Die Welt ein Stück besser machen

1982 bestreitet Fußball-Legende Franz Beckenbauer sein Abschiedsspiel aus der aktiven Karriere. Den vereinbarten Anteil dafür legte er in einer Stiftung an. Heute, 40 Jahre später, kann die Franz Beckenbauer-Stiftung auf viele Erfolge verweisen: Insgesamt rund 20 Millionen Euro haben seither das Leben kranker Menschen etwas schöner und leichter gemacht.

1982 war der Augenblick für Franz Beckenbauer gekommen: der letzte Tag seiner aktiven Fußball-Karriere, einer Traumkarriere, die an diesem Tag zwar nicht enden, aber einen anderen Weg einschlagen würde. Für diesen Tag hat der Fußball-Gott einen klaren Vorsatz gefasst: Die Einnahmen seines letzten aktiven Spiels würden in eine gemeinnützige Stiftung fließen. Die Franz Beckenbauer-Stiftung. Seine Motivation: Menschen zu unterstützen, die weniger Glück im Leben hatten und haben, die unverschuldet, durch Krankheit und Schicksalsschläge, in Notsituationen geraten sind. Diesen Menschen ein wenig von seinem Glück abzugeben. 800.000 D-Mark sind es, die ihm dieses Abschiedsspiel einbringt, eine stolze Summe, die er, ohne mit der Wimper zu zucken, auf eine Million D-Mark aufstockt, ein Grundkapital, mit dem die gemeinnützige und mildtätige Stiftung Gutes tun soll.

Zusätzlich zu den Erträgen dieses Grundkapitals ist aber natürlich auch die Franz Beckenbauer-Stiftung auf Spenden angewiesen, um den vielen Antragstellern schnell, unbürokratisch und zielgerichtet helfen zu können. „In Zeiten wie diesen ist es nicht möglich, sich von den Kapitalerträgen zu finanzieren, es sind die Spenden von Einzelpersonen, die es uns ermöglichen zu helfen, genauso wie die Spendensummen aus Charity-Veranstaltungen, Unterstützungen durch Unternehmen und Anlassspenden. Zudem hat mein Mann immer wieder Prämien, sei es für Vorträge, sei es für öffentliche Auftritte, in die Stiftung eingebracht“, erklärt Heidrun Beckenbauer, die als Stiftungsvorständin ehrenamtlich und unermüdlich für die Stiftung ihres Ehemanns arbeitet. Genau wie ihm geht es Heidrun Beckenbauer darum, Gutes zu tun und Menschen in Not zu helfen. Mit Erfolg: „In den vergangenen 40 Jahren konnte die Franz Beckenbauer-Stiftung ca. 20 Millionen Euro an Spenden sammeln und entsprechend einsetzen.“

Heidrun Beckenbauer testet gemeinsam mit dem blinden Paul das brandneue Elektro-Tandem.

Das Werk der Künstlerin Ilona Griss-Schwärzler wurde am 4. November im Rahmen der Vernissage „Dynamische Momente“ im Porsche Zentrum Salzburg zugunsten der Franz Beckenbauer-Stiftung versteigert.

Einzelschicksale

Verwendet werden die Gelder, um einzelnen zu helfen, um schicksalsgebeutelten Menschen und Familien ihr Leben ein wenig zu erleichtern. Diese Unterstützung ist individuell und reicht von der Anschaffung notwendiger Haushaltseinrichtungen, Therapiegeräte, Rollstühle und dringend benötigter Fahrzeuge über Treppenlifte und Umbaumaßnahmen bis hin zu alltäglichen Dingen, wie guter Winterkleidung. Die Liste der Möglichkeiten ist lang.

Rund 1.200 Anträge auf Unterstützung gehen jährlich an die Franz Beckenbauer-Stiftung. „Man kann sich mit allem an die Stiftung wenden, was existentiell notwendig ist. Wir prüfen jeden Antrag genau, ob die gewünschte Hilfeleistung in unseren Stiftungszweck fällt und ob sie notwendig ist, nachhaltig und auch sinnvoll. Einen – wenn auch dringend benötigten – Urlaub können wir leider nicht finanzieren. Aufgrund unserer langen Erfahrung sind wir aber über die finanzielle Hilfeleistung hinaus in der Lage, den Menschen beratend zur Seite zu stehen. Zum Beispiel, an welche weiteren Stellen sie sich für weitere Unterstützung wenden können“, erklärt Beckenbauer.

Herzerwärmend

Soweit es die Zeit – und auch die geografische Nähe – zulassen, versucht Heidrun Beckenbauer, so oft es geht, persönlich bei den Menschen vor Ort zu sein, deren Situation und Lage kennenzulernen und zu verstehen. „Natürlich muss man aufpassen, die einzelnen Schicksale nicht zu nahe an sich heranzulassen, denn man sieht wirklich viel Not. Aber ich ziehe den Hut vor diesen Menschen, die trotz ihrer Schicksalsschläge nie den Mut und die Lebensfreude verloren haben“, erzählt Heidrun Beckenbauer und erinnert sich an einen Besuch, der ihr besonders unter die Haut gegangen ist: „Ich war bei einem Ehepaar, das einen zweijährigen kleinen Jungen adoptiert hatte. Zuvor war er bereits bei vier verschiedenen Familien untergebracht. Als der Bub fünf Jahre alt war, stellte sich heraus, dass er durch einen Gendefekt unweigerlich erblinden würde. Heute, mit elf Jahren ist er vollkommen erblindet. Da es seine größte Freude war, mit dem Fahrrad zu fahren, haben wir den Kauf eines Elektro-Tandems unterstützt, auf dem der Junge zumindest mittreten und das Fahrgefühl erleben darf. Es war so berührend, wie tapfer die gesamte Familie zusammenhält.“

Ist es das, was eine Heidrun Beckenbauer motiviert und inspiriert, sich unentwegt in die Arbeit zu stürzen? „Mein Mann hat diese Stiftung vor 40 Jahren gegründet und viel Zeit, Geld und Herzblut investiert. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, die Stiftung in seinem Sinne weiterzuführen, da er sich selbst, gesundheitlich bedingt, nicht mehr so einsetzen kann. Und natürlich motiviert es mich, Menschen helfen zu können und von ihnen zu lernen, wie viel Energie man trotz einer Einschränkung an den Tag legen kann!“

Heimatbezug

In den vergangenen Jahrzehnten lag das Hauptaugenmerk der Franz Beckenbauer-Stiftung naturgemäß auf der deutschlandweiten Unterstützung in Not geratener Menschen und Familien. Was sich jedoch ändern soll: „Wir leben in Salzburg und möchten natürlich auch mehr und mehr in Österreich helfen“, so Beckenbauer, „bislang unterstützen wir hierzulande einige Institutionen wie das Kinderschutzzentrum Salzburg, die Österreichische Krebshilfe und die Kinderkrebshilfe. Künftig wollen wir aber auch österreichweit mehr Einzelfälle unterstützen.“

Text: Doris Thallinger
Fotos: artaffairs / Kerstin Zeise, privat, Franz Beckenbauer-Stiftung, wildbild/Herbert Rohrer