Reduktion auf den Zeitgeist
Text: René Herndl
Fotos: Hersteller, René Herndl
Kurze Einleitung zur langen Nachbetrachtung: Der neue T-Cross ist ein zeitgeistig aufgemöbelter und hochgestellter Polo, ein Klein-SUV der City-Generation, von VW als „urbanes Crossover-Modell“ bezeichnet.
Selbstverständlich ist auch der T-Cross ein VW, also ein durch und durch praktisches Fahrzeug, das dem breiten Publikumsgeschmack so weit angepasst ist, dass man die Form wie die Funktionen als Biederkeit in Reinkultur sehen kann. Das Kastlformat, wie es seit dem Beginn der SUV-Welle in verschiedenen Varianten interpretiert wird, ist hier eben auf das kleine Format geschrumpft, hat aber deshalb keinesfalls einen Designpreis verdient. Das einzig Auffallende an der Optik ist der als Leuchtband getarnte Plastikstreifen quer über das Heck, der aber ebenfalls ein Zeichen des Zeitgeistes ist. Mut zum Design schaut anders aus.
Beim Interieur gelten ähnliche Kriterien: Alles da, alles praktisch, alles leicht zu bedienen, alles logisch angeordnet, alles ordentlich verarbeitet, jedoch ideenlos und schlicht – bieder eben. Das Raumgefühl ist trotz der 55 mm längeren Abmessungen im Vergleich zum Polo nicht anders als ebendort, auch wenn der Ausblick auf die Fahrzeuge nebenan etwas besser ist, was der Höhe geschuldet ist. Dies erleichtert auch das Einsteigen und erfreut damit vor allem Damen, wie man so hört.
Modernste „Assistenzsysteme“
Der kleinste Volkwagen-SUV ist mit Sicherheitstechniken ausgerüstet, die, wie VW angibt, bisher höheren Fahrzeugklassen vorbehalten waren. Was sich in der höchsten Kategorie in Crash-Tests ausdrückt, in die der T-Cross fällt. Das Spektrum an Fahrer-Assistenzsystemen, die die Gefahr einer Kollision angeblich von vorneherein reduzieren und den Fahrkomfort erhöhen sollen, konnte nicht vollständig getestet werden (dazu gehören serienmäßig das Umfeldbeobachtungssystem Front Assist inklusive Fußgängererkennung). Die City-Notbremsfunktion, der Spurhalteassistent und die Müdigkeitserkennung dagegen nerven den Fahrer, weil sie mitunter sehr abrupt eingreifen und sich bei durch Geschwindigkeitsbegrenzungen bedingter langsamer Fahrweise oder auf kurvenreichen Strecken unangenehm bemerkbar machen. Und dass man nach jedem Start den Spurhalteassistenten ausschalten muss, kann schon als penetrant bezeichnet werden. Dass es dann auch noch Assistenten aus der Zusatzausstattungsliste gibt, schlägt sich mehr im Preis nieder als im Wohlfühlfahrerlebnis.
Motoren wie gewohnt
Zum Marktstart stehen zwei Turbomotoren mit 1,0 Liter Hubraum zur Wahl. Die beiden Dreizylinder mit 95 PS bzw. 115 PS garantieren eine relativ dynamische und zugleich auch sparsame Fortbewegung. Die Kraft wird auf die Vorderräder übertragen, was in etwas forscher angefahrenen Kurven spürbar wird, wobei der höhere Aufbau das subjektive Komfortgefühl nicht erhöht.
Die Getriebeabstufung ist – beim Handschalter – wahrscheinlich der Zielgruppe potenzieller Käufer angepasst, also nicht sportlich, sondern auf Effizienz ausgelegt, auch wenn der Normverbrauch von 4,9 Liter auf 100 Kilometer im Test nicht erreicht werden konnte. Aber auch knapp unter 6 Liter sind ein Wert, der sich sehen lassen kann.
Fazit: Der VW T-Cross ist die Zeitgeist-Ausgabe des Polo mit besserer Aussicht, äußerlich bieder und fahrerisch eher reizlos, brav eben und solide.
VW T-Cross
- Dreizylinder-Benziner / 999 cm³
- Leistung: 70 kW / 95 PS, 5-Gang
- Beschleunigung: 0-100 km/h : 11,5 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Testverbrauch: 5,8 l/100 km
- Listenpreis: € 20.690 (NoVA 4 %)
- Testfahrzeug: € 22.644,32