Alte Autos – Kultobjekte & Veranlagung?
Text: René Herndl
Fotos: René Herndl
Sie sind alt – mindestens 30 Jahre – oder als Youngtimer auch ein bisschen jünger, jedenfalls haben sie keine elektronischen Helferlein, meist keine Automatik, sondern Handschaltung. Die äußere Hülle ist noch aus Blech und ohne Kunststoff, es gibt keine LED-Leuchteinheiten, sondern auswechsel-bare Glüh-Birnen, meist auch keine Servo-Lenkung – und sie sind begehrter als die meisten Neuwagen: Oldtimer.
Oldtimer sind eine automobile Genuss-Welt, die fasziniert. Sie machen schon beim Anschauen Freude und finden immer mehr Anhänger. Man redet oft über die enormen Preise, die für mache der alten Preziosen gezahlt werden – da sind mitunter Millionen im Spiel – aber das sind die Ausnahmen, die hervorstechen. Die Mehrzahl der alten, oft gut gepflegten und behüteten Nachkriegs-Fahrzeuge sind jedoch Alltagsautos von früher, die vielleicht nicht mehr dem heutigen Stand der Technik entsprechen, aber das Gefühl des Fahrens unmittelbarer vermitteln als die meisten der Neuwagen, auch wenn sie meist behutsam und zurückhaltend bewegt werden. Und alte Autos verlieren kaum an Wert, eher schon steigt dieser. Mitunter sogar stark.
Wer erinnert sich nicht an den guten alten VW-Käfer? Sogar dieses Massenauto der Fünfziger-Jahre des vorigen Jahrhunderts hat heute Kultstatus, besonders als Cabrio. Und in gutem Zustand werden für dieses auch schon ganz schöne Preise erzielt, so man eines hat oder verkaufen möchte. Ähnliches gilt für den legendären Puch 500 oder gar den 650 TR, der als „Rallyeversion“ besonders in Österreich einst Bewunderung und Begeisterung ausgelöst hat. Ein Rallyekäfer ist schon fast nicht mehr in Gold aufzuwiegen – die meisten der noch existierenden Exemplare sind richtig teuer und im Besitz des Konzerns. Und die Ikone des Rallyesports, der Urquattro von Audi ist fast unbezahlbar geworden.
Extrem teure Oberliga
Und an diesen Beispielen kann man erkennen, wie sich der Oldtimer-Markt entwickelt. Grundsätzlich gilt, dass Autos, je weniger Exemplare es seinerzeit gab und je exklusiver sie waren, als Oldtimer wertvolle Stücke sind, die nur mehr wenigen Sammlern und reichen Liebhabern vorbehalten sind. Zu den Beispielen zählen neben legendären Bentleys und Bugattis der Vorkriegszeit und deren Konkurrenten auf den Rennstrecken ihrer Zeit vor allem Kleinseriensportler von Ferrari ebenso wie frühe Porsche-Modelle, für die 7-stellige Beträge zu berappen sein würden, sofern überhaupt erhältlich. Auch für Aston Martins, einige Maserati-Typen, seltene Alfa Romeos und manche Mercedes Modelle wie den berühmten Flügel-türer 300 SL werden Unsummen bezahlt. Je schlechter der Zustand, desto preiswerter aber werden – sehr allgemein gesprochen – auch diese Fahrzeuge, unter anderem weil die Restaurationskosten enorm sind. Ersatzteile gibt´s fast nicht mehr, Spezialisten sind teuer und der Zeit-Aufwand ist beträchtlich, oft viele Jahre. Und wenn ein Auto auch die Originalität bewahren möchte, sind sechsstellige Summen schnell dahin. Wer selbst Hand anlegen kann, ist da im Vorteil.
Noch preiswert: Youngtimer
Je mehr Autos eines Typs produziert wurden, desto geringer auch der Kaufpreis, wobei Erhaltungszustand und die Originalität maßgebliche Kriterien für die Bewertung sind. So etwa steigt der Rallye-Kadett von Opel, der sogenannte „Kiemen-Kadett“, als Sonderausgabe seiner Massenbrüder deutlich stärker im Preis als letztere, ist aber noch „erschwinglich“, aber Freude bereiten beide alten Klein-wagen. Auch ein Commodore erzielt schon stattliche Preise und der große Opel, der Kapitän entwickelt sich zum Geheimtipp für Investoren, die gerne ein repräsen-tatives altes Fahrzeug wollen. Der Zukunftsmarkt liegt sicher in jenen Fahrzeugen, die als „Youngtimer“ in gutem Zustand quasi am Sprung in die Oldtimer-Klasse stehen. Ein bestechendes Beispiel kommt von BMW und hört auf das Kürzel Z8. Wobei sich dieser preislich schon an der Oberklasse orientiert. Preiswerter, kleiner, relativ selten, aber mit Potenzial nach oben – der Z1. Geradezu preiswert sind noch manche, fast nur Insidern bekannte Modelle wie der Lotus Cortina oder der große, aber elegante XJS von Jaguar. Da kann man noch für kleinere fünfstellige Beträge so manches wunderschöne Schnäppchen bekommen. Manch andere Modelle bekannter Marken, etwa luftgekühlte Porsche oder Jaguars E-Type stagnieren oder sinken zurzeit leicht im Preisniveau, was jedoch nicht bedeutet, dass hier kein Spielraum gegeben wäre. Wiederum andere, z.B. der Lancia Montecarlo mit Mittelmotor, sind unterschätzte Angebote, die in ent-sprechendem Zustand viel Spaß für wenig Geld bieten, ebenso alte MGs oder Fiats. Ein alter Lotus Elan dagegen ist zwar nicht wirklich teuer, aber auch nicht mehr billig – je nach Zustand. Und wenn man sich nicht gerade einen AC Cobra 289 wünscht, dann sind unter den vielen alten US-Modellen vom Mustang bis zur älteren Corvette, aber ebenso unter großen Limousinen älterer Baujahre schöne Exemplare zu finden, die sich gut in jeder Garage und auf der Straße ausmachen, aber nicht die Welt kosten.