Mit Maß und Ziel

Weihnachten naht und damit auch die Festtage, an denen die Familie zusammenkommt, sich Freunde treffen, um die Zeit zusammen zu genießen, zu feiern und – zu essen. Ja, das Essen ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Zeit und so biegen sich nicht nur die Gabentische, sondern auch die Esstische unter all den feinen Sachen, die man sich zu diesen besonderen Anlässen gönnt. Allerdings – wenn man vor den Feiertagen ins Einkaufswagerl so mancher Mitmenschen schaut, stellt sich einem schon zuweilen die Frage: Wer soll das alles essen? Wartet zuhause tatsächlich eine zehnköpfige Familie samt Anhang, Kind und Kegel darauf, gemästet zu werden?

Es ist dieses Phänomen, das immer wieder auftritt, sobald die Geschäfte mehr als einen Tag in Folge geschlossen haben: Es wird gehamstert, was das Zeug hält. Fisch und Fleisch, Obst und Gemüse, Gebäck und Brot, Milch und Käse werden in Mengen gehortet, die ganze Hotels versorgen könnten. Damit nur ja nichts fehlt und selbst am 2. Feiertag noch die volle Auswahl vorhanden ist. Woher soll man denn auch schon vorab wissen, worauf man Appetit haben wird?

Das traurige Erwachen folgt (wenn überhaupt) Tage später, wenn sich die Bio-Tonne füllt mit all den schlecht gewordenen Köstlichkeiten, der Kühlschrank noch immer übervoll ist mit Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum irgendwann in der Vergangenheit liegt und man das hart gewordene Brot nicht mal mehr den Enten zumuten will.

Lebensmittelverschwendung ist ein ernstes Thema. Laut aktuellem WWF-Report „Driven to Waste“ gehen weltweit 40 % aller produzierten Lebensmittel verloren, sprich werden nie gegessen! Im Dokumentarfilm „Taste the Waste“ (2011) wird u. a. veranschaulicht, dass die Lebensmittel, die in Europa und Nordamerika weggeworfen werden, ausreichen würden, um die Hungernden der Welt drei (!) Mal zu ernähren. Allein in Österreich entstehen rund 1 Million vermeidbare Lebensmittelabfälle jährlich. Und, nicht zuletzt sind Herstellung, Distribution und Entsorgung von Lebensmitteln äußerst rohstoff- und energieintensiv: Allein die Lebensmittelverschwendung ist für sage und schreibe zehn Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich! Wussten Sie zum Beispiel, dass die Herstellung von drei Bananen so viel Wasser verbraucht, wie 26 WC-Spülungen benötigen? Und dass dabei so viel CO2 entsteht, wie für 350 Handy-Akkuladungen?

Das sind nur einige wenige Fakten, die wir uns bewusst machen sollten, wenn wir ziellos durch die Gänge des Supermarkts schlendern und unüberlegt Massen an Lebensmitteln einpacken, wenn wir panisch Gutes wegwerfen, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum leicht überschritten ist. Man wirft ja auch seinen Fernseher nicht weg, nur weil die Garantie abgelaufen ist, oder?

Glücklicherweise geht der Trend unserer Gesellschaft zunehmend in Richtung Zero Waste. Haubenköche machen es vor, Kochbücher lehren, wie man wertvolle Lebensmittel möglichst restlos verarbeitet, Initiativen wie „Too Good To Go“ erfreuen sich großer Beliebtheit, sowohl bei Betrieben und Geschäften, die weniger wegwerfen müssen, als auch bei Konsumenten, die für kleines Geld tadellose Ware bekommen.

In Zeiten wie diesen schadet es uns allen nicht, ein wenig zu sparen – und wenn wir damit sogar die Welt ein kleines bisschen besser machen können, gehen wir doch in Zukunft bewusster einkaufen, kochen maßvolle Portionen und verkochen die Reste, bevor wir sie einfach in den Müll werfen! Ich kann mir vorstellen, dass das (Weihnachts-)Essen mit den Liebsten dann sogar noch besser schmeckt!