Edle Coupés oder die vornehme Art der Fortbewegung

Text: René Herndl

Fotos: Hersteller

Das Lexikon definiert das „Coupé“ als „geschlossene, zweisitzige Kutsche“ oder als „Typ eines Personenkraftwagens mit sportlicher Karosserie, zweitürig und in der Regel mit nur zwei vollwertigen Sitzplätzen“.

In jüngster Zeit wird dieser Begriff jedoch deutlich breiter verwendet, etwa bei viertürigen Limousinen, denen eine flachere, sportlichere Silhouette auch ein sportlicheres Aussehen verleiht oder gar bei SUVs, denen durch einen abgeflachten Aufbau ein sportives Image verpasst wird. Mitunter sind sie durchaus sportlich, was sich dann auch im Preis niederschlägt, oder es sind gar Sportwagenhersteller, die quasi die Sportlichkeit auf eine „höhere Ebene“ heben.
Die Entwicklung der Mobilität hängt kausal mit technischem Fortschritt und Investitionen zusammen. Man denke an das ABS, das Antiblockiersystem, das heutzutage das Fahren bzw. Bremsen in nahezu allen Autos sehr viel sicherer macht, seinerzeit aber nur in exklusiven und kostspieligen Fahrzeugen eingebaut wurde.
Die Luxusklasse wurde zum technischen Trendsetter, wobei die Erscheinungsformen so unterschiedlich wie der Geschmack der betuchten Käufer sind. Eine davon ist die des Coupés, einer Mischform aus sportlich-eleganten und dennoch nicht extremen Ansprüchen.

Umweltschutz versus technische Entwicklung
Dies steht jedoch im Gegensatz zum Umweltschutz und der Minimierung des Sprit-Verbrauchs. Dennoch werden immer wieder luxuriöse Limousinen und Sportautos angeboten, die diesen Forderungen zu widersprechen scheinen. Dass solche Fahrzeuge ihrem Sinn als Technologieträger und gleichsam als Versuchsautos für die Massentauglichkeit verschiedener technischer Systeme dienen, ist vielen Konsumenten nicht bewusst. Dass sich die Produktionszahlen im einstelligen Prozentbereich bewegen, ist damit zu erklären, dass hier die Preise im normalerweise unerschwinglichen Bereich liegen. Das ist auch mit den Entwicklungskosten zu begründen, die erst später Einzug in die Massenproduktion halten.

Klassiker und Trendauslöser
Ein klassisches Coupé ist zugleich auch eines der exklusivsten – der Bentley Continental, der den Begriff ideal verkörpert: Rasant motorisiert, zweitürig und (notfalls) viersitzig und trotz hohem Komfort sehr sportlich. Mercedes hat dem Thema Coupé im Jahr 2004 die schon erwähnte neue Richtung gegeben. Mit dem CLS wurde die Nische der viertürigen Coupés begründet, von BMW die SUV-Klasse mit dem X6 erweitert. Auch als Anstoß für eine neue Designsprache, die sich zunehmend zum Trend entwickelt, quasi als Spagat zwischen Eleganz und Praktikabilität. So verschwimmen die Grenzen zwischen den Fahrzeuggattungen immer mehr, wie vor allem die Coupé-Limousinen der Premiumklasse zeigen. Mit Bezeichnungen wie „Gran Coupé“, „Sportback“ oder „SUV-Coupé“. Damit stimmt die Annahme, dass ein „Coupé“ nur zwei Türen aufweist und der Kofferraum kleiner ist, nur mehr bedingt – auch wenn die Plätze im Fond meist enger geschnitten sind. Oftmals gibt es nicht einmal Unterschiede beim Fahrwerk und in der Motorisierung.
Für eine Kaufentscheidung sollten jedoch andere Kriterien ausschlaggebend sein: Ein schnittiges Coupé kann natürlich auf der Straße ein Hingucker sein, es ist jedoch weniger alltagstauglich als eine Limousine.

Beispiele für die Zukunftsentwicklung
Abseits der Entwicklungen in der Fraktion der Sportler, die mitunter ebenfalls als Coupés bezeichnet werden, jedoch reine Zweisitzer sind, gibt es einige herausstechende Beispiele für eine neue Coupé-Generation, die sich als Trend etabliert hat: Mercedes bietet zunehmend auch in kleineren Klassen Coupés an, wobei der edle Charakter auch durch die feinen Ausstattungsmerkmale betont wird. Auch BMW oder Audi bringen Modelle auf den Markt, die auf Limousinen basieren, jedoch optisch sportlicher wirken. Andere Automarken, auch Lexus mit dem LC 550 oder sogar Ferrari mit dem Lusso, haben Coupés im Programm, geben ihnen aber andere Namen, wobei hier besonders leistungsfähige Aggregate im Spiel sind.
Der neueste zeitgeistige Trend ist es, SUVs oberhalb der Gürtellinie abzuflachen und statt des hohen, Raum bietenden Hecks ein fließendes auf den hochbeinigen Unterbau daraufzusetzen – was die Fahreigenschaften nicht verändert, aber das Platzangebot schmälert, ins-besondere in der zweiten Reihe, wo man als Erwachsener dann meist den Kopf einziehen muss. Damit scheint die automobile Quadratur des Kreises geschafft, weil die hohe Sitzposition eine bessere Um- und Übersicht ermöglicht und zudem ein sportives Outfit das Image der Besitzer aufmascherlt. Nach BMW (X6 und X4) haben sich auch Mercedes (GLE), Audi (A8) und Porsche (Cayenne Coupé) diesem Konzept angeschlossen. Auch Mazda lehnt sich mit dem CX 30 daran an. Der Range Rover Velar ist in diesem Segment ein Grenzfall, sicher aber einer der feschen Art. Und da sind auch noch weitere Hersteller in den Startlöchern, etwa Bentley, der den Edel-SUV Bentayga auch als Coupé plant. Damit auch das gemeine Volk etwas mitnaschen kann, wird VW das Angebot mit einer Coupé-Variante des Tiguan bereichern, selbstverständlich mit besserer Ausstattung und noblen Features – und teurer.
Ein interessantes Coupé für ebenso umweltbewusste wie reiche Kundschaft wird demnächst von Polestar – dem Elektroableger von Volvo – kommen, nämlich als Plug-in-Coupé mit einer Systemleistung von über 600 PS und angeblich überragenden Fahrleistungen, nahezu so wie jene des schon als Flach-SUV gebauten Lamborghini Urus, der mit seinen Fahrleistungen derzeit an der Spitze der Hackordnung steht.

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