu kreieren. Außen wie innen.
Selbstverständlich werden einige Kritiker auch an diesem Tucson etwas auszusetzen haben, aber im Vergleich zu etlichen Bestsellern aus deutscher Produktion kann man trotz der SUV-Form nichts entdecken, das bieder wäre. Dass dabei die Praktikabilität nicht auf der Strecke bleibt, entspringt wahrscheinlich dem Grundsatz, dass gute Gestaltung nicht notwendiger Weise langweilig sein muss. Und dass man Technik und deren Anwendung neu denken kann, belegt die Getriebehandhabung, die nunmehr per Tastendruck in der Mittelkonsole funktioniert. Wie auch die gesamte Ergonomie als vorbildlich gelten muss, hat Hyundai doch nicht komplett auf Tasten und Stellknöpfe verzichtet, sie aber durchwegs sinnvoll angeordnet. So sind auch die Bedienungselemente für die diversen Assistenzsysteme leicht zu finden und nach Bedarf aus- oder auch einzuschalten. Und da fehlt es an gar nichts, was heute technisch möglich und notwendig scheint. Manche Features sind wohl auch mehr dem Konkurrenzdruck geschuldet als der Nützlichkeit – aber das zieht sich bei allen Herstellern durch wie eine Erbkrankheit. Also, kurz gesagt, es ist alles da, was die digitale Welt bietet, bis hin zu Details, die oft nur in den Sonderausstattungslisten der Oberklasse teuer auszuwählen sind.
Und nimmt man dann im angenehmen Gestühl Platz, wird man feststelle können, dass das Fahren an sich auch noch Spaß macht: Es gibt verschiedene Fahrmodi, die alles außer extreme Sportlichkeit, die hier nicht passen würde, kann, die sowohl knackig wie auch komfortabel kann. Und Platz ist, trotz der fast kompakten Abmessungen, auch mehr als genug. Zum Sitzen wie auch fürs Ladegut.
Das Testfahrzeug mit dem wir beglückt wurden, war logischerweise das Topmodell mit Hybrid-Beigabe samt ansprechend arbeitender Automatik, alles eher auf Effizienz ausgelegt. Es gibt den Tucson auch in mehreren Antriebsvarianten, und zwar mit zwei Dieselmotoren (116 oder 136-Mildhybrid-PS), einem Turbo-Benziner mit 150 PS oder zwei hybridisierte Modelle mit 150 oder 180 PS. Und ein Topmodell mit 230 PS-Systemleistung. Die Auswahl ist also auch recht vielfältig. Noch ein Satz über die Fahrpraxis: Gelassenheit bestimmt das Wesen des Tucson, der Lounge-Charakter färbt auch auf die Insassen ab. Allerdings – als wirklich einziger Kritikpunkt – sind auch die Preise nicht mehr bescheiden. Auch ein Zug unserer Zeit, leider!
Hyundai Tucson CRDi 1,6 4WD
Vierzylinder Tubodiesel. 1598 ccm
Leistung: 100 kW/136 PS.
Max. Drehmoment: 320 Nm/ 2000ä2250 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h: 11,6 Sek
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Verbrauch: Norm: 5,7 – 6 l/100 km, Test: 6,2 l/100 km
Preis: ab € 39.990,- (Einstiegsmodell: ab € 32.990,-, Testauto € 47.990,-)