Sommerlich unterwegs

Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Honda, Yamaha Motor Europe, BMW AG, Aprilia Österreich

Morgens im Anzug elegant am täglichen Verkehrschaos vorbeischlängeln, abends vom Fuschlsee in den Sonnenuntergang cruisen, die Badesachen sicher unterm Sitz verstaut. Roller laden zur täglichen Nutzung ein, in ihnen verbindet sich Praktikabilität mit einem Hauch von Freiheit. Die Modellpalette ist riesengroß und auf unterschiedlichste Führerscheinklassen und Nutzungsvarianten ausgelegt. Egal ob Strom oder Benzin, im CO2-Ausstoß sind Roller unschlagbar.

In der Regel gibt es zwei Gründe sich einen Roller zu kaufen“ erzählt Harald Landertinger, Fillialleiter bei Ginzinger. „Die einen möchten sich sparsamer zum Arbeitsplatz bewegen, und damit das familiäre Zweitauto ersetzen, die anderen ihre Freizeit aufwerten. Sie ziehen, auf dem Weg in die Berge oder an den Seegrund, die Sicherheit, Einfachheit und Bequemlichkeit eines Rollers dem Motorrad vor.“ Roller bieten viel Laderaum, guten Wetterschutz und einfaches, sicheres Handling.

Welches ‚Scheinderl‘ hätten‘s denn gern?
Für Verwirrung beim Einstieg in die Zweiradklasse sorgt der Führerschein, aufgrund der großen Bandbreite von Rollern gibt es inzwischen viele unterschiedliche Lösungen für jede Führerscheinklasse. Roller der Mopedklasse, also bis 50 ccm, dürfen mit regulärem B-Schein gefahren werden. Für 125 ccm benötigt man 5 Jahre B-Schein Praxis und eine Erweiterung mittels 6-Stundenkurs bei Fahrschule oder im Fahrsicherheitstrainingscenter, diese gilt aber nur in Österreich, Italien und Lettland sowie einigen andere EU-Ländern mit zusätzlichen Beschränkungen. Wer am Wochenende gerne mal weitere Strecken zurücklegen möchte und dafür mehr PS benötigt, für den ist der A-Schein unumgänglich. Na ja, fast unumgänglich, denn ein eleganter Ausweg aus dem Führerscheindilemma sind dreirädrige Roller wie der Yamaha Tricity 300. Mit 4 Zylindern, 292 ccm und 28 PS treibt der Einspritzer das 239 kg schwere Dreirad sportlich an. Dank spezieller Vorderrad-Neigetechnik und extra schmalen Abmessungen lässt sich das Bike in der Stadt oder auf der Landstraße kinderleicht handhaben und es braucht trotz des großen Motors nicht mehr als den B-Führerschein.

Motorisierung
Neben persönlicher Vorliebe entscheidet auch das Einsatzgebiet über die Motorisierung. Soll‘s nur in die Arbeit gehen und am Heimweg zum Supermarkt, reicht ein 50 ccm Roller mit Höchstgeschwindigkeit 45 km/h oder ein vergleichbares Elektro-Modell wie der neue Yamaha NEO‘s. Dieser bietet futuristisch-elegantes Design und eine Reichweite von maximal 70 Kilometern, zudem lässt sich der Stromer mit dem Mobiltelefon verbinden und bietet via App viele Zusatzfeatures. Im 125 ccm Bereich gibt’s dann genügend Power und Reichweite für Überlandtrips. Besonders geeignet für Naturburschen ist die neue Aprilia SR GT Sport mit 125 oder 200 ccm, extralangen Federwegen und großer Bodenfreiheit für kleine Abstecher über Stock und Stein. Sie liefert 15 bzw. 17,5 PS bei einem Verbrauch von ca. 3 Litern.

Ab 300 ccm beginnt die Oberklasse. Großer Stauraum unter der Sitzbank, Anruf- und Musiksteuerung, USB-Anschlüsse für Handy und Co sowie genügend Schub und Geschwindigkeit auch für längere Autobahnstrecken. Wer auf nichts verzichten will, findet mit der Honda ADV350 einen tollen Allroundbegleiter, der für beinahe jeden Anlass zu haben ist. Der 29,2 PS starke Einzylindermotor befeuert das 186 kg schwere Gefährt souverän und durch ein maximales Drehmoment von 31,5 NM bei 5.250 U/Min hat man genügend Power, um auf der Landstraße auch mal schnell an Sonntagsfahrern vorbeizuziehen.

Designikone
Ab 2022 beansprucht BMW mit der CE 04 die Führung im E-Roller Luxus-Segment. Was die Bayern hier auf die Beine gestellt haben, ist wahrlich beeindruckend und das nicht nur wegen des spektakulären Konzept-Designs, auch technisch setzt die CE neue Standards. Mit ihren 42 PS beschleunigt sie in 2,6 Sekunden von 0 auf 50 km/h, bei einer elektrischen Reichweite von 130 Kilometern. An der gewöhnlichen Haushaltssteckdose ist der Akku nach 4,3 Stunden und am Schnelllader nach nur 45 Minuten wieder komplett aufgefüllt. Die CE 04 spielt in einer Liga für sich, auch preislich.

Elektro versus Benzin
Neue Marken wie der chinesische Produzent Niu drängen beständig auf den E-Roller Markt, vor allem bei schwach motorisierten Modellen. Sie beanspruchen für sich, ökologisch und beinahe wartungsfrei zu sein. Gerade im Rollersegment ist die Nachhaltigkeitsdebatte aber eine unsägliche. Ob sich bei einem Durchschnittsverbrauch von 2-3 Litern ein Akku noch ökologisch rechtfertigen lässt, scheint zumindest fraglich. Werden für die Akkuproduktion doch Seltene Erden, wie Lithium und Kobalt benötigt, bei deren Abbau ganze Landstriche zerstört werden. So muss jeder selbst für sich entscheiden, wie er die Umwelt am besten schützt. Wer möglichst benzinsparend und doch ohne Batterie unterwegs sein möchte, dem sei die neue Honda Super Cub ans Herz gelegt. Der Nostalgie-Roller sieht nicht nur verdammt gut aus, sondern braucht bei 125 ccm gerade einmal 1,6 Liter auf 100 Kilometer.

Sicher am Weg
Mit kurventauglichem ABS, Traktionskontrolle und integralen Bremssystemen als Serienausstattung ist heute alles verbaut, was man benötigt, um möglichst sicher unterwegs zu sein. Aber auch die richtige Kleidung ist wichtig. Jacke und Hose mit Protektoren sind ebenso unverzichtbar wie Motorradhandschuhe, und ein guter Helm ist sowieso Pflicht. Ist man sicher ausgestattet, dann verspricht der Umstieg vom Auto auf den Roller nicht nur jede Menge Spaß und verschwundene Parkplatzsorgen, sondern auch einen deutlich verringerten CO2-Fußabdruck.