VW ID.3 – elektrische Massentauglichkeit oder die Verallgemeinerung des Elektroantriebs

Text: René Herndl

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Der Einstieg VWs in die Welt der Elektromobilität auf einer eigens dafür geschaffenen Plattform orientiert sich – wie nicht anders zu erwarten – am Massenmodell Golf. Ähnlich in den äußeren Abmessungen (also gar nicht mehr so klein und kompakt) zeigt sich der ID.3 im Innenraum in einer Großzügigkeit, die für bequemes Reisen samt Gepäck Platz bietet – grandiose Raumökonomie, die der Anordnung der Batterien im Fahrzeugboden geschuldet ist. Die Gestaltung ist ganz auf die digitale Welt der Smartphone-Generation zugeschnitten und die Bedienung gleicht fast einer Playstation, viel elegant verarbeitetes Plastik inklusive, wobei ganz sicher die vorgestellte Basisversion durch teure Zusätze aufgefettet werden kann. Aber das ist letztlich alles Schnickschnack, weshalb wir zum Wesentlichen kommen, zum Fahren.

Der reinrassige Stromer mit einer Leistung von 150 kW gebärdet sich arttypisch mit ansatzloser, kontinuierlicher und relativ vehementer Beschleunigung, sprich in flotten 7,3 Sekunden auf 100 km/h aus dem Stand. Die Höchstgeschwindigkeit ist der Reichweite – je nach gewähltem Batteriepaket laut VW bis zu 549 Kilometer – zuliebe mit 160 km/h begrenzt. Allerdings frisst der ID.3 bei einer solchen Geschwindigkeit dann so viel Strom, dass sich die Reichweite rasch reduziert. Auf der Landstraße oder im Stadtverkehr zeigt sich jedoch, dass die Rückgewinnung von Energie sehr gut arbeitet und bei mäßigen Geschwindigkeiten die ausgelobte Reichweite relativ realistisch scheint. 

Der Hinterradantrieb zeichnet sich durch gute Traktion aus – wie das im Winter funktioniert, werden wir dann nochmals testen. Das Handling ist seinem Vorbild Golf entsprechend agil, auch wenn das hohe Gesamtgewicht trotz des niedrigen Schwerpunkts bei schnell gefahrenen Kurven doch ziemliche Lastwechselreaktionen auslöst, die eine allzu sportliche Fahrweise nicht ratsam erscheinen lassen. Jedenfalls zeigt sich der Reise-Komfort nicht nur wegen des Platzangebots von seiner besten Seite, das Fahrwerk schluckt so ziemlich alle Fahrbahnunebenheiten souverän, auch die Fahrgeräusche sind auf ein Minimum reduziert, dass sich Insassen fast im Flüsterton unterhalten können. Und auch eventuell störende Außengeräusche dringen dank hervorragender Dämmung kaum ins Innere – ein Fahrerlebnis des geräuschlosen Dahingleitens.  

Fazit: VW bringt mit dem ID.3 (2020) ein Auto auf den Markt, das in dieser Klasse geschmacksunabhängig das Zeug zum Kassenschlager hat – und sogar für weitere Strecken geeignet scheint. Die Stromversorgung für einen größeren Kundenkreis ist das Problem der Infrastruktur, die allerdings noch nicht gegeben ist.

Der ID.3 startet mit zwei Modellvarianten, die sich bei der Batterie unterscheiden. Der ID.3 Pro Performance bietet 58 kWh Netto-Energieinhalt und bis zu 426 km Reichweite (WLTP). Die E-Maschine leistet 150 kW (204 PS), eine Variante mit 107 kW (146 PS) folgt später. Der ID.3 Pro S kommt auf 77 kWh Netto-Energieinhalt in der Batterie, eine Reichweite bis zu 549 km (WLTP) und ebenfalls 150 kW (204 PS) Leistung.