Salzburger Tradition & Weihnachtsfreude

Text: Natalie Zettl

Fotos: Salzburger Christkindlmarkt/Franz Neumayr; Martin Böhm

Der Salzburger Christkindlmarkt ist weit über die Grenzen Österreichs bekannt und zählt zweifelsohne zu den schönsten der Welt. Vereinsobmann Wolfgang Haider erzählt, warum das so ist – und verrät, was seine liebsten Momente am Christkindlmarkt sind.

Wolfgang Haiders Stimme nimmt einen begeisterten Klang an, wenn er vom Christkindlmarkt erzählt: Von den traditionellen „Standln“, die zum Teil bereits in der dritten Generation geführt werden. Von zahlreichen Veranstaltungen wie dem Turmblasen und den Rauhnachtsläufen. Und von der einzigartigen Stimmung, die es so nur am Salzburger Christkindlmarkt gibt.

Großprojekt Christkindlmarkt
Der Christkindlmarkt in Zahlen: 72 Aussteller bewirtschaften insgesamt 96 Stände – allesamt inhabergeführt, wie Wolfgang Haider betont. 400 Mitarbeiter gestalten den Markt aktiv mit – zählt man Lieferanten und Handwerker dazu, sind es ungefähr 2.000. Jährlich besuchen über eine Million Menschen die Stände – davon übrigens 80 Prozent Österreicher und lediglich 20 Prozent Besucher von außerhalb des Landes. Von diesen 80 Prozent kommen wiederum 70 Prozent aus dem Land Salzburg oder der Stadt. Und im Hintergrund ziehen acht Personen die Fäden: die Mitglieder des Vereins Salzburger Christkindlmarkt, die allesamt ehrenamtlich arbeiten – auch der 61-jährige Obmann Wolfgang Haider ist im Hauptberuf selbstständiger Handelsunternehmer. Bereits im Jänner startet die Planung für den Markt – und zwar nicht für den nächsten, sondern bereits für das Folgejahr. Dementsprechend plant der Verein Salzburger Christkindlmarkt aktuell bereits den Markt 2020. Wolfgang Haider sagt dazu augenzwinkernd: „Nach dem Markt ist vor dem Markt.“

Tradition wird großgeschrieben
Auf die Frage, was den Salzburger Christkindlmarkt so einzigartig macht, hat Wolfgang Haider gleich mehrere Antworten: Es sei die besondere Qualität eines jeden einzelnen Standls, die lebendige österreichische Tradition, die Besinnung auf das Ursprüngliche. Und die Beständigkeit, die sich von Jahr zu Jahr fortsetzt. Denn in den Augen der Besucher sieht der Christkindlmarkt jedes Jahr gleich aus und weckt – völlig beabsichtigt – bei vielen Erinnerungen an die eigene Kindheit. Dabei geht der Salzburger Christkindlmarkt durchaus mit der Zeit: Gastronomie und Veranstaltungen werden laufend verbessert – und pro Jahr wechseln durchschnittlich etwa sieben Stände den Besitzer. „Das klingt nicht nach viel“, gibt Wolfgang Haider zu, „aber man muss auch die Organisation sehen, die hinter so einem Standwechsel steckt. Da sind sieben Stände, die zum ersten Mal dabei sind, schon aufwändig.“

Obmann Wolfgang Haider freut sich über zahlreiche Besucher.

Das Besondere bewahren
Für jene, die Aussteller am Salzburger Christkindlmarkt werden möchten, gibt es online ein Bewerbungsverfahren. Wolfgang Haider betont, dass die Kriterien, ob jemand aufgenommen wird oder nicht, völlig fair sind – auch wenn so manch einer nicht zu verstehen scheint, warum die Auflagen für den Salzburger Christkindlmarkt im Vergleich zu anderen Märkten so streng sind. „Das ist leicht erklärt“, so Wolfgang Haider. „Wir legen ganz einfach Wert darauf, die Qualität aufrechtzuerhalten. Und da stehen für uns alteingesessene, lokale Händler wie beispielsweise der Fellhof höher als jemand, der seine Waren aus dem Ausland importiert und einmal sein Glück versuchen möchte.“ Bewerber, die die erforderlichen Kriterien erfüllen, haben jedoch alle die gleichen Chancen.

528 Jahre weihnachtliche Schmankerl
Seinen Anfang nahm der Salzburger Christkindlmarkt als sogenannter „Tandlmarkt“ im Jahr 1491. Im 17. Jahrhundert wurde der Markt in „Nikolaimarkt“ umbenannt und fand bis zu seiner vorläufigen Einstellung in den 1930er-Jahren nur im Bereich der Dombögen statt. Nach dem zweiten Weltkrieg zog der Christkindlmarkt schließlich um: von der Altstadt auf den Mirabellplatz. Bis 1974 fand er dort statt, wo heute jeden Donnerstag der Schrannenmarkt abgehalten wird. Dann verlegte man den Markt wieder zurück auf den Domplatz. Erst 2003 wurde der Christkindlmarkt auf den Residenzplatz ausgeweitet – und begeistert seither mit noch mehr kleinen und großen Weihnachtsfreuden.

Lieblingsmomente
Ein ganz besonderer Augenblick ist es für Wolfgang Haider, wenn nach einem belebten Markttag schließlich Stille am Christkindlmarkt einkehrt. Dann geht er häufig zum Eingang des Bischofhofs an der Alten Residenz, zum sogenannten Teufelsgang, und atmet einmal ganz tief durch. Wolfgang Haiders Augen funkeln, als er die Szenerie beschreibt: „Du schaust da auf die geschlossenen Standln und auf den Dom und schräg über dir siehst du den Festungsberg. Alles ist noch beleuchtet – nicht mehr so hell wie vorhin, sondern etwas gedämpfter. Die Winterluft ist eiskalt und alles ist plötzlich ganz still. Das ist ein Moment, aus dem man viel Kraft schöpfen kann und inneren Frieden spürt.“ Und auch einige Szenen, die er am Christkindlmarkt erlebt hat, sind ihm im Gedächtnis geblieben: „Da war zum Beispiel ein junger Mann, der seiner Freundin bei der Eröffnung des Christkindlmarktes einen Heiratsantrag gemacht hat“, erzählt der 61-Jährige. „Wir waren bereits im Vorfeld eingeweiht und haben mitgefiebert.“ Er schmunzelt: „Glücklicherweise hat sie ‚ja‘ gesagt.“ Geschichten, die das Leben schreibt und die der Christkindlmarkt miterlebt: Sie sind etwas Besonderes, das man in keiner Stadtchronik finden kann und das trotzdem so wichtig ist für Salzburg. Denn: „Das ist unser aller Ziel, wenn wir den Markt organisieren – dass bei den Besuchern, in welcher Situation sie auch gerade sein mögen, eine Zeit lang alle Traurigkeit verfliegt und Weihnachtsfreude einkehrt.“