Abenteuer Camping Natur hautnah erleben

Text: Astrid Schraffl

Fotos: Andrey Armyagov, Biletskiy Evgeniy - stock.adobe.com; Nima: privat

Für die einen Lagerfeuerromantik und Naturerlebnis pur, für die anderen wegen mangelndem Komfort der Horror schlechthin. Beim Camping spalten sich die Geister. Dabei ist Camping längst nicht gleich Camping.

Wem sich beim Wort Camping das klassische Bild vom Zelt am Campingplatz vor dem inneren Auge auftut, der läuft Gefahr, weit zu fehlen. Denn unter Camping versteht man schon lange nicht mehr nur das bloße Nächtigen im Zelt. Der Trend geht immer mehr in Richtung „Je mehr Komfort, desto besser“. Jetzt wird sicherlich der eine oder andere denken: Was hat Campen mit Komfort zu tun? Oder auch: Wenn Komfort, warum dann nicht gleich ein Hotel? Die Antwort ist überraschend simpel. Wer campen geht, sucht die Naturverbundenheit! Das Abenteuerliche und Ursprüngliche ist das, was so viele zum Camping animiert. Die Vorstellung, an einem lauen Sommerabend am See in gemütlicher Runde vor dem eigenen Zelt am Lagerfeuer zu sitzen, Würstel und Stockbrot zu grillen und ganz eins zu sein mit der Natur. Was aber braucht man, damit die Camping-Erfahrung eine frohe wird und nicht rückblickend eine Schauergeschichte? Wir haben Silvia Schlett, Beraterin bei iko bike & mountain world Hallwang, befragt. Ihr Tipp: Beim Kauf unbedingt auf die Qualität des Zelts achten, sonst schläft man nach kürzester Zeit wegen mangelnder Atmungsaktivität in einer Tropfsteinhöhle. Außerdem ganz wichtig ist eine gute Matte für den Boden. Der wärmste Schlafsack ist umsonst, wenn die Kälte vom Boden kommt. Für richtig gemütliches Schlafen am Campingplatz – wenn das Gewicht der Ausrüstung keine Rolle spielt – ist eine Schaumstoff-Gelmatte besonders zu empfehlen. Und nicht vergessen: Eine French Press, damit der Kaffee am Morgen gesichert ist! Sie hätten jetzt Lust aufs Campen bekommen, aber realisieren gerade, dass Zelten auch bedeutet, am Boden zu schlafen, sich die Sanitäranlagen zu teilen und dass es am Morgen keinen fertig gedeckten Frühstückstisch gibt? Wenn dieser Gedanke Sie abschreckt, dann sei Ihnen künftig Glamping wärmstens ans Herz gelegt.

Viel Luxus beim Glamping
Wer gerne naturverbunden urlauben möchte, sich mit dem minimalistischen Konzept von Camping aber nur wenig anfreunden kann, versucht es am besten mal mit Glamping. Als englische Wortkreation, zusammengesetzt aus den Wörtern Glamour und Camping, hält diese Form des „Zeltens“ definitiv, was sie verspricht. Die Unterkünfte beim Glamping sowie deren Ausstattung haben mit dem klassischen Kampieren nur noch wenig gemein und ihre Ausführungen sind so vielfältig wie die Länder zahlreich sind, in denen sie angeboten werden. Ein Zelt oder ähnliches mitzubringen, ist hier nicht notwendig. Die Unterkunft wird fixfertig zur Verfügung gestellt, zumeist mit allem, was das Herz begehrt. Häufig luxuriös ausgestattet mit bequemen, großen Betten und eigenen Sanitäranlagen, bleiben beim Glamping mitten in der Natur keinerlei Wünsche offen. Sei es in der umweltfreundlichen Jurte in Chile am Lago del Toro, in der Ecolodge in der Wüstenlandschaft nahe Marrakesch, im Bungalowzelt im Safaristil im australischen Outback, im White Pod (weiße Halbkugelzelte) in der Schweiz, im afrikanischen Safarizelt in Sambia, in den Wild-West-Zelten in den Bergen Colorados, in den Baumschlössern Frankreichs oder auch in den Luxus-Zelten des Clayoquot Wilderness Resort in Kanada, der derzeit teuersten Glamping-Unterkunft weltweit. Dort blättert man in der Nebensaison für zwei Personen im Luxuszelt pro Nacht schon mal ab 1800 Euro hin. Glamping geht aber auch deutlich erschwinglicher, wie z. B. die österreichischen Glamping-Variationen zeigen.

Glamping made in Austria
Denn natürlich kann man inzwischen auch heimisch wunderbar und abwechslungsreich glampen. Wir haben uns Glamping á la Salzburg etwas näher angeschaut und zwar beim Seecamping in Zell am Wallersee, wo in den kleinen, feinen Chalets das verwöhnte Camperherz definitiv lacht. Die gemütlich-stylischen Chalets in zwei Größen (29 & 45 m²) sind erstaunlich geräumig und vermissen auf kleinem Raum mit mehreren Schlafzimmern keinerlei Komfort. Außerdem dabei ist überall eine möblierte Terrasse, die zum Verweilen und Grillen einlädt. Flaniert man über den weitläufigen Campingplatz, erfreut man sich nicht nur über das Restaurant mit großem Gastgarten und dem neuerrichteten Kinderspielplatz, sondern besonders über die unmittelbare Lage direkt am Wallersee. Einen Zeltplatz sucht man hier vergebens, dafür gibt es zahlreiche Dauercamper, die zum Teil schon vor über zwanzig Jahren hier ihre Zelte in Form von Wohnwägen aufgeschlagen haben. Besonders überrascht hat uns, dass es am Campingplatz auch Grundstücke zu kaufen gibt, was als kostengünstige Alternative zur gekauften Ferienwohnung großen Anklang findet. Verständlicherweise, denn wo sonst bekommt man im Salzburger Land für etwa 80.000 Euro ein ca. 100 m² großes Grundstück direkt am See? Außerhalb Salzburgs glampt man beispielsweise in den urigen Schlaf-Fässern entlang des Donauradwegs in Au an der Donau (OÖ), in den Safari-Lodge-Zelten im Nature Resort Natterer See (Tirol), im Biwak am Millstätter See (Kärnten) oder im luftigen Baumhotel am Baumkronenweg in Kopfing (OÖ).

Uriges Glamping in den Schlaffässern in Au an der Donau

Maximale Freiheit beim Caravaning
Eine weitere beliebte Form des Campings ist das sogenannte Caravaning, wo man mit Wohnwagen (Caravan) oder Wohnmobil umherreist und darin übernachtet. Caravaning punktet vor allem mit Flexibilität und Unabhängigkeit, aber auch mit mehr Komfort als im einfachen Zelt. Jederzeit und überall hin zu können, ständig neue Orte zu entdecken und dabei das kleine Zuhause immer mit dabei zu haben, ist für viele Camper ein Grund, sich für Caravaning zu entscheiden. Fahrzeuge mit Gesamtgewicht bis zu 3,5 Tonnen dürfen mit dem normalen B-Führerschein gelenkt werden, daher spricht wenig gegen den ersten Urlaub im Wohnmobil. Was aber bewegt jemanden dazu, sein gewohntes Leben aufzugeben, alles hinter sich zu lassen und dauerhaft in einen Wohnwagen zu ziehen?

Nächtigen im Zelt

Für all jene, die den Alternativen zum klassischen Camping wenig abgewinnen können, weil zum „richtigen“ Kampieren halt eben doch das Übernachten im Zelt gehört und gerade das den speziellen Charme ausmacht, haben wir eine Packlist zusammengestellt, damit nichts dem Abenteuer Zelten seinen Abbruch tut.

Packlist fürs Zelten:

• Zelt
• Schlafsack
• Matte
• Campingkocher & Kartuschen
• Campinggeschirr
• Campingstuhl
• Feuerzeug
• Schnur (zum Wäsche aufhängen, falls es mal regnet)
• Reparaturtape
• Erste-Hilfe-Paket
• Kühlbox
• Stirnlampe
• Insektenspray
• Powerbank mit Solarfunktion
• Feuchttücher
• Regengewand
• Sonnencreme
• Kaffeemaschine

Leben im Wohnmobil
Was sich die wenigsten vorstellen können, ist für Nima seit 2015 Realität. Sie lebt (und arbeitet) seit bald sechs Jahren mit ihrem Lebensgefährten Steve und den gemeinsamen Hunden in einem Oldtimerbus und reist quer durch Europa.

Interview

„Sag ja zu dir“

Nima Ashoff hat vor ein paar Jahren ihr bisheriges Leben komplett neu gestaltet und lebt jetzt mit ihrem Partner und den gemeinsamen Hunden in einem Oldtimerbus und erkundet Europa. Als Selbstwert-Coach ermutigt sie von unterwegs, ein Leben zu führen, das glücklich macht.

Du lebst seit über 5 Jahren im Oldtimerbus. Mit dem Gedanken spielt man ja vielleicht öfter, einfach auszusteigen aus dem „normalen“ Leben. Aber was hat den Anstoß gegeben, dass ihr euch tatsächlich dazu entschlossen habt, das zu tun?
Den Traum vom Leben im Bus hatte ich eigentlich nie. Aber mein Partner und ich haben uns bereits in Spanien kennengelernt und für uns stand schnell fest, dass wir nicht in Deutschland leben wollen. Bei den Überlegungen, wie wir am besten unsere Wünsche ans Leben mit dem Beruflichen verbinden können, sind wir irgendwann auf die Idee vom Wohnmobil gestoßen und nach reichlicher Planung und Vorbereitung, haben wir es in die Tat umgesetzt.

Wie haben eure Familie und Freunde anfangs reagiert, als ihr ihnen von eurer Entscheidung erzählt habt?
Mein Freundeskreis in Deutschland hatte sich bereits durch meinen Umzug nach Spanien weitgehend verloren. Aber der Freundeskreis meines Partners Steve, der auch zu meinem Freundeskreis wurde, hat das sehr positiv aufgenommen, war auch wenig überrascht, schließlich kennen sie uns sehr gut. Bei meiner Mutter sah das Ganze etwas anders aus. Ich glaube, sie hat mich anfangs wirklich als jenseits von Gut und Böse abgeschrieben. Es hat etwa zwei Jahre gedauert, bis sie gemerkt hat, wie glücklich mich dieses Leben macht und das hat wiederum sie froh gemacht.

Was gefällt dir besonders am Leben im Oldtimerbus?
Die Freiheit! Die Freiheit das zu tun, was mir Spaß macht und dort zu leben, wo es mir gerade gefällt.

Über dein Leben und deine Erlebnisse unterwegs berichtest du sehr anschaulich, aber auch sehr ehrlich und ohne verklärendem Blick in deinem Blog „Abenteuer unterwegs“. Neben den vielen tollen Momenten gibt es auch immer wieder mal schwierige Situationen. Welche z.B.?
Schwierig ist es vor allem dann, wenn das Wetter schwierig ist. Wenn es draußen wochenlang regnet und die Hunde ständig den Dreck mit in den Bus bringen und wir 24/7 ohne jeglichen Freiraum aufeinander kleben, ist das sehr mühsam. Oder wenn zwei Tage lang draußen der Sturm geht und es drinnen so laut ist, dass man die ganze Nacht nicht schlafen kann. Und wenn etwas am Bus kaputt geht, ist das natürlich auch oft eine Herausforderung.

Lassen dich solche Vorfälle manchmal an deiner Entscheidung zweifeln?
Nein, ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass ich jetzt gerade das Leben führe, das ich führen möchte.

Wie ist das Leben zu zweit auf so engem Lebensraum? Noch dazu mit mehreren Hunden. Wie geht ihr als Paar mit schwierigen Situationen um?  
Es erfordert auf alle Fälle eine gute Kommunikation und dass man über die störenden Dinge offen spricht, ohne deswegen gleich eingeschnappt zu sein. Natürlich kommt es vor, dass man mal für ein paar Stunden nicht miteinander redet, weil man sich grad gegenseitig nervt. Aber länger darf es nicht dauern, weil sonst die Stimmung im Bus unerträglich wäre. Wichtig ist, dass wir uns zwischendurch auch mal Freiraum geben, indem einer von uns für ein paar Stunden den Bus verlässt.

Wie funktioniert das Arbeiten unterwegs? Wie sieht der typische Tag bei euch aus?
Das Arbeiten unterwegs funktioniert sehr gut, erfordert aber viel Disziplin, damit man sich nicht vom schönen Wetter, der Kletterwand oder dem Meer ablenken lässt. Ich arbeite als Selbstwert-Coach für Frauen und wenn ich Termine habe, dann ist für Steve klar, dass er den Bus verlassen muss, wegen der Vertraulichkeit meiner Gespräche.

Einen typischen Tag gibt es bei uns dann, wenn wir an einem Ort für längere Zeit bleiben. Bei einer Woche oder länger entsteht dann schon eine gewisse Routine. Wir stellen uns morgens keinen Wecker, sondern starten den Tag, wann es für uns gut passt. Dann frühstücken wir noch in Ruhe gemeinsam und anschließend wird meist für einige Stunden gearbeitet. Zwischendurch gibt’s eine Pause, in der wir zusammen kochen und essen. Wenn die Arbeit für den Tag erledigt ist, erkunden wir die Umgebung, wandern und klettern viel oder treffen uns mit Freunden, die wir inzwischen überall haben. Wobei Steve der Extrovertierte von uns ist und sehr schnell mit Fremden ins Gespräch kommt, die dann nicht selten zu Freunden werden.

Wie bestimmt ihr eure Route bzw. wo es als nächstes hingehen soll?
Oft ergibt sich die Route dadurch, dass wir irgendwo Freunde besuchen, die wir eine Weile nicht gesehen haben. Und wenn es uns auf der Strecke wo gefällt, dann bleiben wir einfach länger. Oder wir fahren in Regionen, die wir noch nicht kennen, uns aber attraktiv erscheinen.

Inwiefern habt ihr die Corona-Krise im Oldtimer-Bus unterwegs gespürt?
Wir haben den Winter auf Kreta verbracht, was wir schon lange vorhatten. Das Reisen war in Griechenland wegen Corona eigentlich mehr oder weniger verboten. Allerdings fallen wir mit unserem Wohnmobil in eine Grauzone und daher war das für uns kein wirkliches Problem. Wir campen sowieso meist in der freien Natur, abseits von anderen Leuten. Wenn wir in eine Ortschaft kommen um einzukaufen, tragen wir dort natürlich Maske oder wir lassen uns testen, bevor wir beispielsweise die Fähre verwenden, aber ansonsten hat uns das Ganze glücklicherweise relativ wenig betroffen.

Im Nachhinein ist man ja immer gescheiter: Gibt es etwas, das du rückblickend auf die letzten 5 bis 6 Jahre anders machen würdest?
Nein! Tatsächlich würde ich alles wieder genauso machen.

Würdest du das Leben im Wohnwagen/Bus anderen weiterempfehlen?
Nein, denn sonst werden die Straßen zu voll. (lacht) Aber im Ernst, ich kann nur sagen, wer wirklich darüber nachdenkt, sollte es einfach ausprobieren und dann wird sowieso schnell klar, ob es das Richtige ist.

Welchen Tipp würdest du anderen geben, die auch mit dem Gedanken spielen, mit dem Wohnmobil in die Welt aufzubrechen?
Vor dem Start auf jeden Fall etwas Kapital ansparen. Je nachdem, wie genügsam man ist, rate ich zu einem Polster von etwa 10.000 Euro. Das Leben im Wohnmobil ist vor allem anfangs sehr unberechenbar, Dinge gehen plötzlich kaputt und bis die (neue) Selbstständigkeit gut läuft, kann es dauern.

Welche Stationen stehen für die nächste Zeit auf eurem Fahrplan?
Wir werden bald nach Athen aufbrechen, um Freunde zu besuchen und danach möchten wir die Region Karpenisi erkunden, wo wir noch nie waren. Man soll dort ganz toll wandern können.