„Es war Liebe auf den ersten Blick“
Text: Doris Thallinger
Fotos: www.kaindl-hoenig.com
Im Oktober 2017 hat sie die Führung des Flughafens Salzburg angetreten. Knapp ein Jahr später zieht sie ein erstes Resümee und verrät der SALZBURGERIN ihre Vision für den Flughafen, ihre Ziele und Pläne und plaudert über Familie, Urlaubsreisen und Heimat.
Gut ein Dreivierteljahr ist nun vergangen, seit Sie die Geschäftsführung des Salzburger Flughafens übernommen haben. Wie ist es Ihnen bisher ergangen?
Sehr, sehr gut. Ich würde ja sagen, es war Liebe auf den ersten Blick und was mich wirklich nach wie vor völlig fasziniert, ist die Herzlichkeit hier. Also im Betrieb, am Flughafen, in der Stadt, im Umland – egal, wo ich hinkomme. Und ich fühle mich so zuhause.
Das heißt, Sie haben hier in Salzburg Ihr neues Zuhause gefunden?
Naja, mein Zuhause, das wandert so ein bisschen mit mir mit. Ich bin ja zum Teil am Tegernsee groß geworden, meine Familie und die meines Mannes lebt dort. Wir sind damals in die große weite Welt gegangen, erst nach Frankfurt, wo wir lange gewohnt haben, dann haben wir sechs Jahre in China gelebt, acht Jahre in Sachsen und jetzt sind wir hier. Es fühlt sich ein bisschen an wie einmal rund um die Welt, und nun sind wir quasi wieder zuhause. Es ist nicht ganz das Gleiche, aber vom Herz her bin ich zuhause.
Ihr Mann und Ihre Kinder sind ja auch mit Ihnen nach Salzburg gezogen…
Ja, ich war die Vorhut und bin seit Oktober da, von den restlichen Familienmitgliedern immer gut besucht. Seit Mitte Februar ist der Rest auch hier. Wir haben derzeit allerdings nur eine kleine Wohnung – da passen nicht alle rein. Mein Sohn ist bei meiner Schwiegermama am Tegernsee und meine Tochter besucht halt zwischendurch immer mal Freunde oder arbeitet und jobbt in Deutschland. Aber beide Kinder gehen ab August ins Ausland zur Ausbildung. Der Sohn ist jetzt 21 und geht nach Kanada zum Studieren und die Tochter macht eine zweijährige Ausbildung in Hongkong.
Was macht Ihr Mann?
Mein Mann hat studiert und lange bei der Bank gearbeitet und ist dann, als wir nach Shanghai gegangen sind, komplett auf die Schiene Hausmann umgestiegen. Und das ist er heute noch.
Wie sieht Ihr Resümee nach diesem Dreivierteljahr aus, was Ihre Position als Direktorin des Salzburger Flughafens betrifft?
Ich habe hier einen ganz tollen Flughafen vorgefunden, der wirklich gut aufgestellt ist. Einen Flughafen mit ganz, ganz tollen und lieben Mitarbeitern, die mir in der Anfangszeit immer ihre Hilfe und Unterstützung angeboten haben. Unsere große Herausforderung ist nun, dass jede Menge Investitionen auf uns zukommen, die wir machen müssen, damit der Flughafen seine Leistungsfähigkeit beibehält. Das sind wirklich Investitionen in „Stein und Beton“, wenn man so möchte.
Was für 2019 geplant ist? Die neue Piste, ein neuer Rollweg, eine Investition in die Entwässerung, die sehr umfangreich ist – und dann habe ich bereits ganz viel Geld ausgegeben. Allerdings sieht man davon nichts, weil alles unter der Erde liegt.
Sie hatten (fast) Ihr ganzes berufliches Leben mit Flugzeugen zu tun. Wie sind Sie in diese Branche gekommen? Was fasziniert Sie am Flugverkehr?
Letztendlich bin ich damit aufgewachsen. Mein Vater war Pilot und dadurch waren der Flughafen und die Fliegerei Teil des Großwerdens. Was meine Karriere betrifft, hatte ich von Anfang an den Gedanken, eventuell einmal ins Ausland zu gehen. Da erschien mir die Lufthansa ein praktischer Arbeitgeber zu sein, mit vielen Inlands-, aber auch sehr vielen Auslandsjobs. Die Lufthansa hat damals eine sehr gute Ausbildung angeboten – auch als Alternative zum Studium definiert und mit strengem Assessment Center, um diese Ausbildung machen zu können. Danach war es einfach, in der Branche zu bleiben. Ich hatte nie den Gedanken, diese zu wechseln.
Was ich schön finde, ich habe die Branche aus Sicht der Fluggesellschaft mitbekommen, aus der des Bodenverkehrsdienstleisters, des Luftfrachtabfertigers, als Passagier – und natürlich von Seiten eines Flughafens!
Sie haben auch in den unterschiedlichsten Bereichen des Flughafens gearbeitet und viele Stationen kennen gelernt.
Ja, ich hab’s mir erarbeitet. Ich habe ganz viele Jobs, die es am Flughafen gibt, mehr oder weniger selber schon mal gemacht, außer im Technikbereich. Ich weiß, wie Bodenverkehr funktioniert, wie eine Fluglinie, ich weiß, wie es ist, am Schalter zu arbeiten und ich habe auch im Schichtdienst gearbeitet.
Haben Sie auch selbst einen Pilotenschein?
Nein. Ich fliege begeistert mit. Ich finde es sogar sehr schön, wenn es wackelt. Ich mag das, ich bin auch einmal mit einem Kunstflugzeug mitgeflogen, samt Loopings und Trudeln und Schrauben und freiem Fall. Das bin ich.
Sind Sie generell ein Adrenalin-Junkie?
Naja, es muss nicht übermäßig sein. Fliegen ist wahnsinnig sicher, deswegen bin ich da relativ entspannt.
Welche Ziele möchten Sie nun als Direktorin des Flughafens Salzburg erreichen?
Beginnen wir mit den Mitarbeitern: Dass sie viel Freude haben, jeden Tag hierher zu kommen und das zu tun, wofür sie hier sind. Das wäre ein sehr, sehr großes Ziel. Das zweite ist, dass der Flughafen die Ausbauprojekte gut meistert und dass wir ein attraktives Destinations-angebot haben, für diejenigen, die beruflich reisen, diejenigen, die touristisch reisen und natürlich auch weiterhin zu helfen, dass die Gäste nach Salzburg und in die Region kommen.
Was genau unternehmen Sie, um den Flughafen als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren?
Wir haben zusammen eine Vision und eine Wertestrategie entwickelt und die diskutieren wir gerade – mit allen Menschen hier am Flughafen. Wir versuchen herauszufinden, ob das, was wir festgehalten haben, für gut befunden wird. Die Resonanz dazu ist gut. Die zweite Frage ist: Leben wir das denn schon? Und da sehen wir das eine oder andere, an dem wir sicherlich noch arbeiten müssen. Wir haben zum Beispiel ganz stark die Wertschätzung in den Mittelpunkt unserer Wertestrategie gesetzt und dann kommen schon einmal Fragen: ‚Weiß denn der auch, dass wir das als Strategie haben? Ich fühle mich nicht wert-geschätzt.‘ Das sind gute Diskussionen, wie man damit umgeht, wie man Wertschätzung einfordert, wie man sie vorleben sollte. Und ich sag immer, da gibt es keine Hierarchie, die für ein Feedback zu schade ist, sondern ich hoffe, dass wir so offen sind, dass jeder sagt: „Frau Direktorin, das war Mist, das fände ich gut!“
Eine Herausforderung ist aber sicherlich auch die anhaltende Diskussion mit den Anrainern?
Ich denke, grundsätzlich hat der Luftverkehr schon noch seine Hausaufgaben zu machen. Wir müssen alle zusammenarbeiten, die Industrie, die Flugzeughersteller und auch die Fluggesellschaft, um eine Lösung zu finden, wie sie den Fluglärm weiter reduzieren können, wie sie umweltfreundlicher werden. Ich denke, das ist per se ein Auftrag, der auch verstanden wurde, der halt seine Zeit braucht. Aber auf diesem Gebiet sind auch schon viele Fortschritte erzielt worden. In der Diskussion mit meinen Nachbarn geht es, denke ich, darum, dass man miteinander redet, dass man versteht, worum es dem anderen überhaupt geht.
Ich habe ja zwei Nachbarn, wenn man so möchte, in einer Region. Da gelten aber die gleichen Sachverhalte. Wir müssen uns hinsetzen, wir müssen das auseinander nehmen, wir müssen das diskutieren. Es gibt sehr viele Vorschläge, die im Raum stehen, auch hier sind schon Erfolge erzielt worden. Es ist ein Weg. Ein Erfolg, den ich denke, auch mir ein bisschen zuschreiben zu können, ist dass der Dialog, der versteift war, jetzt etwas lockerer läuft. Es hilft mir ein bisschen – witzigerweise – als Deutsche, von allen Parteien gleichermaßen akzeptiert zu werden. Beide Seiten finden mich neutraler. Ich bin niemand, der ernannt wurde, um eine bestimmte Partei-Couleur zu tragen oder bestimmte österreichische Belange zu vertreten, sondern die Interessen des Flughafens in dieser Region, im Rahmen bestimmter Spielregeln und ich denke auch da wieder an das Wort Wertschätzung. Seine Nachbarn, man muss sie ja nicht alle mögen, aber Wertschätzung ist wichtig.
Wie ist Ihre Vision vom Salzburger Flughafen in zehn Jahren? Was wird sich geändert haben?
Ich glaube, dass die Flugzeuge sparsamer und leiser geworden sind, dass sich in den nächsten zehn Jahren ein großer Fortschritt einstellen wird. Für den Flughafen selber, hoffe ich, dass wir die Kraft und das Geschick haben, eine tolle Lösung zu finden, damit wir die doch sehr in die Tage gekommene Infrastruktur der Terminals geschickt gelöst haben werden. Es geht nicht ganz einfach darum, ein neues Gebäude hinzustellen, sondern die Passagierprozesse ändern sich. Da muss man genauer hinschauen: Wie muss ein Gebäude aussehen, um auch zukunftsfähig zu sein. Da ist sehr viel in Bewegung.
Wie wird es mit weiteren Destinationen vom Flughafen Salzburg aus weitergehen?
Wir haben eine Passagierbewegungsanalyse gemacht, um einfach einmal zu schauen, wo denn die Menschen dieser Region gern und sehr häufig hinreisen. Und wir wissen, dass wir einige Städte noch nicht in unserem Portfolio haben. Wir haben zum Beispiel keine ganzjährige Moskau-Anbindung, wir glauben, dass Helsinki sehr attraktiv sein könnte. Wir wissen, dass wir Benelux noch stärken müssen. Natürlich hätten wir Frankreich gerne mit dabei, Zürich wäre eine schöne Sache. Spanien wäre ebenfalls noch wichtig und Italien. Das sind tatsächlich die Destinationen, die uns noch so ein bisschen fehlen. Und dafür müssen wir jetzt die richtige Fluggesellschaft finden, die das Fluggerät in der richtigen Größe hat, dass es am richtigen Verkehrstag, zur richtigen Uhrzeit dorthin fliegt.
Ganz persönlich – wenn Sie wegfliegen: Was zählt zu Ihren Lieblingsdestinationen?
Ich bin ein ganz großer Fan von Asien. Aber letztendlich hab ich festgestellt: Es gibt überall so wahnsinnig viele schöne Ecken, ich habe eine ganz lange Liste an Orten, die ich noch besuchen möchte. Australien haben wir noch nicht ganz abgearbeitet – uns fehlen noch der Westen und der Süden.
Wir sind einmal quer durch, das war die Hochzeitsreise, weil ich unbedingt den Stuart Highway fahren wollte, die Straße, die ganz vom Norden in den Süden führt. Mit den Kindern waren wir später an der Ostküste.
Wo geht es heuer im Sommer hin?
Wir werden heuer gar nicht groß verreisen. Wir bauen ja auch ein Haus in Thalgau – und so ein Hausbau, der braucht ständige Betreuung. Da werden wir gucken, was alles zu machen ist und ansonsten werden wir Urlaub hier in der Umgebung machen. So viel Zeit hatten wir hier noch nicht gemeinsam, um Dinge zu erkunden. Es gibt genügend Berge, es gibt genügend Seen, es ist alles da für einen Urlaub.
Was wünschen Sie sich vom Leben?
Was wünsche ich mir…? Wenn ich alt werde, möchte ich ein Gesicht haben mit ganz vielen Lachfalten, weil ich gerne lache. Letztendlich, dass es allen, die mir wichtig sind, gut geht.
Wofür sind Sie dankbar?
Zum Beispiel, dass ich hier sein darf. Ich habe einen super Mann, eine tolle Familie, dass es mir gut geht, dass ich gesund bin. Dass ich wunderbare Eltern hatte, die mir so viel auf den Weg mitgegeben haben und letztendlich die vielen Menschen – irgendjemand hat mir immer einen guten Tipp gegeben und anscheinend hab ich mir das eine oder andere gemerkt.