Bangladesch
Reise in das Land der Farben

Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Dominic Schafflinger, Radisson Blu Dhaka Water Garden

Bangladesch, das ist noch ein Land für Entdecker. Im kleinen Nachbarn Indiens gibt es kaum Tourismus. Auf den Reisenden warten Dschungel, Moscheen und Tempel, verlassene Strände, dicht besiedelte Städte und die größten Mangrovenwälder der Welt. Vor allem ist das Land der Bengalen kein gestyltes Tourismusland, sondern geprägt durch intensive Kontraste…

Im Land der Bengalen, was Bangladesch übersetzt bedeutet, zeigt sich das Leben kraftvoll von seiner simplen Seite. Müll und Armut sind in Bangladesch leider allgegenwärtig, werden jedoch von der Freundlichkeit der Menschen und dem Leben, das hier eine unglaubliche Intensität besitzt, regelrecht konterkariert. Farbenpracht, wohin man blickt, die bunten Saris der Frauen, das dichte Grün und die Blüten des Dschungels oder die farbenfrohen Märkte, an denen alle nur erdenklichen Handelswaren feilgeboten werden. Auch der Ärmste scheint bestrebt, aus diesem Tag, ja aus jedem Moment, das Beste zu machen und in jeder Begegnung schwingt dieses Gefühl mit: „Hoffnung, Gemeinschaft und buntes freudiges Glück des Augenblickes…“

Der kleine Bruder Indiens
Bangladesch hat in etwa die Größe Griechenlands, aber gleichzeitig mit 1.240 Einwohnern pro Quadratkilometer die höchste Bevölkerungsdichte der Welt. Es ist einer der ärmsten Staaten Asiens, wobei in der letzten Dekade eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht wurde und eine aufstrebende Mittelschicht entsteht. Das Land ist geprägt von der Landwirtschaft und den beiden großen Flüssen Brahmaputra und Ganges, die sich hier vereinigen. Die Küche ist für Europäer von der indischen kaum unterscheidbar und sehr scharf. Fünf Mal täglich ist der Ruf des Muezzins zu hören, Banglas sind zu 90 Prozent moslemisch, aber auch Buddhismus und Hinduismus sind lebendig und allgemein akzeptiert. So ist Bangladesch doppelt romantisch, ein bisschen wie 1001 Nacht mit fernöstlicher Exotik.

Leben auf engstem Raum
Wer nach Bangladesch reist, fliegt den Hazrat Shahjalal International Airport in Dhaka an. Die Hauptstadt, in deren Großraum circa 21 Millionen Menschen leben, ist ein wahrer Moloch, in dem Stau, Baustellen und Smog zum Alltag gehören. Zwischen dem Gewimmel einer unglaublichen Menge an Fahrzeugen jeder Bauart finden sich überall bunte Märkte, Restaurants und geschäftiges Treiben. Es herrscht meist so ein Trubel, dass die Sinne unmöglich alles in seiner Gesamtheit aufnehmen können. Ruhe findet man nur in einer der vielen Moscheen und Tempel. Um Dhaka wirklich erlebt zu haben, muss man in die engen Gassen von Oldtown, dem ältesten Teil der Stadt, der am Buriganga Fluss liegt. Dort besucht man unter anderem den Ahsan Manzil Palast, das Lalbagh Fort, die Mrida Moschee und genießt authentisches Kacchi-Biryani, ein typisch bengalisches Reisgericht mit Lamm. Einkaufen ist neben gutem Essen die zweite Leidenschaft der Banglas, und auch selbst sollte man sich unbedingt das Erlebnis einer Maßanfertigung gönnen.

Teatime
Einen weiteren Teil der bengalischen Identität lernt man in Sylhet kennen, die traditionelle Teeproduktion. 95 % aller bangla-stämmigen Briten kommen aus dieser Region im Norden des Landes und verbringen auch regelmäßig hier ihren Urlaub. Hier liegt – eingebettet in wunderbare Teehügel – die Kleinstadt Srimongal und das Grand Sultan, eines der besten Hotels Bangladeschs. Als Startpunkt für ausgedehnte Wanderungen in den Teehügeln sollte unbedingt der idyllische Madhabpur See gewählt werden. Nicht vergessen, noch schnell Tee einzukaufen! In Bangladesch wird übrigens traditionell süßer Schwarztee, der in Milch gekocht wird, getrunken. Auf der Suche nach Überresten des alten Bengalens gibt es in Sylhet einiges zu entdecken, so warten verfallene Dschungelruinen, alte Moscheen und vieles mehr darauf erkundet zu werden. Die schlechten Straßen erinnern allerdings auch an längst vergangene Zeiten.

Das Bengal-Delta
Bangladesch ist auch das Land der Flüsse. Hier treffen die zwei mächtigsten Ströme des Subkontinents aufeinander, der Brahmaputra und der heilige Ganges. Deren Flussdelta, Sundarbans genannt, beherbergt die größten Mangrovenwälder der Erde – 10.000 Quadratkilometer. Durch die Gezeiten vermischen sich hier Süß- und Salzwasser und dies beeinflusst die gesamte Flora und Fauna. Faszinierend sind die Wurzelsporne, die dicht an dicht bis zu 40 Zentimeter hoch aus dem Boden wachsen. Im Brackwasser der Mangroven leben Krokodile und an den Ufern sonnen sich riesige Bindenwarane. Herden von Axishirschen, Affen, Wildschweinen und unterschiedlichste Vogelarten bevölkern das Naturreservat. In Richtung offenes Meer sieht man Delfine aus dem Wasser springen, Mantas majestätisch vorbeigleiten und bedrohte Schildkröten haben hier ihre Brutplätze. Der König des Deltas ist aber der Bengalische Tiger und es ist ein unglaubliches Glück, wenn man einen der ca. 200 Exemplare zu Gesicht bekommt. Der ‚schöne Wald‘, so die Übersetzung von Sundarbans, ist eines der größten Naturerlebnisse der Welt.

Relaxen und wandern im Südosten
Der Südosten Bangladeschs bietet eine dichte Fülle an Sehenswertem, so dass er fast schon allein eine Reise wert ist. Von der pulsierenden, aber schmutzigen Hafenmetropole Chittagong geht es in die Kleinstadt Rangamati, die am Lake Kaptai liegt. Dieser ist der größte Stausee Bangladeschs, und Sünde und Segen zugleich. Bei dessen Bau verloren über 100.000 Menschen ihr Farmland, dafür ist er der beinahe einzige große ökologische Stromproduzent des Landes. Es lohnt sich besonders, mit dem Boot die Dörfer und Tempel der buddhistischen Minderheit der Chakma zu besuchen.

Köstlich, aber unglaublich ‚spicy‘ ist das traditionelle, im Bambusstamm geschmorte Hühnchen. Überhaupt sind die Gerichte hier im Süden weniger indisch, sondern erinnern mehr an die südostasiatische Küche. Rund um Cox’s Bazar bekommt man am besten einen Eindruck davon, wie Bengalen am liebsten Urlaub machen, in großen Gruppen und bei gutem Essen. Aber man trifft auch die meisten Bewohner der westlichen Welt, die hier als Mitarbeiter im nahegelegenen Rohinga-Flüchtlingscamp tätig sind und Kurzurlaub machen. Ein durchgehender Sandstrand von ca. 120 Kilometern macht Cox’s Bazar zum zweitlängsten Strand der Welt. Mit dem Tuktuk findet sich garantiert ein Plätzchen ganz für sich allein. Die spektakulärsten Sonnenuntergänge gibt es am etwas überlaufenen Inani Beach. Ein weiteres Highlight ist der südlichste Zipfel des Strandes, wo die Grenze zu Burma liegt und beide Staaten nur durch einen Fluss getrennt sind. Hier kann man in Ruhe, mit Blick auf Meer, Moschee und Rindermarkt, Tee trinken und dann nach St. Martin Island übersetzen. Die Insel bietet zwar einsame Strände, aber hat leider auch ein massives Müllproblem.

Egal wohin man in Bangladesch kommt, die Vielfalt dieses Landes und das Farbenspiel von Dschungel, Meer und Menschen lässt einen nicht mehr los. „Ein Bengale, der Familie hat, kann niemals arm sein“, sagt ein Sprichwort und die Bengalen ziehen ihre Zuversicht aus der Gemeinschaft. Ein Gedanke, der uns im Westen schon beinahe abhandengekommen ist.

Reisetipps:

Nur wenige ausgewählte Reisebüros bieten Gruppenreisen nach Bangladesch an. „Der Trend geht definitiv zu individuellen Erlebnisreisen“, erklärt Andrea Diefenbach, die als Geschäftsführerin von ORIENTALTOURS seit über 20 Jahren auf Reisen jenseits ausgetretener Pfade spezialisiert ist. Gerade bei mäßigen
Englischkenntnissen ist der Reiseanbieter, der Kleingruppen sowie ganz individuelle Erlebnisse organisiert, eine sichere Wahl.

Für alle, die eigenständig ihr Abenteuer realisieren wollen, ist das Radisson Blue Water Garden in Dhaka die beste Anlaufstelle. Hier ist es möglich, alles dem Hotel zu überlassen. „Die komplette Reisevorbereitung kann von uns übernommen werden“, versichert Tashfeen Ahmad, Marketing Communications Executive des 5 Sterne Hauses, „wichtig ist, uns schon vor der Buchung über alle Wünsche zu informieren.“

Reisevorsorge:

„Aus medizinischer Sicht sollte man vor einer Reise nach Bangladesch alle in Österreich empfohlenen Basisimpfungen auffrischen, ergänzend eine Impfung gegen Typhus, Japan B Encephalitis und Tollwut. Auf eine gute Nahrungsmittelhygiene sollte geachtet werden und eine gut sortierte Reiseapotheke ist empfehlenswert. Das Malaria-Risiko ist niedrig, aber eine gute Expositionsprophylaxe gegen Stechmücken ist angebracht. Eine Reisekrankenversicherung sowie ein Covid-Reiseschutz sollten unbedingt abgeschlossen werden.“

Tropenmediziner Dr. med. Christian Gruber, Salzburg