Fußgesundheit im Joballtag & in der Freizeit

Text: Andrea Kocher

Fotos: Barbara-Maria Damrau - fotolia.com, Andrea Kocher; Experte: Privat

Eigenverantwortung übernehmen, das gilt auch für die Füße. Fußpflege und das Schuhwerk müssen passen, und dementsprechend geplant sollte der Schuhkauf vonstatten gehen. Fuß fühlt sich eben nur dann wohl, wenn nichts zwickt und scheuert, rutscht und drückt. Es ist also an der Zeit, mit dem Kopf-bis-Fuß-Styling einmal „unten“ zu beginnen.

Die größten Vergehen beim Schuhkauf sind menschlich: Die im Paar erwerblichen Objekte der Begierde sind optisch top, in punkto Bequemlichkeit meist eher flop und gesundheitlich gesehen sowieso eine Katastrophe. Aber es muss hier doch einen Kompromiss geben, in der großen weiten Welt der besohlten Mode-Elemente? Grundvoraussetzung ist natürlich, erstens, die Selbsteinschätzung, was man tragen kann. Zweitens, mit welchen körperlichen Voraussetzungen man es zu tun hat, vielleicht ist da auch schon das eine oder andere Problem mit dabei. Schiefzehen (Hallux Valgus), Knieleiden, Plattfuß, Übergewicht, künstliches Knie oder Rückenprobleme, das alles sind entscheidende Kriterien, an die man bei der Qual der Schuhwahl immer denken sollte.

Besser ohne Schnippeln und Schneiden
Vorbeugen ist besser als heilen. Weshalb man den Füßen generell mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. „Richtige Fußpflege fängt nämlich mit dem täglichen Waschen an. Am besten verwenden Sie eine milde Seife. Sparsam dosiert. Sonst trocknet die Haut zu sehr aus und wird leicht rissig“, empfiehlt Fußpflegemeisterin Marina Hönegger, „nach dem Waschen Füße und Zehen gründlich abtrocknen, auch dann, wenn es gerade am Morgen schnell gehen muss. Vor allem die Zehenzwischenräume nicht vergessen, sonst kann in dem feuchten Klima leicht Fußpilz entstehen.“ Weniger intensiv sollten stattdessen die tiefergehenden Eingriffe – Schneiden und Schaben mit Schere, Feile und Messer – sein.

Der optimale Schuh
Hier trennt sich oft die Wunschvorstellung von der Realität. Gleichzeitig mit den Träumereien an einen in räumlicher Dimension großzügig gestalteten, im Interieur möglichst bunt und vielfältig ausgestatteten, begehbaren Schuhschrank kreisen die Gedanken unweigerlich zunächst zum Schönsten aller Schuhvergehen: Pumps und High Heels. Es lässt sich wohl kein Experte finden, der den modischen hohen Hacken auch nur ein Quentchen „Gesundes“ abgewinnen kann. Mit Breiter-Werden des Absatzes und zunehmender „Gehbarkeit“ der Stöckelschuhe – ja, ich denke, so unspektakulär hat man sie „früher“ schlicht und einfach genannt – entschärft sich die Situation dann doch ein wenig. Im Ratgeber „Gehen Sie gut!“ der Wirtschaftskammer wird überhaupt vor den hohen Absätzen als eine der „größten Schuhsünden“ gewarnt. Weil Sie ein Umknicken, und damit Bänderrisse und Knöchelbrüche zur Folge haben könnten. Und weil man sich durch die Verlagerung des Körpergewichts auf die Fußballen unweigerlich in Richtung Spreizfuß bewegt. Worst Case – der Plattfuß: Kein Fußgewölbe mehr, der Druck also nach innen und dadurch breit – und krank. Auf der Anklagebank auch die Plateausohlen (die Sohlendicke verhindert ein natürliches Abrollen des Fußes und der Zehen beim Gehen) sowie die, noch dazu heuer wieder so trendy, Spitzform von Schuhen. In die quetschen sich vor allem breitere Füße samt Zehen wie die Prinzessinnen-Anwärterinnen im Aschenputtel-Märchen qualvoll hinein.

Über Stöckel und Steine
Hohe-Hacken-Pflicht aber bei weitem nicht nur in der Disco. Aus Gründen der Repräsentation und der Optik auch im Büro, an der Rezeption und in der Kanzlei? Dann lohnt sich der Griff zu Top-Qualitätsware. „Paul Green etwa hat sich auf Leisten für Damenschuhe spezialisiert. Diese Marke ist fähig, einen Schuh zu bauen, den man gut tragen kann, weil man ihn tagsüber ‚aushält’. Und Paul Green produziert Pumps, die gut aussehen“, erklärt Fachhändlerin Erika Kollmann. Aktuell im Münchener Label die geklebte Version: Hier finden sich Vorteile gegenüber der Naht, die immerhin nicht nachgibt und der darin positionierte Fuß, wenn etwas breiter, überquillt. Spezielle Damenschuhe stellt etwa auch „Peter Kaiser“ her. Preislich intensiver, aber garantiert mit hochwertigen Materialien verarbeitet“, verweist die Schuhspezialistin. Weniger hochwertige Schuhe hingegen outen sich in ihrer eigenen Sprache: Sie werden eher undicht, Nähte lösen sich möglicherweise, Reißverschlüsse gehen häufiger kaputt. Die Expertin warnt vor „brennenden Füßen“ und einem Gefühl des „Irgendwie passt der Schuh doch nicht“. Dem Schuhdesigner sei Dank ist die Sneaker-Mode der Damenwelt Problem eine annehmbare Alternative. Gute Sohle, bequemes Fußbett, resistentes Obermaterial und – nicht nur die Länge, sondern vor allem auch die sogenannte indirekte Passform des Schuhs ist entscheidend – die passende Schnürung für guten Halt. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Designs passen sie sowieso zur Jeans gleichermaßen wie zum kurzen Sommerkleid. Für längere Spaziergänge aber sind sie nichtsdestotrotz die falsche und ein richtiger Sportschuh hier die bessere Wahl. Der lässige Sneaker ist nicht zuletzt auch für die Jugend das Thema. Im Schulalltag möchte man niemanden in den, wenn auch gesunden, klassischen Lederschuh zwingen. Bequeme Sneaker in höherer Preisklasse finden sich von „New Balance“, „Skechers“ liefert die etwas günstigere Variante. Diese Variationen überzeugen vor allem auch mit den fußtauglichen Mischmaterialien, Veloursleder mit Textilanteilen zum Beispiel. Hoch im Kurs auch das Canvas-Material, also der Baumwoll-Cotton-Mix.

Auf elastischen „Wolken“
Zum Galadinner oder gar zur Hochzeit trägt es sich dann aber unbedingt eleganter. Da bleibt es wieder Typ-Entscheidung, ob es der kurze Rock mit den über den ganzen Tag bis in die rauschende Festnacht hinein unaushaltsamen Pumps sein muss, oder man sich doch für den schönen Hosenanzug mit einem flachen eleganten Schuh entscheidet. Sieg über die Vernunft? Einen Versuch ist es wert. Ganz andere Ansprüche stellen „bewegte“ Berufe an die Schuhträgerin. Tagsüber mehr auf den Beinen als am Schreibtisch, sucht die Verkäuferin im Geschäft oder die Serviererin in funktioneller Hinsicht mehr Sport- als Halbschuh. Vor allem der perfekte Sitz und eine gute Dämpfung des Schuhs ist entscheidend. Hier empfiehlt Erika Kollmann etwa sogar einen Ballerina, ein Modell von „Clarks“: ein bequemer Schuh, ledergefüttert, in dem man nicht schwitzt, mit guter Dämpfung. Vorteilhaft die Schnürung, wodurch der Schuh in der Länge wie in der Breite optimal sitzt. In allen Alters- und Berufsgruppen gesehen: Stiefeletten und Ankleboots. „Ganz klar, ein Modethema“, sagt Erika Kollmann, „aber: Stiefeletten und Ankleboots sind schon tragbar, vor allem deshalb, weil sie auch gut sitzen.“ Und was trägt mann eigentlich? Im Handwerksbetrieb und auf der Baustelle tätig, greift er auf Spezialfirmen für Arbeitsbekleidung und Bergsport-Schuhproduzenten zurück. Für lang haltbare Topqualität wird nicht lange überlegt, sondern schnell und ohne große Überlegungen gleich etwas tiefer in die Tasche gegriffen. Und im Büro hat es mann sowieso einfacher: Bleibt ihm doch schon grundlegend die Frage nach hohem Absatz erspart.

Natürliche Füße
Im Sinne der Fußgesundheit sei also beachtet: Meide lieber jenen Schuh, der nicht mit den eigenen körperlichen Voraussetzungen oder dem persönlich definierten Zweck vereinbar ist. Versuchen wir es zumindest, auch wenn es angesichts der Masse an schönen Modellen, Farben und aktuellen Trends meistens doch sehr schwer ist. Oder man macht es sich ganz einfach, und das legt Fußpflegemeisterin Marina Hönegger jedem immer wieder gerne ans Herzen: „Laufen Sie so oft wie möglich barfuß, das stärkt Ihre Füße!“


Achten Sie auf ihr Wunderwerk Füße, auf diese Hochleistungskonstruktion aus 28 Knochen, verbunden mit Muskeln, Bändern und Sehnen, indem Sie fußgerechte Schuhe aus atmungsaktivem Leder und mit gutem Fußbett tragen. Vermeiden Sie zu hohe Absätze, sind diese doch der häufigste Grund, weshalb achtzig Prozent der Bevölkerung auf kranken Füßen lebt. Gehen Sie stattdessen so oft wie möglich auf Naturböden wie Wiesen, Sand oder Schotter, und zwar barfuss. Ein gesundes Längs- und Quergewölbe ist wichtig für einen elastischen Gehablauf und ist entscheidend für die Federung des ganzen Körpers beim Auftreten!
Gottfried Höck, Orthopädie-Studio in Salzburg