Austrian Doctors

Eine Salzburger Erfolgsgeschichte

Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Austrian Doctors, Miro May

Die Austrian Doctors wurden 2008 vom Salzburger Kinderarzt Dr. Werner Waldmann und dem Internisten Dr. Christian Gruber gegründet und betreiben Krankenhäuser sowie Schulen in Kenia, Bangladesch, in Indien und auf den Philippinen. Die letzten Jahre waren für die Salzburger NGO mehr als fordernd.

Die Austrian Doctors vermitteln, gemeinsam mit den Partnerorganisationen German Doctors und Swiss Doctors, Ärztinnen und Ärzte für ehrenamtliche Einsätze in ihre Kliniken. Diese befinden sich entweder direkt in den Slums der großen Megacitys Asiens und Afrikas oder sind soweit abgelegen, dass viele Stunden Fußmarsch sie von den nächsten Gesundheitseinrichtungen trennen. In Metropolregionen sowie im vernachlässigten ländlichen Raum werden die Austrian Doctors besonders benötigt. Die Ärztinnen und Ärzte vor Ort arbeiten in ihrem Berufsfeld, sie schulen aber auch das lokale Personal und teilen ihr Wissen mit den einheimischen Partnern. Deren erworbenes Fachwissen bleibt im Land und hilft dabei, immer unabhängiger zu werden.

Das zweite Standbein der Austrian Doctors hat mit Wissenstransfer zu tun. Die ehrenamtliche NGO engagiert sich stark im Bereich Bildung. Die Austrian Doctors betreiben in den Slums von Kolkata (ehem. Kalkutta/Indien) und Dhaka (Bangladesch) sowie im Massailand (Kenia) fünf Schulen mit insgesamt fast 3.000 Schülern pro Jahr. Dort erhalten die Kinder jene Bildung, die Voraussetzung für eine bessere Zukunft ist. Zusätzlich gibt es für die Schüler täglich ein warmes Mittagessen, damit die oft bildungsfernen Eltern einen Anreiz haben, ihre Kinder überhaupt in die Schule zu schicken.

Mit Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 änderte sich bei den Projekten der Austrian Doctors schlagartig alles. Schulen mussten geschlossen werden und ein Großteil der Eltern der betreuten Schulkinder hatten kaum mehr etwas zu essen, da sie vorwiegend als Tagelöhner beschäftigt sind und durch die Lockdowns und wirtschaftlichen Einschränkungen von einem Tag auf den anderen kein Einkommen mehr hatten. Daher begann der Verein, großzügig unterstützt vom Land Salzburg, Nothilfepakete in Form von Essen und Hygieneartikeln zu vergeben und den Menschen so ein Überleben in dieser schwierigen Zeit zu sichern.

Die Ausgangssperren in den Projektländern waren teilweise so strikt, dass zwischendurch sogar die Kliniken schließen mussten. Weder Personal noch die PatientInnen durften ihr Haus verlassen. Severin Schwaiger, Geschäftsführer der Austrian Doctors, erinnert sich: „Eine Situation, in der es einem nicht einmal erlaubt ist, mit Schmerzen ins Krankenhaus zu gehen ist für uns unvorstellbar. Aber so ging es den Leuten. Nicht mal die Ärzte durften arbeiten und mussten zuhause bleiben. Schon brutal, wenn man helfen will und dann nicht darf. Die Zeit hat uns zugesetzt.“ Lang hielt dieser untragbare Zustand aber glücklicherweise nicht an und die Gesundheitseinrichtungen durften, abhängig vom Gastland, relativ bald wieder aufsperren.

Die Situation in den Projektregionen war sehr unterschiedlich. Fast während der gesamten Pandemiezeit blieben die Schulen in Bangladesch geschlossen. Durch Online-Unterricht, Hausbesuche und weitere Maßnahmen wurde von Seiten der Lehrerinnen und Lehrer alles gegeben, um die Schulkinder trotz dieser schwierigen Umstände gut zu unterrichten

In Kenia hingegen kehrten die Schüler schon mit Jänner 2021 wieder in den regulären Unterricht zurück und so konnten im Community Center in Awasi, Kenia, Kindergarten und die Vorschule wieder betrieben werden. In Kenia sieht das Schulsystem ein Jahr Kindergarten und zwei Jahre Vorschule für alle Kinder vor. Mehr als 50 Kinder besuchen pro Tag das Community Center der Austrian Doctors

Im Vergleich zu den Projektländern waren die Probleme in Österreich überschaubar. Trotzdem traf es den Verein stark, weil fast alle wichtigen Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Im Juli aber konnte mit der Salzburger Kultband „Die Querschläger“ ein großartiges Benefizkonzert stattfinden. Bei ausgelassener Stimmung gab es nach Langem wieder die Möglichkeit, einen Abend gemeinsam mit Spenderinnen und Spendern zu verbringen und viele Gespräche zu führen. Im Oktober fand der „One Mile for a Smile“-Charity-Lauf statt, viele laufbegeisterte Erwachsene und Kinder konnten so die Arbeit der Austrian Doctors unterstützen.

Die Ärzte sind wieder unterwegs

Im April 2022 konnten Vorstand und Mitarbeiter endlich wieder in Bangladesch einreisen, um sich persönlich ein Bild von den Projekten nach zwei Jahren Pandemie zu machen. Erfreulicherweise laufen die Schulprojekte dank einer Vielzahl an engagierten LehrerIn inzwischen wieder sehr gut. Aber durch die Auswirkungen der Pandemie und die aufkommende Wirtschaftskrise, die auch Asien und Afrika stark betrifft, hat sich die Lebenssituation vieler Menschen in Bangladesch nachhaltig verschlechtert und die Armut nimmt wieder zu, weshalb die Unterstützung durch die Austrian Doctors weiterhin sehr wichtig ist. Die Nothilfepakete stellen noch immer ein wichtiges Tool dar, um Familien zu versorgen, damit die Kinder weiter in die Schule kommen können.

Im neu gebauten Training Center der Austrian Doctors in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka werden ab Beginn des Jahres 2023 viele junge Erwachsene die Möglichkeit einer praktischen Berufsausbildung bekommen. Angeboten werden unter anderem Kurse für Schneiderei, PV-Technik und Telefonreparatur sowie Mechaniker- und Computerausbildungen. Einerseits sollen Schüler der Austrian Doctors Schulen dort weiter ausgebildet werden und andererseits auch andere junge Menschen aus der Umgebung dieses Angebot wahrnehmen können. „Wir werden unsere Arbeit auch in schwierigen Zeiten wie diesen beibehalten und nach Kräften versuchen, weiter zu wachsen, denn wir werden mehr denn je gebraucht“, ist sich Severin Schwaiger sicher.

Austrian Doctors GF Severin Schwaiger

BOX: Den Helfern helfen

Wenn Sie die Austrian Doctors persönlich kennenlernen möchten, so haben Sie von 12.-21.12. am Salzburger Christkindlmarkt, Alter Markt vis a vis Café Tomaselli, Gelegenheit dazu.

Die Austrian Doctors freuen sich auch über persönliche Kontaktaufnahme unter:

Tel: 0664 1507888
Mail: office@austrian-doctors.at
Web: www.austrian-doctors.at

Spendenkonto: AT09 3500 0000 0816 1566
Spenden an die Austrian Doctors sind steuerlich absetzbar.