Zurück zur Natur

Text: Maria Riedler

Fotos: by paul - fotolia.com; Evi Fleischhacker; vvvita, stocksolutions, cl65cpt - fotolia.com

Die Menschen zieht es wieder hinaus ins Grüne. Urban Gardening, Camping und Glamping liegen im Trend. Spießig ist das neue Cool.

Die Sonne wirft die ersten wärmenden Strahlen über die Gärten. Hier und dort sind Stimmen zu hören, der Kies knirscht auf dem Weg zwischen den Parzellen. Evi Fleischhacker kommt sportlich mit dem Fahrrad zur grünen Anlage der Kleingärtner in Thumegg beim Almkanal. Ein Mann und eine Frau laufen mit Garten-geräten vor uns durch die Schrebergartenanlage.
Die beiden blicken mal rechts, mal links in die Gärten, auf die Pflanzen, deren Blüten teilweise austreiben. Die Menschen hier grüßen sich, plaudern über das Wetter, die viele Arbeit im Frühling und bewundern gegenseitig ihre Gärten, die langsam wieder aus dem Winterschlaf erwachen. Viele der Gärten sind allerdings dicht versteckt durch hohe Hecken und lassen nur eine Spur von Ahnung über die dahinter liegenden Idyllen zu.

„Urban Gardening“ ist der neue Trend
Mehr und mehr junge Leute suchen ein bisschen Grün in belebten Gegenden oder in der Stadt. Aber nicht nur die Schrebergärten erhalten Zulauf. Andere Leute gärtnern gemeinschaftlich, in Parks oder auf bestimmten Flächen. Das nennt man übrigens neudeutsch, und als hätte es zuvor nie Schrebergärten in urbanen Gegenden gegeben, „Urban Gardening“. Vor gut 100 Jahren entstand der erste Schrebergarten in Österreich. Deren Beliebtheit ist bis heute ungebrochen, obwohl sich einiges – auch in der Zielgruppe – verändert hat.
Der traumhafte Blick zur Festung und die Lage neben dem Almkanal sind in der Kleingartenanlage in Thumegg jedenfalls top. Erste Tulpen und Krokusse schießen aus dem grünen Boden der 300 qm großen Parzelle der Fleischhackers. Neben ihrer Oase finden sich hier noch weitere 68 Parzellen. Der Schrebergarten-Verein in Thumegg ist einer von 13 Salzburger Kleingartenanlagen. Er grenzt an den Donnenbergpark und an einen alten Freimaurer Friedhof. Arbeit gibt es hier für die Fleischhackers das ganze Jahr über. Evi lüftet bei unserem Besuch die Decken aus und räumt die ersten Windlichter und das sauber gewaschene Geschirr raus. Das kleine, schwedenrote Häuschen nutzen sie das ganze Jahr über als Rückzugs- und Erholungsort; es ist ihr kleines, persönliches Paradies. Hier werden Kräuter und Gemüse angebaut, hier wird im Sommer im Almkanal gebadet, der Rasen gemäht, gegrillt und gemeinsam die Natur genossen.

Freiheit und Gemeinsamkeit
Wie gegartelt wird, das interpretiert in den Schrebergärten-Anlagen ein jeder anders, da draußen, wo es grün ist und wo die gärtnerischen Freiheiten größer sind, als es das Schrebergartenklischee vermuten lässt: Der eine scheint zum Selbstversorger zu werden, die andere hat kaum Gemüse im Garten. Hier ein eher naturbelassener Garten, dort stehen Beete sauber in Reih und Glied.
Alle schwärmen jedoch vom Geschmack der eigenen Ernte, während Kinder zwischen den Grünanlagen spielen. Einige Meter weiter, hinter einer Reihe sehr gepflegter Anlagen, steht einer von Evis Nachbar. Er genießt die ersten warmen Sonnenstrahlen schon mit nacktem Oberkörper und „macht aus seinen gepflanzten Brombeeren einen feinen Likör“, erzählt Evi. Für sie habe er immer wieder gute Tipps bereit, „er hilft mir auch beim Apfelbaum schneiden“. Evi ist dankbar für seine Unterstützung, wie auch der vielen anderen netten Nachbarn. Man hilft zusammen – einer hilft dem anderen.
Kleingarteln, das auch vermehrt wieder zum eigenen Anbau von Gemüse und Obst genutzt wird, das ist „im Vormarsch in Zeiten, in denen man ständig von Lebensmittel-Skandalen hört.“

Historie zum Schrebergarten
Der Klein- oder Schrebergarten geht auf den deutschen Arzt Daniel Gottlieb Moritz Schreber zurück. Er lebte von 1808 bis 1861 in Leipzig und wollte als Reaktion auf die Industrialisierung Grünflächen für Kinder fördern. Sein Schwiegersohn, der Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild, gründete dann den ersten Schrebergartenverein in Leipzig. Neben Spielmöglichkeiten gab es „Kinderbeete“. Die Kleinen verloren aber an der Pflege rasch das Interesse und schließlich mussten das die Eltern übernehmen.
Die Idee vom kleinen Garten zur Erholung und zum Gemüseanbau kam auch nach Österreich. 1904 wurde der „Heimgarten“ in Deutschwald bei Purkersdorf in Niederösterreich gegründet. Mit Ende des Ersten Welt-krieges gab es nur in Wien 10.000 Kriegsgemüsegärten und 6.000 Schrebergärten.
Der Zentralverband der Kleingärtner und Siedler Österreichs ist der 1916 gegründete Dachverband und die Interessensvertretung der Kleingärtner in Österreich. Im Zentralverband der Kleingärtner sind derzeit fünf Landesverbände mit 384 Vereinen und insgesamt 39.234 Mitgliedern organisiert.

Natur genießen und gesund bleiben
Lange galt Wandern als spießiges Hobby älterer Menschen, die – so das Klischee – mit Filzhut, Wanderstock und Volksliedern auf den Lippen durch die Berge stapfen. Doch Wandern liegt wieder im Trend.
Als Grund für ihre Begeisterung geben die meisten Wanderer an, dass die Bewegung an der frischen Luft und in der Natur für sie ein großer Genuss sei. Während andere nach der Arbeit oder am Wochenende ins Fitnessstudio gehen, kombinieren Wanderer sportliche Betätigung mit dem Erleben schöner Landschaften und dem Beisammensein mit Partner oder Familie. Neben der Absicht, etwas für die körperliche und seelische Gesundheit zu tun, ist der dritthäufigste Grund zum Wandern die Hoffnung auf ein schönes Erlebnis mit Freunden.
In Österreich gibt es mehr als genügend gut ausgebaute und schöne Wanderwege in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Außerdem steht ein großes Angebot an Campingplätzen, Almhütten oder auch Luxushotels zur Verfügung. Deshalb verbringen wieder zunehmend viele Österreicher ihre Ferien auf Wanderschaft im Heimatland.

Boom auch in Mode
Einst als graue Maus der Sportmode ignoriert, avanciert Outdoorkleidung immer mehr zur gern getragenen Freizeitmode. Der Outdoor-Anorak ist stadtfein geworden, er besteht manchmal aus 3-Lagen-Windstopper-Laminat mit Microfleece-Außenseite und Flanell-Innenseite, die scheuer-festen Schultern sind zum Tragen für schwere Rucksäcke konzipiert und Unterarmreißverschlüsse regulieren die Luftzufuhr. Die Jacke hält in der Antarktis dicht, also wird sie wohl auch dem Schnürlregen in Salzburg standhalten, oder? Mit leichtem Gepäck – nämlich I-Pad und Handy statt Thermosflasche und Zelt –, bestreiten nicht wenige Alltags-Outdoor-Abenteurer in ihren Funktionsjacken den abenteuerlichen Weg zum Büro. Sie könnten es in ihrer dicken Kluft mit Extremkälte und Lawinen am Mount Everest aufnehmen, doch meistens fahren sie morgens nur Bus oder spazieren auf den Mönchsberg.
Survival-Training, Outdoor-Klamotten, Wandern und Campen – der Spaß am Naturerlebnis ist riesig und der Trend „zurück zur Natur“ wird eben immer beliebter. Das Draußen-Sein hat etwas Besonderes in der heutigen Zeit. Endlich die Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser wieder hautnah spüren. Die gestressten Menschen lassen die ständige Erreichbarkeit zurück, sind auf der Spur nach Natur und verlassen dabei auch gerne das gemütliche Zuhause.

Neuer Trend Glamping
Die Campingbranche boomt ebenso und investiert gleichzeitig in neue Trends. In Südeuropa ist etwa „Glamping“, eine neue Form des naturnahen Luxusurlaubs, längst etabliert. Ein Trend, der auch zu uns überschwappt. Fast jede Woche eröffnet in den deutschsprachigen Ländern ein neues Glamping-Areal. Zahlungskräftige Campinggäste sollen für das „Glamping“ begeistert werden. Glamping vereint Luxus, Natur und Außergewöhnliches. Glamping – zusammengesetzt aus den Worten glamorous (deutsch: glamourös) und Camping – bringt einen Hauch von Luxus in die sonst eher spärlich ausgestattete Camperidylle.
Gemütliche Betten statt harter Isomatten, ein Dach über dem Kopf anstatt Zeltplane. Dosen-Ravioli und Plastikgeschirr? Nein, danke! Dafür eine komplette Küche mit Kühlschrank, Esstisch und Stühlen. Und nasse Füße? Von wegen! Der Urlaub in der Natur kann auch glamouröser sein. Campingplatzbetreiber setzen immer mehr auch auf bequemere Unterkünfte.
Die aktuellen Trends reichen hier vom luxuriösen Safarizelt im Kolonialstil bis zu ausgefallenen Baumhäusern, Iglus, Holzfässern, von romantischen baubiologischen Holzchalets bis zu regionaltypisch ausgeführten Steinbungalows oder individuell ausgeführten, gepachteten Mobilheimen.
Glamping-Urlaub findet meist auf „normalen“ Campingplätzen statt. Hier gibt es zum Teil eigene Abschnitte mit Glamping-Unterkünften. Diese können ganz unterschiedlich aufgebaut sein. Klassische Unterkünfte sind das Lodge-Zelt sowie das Mobilheim. Oft stehen den Gästen auch Holzhütten mit ganz besonderem Flair zur Verfügung. Selbst ein Wohnwagen oder ein Mobilheim vor Ort kann den Luxus bieten, den man beim Glamping erwartet. Für den speziellen Glamping-Urlaub findet man auch außergewöhnliche Unterkünfte.

Erlebnis für ganze Familie
Beim Glamping genießen die Gäste sehr naturnahen Urlaub in charmanten und luxuriösen Zelten, die komplett eingerichtet sind und sogar ein eigenes Badezimmer bieten. Dazu gehört natürlich die unvergleichliche Zeltatmosphäre, Entspannung, viel Bewegung im Freien, Sport und Spiel mit Luxus, Pools, Stränden und guter Gastronomie. Besonders für bisherige „Nicht-Camper“ ist Glamping ein guter Einstieg in einen naturnahen, komfortablen Campingurlaub. Trotzdem ist der Glamping-Markt in Österreich noch eine Nische, aber mit größtem Wachstumspotenzial, prognostizieren Experten.
Das Thema Camping werde überhaupt immer umfassender in der Angebotsbreite, meint auch Helmut Bergthaler, vom See Camping Wallersee. „Meist sind es gestresste Menschen, die ein Gegenstück zu einem oft hektischen Alltag suchen. Wir sehen hier vom Alter her aber auch immer mehr jüngere Leute. Gewünscht wird ein Erlebnis für die ganze Familie. Besonders die Möglichkeit der Selbstversorgung, die bei den meisten Mietunterkünften gegeben ist, kommt Familien mit Kindern sehr entgegen. Es geht sowohl um preiswerte, als auch feine Feriendomizile in allen möglichen Größen und Mobilheimen.“ Besonders junge Familien schätzen das Angebot. Während die Unterkunft alle Annehmlichkeiten bietet, finden die Kinder auf dem Campingplatz schnell Spielgefährten. Aber auch Senioren begrüßen die Vorteile: Kein Auf- und Abbau der (Vor-)zelte, alles ist bereits fertig eingerichtet.
Mittlerweile gibt es also viele Varianten von Camping. Die klassischen Unterteilungen in Zelt, Wohnwagen und Wohnmobil gibt es nicht mehr, denn auch Safari Lodges, Schlaffässer und Holzhütten sind immer mehr auf den Campingplätzen zu finden. Camping bietet trotzdem weiterhin Unabhängigkeit und Flexibilität. Die Glamper sehen sich selbst nicht als klassische Camper und werden es wahrscheinlich auch nicht werden. Glamping ist für eine neue Zielgruppe eine Möglichkeit, Urlaub in der Natur zu machen und es trotzdem bequem zu haben.